Hallo Sina,
die Bio-Bauernhofphantasie mit glücklichen Sklaven wird oft angeboten als Rechtfertigungsversuch für Tierausbeutung und ist eigentlich einer der häufigsten und abgenudelsten Pseudoargumente. Es ist faszinierend, wie viele Leute es gibt, die "ihre" "Produkte" auf einem Biobauernhof kaufen.
Wäre das tatsächlich so, und nicht eine dreiste Lüge, müsste es irgendwo im Land einen Ort geben, in dem diese ominösen Biobauernhöfe bis zur Stratosphäre gestapelt sind, oder sonst irgendein Wunder, denn rein geographisch würde der Platz in Deutschland dafür nicht ausreichen.
Dabei wird allerdings sowieso verdrängt, dass auch männliche Bio-Küken als Nebenprodukt der Eierproduktion kurz nach dem Schlüpfen geschreddert und vergast werden, genauso wie die Kälber als Nebenprodukt von Milch der Bolzenschuss erwartet. Das sind lediglich zwei Sachverhalte in einer langen Kette von Argumenten gegen unveganen Vegetarismus und andere Formen der Gewaltausübung gegen Tierpersonen. Ein weiteres, vor allem eben gegen die Bioausbeutung, ist dass für die Ernährung von 6,3 Milliarden Menschen mit Gewaltkost einfach kein Platz auf diesem Planeten ist. Wenn du deine Phantasie des glücklichen Bauernhofs für die gesamte Menschheit umsetzen wolltest (alles andere wäre ja sinnlos, oder willst du etwa Inder, Chinesen und Afrikaner von "deinem" "guten" FleischMilchEier ausgrenzen?), bräuchten wir mehrere Planeten um diesen Platz anzubieten, nicht nur für die Opfer selbst, sondern auch für deren Nahrung die ja auch irgendwo angebaut werden muss.
Schon jetzt werden ein Großteil aller verfügbaren Agrarflächen für die Ernährung der Opfer der Nichtveganer verschwendet. Und das wohlgemerkt für eine reiche Minderheit von Menschen. Das heißt, bereits *jetzt* ist die Agrarwirtschaft an ihrer Kapazitätsgrenze, ohne künstliche Düngung und ohne künstliche Bewässerung würde das System bereits *jetzt* zusammen brechen, und du willst die Ressourcenverschwendung weiterhin *ausbauen*? Bio in Bezug auf Tierausbeutung kann *immer* nur eine zynische Gewissensbetäubung und einen Ablasshandel für eine sehr kleine Minderheit von Konsumenten darstellen. Es wird also höchste Zeit dass du deinen Kopf aus dem Rohr entploppst, in dem er steckt, um das größere Bild wahrzunehmen und nicht nur das kleine, vertraute am Ende deiner verrohrten Sicht.
Beispiel "Biomilch". Nur etwa 5% der in Deutschland konsumierten Drüsenmilchmenge ist bio, dafür wird aber bereits die Ackerfläche in der Größe des Saarlandes zum Anbau der Nahrung für die dafür ausgebeuteten Tiere verschwendet. Bei 100% Biodrüsensuppe bräuchte man eine Fläche von über 50.000 Quadratkilometern! Unser Land insgesamt hat gerade mal etwa 360.000 Quadratkilometer. Wohlgemerkt nur für Milch. Und das nur für die Ernährung der Tiere, da ist der Platz, den die Tiere für eine so genannte artgerechte Gefangenhaltung noch gar nicht mit eingerechnet. Und dann ist da noch keine einzige Kartoffel, keine Bohne, kein Getreide für die über 80 Millionen Menschen angebaut. Zu dem ganzen Szenario gesellt sich dann auch noch die kleine Tatsache, dass wir in Zukunft ja unseren Energiebedarf über erneuerbare und _nachwachsende_ Rohstoffe, als Pflanzen decken müssen, d. h. rein bezogen auf die Physik wären wir gar nicht in der Lage, deine naive Biophantasie tatsächlich in Realität umzusetzen.
Nun sind dies aber lediglich sachbezogene Bereiche, die ethische Rechte von Tierpersonen noch gar nicht berühren. Das Recht auf Unversehrtheit und das Recht auf freie Selbstbestimmung zum Beispiel. Bei sogenannten Nutztieren handelt es sich über Zucht erreichte, genetische Manipulation und dies stellt bereits einen massiven Eingriff in die ethischen Rechte von Tierpersonen dar und ist somit nicht vertretbar. Keiner der vorgenommenen Veränderung dient den Tieren, alle Manipulationen sind an den Bedürfnissen von Menschen ausgerichtet, ob das nun Monstereuter sind, oder zum zittrigen Yorkshire Terrier vergewaltige Wölfe. Ein Huhn legt normaler Weise nicht mehr als ca. 10 Eier im *Jahr*. Ähnliches gilt auch für sogenannte Haustiere. Der Mensch hat kein Recht, die Überlebensstrategie von Tierpersonen auszunutzen um sie für *seine* emotionelle Zwecke in seinem Einflussbereich gefangen zu halten.
Sicherlich ist es in Ordnung, bereits geborene, auf diese Weise von Speziesisten manipulierte Tierpersonen aufzunehmen und sie ein Leben lang zu versorgen, wenn sie das selbst in Freiheit nicht mehr können, wie das bei vielen Tierheiminsassen der Fall ist. Aber die systematische Zucht und der Verkauf, sowie der Status der Individuen als Objekte im Rechtswesen ist ein Symptom unserer Pseudozivilisation.
Jeder kann sich dieses Wissen, die Zusammenhänge und Hintergründe aneignen. Ich kann verstehen wenn das "vegane Zeugs" aus deiner Position etwas verwirrend ist und es einen Lernraum gibt, den es mit guter Information zu füllen gilt. Allerdings kann deine Aufforderung an Veganer, die sich bereits intensiv mit dem Thema befasst haben, sich doch Milch und Eier zu besorgen (und die du somit als dümmlich und fehlinformiert konstruierst) eigentlich nur als Ignoranz oder gar Dummdreistigkeit gewertet werden, bestenfalls jedoch als eine unangebrachte Provokation. Es gibt so vieles das du offensichtlich noch nicht weisst und vielleicht auch gar nicht wissen willst, also bist du doch diejenige die hier aktiv werden muss, und deswegen wäre es viel besser Fragen zu stellen bei denen man davon ausgehen kann, dass sie ein ernsthaftes Interesse an der Sache zeigen.