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Argumente gegen Boot-Camps?

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Argumente gegen Boot-Camps?

Autor: Tanja | Datum:
Hallo,
hatte küzlich ein ziemlich bescheuertes Gespräch mit einem Vater aus unserer Pekip-Gruppe, der meinte, Boot-Camps müßten auch in Deutschland eingeführt werden, dann gebe es weniger kriminelle Jugendliche als mit diesen "Wischi-Waschi-Zuhör-und-Verständnis-Methoden". Ich war ziemlich schockiert (zumal der ein Pflegekind vom Jugendamt hat), aber meine Einwände, daß niemand es verdient hat, wie Dreck behandelt zu werden und daß das Nazi-Regime wohl nur aufgrund eines ähnlichen Erziehungs-Verständnisses in Deutschland überhaupt erst zustande kommen konnte, wiegelte er ab mit dem Argument, daß es hier ja nicht um die breite Masse gehe sondern nur um "die Schlimmen" und daß die Erfolgsquote doch so hoch sei, daß das gar nicht verkehrt sein könne.
Kann mir jemand sagen, wie ich das dem Menschen vielleicht doch noch begreiflich machen kann, was er da eigentlich sagt? Weiß echt nicht, wie ich ihm das erklären soll...

Tanja

guggst Du

Autor: Tanja | Datum:
hier: http://www.pekip.de
Eigentlich nichts weiter als eine gut angeleitete Krabbelgruppe; macht aber ziemlich viel Spaß, gerade da ich als unerfahrene Mutter nun nicht so viel wußte von der Entwicklung eines Babys. ;-)

Tanja

Re: Argumente gegen Boot-Camps?

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Ein Argument gegen die militaristische Traumatisierung Jugendlicher ist die große Wahrscheinlichkeit, dass die damit vermeintlich erreichte Konformität keine Normalisierung darstellt, sondern eine Aggression nach innen. Es findet also quasi ein Brechen der als pathologisch definierten Persönlichkeit statt, und was nach dem Zusammenbruch übrig bleibt ist eben der Anschein der Normalität, während es sich allerdings eher um die Stagnation des Traumas handelt. (Vergleichbar mit gebrochenen Pferden, die Ertragen dass die Täter mit ihrem Anus auf dem Rücken rumrutschen.) Diese erdrückende Form von Angepasstheit führt unweigerlich später irgendwann in eine klinische Depression. Man verlagert also das Problem indem man im schlimmsten Falle die Betroffenen in den Selbstmord treibt.

Gemeinsamkeit ist sicherlich eine gute Erfahrung, solange sie in keinem derart perversen Kontext stattfindet. Anerkennung, Zugang zu kreativem Denken, Lernen von Liebe, die Vermittlung ethischer Werte über Verstehen von Ethik wären Strategien um diesen Jugendlichen aus ihrer Sackgasse zu helfen, aber das Vertauschen von Aggression mit Autoaggression kann nur schief gehen.