Hallo Achim,
vielen Dank für deine Antwort.
>>Ich bezweifle, daß es sich um einen "tasächlichen Vorfall" >>handelt, da, wenn das Kind durch die Herzklappe eines Schweins >>gerettet werden kann, es mit Sicherheit erst recht durch die >>Herzklappe eines Menschen gerettet werden kann.
Laut Angaben eines Bekannten, der im Krankenhaus tätig ist, handelt es sich um einen Vorfall, der sich tatsächlich so zugetragen hat. Niemand bezweifelt, dass eine Transplantation einer menschlichen Herzklappe nicht auch möglich gewesen wäre. Doch eine menschliche Herzklappe wird wohl nicht verfügbar gewesen sein - sie hätte aufgrund der Größenverhältnisse wahrscheinlich sogar von einem Baby oder Kleinkind stammen müssen. Da ist es in den Augen vieler Menschen eine nahe liegende "Lösung", das Leben eines gesunden Lebewesens gegen das einer "Todgeburt" einzutauschen. Viele Menschen sind leider Anhänger der ethischen Auffassung, dass das Leben eines Scheines weniger wertvoll ist als das eines Menschen.
>> Wobei die "Rettung" durch die Herzklappe eines Schweins, wenn >> ich mich recht erinnere, aufgrund der Gewebeabstoßung >>viellecht ein paar Tage betragen dürfte.
Mir ist nicht bekannt, für wie lange das Baby durch die Herzklappe des Scheines am Leben erhalten werden konnte bzw. noch erhalten werden kann. Denn du hast Recht: Das Gewebe wird in den meisten Fällen als körperfremd klassifiziert und abgestoßen. Wobei erwähnt werden muss, dass die Zusammenhänge, unter welchen Bedingungen körperfremdes Gewebe (unabhängig von welcher Spezies es stammt) abgestoßen oder akzeptiert wird, noch nicht hinreichend erforscht sind. Darum keine vorschnellen Schlüsse, das Baby könnte noch leben.
Siehe hierzu: http://www.interpharma.ch/themen/tpmed/archiv/PervStuBaz.html
>>So, und jetzt geh in eine Antirassismusforum und Frage da >>nach, wobei Du statt von einem Schwein von einem Slumkind aus >>Kalkutta redest (soll da ja Organhändler geben, die es mit den >>Quellen nicht so genau nehmen).
Wir Antispezieisten sind hier natürlich einer Meinung: Es ist gleichermaßen verwerflich ein Menschenleben für das Leben eines anderen Menschen zu opfern, wie ein Tierleben für ein Menschenleben zu opfern.
>> Oder stell eben diese Frage den von dem "tatsächlichen >>Vorfall" Betroffenen.
Das Problem hierbei: Der Mord an einen Menschen ist nach allgemeinen moralischen Vorstellungen verwerflich, somit würden die von dem Vorfall Betroffenen äußerst sensibel reagieren. Kurzum, das Groß (leider keineswegs alle) der Menschheit könnten mit der Vorstellung, dass ein Kind in der Dritten Welt sein Leben für das Weiterleben ihres eigenen Kindes ebenso wenig leben wie mit der Vorstellung, ihr Kind sterben zu lassen.
Doch versuche mal einen Omnivoren, Vegetarier oder auch Tierschützer für den tierrechtlichen, antispezieistischen Gedanken zu erwärmen, wenn er die Wahl zwischen dem Leben seines Kindes und dem eines Schweines hat. Traurig aber wahr: Beinah jeder, der nicht Tierrechtler ist, würde sich für das Leben seines eigenen Kindes entscheiden.
Und selbst einige Tierrechtler könnten ins Wanken geraten, man kann die Wirklichkeit ja so schön mit fadenscheinigen Argumenten verdrängen. Überhaupt, ich halte es für anmaßend die scharfe Klinge der Moral über den Häuptern derer kreisen zu lassen, die sich für die Herzklappe des Schweines entschieden haben. Aus der Warte eines Außenstehenden fällt die Entscheidung leicht - doch das eigene Kind, einen geliebten Menschen sterben zu lassen ist schlimm. Ich höre dich sagen, dass es genauso schlimm (wenn nicht noch viel schlimmer) ist, Tiere zu morden - und du hast damit zweifelsohne Recht - aber: Wir begeben uns hier auf ein sehr dünnes Eis, der Mutter- und sicherlich auch Vaterinstinkt ist beim Menschen nicht minder stark ausgeprägt als bei vielen anderen Säugetieren. In solchen Situationen handelt der Mensch sicherlich nicht immer moralisch und ethisch korrekt - und wird mit seiner Entscheidung, egal wie sie auch ausfallen mag, sein Leben lang zu kämpfen haben.
Was ich damit sagen möchte: Man sollte es sich nicht zu einfach machen, solche Entscheidungen sind nie einfach. Vor allem, weil man für einen anderen Menschen - nämlich das Baby - entscheidet, das als Betroffener ebenso wenig Einfluss auf die Entscheidung hat wie das Schwein, das sterben soll.
Vielleicht würde das Schwein freiwillig sein Leben geben - wenn es wüsste wofür es stirbt. Wenn das Schwein die grausame Wahl hätte auf den Teller zu landen oder ein anderes Lebewesen durch seinen Tod zu retten - wofür würde es sich wohl entscheiden? Ich für meinen Teil, würde lieber in dem Wissen sterben, einen Menschen oder ein Tier durch meinen Tod zu retten, als irgendwann getötet zu werden um ausschließlich anderen Lebewesen als Nahrung zu dienen.
Andersherum: Würde es das Baby gutheißen, wenn es wüsste, dass ein Schwein sterben muss, damit es leben kann?
Stell dir vor, in dir würde ein Schweineherz schlagen.
Grundsätzlich oktroyierst du zwei anderen Lebewesen deine Entscheidung auf, eine Entscheidung, die sich niemand anmaßen darf zu treffen. Nun, wir sind hier auf ein generelles Problem gestoßen: Die moderne Medizin versetzt den Menschen - insbesondere in Hinblick auf die Gentechnik - in die unbequeme Situation ethische Entscheidungen treffen zu müssen, die früher bestenfalls Gegenstand von philosophischen Arbeiten waren und damit eher akademischen Charakter hatten. Heute jedoch gilt es einen ethischen Leitfaden zu entwickeln, denn ein jeder von uns kann vor solch grausame Entscheidungen eines Tages gestellt werden.
>>Ich persönlich finde solche Fragen ausgesprochen langweilig >>und (nicht zuletzt angesichts der konkreten tasächlichen >>Massenmorde in den "Schlachthöfen", die idR damit >>gerechtfertigt werden sollen) außerordentlich zynisch.
Versucht die "Fleischindustrie" wirklich ihr Morden durch "humanitäre" Erfolge bei der Rettung von Menschenleben durch Schweineherzen zu rechtfertigen? Wen das wahr ist, möchte ich es schon fast als großen Erfolg für alle Tierrechtler werten; würde es doch bedeuten, dass die Menschen nach ethischen Rechtfertigungen suchen Tiere zu quälen, zu morden und als Lebensmittel zu missbrauchen. Die Suche nach ethischen Argumenten für den Fleischkonsum wiederum lässt auf Zweifel - ja, gar Gewissenbisse schließen. Und das wäre ein erster großer Erfolg, bislang war und ist es doch für die Mehrheit der Menschen fatalerweise alltäglich und normal Tiere zu morden - solange sie es nicht mit eigenen Händen tun müssen.
>> noch persönlicher fühle ich mich von solchen Fragen, wie sie >>(auch mir) bei der KDV-"Gewissensprüfung", die ebenfalls >>Massenmorde, eben auf den "Schlachtfeldern", rechtfertigen >>sollten, gestellt wurden, gelinde gesagt angepißt.
Auch hier volle Zustimmung, doch die Frage bleibt: Wie kann man Menschen in solchen Situationen wie der beschriebenen verdeutlichen, dass nichts den Mord an Tieren, Menschen und jeden anderen Lebewesen rechtfertigen kann? Auch wenn man damit ein anderes Leben retten sollte, bleibt es Mord.
Mit veganen Grüßen,
Tom