Vegane Kinder:
"Neu-Vegan" und viele Fragen - Kleinstkind

> Ich hab in einem andren Forum (nicht vegan, aber mit einigen
> veganen Usern) einige Fragen gestellt und bin gerade ziemlich
> demotiviert was die Antworten betrifft:
> Mir wurde dringend geraten, die Kleine NICHT vegan zu
> ernähren, da sie so nicht ausreichend Nährstoffe aufnehmen
> könnte (von un-veganen Usern) und das ein Kind ja alles Essen
> geschmacklich kennenlernen sollte usw. Ihr kennt solche
> "Ratschläge" sicher zu genüge - mich machen sie sehr unsicher.

Daß das Unsinn ist, kannst du dir sicher denken, und was dir vielleicht ein wenig mehr Sicherheit geben kann, sind ein paar Fotos von veganen Kindern (tlw. seit Geburt vegan), die nicht gerade schlecht ernährt aussehen.
Da diese Fakten (daß vegane Ernährung für jedes Alter möglich ist) nicht zu leugnen sind, hat auch die Wissenschaft inzwischen dieses Eingeständnis gemacht (was du evt. auch als Argument in Diskussionen gebrauchen kannst), siehe "Können Kinder vegan ernährt werden?".

> Ich bin in der Tat sehr unsicher, was die Nährstoffversorgung
> angeht und würde mich unheimlich über Tips und gute
> Informationen freuen!

Allgemein kann ich noch empfehlen "Worauf ist während der Stillzeit zu achten?". Ansonsten weiß ich aber nicht genau, bei welchen Nährstoffen du unsicher bist. Ganz allgemein könnte man nur "abwechslungreich" empfehlen. Zu einzelnen Nährstoffen gibt es auch hier ein paar Einträge (z.B. zu Eisen, Kalzium, Folsäure usw.) mit Zahlen zu Bedarf und diversen Nahrungs-Quellen, vielleicht hilft dir das noch weiter.

> könnte (von un-veganen Usern) und das ein Kind ja alles Essen
> geschmacklich kennenlernen sollte usw.

Es soll ja immer noch Kinder geben die nicht wissen wie Uran-235 oder Diacetylmorphin schmeckt...

Aber im Ernst. Wer bestimmt denn was "Essen" ist und was nicht?
Wieso sollte man als Mensch Kuhmilch, welche ausschliesslich für Kälber da ist, überhaupt als Essen bezeichnen? Ausserdem weiss das Kind ja was Milch ist da es von dir welche bekommt die auch wirklich für das Kind gemacht ist.
Körperteile und Vogeleier sind erst recht keine Nahrungsmittel.

Claude

Hallo Laura,

zunächst möchte ich Dir nur raten, Dich nicht "verrückt" machen zu lassen. Dies ist besonders wichtig, da unvegan lebende Menschen (auch Verwandtschaft) diese Unsicherheit sofort versuchen auszunutzen, um somit auch indirekt Ihre ethisch verwerfliche Lebensweise zu rechtfertigen. Versuche also immer möglichst gut (und richtig ;-)) informiert zu sein.

Wir haben drei Kinder (6einhalb, 4 Jahre und 21 Monate), die alle von Geburt an vegan leben und einschließlich des zweiten Lebensjahres gestillt wurden/werden. Eine gute Entwicklung aller Drei wird uns regelmäßig vom Kinderarzt bestätigt. Wir versuchen uns abwechslungsreich zu ernähren, essen aber auch gerne mal ordinäres veganes "Fastfood" wie Pommes mit Wurst, süße Pfannkuchen oder Kuchen (siehe http://www.veganfamily.de).

Wir substituieren B12 (Solgar) und nehmen mittlerweile auch immer mal Veg1.

Viele Grüße
Kurt

das wesentliche wurde schon gesagt, daher nur noch eine kleine Anmerkung:

> könnte (von un-veganen Usern) und das ein Kind ja alles Essen
> geschmacklich kennenlernen sollte usw. Ihr kennt solche

Halten die sich denn dran? Geben sie ihren Kindern z.B. frittierte Rinderhoden, Madenkäse, Bienenembryos in Sojasauce, Saures Lüngerl, rohe Robbenleber, Wasserwanzen, Haeggis, verfaulten Eishai, Elchnase in Gelee, Road kill, Surströmming, Blutente, Entenbruteier, Palolowürmer, Hammelhoden und was sonst noch manche Leute für "Essen" halten?

Frag sie doch bitte mal. Falls nein, sollten sie die Klappe halten (falls ja sowieso).

Und geben sie ihren Kindern auch alles, was (manche) Veganer so essen, wie Tofu, Seitan, Hafermilch, Amaranth, Quinoa, Buchweizen, Austernseitlinge, Sojaextrudat, Mandelmus, usw. sowie unzählige Obst- und Gemüsesorten, die die meisten Unveganer nichtmal dem Namen nach kennen, selbst wenn sie in jedem Supermarkt rumliegen?

Achim

> Sie isst auch gern tierisches, was ich sie derzeit auch essen lasse wenn es ihr woanders angeboten wird.

Ich gehe mal davon aus, dass Deine Tochter mit 15 Monaten noch nicht alleine unterwegs ist ;-)
Wichtig ist m.E., dass Du immer einige vegane Alternativen dabei hast (oder mitgibst), z.B. Vegane Kekse, Maiswaffeln, Dinkelstangen o.ä.. Ein Kind darf nicht das Gefühl bekommen, dass es nichts oder weniger zu essen bekommt als unvegane Kinder. Das wäre warscheinlich sehr kontraproduktiv.

Unsere Kinder bekommen zu den Gelegenheiten wo alle Kinder in der Gruppe mit Süßigkeiten beschenkt werden, z.B. beim Kindersingen oder beim Sport, eine von uns gepackte (Nasch-)Tüte. I.d.R. geben wir diese vorbereiteten Tüten dann vorher bei den "Verteilern" ab.

Bei Spieleverabredungen ist eine kurze Absprache mit den jeweiligen Eltern nötig. Wenn die Eltern sich dann nicht zutrauen vegan einzukaufen, geben wir etwas mit. Einen Obstteller haben aber bislang fast alle Eltern hinbekommen :-)

Ich würde Dir dringend empfehlen, Dein Kind auch bei anderen Leuten keine Tierprodukte mehr essen zu lassen. Dein Kind wird sonst nicht lernen, dass es nicht richtig ist, Tierprodukte zu konsumieren. Schließlich bist Du als Mutter noch ihr/sein absolutes und vertrauensvolles Vorbild. Auch Dein Umfeld wird Deine Entscheidungen sonst nicht ernst nehmen.

Nochmals viele Grüße
Kurt