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Champignons

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 13

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Champignons

Autor: Canossa | Datum:
Ich habe schon öfter gehört, daß Champignons nicht vegan seien aufgrund der Methoden, mit denen sie kultiviert werden. Ich habe mal vor vielen Jahren im TV eine Reportage gesehen, wo Champignons mit einer Nährlösung aus Gelatine gezüchtet wurden. Allerdings weiß ich nicht, ob das generell so gehandhabt wird oder dort nur zu Laborzwecken geschah. Außerdem habe ich mal gelesen, daß Industriechampignons mit Tiereiweiß "angereichert" werden (habe ich in einem BSE-Zusammenhang gelesen). Angeblich sollen aber Bio-Champignons nicht so gezüchtet werden. Weiß jemand näheres zum Thema Champignons? Habe im Netz leider keine wirklich brauchbaren/verläßlichen Informationen für Veganer gefunden, und eine Forensuche hier ergab auch keine Treffer.

Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Dirk Micheel | Datum:

Ohne jetzt irgendwas zur Problemlösung beizutragen ;-) , möchte ich als Ergänzung noch anmerken, dass des öfteren zu hören ist, Champignons würden mit "Pferdemist" gedüngt bzw. könnten nur damit gedüngt werden.
Hoffe, ich habe das nicht allzu falsch in Erinnerung. Kann jedenfalls keine Quelle angeben.

Dirk

Re: Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Ohne jetzt irgendwas zur Problemlösung beizutragen ;-) ,
> möchte ich als Ergänzung noch anmerken, dass des öfteren zu
> hören ist, Champignons würden mit "Pferdemist" gedüngt bzw.
> könnten nur damit gedüngt werden.

Das ist wohl die Regel (wobei es seit kurzem auch auf Strohsubstrat wachsende gibt). Den Unterschied zu mit Rinder- oder Schweine"mist" gedüngtem Gemüse, Getreide etc. konnte m.W. bislang allerdings niemand plausibel machen.

Austernpilze wachsen dagegen auf Holz. Pfifferlinge können bislnag wohl gar nicht kultiviert werden, sondern stammen immer aus "Wildsammlung". Na, am besten in Feld, Wald und Wiesen selbst Pilze sammeln (aber nicht, daß es dann nachher wieder in der einschlägigen Presse heißt, Veganismus führt zu Vergiftung).

Achim

Re: Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Reina | Datum:
Hi,

@Achim:

>Den Unterschied zu mit Rinder- oder Schweine"mist" gedüngtem Gemüse,
>Getreide etc. konnte m.W. bislang allerdings niemand plausibel machen.

Das ist ein ähnlicher Unterschied wie der in Bezug auf Bio- und herkömmlichen Anbau. In beiden findet eine "Schädlings"bekämpfung statt. Im ersten Fall aber weitaus selektiver, was auch ein Teil der höheren Kosten ausmacht.
Und sowohl in der Champignonzucht wie auch allgemein in der Düngung wird Mist verwendet. Im ersten Fall werden allerdings in Relation zum Ertrag extreme Mengen benötigt und insbesondere/exklusiv die Pferdeausbeutung gefördert, weshalb ich Champignons meide.



Hier ein paar Infos, die man erhält, wenn man etwas googelt:


Die Sporen eines Champignons keimen nur im geeigneten Nährboden, am besten auf einem Kompost aus Pferdemist und Stroh. So werden Reitställe und Pferdezüchter ihren Mist los...

Bio-Champignons

Herkömmliches Champignonsubstrat besteht aus 70 % Pferdemist, 30 % Stroh und ganz geringen Mengen Geflügelmist und Gips. Das ökologische Stroh ist verfügbar, aber nicht der ökologische Pferdemist, der frisch (14 Tage alt) eingemischt werden muß.

Die Biokennzeichnungsverordnung besteht auf einem Anteil von 75 % Öko-Bestandteile. Die restlichen 25 % dürfen, wenn Öko-Mist nicht verfügbar ist, aus Mist bestehen, der aus extensiver Geflügelhaltung stammt.


Ein Forumleserkommentar:

im konventionellen CHAMPIGNON-anbau wird systematisch und seit jahrzehnten und IMMER NOCH tiermehl sowie blut- und federmehl als sog. eiweisshaltiges aufwertungsmittel (neben pferdemist und hühner-kz-mist) eingesetzt, und das nicht nur in spuren davon sondern im 1- 10%-bereich!
zugegeben direkt in die sogenannten substrate und untergemischt woraus dann unmittelbar und innerhalb weniger tage direkt champignons wachsen die vom verbraucher häufig auch roh gegessen werden... wohl bekomms...?!


und doch was erfreuliches:

Martin Dörwaldt grübelte, bis er einen Ersatz für den ungeliebten Mist fand: So genannte Leguminosen wie Luzerne, Klee, Erbsen oder Bohnen. Diese Pflanzen nutzen den Stickstoff der Luft und speichern ihn. Dörwaldt experimentierte etwa anderthalb Jahre, bis er das ideale Rezept für sein Biosubstrat gefunden hatte - eine Mischung aus gehäckselten und kompostierten Pflanzen.

Seit 2001 produziert Dörwaldt die einzigen Biochampignons, die ohne Mist auskommen. Heute produziert sein Betrieb Biolare jede Woche drei Tonnen. Ein 350-Gramm-Schälchen seiner Biopilze kostet im Naturkostladen etwa 4,40 Mark (2,25 Euro), rund 20 Prozent mehr als konventionelle Champignons.



fragt sich nur noch, wo man diese Champignons kaufen kann...


Viele Grüße, Reina.

Re: Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Dirk Micheel | Datum:

> Seit 2001 produziert Dörwaldt die einzigen Biochampignons,
> die ohne Mist auskommen.

Ah, sehr interessant zu wissen.
Ich denke, dass ausgerechnet bei Champignons immer das Düngerproblem angesprochen wird, hat einfach den Hintergrund, dass zu befürchten wäre, in einer veganen Gesellschaft könnte es keine Champignons zum Konsum geben. Diese wären anders als Gemüse ja angeblich auf einen bestimmten tierlichen Dünger angewiesen - wie man sieht, ist das aber nicht der Fall ...

Dirk

Re: Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Ich denke, dass ausgerechnet bei Champignons immer das
> Düngerproblem angesprochen wird, hat einfach den Hintergrund,
> dass zu befürchten wäre, in einer veganen Gesellschaft könnte
> es keine Champignons zum Konsum geben. Diese wären anders als
> Gemüse ja angeblich auf einen bestimmten tierlichen Dünger
> angewiesen - wie man sieht, ist das aber nicht der Fall ...

Interessante Idee. Könnte sicher eine Rolle spielen; oder (analog zum Entsetzen der meisten Rinderleichenfresser beim Gedanken an "Pferdesalami" etc.) schlicht Speziesismus?

Im Garten meiner Eltern wuchsen aber oft Champignons, und Pferde gab's da sicher nicht, allenfalls Maulwürfe oder so.

Und wenn ich mir die Wiese ein paar hundert Meter von hier ansehe, müßten das auch Champignons sein, funktioniert also anscheinend auch mit Hundekot ...

Aber ich sagte ja schon, am einfachsten Austernpilze oder Pfifferlinge kaufen oder selbst sammeln ...

Achim

Re: Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Reina schrieb:
> Das ist ein ähnlicher Unterschied wie der in Bezug auf Bio-
> und herkömmlichen Anbau. In beiden findet eine
> "Schädlings"bekämpfung statt. Im ersten Fall aber weitaus
> selektiver, was auch ein Teil der höheren Kosten ausmacht.

Da kann ich im Augenblock keine Parallele erkennen.

> Und sowohl in der Champignonzucht wie auch allgemein in der
> Düngung wird Mist verwendet. Im ersten Fall werden allerdings
> in Relation zum Ertrag extreme Mengen benötigt und
> insbesondere/exklusiv die Pferdeausbeutung gefördert, weshalb
> ich Champignons meide.

Wodurch wird in diesem Fall "insbesondere/exklusiv die Pferdeausbeutung gefördert"?

> im konventionellen CHAMPIGNON-anbau wird systematisch und
> seit jahrzehnten und IMMER NOCH tiermehl sowie blut- und
> federmehl als sog. eiweisshaltiges aufwertungsmittel (neben

Auch da kein Unterschied zu Pflanzenanbau.

Achim

Re: Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Reina | Datum:
>Wodurch wird in diesem Fall "insbesondere/exklusiv die Pferdeausbeutung gefördert"?

Zumindest löst man so das Mistproblem der Pferdehalter. Inwieweit finanzielle Aspekte hier auch eine Rolle spielen, weiß ich nicht. Wenn Du hier kein Problem siehst, siehst Du dann eins in der Verwendung von Tier-, Blut- und Knochenmehl.. ?

>> im konventionellen CHAMPIGNON-anbau wird systematisch und
>> seit jahrzehnten und IMMER NOCH tiermehl sowie blut- und
>> federmehl als sog. eiweisshaltiges aufwertungsmittel (neben

>Auch da kein Unterschied zu Pflanzenanbau.

Der verlinkte Diskussionsbeitrag bezog sich auf die BSE-Gefahren, nicht auf ethische Aspekte.

Im Ökolandbau wird kein Tiermehl eingesetzt, (Hühner-) Blut- und (Schweine- und Rinder-) Knochenmehl diente früher als Anzuchtsubstrat für Jungpflanzen, wurden von der AGÖL aber in der BSE-Krise untersagt, bei Demeter sind sie dies bereits seit 1997. Eingesetzt werden auch hier weiterhin Hornmehl, Hornspäne und Dünger aus Federn und Borsten.

Quelle: Schrot & Korn 2/2001

mfg, Reina.

Re: Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Tanja | Datum:
Ich klinke mich einfach mal ein hier. :-)

> >Wodurch wird in diesem Fall "insbesondere/exklusiv die
> Pferdeausbeutung gefördert"?
>
> Zumindest löst man so das Mistproblem der Pferdehalter.

Und wenn man Gemüse kauft, löst man somit das Mistproblem nicht nur von "Perdehaltern" sondern auch von allen anderen möglichen Tierausbeutern. Was soll an diesem Fall also so speziell sein?


> Inwieweit finanzielle Aspekte hier auch eine Rolle spielen,
> weiß ich nicht. Wenn Du hier kein Problem siehst, siehst Du
> dann eins in der Verwendung von Tier-, Blut- und
> Knochenmehl.. ?



Ich sehe darin genauso ein Problem wie in der Verwendung anderer Produkte tierl. Herkunft, wie z.B.

> Hornmehl, Hornspäne und Dünger aus Federn und Borsten.

Tanja

Re: Ergänzung "Pferdemist"

Autor: Canossa | Datum:
> > im konventionellen CHAMPIGNON-anbau wird systematisch und
> > seit jahrzehnten und IMMER NOCH tiermehl sowie blut- und
> > federmehl als sog. eiweisshaltiges aufwertungsmittel (neben
>
> Auch da kein Unterschied zu Pflanzenanbau.

Wie bitte? Das ist normal bei Gemüse? Davon hatte ich bis jetzt noch nichts gewußt. :-( Ich dachte sogar eher, daß konventionelles Gemüse "veganer" sei als biologisch angebautes, weil ich dachte, daß konventionelles mit Kunstdünger angebaut würde. (Die Umweltfreundlichkeit ist dann natürlich ein anderes Thema...)

Re: Champignons

Autor: Achim Stößer | Datum:
Canossa schrieb:
>
> Ich habe schon öfter gehört, daß Champignons nicht vegan
> seien aufgrund der Methoden, mit denen sie kultiviert werden.

Das fällt meines Erachtens in die gleiche Kategorie wie das angebliche "Schweineschmalz" in Ahornsirup oder die geschichte mit dem Umkippen von schlafenden Kühen als Mutprobe: urbane Legende.

> Außerdem habe ich mal gelesen, daß Industriechampignons mit
> Tiereiweiß "angereichert" werden (habe ich in einem
> BSE-Zusammenhang gelesen). Angeblich sollen aber

Wie soll das gehen?

> näheres zum Thema Champignons? Habe im Netz leider keine
> wirklich brauchbaren/verläßlichen Informationen für Veganer
> gefunden, und eine Forensuche hier ergab auch keine Treffer.

Kein Wunder, da es wohl ziemlicher Unsinn ist, soweit ich das beurteilen kann.

Achim

Re: Champignons

Autor: Stephan | Datum:
Hallo,

Champignons werden auf einem kompostierten Substrat aus Stroh und Mist - meist Geflügelmist - angezogen, das dann in der egel mit einer "Deckerde" aus Torf abgedecht ist.
Auch bei Bio-Champignons ist das so. Nur werden dort eben die Substratgrundstoffe strenger überwacht und gewisse Zusatzmittel sind verboten.
Mir ist nur ein Bio-Champignonzüchter in Deeutschland bekannt, der ein Verfanren zur Champignonsubstratproduktion ohne Mist entwickelt hat.

Der nimmt stattdessen als Eiweißquelle Luzerne von Biobetrieben.

Grüsse

Stephan

Re: Champignons

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Stephan schrieb:

> Der nimmt stattdessen als Eiweißquelle Luzerne von
> Biobetrieben.

Was sind denn Luzerne?

Pilze benötigen m. W. kein Eiweiß (das bilden sie selbst) sondern Stickstoff, wofür wohl die Substratpflanzen im Austausch zu Mist hergenommen werden. Mir sind beide Champignon-Zuchtmethoden nicht besonders sympathisch, die direkte Umsetzung von Exkrementen zu einem wesentlich höheren Anteil als im gewöhnlichen und Bioanbau ist im Vergleich dazu vielleicht nicht aus tierrechtlicher Sicht relevant, aber einfach eklig. Bei der anderen Methode ist die Effizienz zu bemängeln - es wird offenbar nicht nur grüngedüngt, sondern es müssen extra Pflanzen angebaut werden um diese dann zu Pilzfrüchten umzusetzen.

Da lobe ich mir doch Austernpilz, Braunkappe und Shiitake sowie einige weitere, denn die wachsen auf Stroh, Sägemehl, Holzspäne, Pappe und wenn die Druckerschwärze nicht vergiftend dazwischen käme, sogar auf alten Zeitungen.

Die kann man denn auch bequem zu Hause anbauen, und sich sogar sein eigenes Vitamin D selbst produzieren.