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Honig-Propaganda: Hausmittel gegen Husten

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Honig-Propaganda: Hausmittel gegen Husten

Autor: Achim Stößer | Datum:
Im Dezember rauschte wieder einmal Honig-Propganda durch den Blättrewald. U.a. via dpa wurde ein Artikel der Ärztezeitung verbreitet, das Ergebnis las sich dann etwa so:

Zitat: Studie: Honig hilft Kindern ebenso gut wie rezeptfreier Hustensaft

Honig hilft Kindern bei Husten laut einer US-Studie mindestens genauso gut wie ein rezeptfreier Hustensaft. Das berichtet die in Neu-Isenburg erscheinende "Ärzte Zeitung". Für die Studie wurden mehr als 100 erkältete Kinder entweder mit rezeptfreiem Hustensaft, einem halben bis zwei Löffeln Buchweizenhonig oder gar nicht behandelt. Nach einer Nacht beurteilten die Eltern die Schwere des Hustens und wie gut ihre Kinder geschlafen hatten. Die Wirkung des Honigs wurde den Angaben zufolge dabei am besten bewertet.

Quelle: dpa (http://www.aponet.de/nachrichten/2007_12_31/2007_12_31_02.html)
Zitat: Honig als natürlicher Hustenstiller

Global Press - Dienstag, 11. Dezember, 13:51 Uhr

Hustenden Kindern hilft Honig mindestens so gut wie rezeptfreier Hustensaft. Das haben US-Forscher laut eines Berichtes der "Ärzte Zeitung" herausgefunden, indem sie die Wirksamkeit von Dextromethorphan-Hustensaft mit dem von Buchweizenhonig bei 105 hustenden Kindern verglichen. Der Honig schnitt dabei sogar etwas besser ab als der Saft. http://de.news.yahoo.com/gp/20071211/thl-honig-als-natuerlicher-hustenstiller-d343981_1.html


Etc.pp. Mal davon abgesehen, daß die Kontrollgruppe tatsächlich "gar nicht behandelt" wurde statt mit Placebos ("Parents of children who received honey or artificial honey-flavored DM in a measured syringe were blinded to their treatment group. Parents of children in the no treatment group received an empty syringe, and therefore were aware of their child's treatment group.", Honey A Better Option For Childhood Cough Than Over The Counter Medications, ScienceDaily (Dec. 4, 2007), http://www.sciencedaily.com/releases/2007/12/071203164750.htm) und dies die mögliche Placebowirkung der "Behandlung" außer acht läßt und somit wohl kaum seriös ist: Alle Quellen, die ich gefunden habe, sprechen davon, daß "Honig", Bienenerbrochens/url] besser sei als der rezeptfreie Hustensaft.

Sehen wir uns den Originalartikel der Ärztezeitung an:
Zitat: Ärzte Zeitung, 11.12.2007
Honig ist ein gutes Mittel gegen Husten

NEU-ISENBURG (eis). Honig hilft hustenden Kindern mindestens ebenso gut wie rezeptfreier Hustensaft, melden US-Forscher.

Die Kollegen haben die Wirksamkeit bei 105 hustenden Kindern untersucht. Die Eltern bekamen einen verblindeten Behälter mit Dextromethorphan-Hustensaft oder Buchweizenhonig (je nach Alter 1/2 bis 2 Teelöffel) oder ohne Inhalt (Arch Pediatr Adolesc Med 161, 2007, 1140). Nach einer Nacht beurteilten die Eltern mit Skalen Frequenz und Schwere des Hustens sowie die Qualität des Schlafs.

Ergebnis: Im Vergleich zu Kindern ohne ein Präparat schnitten die behandelten Kinder signifikant besser ab. Der Effekt von Honig wurde durchweg besser beurteilt als der von Hustensaft, die Unterschiede waren dabei allerdings statistisch nicht signifikant. http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/atemwegskrankheiten/?sid=476160


Nicht signifikant also.

Doch auch Dir ÄZ verschweigt etwas, und zwar etwas noch wesentlicheres: Nämlich, von wem diese "Studie" kofinanziert wurde.

Sicher ahnt es der eine oder andere schon: Es war das National Honey Board, also die amerikanische Honigindustrie. Da wundert allenfalls, daß das Ergebnis laut ÄZ "nicht signifikant" gewesen sein soll ... und sogar: "In a few cases, parents did report mild side effects with the honey treatment, such as hyperactivity." (a.a.O.) Aber: "Additional studies should certainly be considered, but we hope that medical professionals will consider the positive potential of honey as a treatment given the lack of proven efficacy, expense, and potential for adverse effects associated with the use of DM." (a.a.O.) Und wieder: "This work was supported by an unrestricted research grant from the National Honey Board, an industry-funded agency of the U.S. Department of Agriculture." (a.a.O.)

Noch Fragen?

So sah dazu ein Bericht in "Quarks & Co" (29. Januar 2008) aus: Es wurde von einem "kleinen Schönheitsfehler" nach Schilderung des Versuchs gesprochen, "finanziert wurde die Studie von der amerikanischen Honigindustrie", dabei prominent "National Honey Board" aus folgender Internetseite eingeblendet:
Zitat: Honey may be best for cough, study finds

Dec. 5, 2007 Courtesy JAMA and Archives Journals and World Science staff

A bit of buckwheat honey beat the leading over-the-counter children’s cough remedy in relieving kids’ cough and associated sleep troubles, a study has found.

But the research—though published in a respected medical journal—was funded by the U.S. honey industry. Its authors recommended further studies to confirm the results, while noting that safety and efficacy questions have arisen around over-the-counter kids’ cough medicines. [...]

The study appears in this month’s issue of the Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine, published by the Ameri­can Medical Association. The National Honey Board—an in­dustry-funded agency of the U.S. Department of Agricul­ture—paid for the research. http://www.world-science.net/othernews/071205_cough.htm

Der Moderator, Ranga Yogeshwar, ignorierte den Hinweis auf die Geldgeber in der Abmoderation jedoch geflissentlich, nachdem er sagte: "Da weiß man nicht, wem man wirklich trauen soll" schlug er mit Honig mantschend in die Honigpropagandakerbe: "Fest steht, die getesteten Hustensäfte schhnitten bei dieser Untersuchung schlechter ab als das alte Hausmittel Honig. Welcher Stoff im Honig wirkt, das wissen die Forscher nicht, möglicherweise liegt es an dem erhöhten Zuckergehalt, der den Hustenreiz vermindert. Eine entsprechende Studie gibt es nicht."

Falls dieses Dextromethorphanzeug vegan ist, wäre es doch mal interessant, eine Vergleichsstudie mit Ahornsirup, Agavendicksaft oder [url=http://tierrechtskochbuch.de/rezepte/loewenzahnsirup]Löwenzahnsirup
durchgeführt werden ... aber auf so eine abwegige Idee kommen "Wissenschaftler", die von der Honigindustrie bezahlt werden, natürlich nicht (um mal höflich zu sein - vielleicht kommen sie drauf, lassen sich aber bezahlen, sie nicht durchzuführen).

Achim

PS: In der gleichen Ausgabe von Quarks und Co gab es einen bericht über Medikamentennebenwirkungn (Contergan, Lipobay, Viagra usw.). Zum (tödlichen) "Desaster" bei einem Lipobay-Versuch an Menschen (nach "umfangreichen labortests und Affenversuchen") sagte Prof. Johannes Löwer, Paul-Ehrlich-Institut Langen): "Es zeigt sich auch, daß die Affenzelle in bestimmten Laborbedingungen anders reagiert als die Menschenzelle, um genau zu sein, die Menschenzelle reagiert sehr aktiv, und die Affenzelle reagiert nicht. Und das erklärt auch, warum letzendlich bei den Tierversuchen im Affen sich eigentlich keine Nebenwirkungen gezeigt haben, während bei der Anwendung im Menschen diese sehr schweren Nebenwirkungen in sehr kurzer zeit aufgetreten sind".