Hallo Vic,
ich gebe dir Recht. Töten bleibt Töten.
Ich kann allerdings - rein emotional - die Ohnmacht, Wut und Rachegelüste nachvollziehen, die Angehörige von Gewaltopfern befällt. Auch wird oft die Sinnhaftigkeit der Tat gesucht. Wenn dem Täter "nichts" geschieht, wäre der Tod des Opfers sinnlos.
Aus diesem Irrglauben heraus tötet man schon seit Jahrtausenden Mörder, damit diese nicht weiter morden können, und vermeintlich zur Abschreckung. Der Hass und die Verblendung der "Gerechten" ist dabei so gewaltig, dass billigend in Kauf genommen wird, auch Unschuldige hinzurichten. Und dieser Aspekt erschreckt mich zutiefst, weil ich diese Verblendung so was von gar nicht nachvollziehen kann. Deshalb habe ich diesen Bereich extra gewichtet.
Ich finde, dass man die Angehörigen von Opfern mit Angehörigen konfrontieren sollte, die an der Hinrichtung "ihres" Mörders teilgenommen hatten. Es stellt sich durchweg heraus, dass diese Angehörigen nach der Tötung des Mörders keine Befriedigung empfinden, und nicht zum gewünschten Seelenfrieden kommen. Das Gegenteil ist oft der Fall. Oft fallen sie in tiefe Depressionen. Eine Abschreckung bietet die Todesstrafe nicht, sonst hätte man bei mittelalterlichen Methoden wie Rädern, Vierteilen, Kreuzigung etc. bleiben können, um nachhaltigen Eindruck bei zukünftigen Mördern zu schinden. Es sollte den Angehörigen von Opfern auch mitgeteilt werden, dass keine einzige Tötung "human" ist. Warum kriegt der Delinquent auf dem elektrischen Stuhl eine Mütze über gezogen? Damit niemand sieht, wenn ihm die Augäpfel aus dem Kopf kochen. Das minutenlange Zappeln scheinen die Zuschauer auszublenden. (Man sollte das musikalisch mit einem Rapp hinterlegen, neben der Lüge, dass der Delinquent sofort nichts spürt, sondern nur noch seine Muskeln zucken.) Ebenso wird vertuscht, dass die Vergifteten nicht eingeschläfert werden, sondern bei vollem Bewusstsein die Atemlähmung erleben, und den Erstickungstod. Bei Strangulation tritt nicht immer sofort der Genickbruch ein, und selbst dann kann der Tod dauern. Bei Vergasung kotzen sich diese armen Menschen wörtlich(!) die Lunge aus dem Leib. Nix von wegen Zyankali sei eine schnelle und saubere Sache.
All diese Fakten müssten viel öfter publiziert werden, um ein Umdenken der Hinrichtungsbefürworter zu bewirken, weil das Argument, selbst zum Handlanger von Mördern zu werden, wenn man die Todesstrafe befürwortet, scheint nicht zu interessieren. Aber das Umdenken kann dauern. Die Rehabilitation von Gallieo Galilei dauerte so seine 500 Jahre, obwohl sich seinen Argumenten nun wirklich niemand mehr entziehen konnte. Schätze mal, dass ebenfalls ca. 500 Jahre ins Land gehen werden, bevor der Großteil der Menschheit die Todesstrafe ablehnt. Es sei denn, es poppt wieder ein neuer Prophet auf, dessen Glaube mit Schwert, Scheiterhaufen, oder vielleicht Laserschwert verbreitet werden wird. Dann kann es noch was länger dauern...
Zynische Grüße
Trolli