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Veganismusforum:
Milchtrinkender Veganer?

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Milchtrinkender Veganer?

Autor: Márton Terts | Datum:
Nein.

Aber, wenn jemand fragt, ob ich mir vorstellen könnte, Eier zu essen, würde ich gerne folgendermaßen erklären. Ist diese Formulierung richtig (als Zusammenfassung des Artikels "Vegetarier sind Mörder"):
Unter drei Bedingungen; daß dem Huhn nicht so viele Eier weggenommen werden, daß es am Kalziummangel leidet, und daß es viel mehr Eier legen muß als natürlich. Daß männliche Küken nicht vergast, zermust (wie im Film Baraka zu sehen, die Szene bleibt jedem in Erinnerung!) oder sonstwie umgebracht werden. Und daß das Huhn selbst nicht nachher umgebracht wird. Wird das gewährleistet, würde ich es mir überlegen. Aber erst dann.

Drei Bedingungen für Milch: Daß die Kälber, die die Milch voraussetzt, nicht umgebracht werden, daß nicht denen die Milch weggenommen wird und die Kuh werde anschließend nicht umgebracht. Gibt's nun nur leider nicht.

Oder? Vielleicht werden diese Voraussetzungen einmal in dreihundert Jahren erfüllt. Ein Veganer könnte sich ja statt eines Straßenhundes eines kleinen Kalbes annehmen, weiblich. Diese Kuh, aufgewachsen, könnte ein Stier treffen, ein kleines Kalb würde geboren, und wenn es dann an einem nicht menschen-verschuldeten Unfall etc. gestorben , oder totgeboren wäre, hätte die Mutter wortwörtlich überflüssige Milch (wie es bei Menschenmüttern auch vorkommt). Die könnte man trinken theoretisch (ähnlich wie Kadaver essen; doch wenn ein Hase überfahren wird, sagt jeder, nicht anfassen, das dürfe man nicht -- nur erst dafür extra umgebrachte und zu- und hergerichtete).

Re: Milchtrinkender Veganer?

Autor: bunbury | Datum:
Das Problem ist die Ausbeutung selbst, nicht deren Umstände - egal wie (unrealistisch) rosig Du Dir die Haltungsbedingungen zukünftiger Sklaven ausmalst.

> Unter drei Bedingungen; daß dem Huhn nicht so viele Eier
> weggenommen werden, daß es am Kalziummangel leidet, und daß
> es viel mehr Eier legen muß als natürlich. Daß männliche
> Küken nicht vergast, zermust (wie im Film Baraka zu sehen,
> die Szene bleibt jedem in Erinnerung!) oder sonstwie
> umgebracht werden. Und daß das Huhn selbst nicht nachher
> umgebracht wird. Wird das gewährleistet, würde ich es mir
> überlegen. Aber erst dann.

Wo würde besagtes Huhn bis zu seinem natürlichen Ende leben? Die männlichen Küken? Wenn die "Legeleistung" nachlässt, müsstest Du immer aufs Neue weitere Sklaven produzieren. Wieviele Hennenmenstruationsprodukte wären pro Menschenkopf zugelassen (ich verzichte übrigens schonmal freiwillig), damit die Welt nicht in Hühnersklaven versinkt?


> Drei Bedingungen für Milch: Daß die Kälber, die die Milch
> voraussetzt, nicht umgebracht werden, daß nicht denen die
> Milch weggenommen wird und die Kuh werde anschließend nicht
> umgebracht. Gibt's nun nur leider nicht.

Regst Du die "Milchleistung" der Kuh dann an, um Überschuss zu haben oder regulierst Du einfach den Zugang des Kindes zur Mutter? Wo leben besagte Kühe, dass sie Dich so einfach (freiwillig?) an sich ranlassen? Wieviel Kuhmuttermilch wäre pro Menschenkopf zugelassen, damit die Welt nicht in Kühen versinkt?


> Oder? Vielleicht werden diese Voraussetzungen einmal in
> dreihundert Jahren erfüllt.

Lass uns doch stattdessen einfach daran arbeiten, dass Menschen in dreihundert Jahren keine Sklavenhalter mehr sind, und es somit auch keine domestizierten nichtmenschlichen Tiere mehr gibt. Wenn sich die Technologie weiterhin in dieser Geschwindigkeit entwickelt, bin ich mir sicher, dass es kein Problem sein wird, an ausbeutungsfreies Essen jedes erdenklichen Geschmackes und jeder gewünschten Textur zu kommen. Im Vergleich zu meiner Kindheit (in den Achtzigern) leben wir ja heute schon fast an Bord der Enterprise.


> Ein Veganer könnte sich ja statt
> eines Straßenhundes eines kleinen Kalbes annehmen, weiblich.

Wenn man sich jemandes annimmt, doch eigentlich hoffentlich nicht mit niederen Motiven im Sinn...


> Diese Kuh, aufgewachsen, könnte ein Stier treffen, ein
> kleines Kalb würde geboren, und wenn es dann an einem nicht
> menschen-verschuldeten Unfall etc. gestorben , oder
> totgeboren wäre, hätte die Mutter wortwörtlich überflüssige
> Milch (wie es bei Menschenmüttern auch vorkommt).

Alles sehr unrealistisch und kaum "zufällig" im großen Stil umzusetzen. Ich kann Dir vermutlich garantieren, Du wirst Dich niemals in der von Dir beschriebenen Situation wiederfinden. Und, ohne mich wiederholen zu wollen, stelle ich mir eher eine Zukunft vor, in der nicht zufällig irgendwelche Kühe auf den Straßen rumspazieren, die menschlicher Obhut bedürfen.


> Die könnte man trinken theoretisch

Aber warum würdest Du das wollen? Es ist doch wohl kaum so, als gebe es keine leckeren pflanzlichen, im Supermarkt erhältlichen Entsprechungen...

> (ähnlich wie Kadaver essen; > doch wenn
> ein Hase überfahren wird, sagt jeder, nicht anfassen, das
> dürfe man nicht -- nur erst dafür extra umgebrachte und zu-
> und hergerichtete).

Ich meine mich zu erinnern, dass Du noch nicht besonders lange vegan lebst. Wahrscheinlich wirst Du nächstes Jahr um diese Zeit nicht mehr nachvollziehen können, was Du da anfänglich vermisst hast.

Re: Milchtrinkender Veganer?

Autor: Márton Terts | Datum:
Vielleicht schaute es provokativ aus, was ich geschrieben habe.
Ich bin kein veganes Kind gewesen. Habe Fleisch gegessen, ohne wirklich zu verstehen und nachzudenken. Keine Entschuldigung, nur Beschreibung. Und nun versuche ich mit den Köpfen der Nichtveganer-Kollegen zu denken -- um sie besser verstehen und überzeugen zu können. Bisher lachen viele die Veganer aus. Und Veganer gibt's ohnehin wenige, behauptet werden 0.3-0.6 %. Selbst wenn das untertrieben ist, ist es nicht rosig. Ich habe auch hier eine Diskussion anzuregen versucht, warum es da mehr Frauen zu geben scheint.
Mit der an den Haaren herbeigezerrten Annahme wollte ich nur ad absurdum führen. Denn viele Vegetarier applaudieren sich damit, dass sie nichts essen, was Blut, ein Gesicht oder Augen hat, oder mit toten Tieren zu tun hat (offizielle Definition). Dazu habe ich mir gedacht, auf eine andere Weise zu zeigen, dass es ja auch keine Milch ohne Tod geben kann, oder wenn doch ja, dann zu 1300 €uro/Liter und jedem hundertsten Schaltjahr. Natürlich müsste man Einsperren und andere Beeinträchtigungen, die nicht direkt Töten sind, auch berücksichtigen. Aber das wird den offensten Nichtveganer am ersten Tag garantiert überfordern. Ich frage mich, was man mir hätte sagen sollen, was mir mit 16 die Augen aufgemacht hätte.

Aber vielleicht ist meine Darstellung nicht absurd genug geworden. Bin ein bisschen verunsichert -- nicht in meinen Essgewohnheiten, sondern in der Begegnung mit Nichtveganern, die wohl keinem Veganer leicht sein wird.

Re: Milchtrinkender Veganer?

Autor: bunbury | Datum:
Márton Terts schrieb:
>
> Vielleicht schaute es provokativ aus, was ich geschrieben habe.
> Ich bin kein veganes Kind gewesen. Habe Fleisch gegessen,
> ohne wirklich zu verstehen und nachzudenken. Keine
> Entschuldigung, nur Beschreibung.

Das ist wohl die Geschichte der meisten hier.


> Und nun versuche ich mit
> den Köpfen der Nichtveganer-Kollegen zu denken -- um sie
> besser verstehen und überzeugen zu können. Bisher lachen
> viele die Veganer aus. Und Veganer gibt's ohnehin wenige,
> behauptet werden 0.3-0.6 %. Selbst wenn das untertrieben ist,
> ist es nicht rosig. Ich habe auch hier eine Diskussion
> anzuregen versucht, warum es da mehr Frauen zu geben scheint.

Huch? Ich hatte im Kopf, dass es sich genau andersrum verhält. Mehr weibliche Vegetarier, aber mehr männliche Veganer.
Allerdings find ich leider grad keine Quelle...


> Mit der an den Haaren herbeigezerrten Annahme wollte ich nur
> ad absurdum führen. Denn viele Vegetarier applaudieren sich
> damit, dass sie nichts essen, was Blut, ein Gesicht oder
> Augen hat, oder mit toten Tieren zu tun hat (offizielle
> Definition).

Ja. Viele Vegetarier sind einfach schlecht informiert - was sich ja ändern lässt...


> Dazu habe ich mir gedacht, auf eine andere Weise
> zu zeigen, dass es ja auch keine Milch ohne Tod geben kann,
> oder wenn doch ja, dann zu 1300 €uro/Liter und jedem
> hundertsten Schaltjahr.

Achso. Wenn Dir das alles schon klar war, hätt ich mir den Beitrag fast sparen können. Allerdings klang es, verzeih, so nach delirischem Wunschdenken eines Neuveganers, der Tierausbeutungsprodukte immens vermisst (und wenn Du nicht schon mehrfach hier geschrieben hättest, hätte ich Dich wohl schlicht für einen Troll gehalten).


> Natürlich müsste man Einsperren und
> andere Beeinträchtigungen, die nicht direkt Töten sind, auch
> berücksichtigen. Aber das wird den offensten Nichtveganer am
> ersten Tag garantiert überfordern.

Ich bin da nicht so sicher. Es ist leider so, dass eine zufällige Diskussion mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus Deinem Gesprächspartner keinen Veganer machen wird. Für den (zugegeben seltenen) Fall, dass Du aber einen empfänglichen Zuhörer vor Dir hast, ist es vermutlich eher die richtige Herangehensweise, ein so vollständiges Bild wie möglich zu zeichnen.


> Ich frage mich, was man
> mir hätte sagen sollen, was mir mit 16 die Augen aufgemacht
> hätte.

Hmm. Ich denke, ich hätte einfach nur die Informationen haben müssen, die ich dann vier Jahre später hatte. Und das dürfte im Grunde schonmal auf jeden ethisch motivierten Vegetarier zutreffen (der auch bereit ist, sich einzugestehen, dass die eigene Weltsicht bisher unzutreffend war).


> Aber vielleicht ist meine Darstellung nicht absurd genug
> geworden. Bin ein bisschen verunsichert -- nicht in meinen
> Essgewohnheiten, sondern in der Begegnung mit Nichtveganern,
> die wohl keinem Veganer leicht sein wird.

Ja. Gleichgültigkeit und Ignoranz sind auf Dauer nicht leicht zu ertragen - selbst wenn wir in diesem Falle nichtmal zu den Opfern zählen. Aber zumindest gegen Unwissenheit kann man als Antispeziesist in einer speziesistischen Welt was tun, indem man relevante Informationen weitergibt.

nichtmenschliche Tierprodukte sind nicht vegan

Autor: martin | Datum:

> (als Zusammenfassung des Artikels
> "Vegetarier sind Mörder"):

Das ist eine schlechte Zusammenfassung. Dort steht nirgendwo, dass Tierproduktkonsum unter egal welchen Voraussetzung akzeptabel wäre.

> Unter drei Bedingungen; daß dem Huhn nicht so viele Eier
> weggenommen werden, daß es am Kalziummangel leidet, und daß
> es viel mehr Eier legen muß als natürlich. Daß männliche
> Küken nicht vergast, zermust (wie im Film Baraka zu sehen,
> die Szene bleibt jedem in Erinnerung!) oder sonstwie

Wenn eine Henne nur so viele legt, wie es natürlich ist, dann gibt es keine "überschüssigen" Eier. Wie willst du ihr also Eier wegnehmen, ohne ihr zu schaden?

> umgebracht werden. Und daß das Huhn selbst nicht nachher
> umgebracht wird. Wird das gewährleistet, würde ich es mir
> überlegen. Aber erst dann.

Tierausbeutung als Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis gestalten zu wollen, ist eine fixe Idee Neuer Tierschützer. Nur funktioniert das nicht, da zum keine einvernehmliche Kommunikation gibt. Wenn man nicht sicher sein kann, keinen Schaden zu verursachen, muss man es lassen und darf nicht auf Kosten anderer spekulieren.

> Drei Bedingungen für Milch: Daß die Kälber, die die Milch
> voraussetzt, nicht umgebracht werden, daß nicht denen die
> Milch weggenommen wird und die Kuh werde anschließend nicht
> umgebracht. Gibt's nun nur leider nicht.

Das gleiche: es gibt keine "überschüssige" Milch. Es ist speziesistische Rhetorik, dass die Jungen auch mit weniger Milch, als produziert wird, überleben. Dieses Mehr an Muttermilch hat die Funktion einer Sicherheitsmenge und dient dazu, Schwankungen auszugleichen. Wird Milch weggenommen, wird mehr produziert, was wiederum eine (zusätzliche) körperliche Belastung ist.

> Oder? Vielleicht werden diese Voraussetzungen einmal in
> dreihundert Jahren erfüllt.

Wohl eher nie.

> Ein Veganer könnte sich ja statt
> eines Straßenhundes eines kleinen Kalbes annehmen, weiblich.
> Diese Kuh, aufgewachsen, könnte ein Stier treffen, ein
> kleines Kalb würde geboren, und wenn es dann an einem nicht

So etwas ist wiederum nicht ohne Einsperren möglich.

> menschen-verschuldeten Unfall etc. gestorben , oder
> totgeboren wäre, hätte die Mutter wortwörtlich überflüssige
> Milch (wie es bei Menschenmüttern auch vorkommt). Die könnte

Nicht gebrauchte Milch wird wieder abgebaut und geht in den Kreislauf zurück. Da gibt es keinen "Überschuss".
Es kommt nicht selten vor, dass das Jungen eines Säugetiers noch im Säugealter stirbt, dennoch haben alle diese Tiere (selbst Wale mit 800 Litern täglich) keine Probleme mit der dann nicht "abgesäugten" Milch. Für Kühe gilt das gleiche.

> man trinken theoretisch (ähnlich wie Kadaver essen; doch wenn
> ein Hase überfahren wird, sagt jeder, nicht anfassen, das

Auch natürlich gestorbene Tiere sind nicht vegan, zumal diese Fragen - wie auch die obigen - gegenstandslos sind, da Tierprodukte zu konsumieren schlichtweg nicht nötig ist.

Re: Milchtrinkender Veganer?

Autor: Márton Terts | Datum:
Und wie gesagt: ich vermisse nichts. Nur ich fühle mich nicht gerüstet für die Kommunikation mit Nicht-Veganer. Vielleicht gibt's keine Pflicht zum Missionieren und ein Veganer kann seine verbleibenden Lebenstage still vor sich hin verstreichen lassen, ohne mit anderen darüber zu sprechen, aber sensibilisiert ist man schon.

Re: Milchtrinkender Veganer?

Autor: Tobi | Datum:
> Und wie gesagt: ich vermisse nichts. Nur ich fühle mich nicht
> gerüstet für die Kommunikation mit Nicht-Veganer. Vielleicht
> gibt's keine Pflicht zum Missionieren und ein Veganer kann
> seine verbleibenden Lebenstage still vor sich hin
> verstreichen lassen, ohne mit anderen darüber zu sprechen,

Das wäre eher schlecht, denn je mehr Du Dich darauf verläßt, dass andere es schon richten werden, desto langsamer geht es voran.
Und um nochmal auf Deinen ursprgl. Beitrag zu kommen:
Akzeptanz von Ausnutzung anderer (auch wenn sie - rein theoretisch - nicht darunter litten, bzw. nicht daran sterben), führt imho letztendlich wieder zu einer Ausbeutung wie sie eben (noch) usus ist.
Das konsequente und absolute Ablehnen dieser Ausnutzung ist m.M.n. nötig, um endlich damit aufzuhören, andere Tiere für sich zu gebrauchen. Auch das letzte Hintertürchen muss zugeschlagen werden und kein "aber wäre es denn nicht vielleicht doch in Ordnung, dass...blabla?". Nein, ist es nicht. Punkt.


Tobi