Also, die TR-Message ist ... sagen wir mal: Durchwachsen.
Es kommen in der Länge zwei Veganer vor (die allerdings meist nur als Vegetarier bezeichnet werden, was auch an der Übersetzung liegnen kann). Diese sind ca. 20 und mit den beiden rund 40 Jahre alte Protagonisten unterwegs, um alle Bücher mit dem verhängnisvollen Gedicht zu vernichten und das Grimoire aufzufinden, aus dem das Gedicht offenbar stammt.
Dabei wird klar, dass die beiden Veganer sehr unterschiedliche Menschen sind: Sie wirkt naiv und infantil, deeskaliert jedoch einige Situationen. Er scheint intellektuell und gebildet, ist jedoch agressiv und schreckt am Ende auch vor einem Mord nicht zurück.
Insgesamt wird an sehr vielen Stellen thematisiert, wie die Menschheit, exemplarisch an den USA gezeigt, in natürliche Kreisläufe eingegriffen hat und dan nversucht, durch weitere Eingriffe die Nebenwirkungen der ersten Eingriffe zu beseitigen (was bekanntlich zu nicht endenden Ketten von weiteren Eingriffen gegen die Nebenwirkungen der Korrekturen führt). Das sind so in etwa Agumentationsketten, die ich eher bei der Erdbefreiungsfront als in der TR-Szene vermuten würde.
Diese Beschreibungen und die z.T. zynischen Reaktionen der älteren Protagonisten werden wohl bei den meisten LeserInnen eine Grundbetroffenheit erzeugen.
Am Ende kippt die Geschichte: Die Veganer ziehen mit dem Grimoire und etlichen daraus übersetzen Zaubersprüchen los und lassen Wunder geschehen (Sprechende Judaskuh, die einen ganzen Ort zu vegetarischen Hindus macht, Industriestadt, die in Efeu erstickt und dadurch lahm gelegt wird, Samariter, der am Highway totgefahrene Tiere wieder belebt etc). Die beiden anderen Personen ziehen los, um die beiden Wundertätigen zu stoppen.
Ich kann mir da einen ähnlichen Effekt vorstellen (bei nichtveganen LeserInnen) wie bei einem Krimi aus der Täterperspektive. Es gibt da eine ganze Reihe sehr guter Geschichten, die die Entwicklung zum Täter hin so mitfühlbar machen, dass die LeserInnen sich am Ende mit der Tat identifizieren. Das hat einen "Schockeffekt" und fördert in der Regel die emotionale Distanzierung von der Tat.
Der Protagonist Streator ist durch und durch ein Unsympath. Die Beiläufigkeit der Erzählung schafft eine Beiläufigkeit der menschlichen Leichen, die im Text immer wieder in Relation gesetzt werden zu den ebenso beiläufigen nichtmenschlichen Todesfällen. Seine teilweise absurden Beschreibungen, wie etwa der Running Joke in der übergenauen Beschreibung von Farben, lassen immer die Frage offen, was der Autor beim Schreiben geraucht hat.
Inwieweit Palahniuk Menschen ein Stück weit an TR-Positionen heranbringt, ist also schwer zu sagen. Zumindest hab ich keine Rezension gefunden, die das thematisiert, denn typischerweise wäre das ein Grund zum Ablehnen des Romans. So wird er durch die Bank hoch gelobt.
V.