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schwarz oder weiss? oder etwas dazwischen?

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schwarz oder weiss? oder etwas dazwischen?

Autor: Melinda | Datum:
Ich möchte ein paar Fragen in die Runde werfen, welche mich beschäftigen. Seit ca. 4 Jahren leben mein Mann und ich vegan. Uns ist aber nicht nur das Tierwohl ein Anliegen, sondern auch der Naturschutz.

Und da vieles im Leben nicht einfach schwarz oder weiss ist, bleibt vieles voller Widersprüche. Beispiel: Kaufe ich jetzt ein veganes Produkt welches konventionell hergestellt wurde oder ein Bio-Prudukt gemäss strengen Richtlinien welches aber nicht ganz 100% vegan ist?

Oder wenn ich frisches Gemüse kaufe im Laden, ist das ja eigentlich alles andere als vegan, denn damit das Gemüse im Gemüseregal optisch so perfekt aussieht, musste es auf dem Feld natürlich gegen Schädlinge und Krankheiten gespritzt werden, wodurch eine grosse Zahl von Insekten und anderen kleinen Tieren getötet werden. Und diese Spritzmittel mussten zur Zulassung in einer grossen Reihe von Tierversuchen getestet werden, um festzustellen ob sie schädlich sind für die Umwelt oder nicht.

Ausserdem: Wenn alle Menschen vegan leben würden, was ja eigentlich sehr wünschenswert wäre, würde dies zum Verschwinden von Wiesen und Weiden führen. Es gäbe ja dann nur noch den Ackerbau zur Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln. Dies würde bedeuten dass alle steilen Gebiete verwalden würden und nur die flacheren Ländereien bewirtschaftet würden, was zu einem grossen Biodiversitätsverlust in unseren Breitengraden führen würde, denn extrem viele Pflanzenarten haben sich im Verlaufe der Zeit an Wiesen und Weiden angepasst, und an sie haben sich wiederum sehr viele Insekten und andere Tiere angepasst, welche alle verschwinden würden.

Wozu ich nun gerne eure Meinung oder auch Ideen hören möchte, ich wäre euch sehr dankbar: Mein Mann und ich werden wahrscheinlich demnächst den Bauernhof meiner Eltern übernehmen. Wir möchten natürlich einen veganen Bauernhof aufbauen, in dem wir Gemüse und Bohnen sowie Soja produzieren, und dies ganz ohne Gift, damit es auch wirlich vegan ist. Gleichzeitig umfasst das Land aber auch sehr steile Flächen, bei denen einfach fast nichts anderes möglich ist als die Beweidung mit Tieren oder aber es würde Wald aufkommen. Diese steilen Flächen sind aber in diesem Gebiet sehr wertvoll für die Biodiversität weil viele seltenen Pflanzenarten und Schmetterlinge dort vorkommen, welche verschinden würden wenn Wald wachsen würde. Deshalb überlegen wir natürlich, was wir mit diesem Land machen sollen, um die Biodiversität zu erhalten. Eine Möglichkeit wäre, das Land einem Nachbarn zu verpachten, welcher darauf dann seine Tiere weiden würde, welche aber natürlich unter typischen Bedingungen gehalten werden, weshalb diese Version für uns nicht in Frage kommt. Die zweite Möglichkeit wäre, selber Tiere (Kühe und/oder Ziegen) zu halten und diese darauf weiden zu lassen.

Wir könnten einfach die Kühe oder Ziegen auf die Weide stellen, einen Stall zur Verfügung stellen mit guten Bedingungen wo sie rein gehen können wann sie wollen und den wir sauber halten, und Wasser steht auch zur Verfügung. Wir würden die Kühe dann halten und pflegen wie ein Haustier. Aber das ist auch ein Leben in Gefangenschaft, wenn auch ein etwas schöneres als für die Durchschnittskuh...

Was haltet ihr davon? Das Halten von Kühen wie ein Haustier zur Landschaftspflege und zur Erhaltung der Biodiversität?

Mein Mann und ich haben die Frage dann noch etwas weiter gesponnen, und da ging die Diskussion in eine heikle Richtung: Die meisten Menschen essen ja immer noch Fleisch. Ich kenne viele Leute welche die ganze Problematik des Konsums tierischer Produkte kennen und trotzdem nicht darauf verzichten wollen. Wäre es da nicht das kleinere Übel, sie würden das Fleisch von "unseren" Tieren essen, welche sehr gut gelebt haben und ohne Transporte und all die schrecklichen Sachen getötet werden würden? Ihr könnt mir glauben, diese Diskussion war eigentlich fast schon pervers für uns. Wir haben sie aber trotzdem geführt, weil der Konsum tierischer Produkte eine Realität ist und die Tierhaltung zu diesem Zweck katasrophal ist. Was meint ihr dazu?

Re: schwarz oder weiss? oder etwas dazwischen?

Autor: Marco | Datum:
Melinda schrieb:
>
> Und da vieles im Leben nicht einfach schwarz oder weiss ist,
> bleibt vieles voller Widersprüche. Beispiel: Kaufe ich jetzt
> ein veganes Produkt welches konventionell hergestellt wurde
> oder ein Bio-Prudukt gemäss strengen Richtlinien welches aber
> nicht ganz 100% vegan ist?

Wenn ihr vegan lebt, würde ich sagen, ist die Antwort einfach: Ihr kauft das vegane Produkt. Oder?

> Oder wenn ich frisches Gemüse kaufe im Laden, ist das ja
> eigentlich alles andere als vegan, denn damit das Gemüse im
> Gemüseregal optisch so perfekt aussieht, musste es auf dem
> Feld natürlich gegen Schädlinge und Krankheiten gespritzt
> werden, wodurch eine grosse Zahl von Insekten und anderen
> kleinen Tieren getötet werden. Und diese Spritzmittel mussten

Inwiefern unterscheidet sich das von "biologischen Pflanzenschutzmitteln" (welche in der biologischen Landwirtschaft verwendet werden?

> zur Zulassung in einer grossen Reihe von Tierversuchen
> getestet werden, um festzustellen ob sie schädlich sind für
> die Umwelt oder nicht.

Inwiefern unterscheidet sich das von "biologischen Pflanzenschutzmitteln" (welche in der biologischen Landwirtschaft verwendet werden?

> Ausserdem: Wenn alle Menschen vegan leben würden, was ja
> eigentlich sehr wünschenswert wäre, würde dies zum
> Verschwinden von Wiesen und Weiden führen. Es gäbe ja dann

Es würden viele Orte, an denen durch die extrem ressourcenverschwendende Tierausbeutungswirtschaft gezwungenermaßen Monokulturen enstanden (durch welche sich ja erwiesenermassen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erhöht), "entlastet" werden, da die wohl ineffezienteste Form für die Nahrungsgewinnung für Menschen wegfallen würde.

> nur noch den Ackerbau zur Produktion von pflanzlichen
> Lebensmitteln. Dies würde bedeuten dass alle steilen Gebiete
> verwalden würden und nur die flacheren Ländereien
> bewirtschaftet würden, was zu einem grossen
> Biodiversitätsverlust in unseren Breitengraden führen würde,

Gerade die Bewirtschaftung ist nicht selten ein Hauptgrund für das sogenannte Artensterben. Ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist, aber bei uns in der Schweiz erhalten die Landwirte nur Ausgleichszahlungen vom Bund, wenn sie einen bestimmten Teil ihres Landes als sogenannte ökologische Ausgleichsflächen bewirtschaften. Diese sind wirtschaftlich kaum nutzbar (bzw. wie Hochstammbäume, weit weniger intensiv als "konventielle"). Der Fall ist klar: Auf den bei einem Wegfallen der Ausbeutungsindustrie neu zur Verfügung stehenden Flächen könnten diese Maßnahme verstärkt werden und die Biodiversität würde massiv profitieren.

> denn extrem viele Pflanzenarten haben sich im Verlaufe der
> Zeit an Wiesen und Weiden angepasst, und an sie haben sich
> wiederum sehr viele Insekten und andere Tiere angepasst,
> welche alle verschwinden würden.

Da würde mich das Verhältnis zu den Pflanzen- und Tierarten interessieren, die erst durch die exzessive Landnutzung alle verschwanden (und auch heute noch verschwinden).

> Wozu ich nun gerne eure Meinung oder auch Ideen hören möchte,
> ich wäre euch sehr dankbar: Mein Mann und ich werden
> wahrscheinlich demnächst den Bauernhof meiner Eltern
> übernehmen. Wir möchten natürlich einen veganen Bauernhof
> aufbauen, in dem wir Gemüse und Bohnen sowie Soja
> produzieren, und dies ganz ohne Gift, damit es auch wirlich
> vegan ist. Gleichzeitig umfasst das Land aber auch sehr

Also biovegane Landwirtschaft?

> steile Flächen, bei denen einfach fast nichts anderes möglich
> ist als die Beweidung mit Tieren oder aber es würde Wald
> aufkommen. Diese steilen Flächen sind aber in diesem Gebiet
> sehr wertvoll für die Biodiversität weil viele seltenen
> Pflanzenarten und Schmetterlinge dort vorkommen, welche
> verschinden würden wenn Wald wachsen würde. Deshalb überlegen
> wir natürlich, was wir mit diesem Land machen sollen, um die
> Biodiversität zu erhalten. Eine Möglichkeit wäre, das Land
> einem Nachbarn zu verpachten, welcher darauf dann seine Tiere
> weiden würde, welche aber natürlich unter typischen
> Bedingungen gehalten werden, weshalb diese Version für uns
> nicht in Frage kommt. Die zweite Möglichkeit wäre, selber
> Tiere (Kühe und/oder Ziegen) zu halten und diese darauf
> weiden zu lassen.
>
> Wir könnten einfach die Kühe oder Ziegen auf die Weide
> stellen, einen Stall zur Verfügung stellen mit guten
> Bedingungen wo sie rein gehen können wann sie wollen und den
> wir sauber halten, und Wasser steht auch zur Verfügung. Wir
> würden die Kühe dann halten und pflegen wie ein Haustier.
> Aber das ist auch ein Leben in Gefangenschaft, wenn auch ein
> etwas schöneres als für die Durchschnittskuh...
>
> Was haltet ihr davon? Das Halten von Kühen wie ein Haustier
> zur Landschaftspflege und zur Erhaltung der Biodiversität?

Ich halte gar nichts davon. Wenn Du einen sogenannten Gnadenhof betreiben wolltest, hätte ich Verständnis, aber so wie Du es schreibst (Halten von Kühen [...] zur Erhaltung der Biodiversität), finde ich es erstens ziemlich widerlich und zweitens auch reichlich unglaubwürdig. Inwiefern das besagte Land nur mit "Nutztieren" bewirtschaftet werden kann oder inwiefern es wirklich einen Verlust für die Biodiversität wäre, wenn Wald wachsen würde (welcher auch für viele Arten einen Lebensraum bietet), ist mir nicht klar. Vielleicht kannst Du das ja noch genauer erklären.

> Ich kenne viele Leute welche die ganze Problematik des
> Konsums tierischer Produkte kennen und trotzdem nicht darauf
> verzichten wollen. Wäre es da nicht das kleinere Übel, sie

Wirklich? Oder meinst Du mit der "ganzen Problematik" einfach die ökologischen Auswirkungen? Ich bspw. kenne keine Leute, die sich der Verwerflichkeit der Ausbeutung bewusst und trotzdem nicht vegan leben (und ich kenne eigentlich nur Unveganer). Um Bruno Manser zu zitieren: "Wer begriffen hat und nicht handelt, hat nicht begriffen." (siehe http://antispe.de/zitate.html)

> würden das Fleisch von "unseren" Tieren essen, welche sehr
> gut gelebt haben und ohne Transporte und all die
> schrecklichen Sachen getötet werden würden? Ihr könnt mir

Ohne die schrecklichste Sache können sie nicht getötet werden: Den Mord.

Ob es das kleinere Übel wäre, ist für mich irrelevant. Das "kleinste Übel" wäre eine vegane Gesellschaft, welche nicht (wie Du es hier suggerierst) unmöglich ist und in Zukunft hoffentlich auch Realität sein wird.

> glauben, diese Diskussion war eigentlich fast schon pervers

Kann ich verstehen, ich finde sie auch ziemlich pervers.

> für uns. Wir haben sie aber trotzdem geführt, weil der Konsum
> tierischer Produkte eine Realität ist und die Tierhaltung zu
> diesem Zweck katasrophal ist. Was meint ihr dazu?

Ich meine, dass nicht die Haltungsbedingen katastrophal sind, sondern die Tatsache, dass eine Gesellschaft, die sich zivilisiert schimpft, darüber diskutieren muss, ob Sklavenhaltung nun verwerflich ist oder nicht.

Re: schwarz oder weiss? oder etwas dazwischen?

Autor: Melinda | Datum:
Pflanzenschutzmittel, egal ob Bio oder konventionell, durchlaufen ein Zulassungsverfahren bei dem ihre "Sicherheit" an Tieren getestet wird. Siehe dazu auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Pflanzenschutzmittel#Toxikologische_Untersuchungen_von_Pflanzenschutzmitteln Leider heisst das für mich, dass kein gekauftes Produkt vegan ist, auch der Kopfsalat nicht. Deshalb baue ich möglichst viel in meinem Garten selber an, und deshalb ja auch unsere Idee mit dem veganen Bauernhof, bei dem wir überhaupt keine Fremdstoffe einsetzen würden. Das Gemüse sieht dann halt oft nicht mehr so toll aus.

Zu den ökologischen Ausgleichsflächen: Ja, die Bauern machen diese heutzutage oft an Randstellen und auf Wiesen (ist wohl in der Schweiz ähnlich wie in der EU). Auf dem Ackerland jedoch wird intensiv produziert, tatsächlich sind die Arten, welche früher einfach so als "Unkräuter" auf dem Acker wuchsen und lebten, heute am stärksten vom Aussterben bedroht, eben wegen dem Pflanzenschutz (alles ausser die gewünschte Kulturpflanze wird tot gespritzt, leider!). Es wäre natürlich toll, wenn der Ackerbau den Ökoausgleich auch mehr berücksichtigen würde!

Trotzdem, die Wiesen würden verschwinden, wenn die Tierproduktion nicht mehr existieren würde, denn wozu dann das ganze Gras? Ich sage das nicht wertend, ich würd es toll finden wenn alle vegan leben würden. Ich möchte einfach die Augen nicht davor verschliessen, dass es auf einer anderen Ebene auch Nachteile haben könnte, zum Beispiel für die Biodiversität auf Wiesen. Natürlich sind vor allem extensiv genutzte Wiesen wertvoll für die Biodiversität.

Naja, und das mit den Tieren auf unserem Hof, das sind ja nur Gedanken. Ich kann es mir ja selber echt nicht vorstellen.

blutrot oder nicht blutrot?

Autor: martin | Datum:

> Pflanzenschutzmittel, egal ob Bio oder konventionell,
> durchlaufen ein Zulassungsverfahren bei dem ihre "Sicherheit"
> Leider heisst das für mich, dass kein gekauftes Produkt vegan
> ist, auch der Kopfsalat nicht.

Da, wie du feststellst, es nicht möglich ist, ohne jegliche Schädigung anderer zu leben, ist das keine sinnvolle Definition für "vegan" (wieso sollte man einen Begriff an der Unmöglichkeit festmachen?). Sinnvoll ist die Definition, die Schädigung so weit als möglich zu reduzieren. Daher ist der Kopfsalat (idR.) durchaus vegan.

> Trotzdem, die Wiesen würden verschwinden, wenn die
> Tierproduktion nicht mehr existieren würde, denn wozu dann

Mir ist unklar, warum sich so viele Menschen die Existenz von Tieren nur als Sklaven von Menschen vorstellen können. Wieso sollen auf den Wiesen nicht einfach freilebende Tiere leben können?

Und auch wenn sich die Wiesenfläche reduzieren würde (was eine recht hypothetische Annahme ist), ist das das kleinere Übel gegenüber fortgesetzter Ausbeutung. Denn Arten können im Gegensatz zu Individuuen nicht leiden.

> finden wenn alle vegan leben würden. Ich möchte einfach die
> Augen nicht davor verschliessen, dass es auf einer anderen
> Ebene auch Nachteile haben könnte, zum Beispiel für die
> Biodiversität auf Wiesen. Natürlich sind vor allem extensiv
> genutzte Wiesen wertvoll für die Biodiversität.

Natürlich hat Veganismus irgendwo auch Nachteile, es bedeutet schließlich nicht die reine Perfektion. Trotzdem steht nach einem Abwägen der Vor- und Nachteile das größere Gewicht bei den Vorteilen (insofern man, wie das bei Tierrechtlern üblich ist, ethisch denkt).

schwarz oder weiss? --> vegan!

Autor: Stelios | Datum:
Melinda schrieb:
>
> Ich möchte ein paar Fragen in die Runde werfen, welche mich
> beschäftigen. Seit ca. 4 Jahren leben mein Mann und ich
> vegan. Uns ist aber nicht nur das Tierwohl ein Anliegen,
> sondern auch der Naturschutz.
>
> Und da vieles im Leben nicht einfach schwarz oder weiss ist,
> bleibt vieles voller Widersprüche. Beispiel: Kaufe ich jetzt
> ein veganes Produkt welches konventionell hergestellt wurde
> oder ein Bio-Prudukt gemäss strengen Richtlinien welches aber
> nicht ganz 100% vegan ist?

Wenn es nur diese beiden Möglichkeiten gibt, ist die Antwort klar: Das vegane Produkt ist das einzige, das in Frage kommt, da der Kauf bzw. Konsum von unveganen Produkten nicht vertretbar ist. Optimal wäre natürlich ein bio-veganes Produkt.

> Oder wenn ich frisches Gemüse kaufe im Laden, ist das ja
> eigentlich alles andere als vegan, denn damit das Gemüse im
> Gemüseregal optisch so perfekt aussieht, musste es auf dem
> Feld natürlich gegen Schädlinge und Krankheiten gespritzt
> werden,

Musste es das? Weiter oben behauptest Du, das Bio-Produkt wäre eine Alternative...

>wodurch eine grosse Zahl von Insekten und anderen
> kleinen Tieren getötet werden. Und diese Spritzmittel mussten
> zur Zulassung in einer grossen Reihe von Tierversuchen
> getestet werden, um festzustellen ob sie schädlich sind für
> die Umwelt oder nicht.

Dort, wo Du das vermeiden kannst, sollst Du das auch. Bio ist ja schon ein guter Ansatz

> Ausserdem: Wenn alle Menschen vegan leben würden, was ja
> eigentlich sehr wünschenswert wäre,

Eigentlich??

>würde dies zum
> Verschwinden von Wiesen und Weiden führen. Es gäbe ja dann
> nur noch den Ackerbau zur Produktion von pflanzlichen
> Lebensmitteln. Dies würde bedeuten dass alle steilen Gebiete
> verwalden würden und nur die flacheren Ländereien
> bewirtschaftet würden, was zu einem grossen
> Biodiversitätsverlust in unseren Breitengraden führen würde,
> denn extrem viele Pflanzenarten haben sich im Verlaufe der
> Zeit an Wiesen und Weiden angepasst, und an sie haben sich
> wiederum sehr viele Insekten und andere Tiere angepasst,
> welche alle verschwinden würden.

Die meisten dieser Gebiete waren früher einmal alle mehr oder weniger dicht bewaldet und der Mensch hat diese Wiesen und "Weideflächen", durch die Zerstörung dieses vermutlich viel artenreicheren Lebensraums, hervorgebracht. Ich sehe keinen Grund diesen Eingriff in die Natur weiter beizubehalten, wenn dies nicht nötig ist, schon gar nicht nur aus Artenschutzgründen - siehe auch Ist Artenschutz sinnvoll?

> Wozu ich nun gerne eure Meinung oder auch Ideen hören möchte,
> ich wäre euch sehr dankbar: Mein Mann und ich werden
> wahrscheinlich demnächst den Bauernhof meiner Eltern
> übernehmen. Wir möchten natürlich einen veganen Bauernhof
> aufbauen, in dem wir Gemüse und Bohnen sowie Soja
> produzieren, und dies ganz ohne Gift, damit es auch wirlich
> vegan ist.

An den Produkten wäre ich interessiert. Ein guter Gedanke, wie ich finde.

>Gleichzeitig umfasst das Land aber auch sehr
> steile Flächen, bei denen einfach fast nichts anderes möglich
> ist als die Beweidung mit Tieren oder aber es würde Wald
> aufkommen. Diese steilen Flächen sind aber in diesem Gebiet
> sehr wertvoll für die Biodiversität weil viele seltenen
> Pflanzenarten und Schmetterlinge dort vorkommen, welche
> verschinden würden wenn Wald wachsen würde. Deshalb überlegen
> wir natürlich, was wir mit diesem Land machen sollen, um die
> Biodiversität zu erhalten. Eine Möglichkeit wäre, das Land
> einem Nachbarn zu verpachten, welcher darauf dann seine Tiere
> weiden würde, welche aber natürlich unter typischen
> Bedingungen gehalten werden, weshalb diese Version für uns
> nicht in Frage kommt. Die zweite Möglichkeit wäre, selber
> Tiere (Kühe und/oder Ziegen) zu halten und diese darauf
> weiden zu lassen.

"Halten" hört sich hier nicht gut an...

> Wir könnten einfach die Kühe oder Ziegen auf die Weide
> stellen, einen Stall zur Verfügung stellen mit guten
> Bedingungen wo sie rein gehen können wann sie wollen und den
> wir sauber halten, und Wasser steht auch zur Verfügung. Wir
> würden die Kühe dann halten und pflegen wie ein Haustier.
> Aber das ist auch ein Leben in Gefangenschaft, wenn auch ein
> etwas schöneres als für die Durchschnittskuh...
>
> Was haltet ihr davon? Das Halten von Kühen wie ein Haustier
> zur Landschaftspflege und zur Erhaltung der Biodiversität?

...hier auch nicht. Mein Vorschlag: Stellt diesen Bereich den Tieren zur Verfügung: Macht einen Lebenshof draus, also einen Ort an dem befreite Tiere, die nicht freigelassen werden können, ihr Leben so gut wie möglich leben können. Am besten schreibst Ihr mal an mail@maqi.de wenn Ihr euch dafür entschieden habt. Ist wohl die beste Lösung, zumal euer Anliegen, die Biodiversität, erhalten bliebe.

> Mein Mann und ich haben die Frage dann noch etwas weiter
> gesponnen, und da ging die Diskussion in eine heikle
> Richtung: Die meisten Menschen essen ja immer noch Fleisch.
> Ich kenne viele Leute welche die ganze Problematik des
> Konsums tierischer Produkte kennen und trotzdem nicht darauf
> verzichten wollen. Wäre es da nicht das kleinere Übel, sie
> würden das Fleisch von "unseren" Tieren essen, welche sehr
> gut gelebt haben und ohne Transporte und all die
> schrecklichen Sachen getötet werden würden?

Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen Diskussionen hypothetischer Natur, aber die Idee finde ich gar nicht gut!

1. Gibt es eine Lösung für diese Fläche bzw. das Problem(siehe oben) und selbst wenn nicht, wäre es nicht vertretbar Tiere zu halten, zu schlachten und was sonst noch im Zusammenhang damit steht. Denk auch mal, so ganz nebenbei, daran, wie das auf andere wirkt, wenn Du, als überzeugter veganer Mensch, Tiere hälst. Wie willst du jemals jemand anderen von der ethischen Notwendigkeit des Veganismus überzeugen, wenn du ihn nicht selber lebst (und das bedeutet, das vermeidbare zu vermeiden... DAS ist immer vermeidbar!).

2. Ist es kontraproduktiv diesen Leuten Ausbeutungsprodukte anzubieten, die "etwas leidfreier" hergestellt wurden, da Ihnen dadurch das Gefühl gegeben wird, dass es in Ordnung sei Tierleichen etc. zu konsumieren, wenn die Tiere weniger leiden... das ist aber nicht der Punkt. Tierausbeutung ist in keinem Maße zu rechtfertigen. Die fühlen sich dann gut damit, Tiere auszubeuten und sind noch resistenter gegen Argumente, weil sie denken, sie würden bereits viel für die Tiere tun, vielleicht sogar "mehr als die meisten" usw... das ist ja schon 'Tierschutz und seine Folgen'.

>Ihr könnt mir
> glauben, diese Diskussion war eigentlich fast schon pervers
> für uns. Wir haben sie aber trotzdem geführt, weil der Konsum
> tierischer Produkte eine Realität ist und die Tierhaltung zu
> diesem Zweck katasrophal ist. Was meint ihr dazu?

Diese Realität gilt es zu ändern, aber nicht so, sondern durch Aufklärung!

Zu diesem Zweck? Zu welchem denn nicht?

Denk mal an die katastrophalen Folgen, die diese hypothetische "Lösung" für die Veganisierung der Gesellschaft hätte.

Re: schwarz oder weiss? oder etwas dazwischen?

Autor: Krümel | Datum:
Melinda schrieb:
> Und da vieles im Leben nicht einfach schwarz oder weiss ist,
> bleibt vieles voller Widersprüche. Beispiel: Kaufe ich jetzt
> ein veganes Produkt welches konventionell hergestellt wurde
> oder ein Bio-Prudukt gemäss strengen Richtlinien welches aber
> nicht ganz 100% vegan ist?

Auf Grund der Schäden, die Unveganismus in der Natur anrichtet würde ich lieber ein veganes Produkt aus konventioneller Herstellung kaufen. Zudem gibt es doch so ziemlich alles bio und vegan.
Vor allem ist es aus ethischen Gründen nicht akzeptabel unvegane Produkte zu konsumieren.

> Oder wenn ich frisches Gemüse kaufe im Laden, ist das ja
> eigentlich alles andere als vegan, denn damit das Gemüse im
> Gemüseregal optisch so perfekt aussieht, musste es auf dem
> Feld natürlich gegen Schädlinge und Krankheiten gespritzt
> werden, wodurch eine grosse Zahl von Insekten und anderen
> kleinen Tieren getötet werden. Und diese Spritzmittel mussten
> zur Zulassung in einer grossen Reihe von Tierversuchen
> getestet werden, um festzustellen ob sie schädlich sind für
> die Umwelt oder nicht.

Ist Schädlingsbekämpfung denn vermeidbar? Bei Biogemüse werden doch nur andere Mittel verwendet, oder?

> Ausserdem: Wenn alle Menschen vegan leben würden, was ja
> eigentlich sehr wünschenswert wäre, würde dies zum
> Verschwinden von Wiesen und Weiden führen. Es gäbe ja dann
> nur noch den Ackerbau zur Produktion von pflanzlichen
> Lebensmitteln. Dies würde bedeuten dass alle steilen Gebiete
> verwalden würden und nur die flacheren Ländereien
> bewirtschaftet würden, was zu einem grossen
> Biodiversitätsverlust in unseren Breitengraden führen würde,
> denn extrem viele Pflanzenarten haben sich im Verlaufe der
> Zeit an Wiesen und Weiden angepasst, und an sie haben sich
> wiederum sehr viele Insekten und andere Tiere angepasst,
> welche alle verschwinden würden.

Unsinn bzw. irrelevant. Siehe SUFU.

> Wozu ich nun gerne eure Meinung oder auch Ideen hören möchte,
> ich wäre euch sehr dankbar: Mein Mann und ich werden
> wahrscheinlich demnächst den Bauernhof meiner Eltern
> übernehmen. Wir möchten natürlich einen veganen Bauernhof
> aufbauen, in dem wir Gemüse und Bohnen sowie Soja
> produzieren, und dies ganz ohne Gift, damit es auch wirlich
> vegan ist.

Cool :)

> Gleichzeitig umfasst das Land aber auch sehr
> steile Flächen, bei denen einfach fast nichts anderes möglich
> ist als die Beweidung mit Tieren oder aber es würde Wald
> aufkommen. Diese steilen Flächen sind aber in diesem Gebiet
> sehr wertvoll für die Biodiversität weil viele seltenen
> Pflanzenarten und Schmetterlinge dort vorkommen, welche
> verschinden würden wenn Wald wachsen würde. Deshalb überlegen
> wir natürlich, was wir mit diesem Land machen sollen, um die
> Biodiversität zu erhalten.

Pflanzt nen schönes Blumenbeet oder ähnliches, wenn ihr es nicht nutzen könnt, wollt. Und an steilen Flächen kann man doch auch einiges Anbauen. Zumindest von Hand, weiß nicht, wies da mit größeren Maschienen aussieht.


> Richtung: Die meisten Menschen essen ja immer noch Fleisch.
> Ich kenne viele Leute welche die ganze Problematik des
> Konsums tierischer Produkte kennen und trotzdem nicht darauf
> verzichten wollen. Wäre es da nicht das kleinere Übel, sie
> würden das Fleisch von "unseren" Tieren essen, welche sehr
> gut gelebt haben und ohne Transporte und all die
> schrecklichen Sachen getötet werden würden?

Meint ihr es wird jemand vegan, wenn ihr ihn mit Fleisch von "glücklichen" Tieren versorgt?

Re: schwarz oder weiss? oder etwas dazwischen?

Autor: Tobi | Datum:
Ich denke, dass Du ein Troll bist.

Tobi

Happy Meat

Autor: Achim Stößer | Datum:
Vier Jahre vegan und immer noch nicht begriffen, dass ein einer veganen Gesellschaft massiv weniger "Anbauflächen" gebraucht werden? Eigenartig.

Dass "Veganer" sogenanntes "Happy Meat" erzeugen ist nicht weit genug gedacht. Schon im 18. Jahrhundert hat Jonathan Swift da eine konsequente Idee, analog zu Eurer, entwickelt:
A Modest Proposal for preventing the children of poor people in Ireland, from being a burden on their parents or country, and for making them beneficial to the publick

Tatsächlich gibt es Veganer, die das bereits praktizieren, natürlich nur selten, zu Halloween:

Zitat: We had a hard time deciding what we would force Anna to be this Halloween. My first thought was vampire or zombie. We tried that out:

But we felt that Anna enjoyed dining on human flesh and blood just a little too much. And for those of you who are revolted by the thought of consuming human flesh and blood, I can assure you that the human we fed to Anna was raised under the best possible conditions. Little Timothy was fed a natural diet free of growth hormones and antibiotics and was allowed to leave his cage and go outside and play for sometimes up to a few hours per day! And he lived four happy years before he was shipped off to the slaughter house and took a bolt gun to the head (really, the most humane way to kill a human raised for meat). We're pretty sure the bolt gun was painless. So don't go getting your undies in a bunch. He lived a good life. We're compassionate people here in the Piggy household.
http://thislittlepiggyhadtofu.blogspot.com/2007/10/boo.html


Es sollte ja nicht zu viel verlangt sein, dass Ihr ein paar Kinder bekommt und dann schlachtet, um Leute zu versoren mit dem "kleinere[n] Übel, sie würden das Fleisch von [Euren Kindern] essen, welche sehr gut gelebt haben und ohne Transporte und all die schrecklichen Sachen getötet werden würden?"

Zitat: This year we just bought some human liver at a supermarket. You'd be amazed the crap you can buy in supermarkets.

So here are a few more of Anna feasting.



"Braaaaaaaaains!"



Here, she's saying, "Oh, I just can't bear to eat any ... aw what the hell, I can always take the belt off. Gimme another piece of the breast meat!


http://thislittlepiggyhadtofu.blogspot.com/2008/10/vegan-mofo-day-31-boo.html


Wenn Ihr keine Kinder bekommen könnt gehen aber auch Katzen:

Zitat: But this year, we've been trying to be more compassionate and eat more locally ... really adopt a back-to-the-land attitude toward food. So we raised some backyard cats. Here's Anna feasting on rice krispies and cat eyeballs.



Liam looked on in shocked horror. But he'll learn soon enough: If you don't finish your cat eyeballs you don't get any dessert.


Finally, here's Anna just taking it all in. She's such a foodie. She's my little Bourdain-in-training.


http://thislittlepiggyhadtofu.blogspot.com/2009/10/boo.html


Achim

Re: schwarz oder weiss? oder etwas dazwischen?

Autor: Trolli | Datum:
Wenn ich Marienkäfer einsammle, und sie auf meine Blattläuse hetze, oder Nematoden kaufe, damit diese Dickmaulrüssler ermorden, dann heißt das, dass ich die Drecksarbeit des Insektenmordes von anderen Insekten erledigen lasse. Auf der anderen Seite haben wir einen Garten, indem das natürliche Gleichgewicht noch nicht hergestellt ist, sonst könnten sich für uns unbequeme Insekten nicht explosionsartig vermehren.
Will sagen: Obst und Gemüse "richtig" angepflanzt, dazu Plätze schaffen für Helfer wie Igel usw., schon gibt's eine gute Ernte ohne schlechtes Gewissen.

Zitat: nicht ganz 100% vegan

klingt wie nicht ganz 100 % schwanger. Mach's wie Achim: Ersetze die Tier- durch Menschenprodukte und überlege nochmal:
So ein paar Gummibärchen mit Gelatine - gewonnen aus Opas Knochen,möchtest du das? Oder ein Fertigprodukt mit Muttermilch von vergewaltigten Sklavinnen, die jährlich ein Baby gebären müssen, es nie in den Armen halten dürfen. Sklavinnen, die das Schreien ihrer ebenfalls eingesperren Babys hören, bis sie im Kleinkindalter verkauft werden? Oder Sklavinnen auf einem Bio-Bauernhof, die mit ansehen müssen, wie ihren Mädchen XXL-Milchbusen wachsen, wie auch ihre Töchter künstlich besamt werden, und ihre kleinen Jungen ermordet, und deren Leichenteile auf den Grill geworfen werden. Möchtest du etwas Milchbestandteil davon haben?

Zitat: Was haltet ihr davon? Das Halten von Kühen wie ein Haustier zur Landschaftspflege und zur Erhaltung der Biodiversität?

Es wäre mir neu, dass Wildrinder Steillagen als Lebensraum bevorzugen. Warum sprichst du von KÜHEN? Ausgerechnet weibliche Rinder? Sind Stiere und Kälbchen nicht vorgesehen? Meinst du nicht auch, dass ein Steilhang, vollgeschissen mit Fladen, und eine Grasnabe geschädigt durch Rindertritt nicht ebenfalls ein Problem für die Biodiversität ist?
Ihr wollt was mit dem Steilhang machen? Baut Wein an, Stroh unter die Rebstöcke, und gebt ein paar Hühnervögeln das Gnadenbrot. Diese picken die Rebläuse weg. Der Rest an tierischen Helfern stellt sich bald ein.

Eins sollte euch klar sein: Zurück zur Natur und gleichzeitig Wiese-behalten-wollen klappt nicht. Ist wie schwanger oder nicht schwanger, vegan oder nicht vegan. Dazwischen gibt es nichts.

Trolli