Hallo Casi,
ich kann dir einige persönliche Erfahrungen im Zusammenhang von veganer Ernährung und Diabetes nennen.
(Zunächst möchte ich aber noch klarstellen, das alles Folgende die wichtigeren Beweggründe vegan zu leben, ausklammert, weil es in deiner Anfrage ja explizit um Veganismus/vegane Ernährung und Diabetes geht; es entsteht sonst möglicherweise der Eindruck, ich würde aus rein egoistischen resp. gesundheitlichen Gründen vegan leben. Außerdem verzichte ich auf die korrekten Benennungen, z.B. Ei = Vogelmenstruationsprodukt bzw. vice versa - du weißt ja, was gemeint ist).
Als Typ 2-Diabetikerin musste ich vor Jahren meine Ernährung umstellen, um weder spritzen noch Tabletten einnehmen zu müssen. Nach dem ersten Schreck und umständlichen Versuchen mit diversen, sich durchaus widersprechenden Anleitungen aus Fachkreisen, kam unter'm Strich für mich heraus: Obst, Gemüse, Vollwertkost. Die üblichen Empfehlungen aus der Rubrik "Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker", möglichst viel Fisch, mageres "Fleisch" und ansonsten das vorgenannte zu essen, haben mich seinerzeit durch das grämmchenweise Abwiegen und "eigentlich-mag-ich-das-nicht" allerdings schnell wieder zum ungesunden Essen geführt (zu süß, zu fett, zu viel).
Über den Umweg des Vegetarismus kam ich - meiner Tochter sei Dank - zum Veganismus. Vegane Ernährung ist deshalb der optimale Weg zur Verbesserung des Gesundheitszustands bei Diabetes, weil durch das Nicht-Essen-Wollen viele der "Schadstoffe" - sit venia verbo - der omnivoren bzw. vegetarischen Ernährung wegfallen: das "böse" Cholesterin/Fette/tierliches Eiweiß in Eiern/Käse/Fleisch, etc.
Das "A und O" der richtigen Ernährung für Diabetiker ist wie bei Gesunden auch: vollwertige Mischkost mit höchstmöglichem Anteil an Gemüse und Früchten - die Auswahl ist ja riesig. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Tofu und Lopino tun ein übriges zur schmackhaften und gesunden veganen Ernährung (wie einige Ignoranten darauf kommen, diese als größtenteils ungenießbar zu bezeichnen, ist mir ein Rätsel).
In meinem Falle gestaltet sich das Früchte-Essen leider etwas schwierig, weil ich hochgradig allergisch auf viele Sorten Frischobst und einige Nusssorten reagiere; von Jahr zu Jahr entwickelt sich munter eine neue Allergie, was mich durchaus unzufrieden macht und persönlichen Stress verursacht, den man ja als Diabetiker/in auf ärztlichen Rat unbedingt vermeiden soll. Was für eine alberne Empfehlung! Ich werde wohl mal autosuggestiv an mir arbeiten müssen, um die Allergien loszuwerden ;-)
Falsch machen kann man bei veganem Essen natürlich auch etwas: Wer z.B. seinen Zucchino mit einer TASSE Öl brät und/oder sich zu große Mengen Kuchen, Kekse und Nachspeise einverleibt - da nützt es dann auch nix, wenn es kaltgepresstes Olivenöl und der Zucker "roh" ist - muss sich nicht über die Auswirkungen des erhöhten Blutzuckerspiegels wundern. Bei einigen Rezepten a.d. Tierrechtskochbuch nehme ich deshalb nur die Hälfte bzw. 1/3 der angegebenen Fettmenge und reduziere auch den Zuckeranteil. Heißhungerattacken begegnen DiabetikerInnen am besten mit Salat, Tomaten, Gurke, fruchtzuckerarmen Obstsorten (nicht geeignet sind z.B. Bananen, Trauben).
Leider scheint das Gros der Hausärzte keine Hilfe für vegane DiabetikerInnen zu sein. Im Gegenteil, sie versuchen, Menschen ihre Meinung über angebliche Ernährungsmängel bei veganem Essen durch teilweise drastische Horrorszenarien aufzudrängen.
Tatsache ist aber, dass meine letzten Bluttests einen erstklassigen Cholesterinwert ergeben haben und der Eisengehalt im Blut noch nie so perfekt war! Der Blutzuckerwert war zwar etwas zu hoch, aber im Vergleich zu meiner vorveganen Zeit erheblich niedriger. Die Ursachen für erhöhte Werte sind allerdings nicht ausschließlich ernährungsbedingt.
Da die Gesundung durch die vegane Ernährung nicht von heute auf morgen geschieht, müssen insulinabhängige DiabetikerInnen schon noch mit ihren Ärzten zusammenarbeiten, bis diese ihnen anhand der optimierten Werte entweder die Umstellung vom Spritzen auf Tabletten und/oder die Tablettenreduktion und später den Verzicht auf eine Medikation bestätigen können.
Und das sind - zumindest bei Typ 2-DiabetikerInnen - realistische Ziele!
Schöne Grüße,
Sabine