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Produktanfrageforum:
G-CSF

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 15

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G-CSF

Autor: Stelios | Datum:
Zitat: G-CSF

Abkürzung für Granulozyten-coloniestimulierender Faktor. Es handelt sich um einen Wachstumsfaktor, d. h. einen Stoff, der Einfluss auf die Blutbildung nimmt. Dieser hormonähnliche Stoff wird vom Körper bei jeder Infektion hergestellt. Insbesondere werden Bildung und Funktion einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen, der so genannten Granulozyten und deren Vorläuferzellen, beeinflusst bzw. gesteuert. Dieser Stoff kann seit einigen Jahren im Labor produziert werden und ist als Medikament zur Anregung der Stammzellvermehrung zugelassen. G-CSF bewirkt, dass die Stammzellen, die überwiegend im Knochenmark vorkommen, in das fließende Blut ausgeschwemmt werden.

Quelle: DKMS.de

Wenn jemand als Stammzellspender in Frage kommt, können die Stammzellen durch eins von zwei Verfahren entnommen werden. Bei der peripheren Stammzellentnahme wird G-CSF eingesetzt. Ich hab nachgefragt, wie dieses hergestellt bzw. gewonnen wird, ob dafür heute noch Tiere leiden oder sterben müssen und ob dafür noch Tierversuche durchgeführt werden.

Die Antwort:
Zitat: Sehr geehrter Herr ...,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

G-CSF wird gentechnisch hergestellt, und zwar in sogenannten "CHO-Zellen". Hierbei handelt es sich um eine sehr weitverbreitete Zelllinie für biochemische Anwendungen, die ursprünglich aus dem Eierstock eines Chinesischen Hamsters stammt (mittlerweile müssen dementsprechend zur Herstellung keine Tiere mehr sterben).

Uns ist natürlich bewusst, dass sich dies erst mal befremdend anhört; tatsächlich werden aber nahezu alle gentechnisch hergestellten Arzneimittel oder Enzyme entweder in Bakterien oder diesen CHO-Zellen (nicht in ganzen Hamstern!) produziert. Und hierunter sind so verbreitete Stoffe wie Insulin oder Waschmittelenzyme. Eine Infektionsgefahr besteht hierbei nicht mehr als bei rein "chemisch" synthetisierten Stoffen.

Ob G-CSF heute noch in Tierversuchen verwandt wird, kann ich Ihnen nicht mit Sicherheit beantworten. Normalerweise werden v.a. bevor Medikamente an Menschen getestet werden dürfen Tierversuche durchgeführt. Soweit ich weiß werden von Seiten der Pharmafirmen keine Tierversuche mit G-CSF mehr durchgeführt, was hingegen z.B. Unikliniken angeht, kann ich Ihnen dies leider nicht eindeutig sagen. Um hierzu nähere Informationen zu erhalten, müssten Sie sich theoretisch an die einzelnen Forschungseinrichtungen der Unikliniken und die Pharmafirmen selbst wenden.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen!

Mit freundlichen Grüßen

...
Ärztin
CT-Koordinationsteam
DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei
gemeinnützige Gesellschaft mbH


Das war mir nicht eindeutig genug, also hab ich nochmal nachgefragt, ob denn auch wirklich keine neuen Zellen zur weiteren Herstellung nötig sind. Hier ein Auszug:

Zitat: Sehr geehrte Frau ...,

vielen Dank für ihre Antwort.

Nur um sicher zu gehen, dass ich das nicht falsch verstanden habe, bitte ich Sie mir folgendes noch einmal zu bestätigen:

Inzwischen wird alles im Labor, ohne Zuhilfenahme von 'neuen' Zellen (oder sonstwas) von Tieren hergestellt. Also vor Jahren mal wurden diese Zellen dem Hamster entnommen, aber heute ist das nicht mehr nötig, da neue Zellen im Labor herangezüchtet werden, ohne die Tiere dafür zu benötigen.

Das habe ich jetzt verstanden, es wäre schön, wenn Sie mir sagen könnten ob das so stimmt.


Zitat: Sehr geehrter Herr ...,

genau, Sie haben das richtig verstanden. Inzwischen müssen für die Herstellung von G-CSF keine Tiere mehr sterben, es handelt sich um Zellkulturen, die nicht "neu" gewonnen werden müssen aus lebenden Tieren.

Mit freundlichen Grüßen

...
Ärztin
CT-Koordinationsteam
DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei
gemeinnützige Gesellschaft mbH


Wenn ich irgendwas nicht beachtet habe, bitte ich um Hinweis, dann frage ich noch einmal nach.

Re: G-CSF

Autor: Kati | Datum:
Guten Tag,

da ich kein neues Thema eröffnen möchte und meine Frage als hier her passend finde, folgendes:

Ich habe eine Bekannte mit einer Schilddrüsenfunktionsstörung. Sie muss Hormone substituieren und ist aber Vegetarier (fast Veganer)So kam ich mit ihr in eine Diskussion über vegane Medikamente. Das vorläufige Resultat war, dass vielleicht nicht alle Wikstoffe vegan sein können, wobei ich schon meine, auch bspw. Hormone ließen sich rein künstlich herstellen. Sie war sich nicht sicher, ob die Hormone aus Schweinen gewonnen werden, ich meinte, dass diese inzwischen schon allein wegen der Qualitätsschwankungen wahrscheinlich künstlich erzeugt werden, weiß aber auch nicht, wie... Es geht hier in erster Linie nicht um Tierversuche für Medikamente, sondern um die Gewinnung der Wirkstoffe aus Tieren und hierzu würde mich Ihr Wissen bzw. Ihre
Ansicht interessieren.

Dank und Gruß,
K.

Medikamente mit unveganen Inhaltsstoffen

Autor: martin | Datum:

> Es geht hier in erster Linie nicht um
> Tierversuche für Medikamente, sondern um die Gewinnung der
> Wirkstoffe aus Tieren und hierzu würde mich Ihr Wissen bzw.

Wie ich auch schon in ähnlichen Diskussionen sagte, denke ich, dass man auch solche Medikamente, wenn die wichtig - erst recht, wenn sie lebenswichtig - sind, einnehmen "darf". In der Regel ist die Unveganität eine Folge der unveganen Gesellschaft, die die Stoffe auch vegan herstellen könnte, es aber aus Kostengründen nicht tut.

Bei eher unwichtigen Medikamenten sieht es natürlich anders aus.

Re: Medikamente mit unveganen Inhaltsstoffen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Wobei natürlich schon eruiert werden muss, ob es nicht (in dieser Gesellschaft eher zufällig) vegane Alternativen gibt.

So wird wenn ich mich recht erinnere als "Knochenersatz" z.B. in der Regel Material aus Rinderknochen verwendet, es gibt aber wohl Alternativen.

Achim

Re: Medikamente mit unveganen Inhaltsstoffen

Autor: Kati | Datum:
Hierzu habe ich gerade eine Anfrage an HEXAL. Werde berichten...

Re: Medikamente mit unveganen Inhaltsstoffen

Autor: Kati | Datum:
Die Antwort von Hexal - ich wurde vor 5 Minuten angerufen und hoffe, die Antwort korrekt wieder geben zu können - bzgl. der Hormone in einem Schilddrüsenmedikament:
diese werden aus keinerlei Tierbestandteilen hergestellt, sondern rein synthetisch, und auch die anderen Substanzen/Hilfstoffe sind ohne Tier.
Auf mein Nachbohren der Quelle dieser synthetischen Stoffe hin war sie sehr sehr vorsichtig und ausweichend, wiederholte aber, dass es kein Tier enthält. Ich denke mal, dass sie hier wegen Datenschutz/Betriebsgeheimnis/... so reagieren musste. Auch, dass sie anrief und nicht schrieb, ist zwar nett, aber doch etwas unverbindlich, weil nicht dokumentierbar, oder?
Jedenfalls schien sie darauf recht genervt zu sein und froh, mich los zu bekommen...

Guten Wochenbeginn,
Kati

Re: G-CSF

Autor: Dr. Brumm | Datum:
Hallo,
muss leider zugeben, dass ich selbst mit Zellkulturen gearbeitet habe und dabei mitschuld war am Kälbermord (zum Teil ungeborener :-( ). Von daher könntest du anfragen, ob zur Kultivierung der Zellen tierliche Seren zum Einsatz kommen.
Falls nicht, werden den Zellkulturmedien üblicherweise Wachstumsfaktoren zugesetzt, die wiederum selbst in Zellkultur gewonnen werden (können)... So ergibt sich eine endlose Kette.
Da frag ich mich, wie weit geht man? Ich kaufe schließlich auch Kartoffeln vom Bauern, der sich von Fleisch ernährt, da wird ja auch irgendwo in der Produktion ein Tier eingesetzt... muss nochmal in die FAQ gucken.

Re: G-CSF

Autor: Stelios | Datum:
Zitat: Sehr geehrter Herr ...,

exakt beantworten können wir diese Anfrage nicht, da kein Hersteller derartiger Präparate die exakte Zusammensetzung der Zellkulturmedien preisgibt. Ich fürchte aber, dass vieles, was aus Zellkulturen stammt, für strikt vegan Lebende problematisch ist.
Derartige Medien bestehen immer aus Salzen und Puffern (mineralisch oder chemisch-synthetisch), Aminosäuren (sicherlich zumindest teilweise tierischen Ursprung, evtl aus Hefen) und Wachstumsfaktoren (wahrscheinlich aufgereinigt aus Tierseren). Gewöhnlichen Zellkulturmedien in der Forschung wird meist 5 oder 10% "fötales Kälberserum" zugesetzt. Klingt befremdend, aber zu dessen vergleichsweise massenweiser Herkunft muss man sich halt doch mal klarmachen, dass auch Milchkühe nicht einfach so Milch geben...

Höchstwahrscheinlich wird dieses nur in aufgereinigter Form oder gar nicht in der Herstellung von Medikamenten eingesetzt. Aber davon, dass tierische Produkte dabei eine Rolle spielen, würde ich persönlich ausgehen. Allerdings auch davon, dass nichts davon ins Produkt mitgeschleppt wird.

Damit ist das wohl eher ein ethisch-philosophisches Dilemma....überspitzt gefragt: "Essen Sie das Brot eines Bäckers, der die Kraft zum Kneten des Teiges aus Fleischkonsum zieht?"
Über eine Antwort zu diesem ungewöhnlichen Thema würde ich mich ausdrücklich freuen.

Mit besten Grüßen,
Ihre DKMS

...
Arzt
CT-Koordinationsteam
DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei
gemeinnützige Gesellschaft mbH


Schockierende Erkenntnis: Kühe geben nicht einfach so "Milch" ... soll das ein Rechtfertigungsversuch für die Nutzung des fötalen Kälberserums sein? Oder hab ich das jetzt falsch verstanden?

Dass Ethik eine philosophische Dispizlin ist scheint ihm nicht klar zu sein (dass sein Beispiel nicht analog zu dieser Situation ist, wohl auch nicht).

Das eigentliche Dilemma (handelt es sich dabei überhaupt um eins?) ist ja: Sollte man den wachstumsfaktor einnehmen, um die Stammzellen spenden zu können, die einem Leukämiepatienten das Leben retten können, wenn dieser Wachstumsfaktor auf die Art und weise hergestellt wird?

Ich will mal davon ausgehen, dass er mit der "Kraft", die er aus "Fleischkonsum zieht", keine magischen, in Leichenteilen innewohnenden Substanzen, sondern einfach Energie in Form von Proteinen, Kohlenhydraten und Lipiden meint.

Ich würde sagen, mein Einkauf von veganen Produkten beim Bäcker fördert nicht die Tierausbeutung. Natürlich wäre es optimal, wenn der Bäcker dies auch nicht tun würde, somit auch keine unveganen Produkte verkaufen würde, aber soweit sind wir leider in den meisten Fällen noch nicht.
Ich könnte auch noch auf diverse FAQ-Seiten hinweisen.

Wie würdet ihr antworten?

Bin für eure Ansichten und Argumentationshilfen sehr dankbar :)
Vor allem interessiert mich, was ihr zu der Einnahme von G-CSF zu sagen habt. Inzwischen wird in den meisten Fällen die periphere Stammzellentnahme bevorzugt (ich meine das auf der DKMS-Seite gelesen zu haben, weiß leider nicht mehr genau wo) und bis gerade eben dachte ich noch, dass der Spender sich danach richten muss, wenn er helfen will. Aber hier steht:
Zitat: Welches Verfahren bei der Stammzellspende angewandt wird, richtet sich nach den Belangen des Patienten. Nach Möglichkeit wird auf die Wünsche der Spender Rücksicht genommen.
Gibt es dabei etwas zu beachten?

Re: G-CSF

Autor: martin | Datum:
Stelios schrieb:
[Vollquote gekürzt - Mod]
>
> Schockierende Erkenntnis: Kühe geben nicht einfach so "Milch"
> ... soll das ein Rechtfertigungsversuch für die Nutzung des
> fötalen Kälberserums sein? Oder hab ich das jetzt falsch
> verstanden?

Scheint so. Ich denke, ich will erklären, dass fötales Kälberserum so massenhaft eingesetzt wird, weil es massenhaft zur Verfügung steht.

Wer den Hintergrund nicht kennt: Fötales Kälberserum ist das Blut von (ungeborenen) Kuhfeten. Da die Kühe, die zur Kuhmilchgewinnung ausgebeutet werden, permanent geschwängert werden, damit zwischen der Geburt der letzten Kalbs und dem Wiedereinsetzen des Milchflusses keine Leerzeit entsteht, sind sie fast permanent schwanger. Wenn sie geschlachtet werden, sind sie daher meist auch schwanger und dann wird dem Kalbfötus das Blut entnommen, kurz nach der Schlachtung, wenn er meist noch lebt.

> Das eigentliche Dilemma (handelt es sich dabei überhaupt um
> eins?) ist ja: Sollte man den wachstumsfaktor einnehmen, um
> die Stammzellen spenden zu können, die einem
> Leukämiepatienten das Leben retten können, wenn dieser
> Wachstumsfaktor auf die Art und weise hergestellt wird?

Ich meine, das ist analog hierzu: Auch fötales Kälberserum ist ersetzbar (es geht ja nur um die Aminosäuren) und der, wie es hier auch ja formuliert wird, massenhafte Einsatz ist Resultat der unveganen Gesellschaft. Und es ist auch kein trivialer Fall, sondern lebenswichtig (wenn auch nciht für einen selbst, sondern den Empfänger).

> Ich will mal davon ausgehen, dass er mit der "Kraft", die er
> aus "Fleischkonsum zieht", keine magischen, in Leichenteilen
> innewohnenden Substanzen, sondern einfach Energie in Form von
> Proteinen, Kohlenhydraten und Lipiden meint.

Es gibt zwar inhaltliche Fragwürdigkeiten, aber es ist wohl eher als Analogie denn als Vergleich gemeint. Als Analogie passt es schon und die Antwort wäre: Ja, denn mit dem Kauf des Brotes unterstützt man schließlich nicht seinen Leichenteilkonsum (wie du es ja schon geschrieben hast). Zwischen diesem und dem Brotkauf gibt es schlicht keine kausale Beziehung und ein Nicht-Kauf würde dementsprechend auch nichts ändern.

> Gibt es dabei etwas zu beachten?

Bei was genau?

Re: G-CSF

Autor: Stelios | Datum:
martin schrieb:
> Wer den Hintergrund nicht kennt: Fötales Kälberserum ist das
> Blut von (ungeborenen) Kuhfeten. Da die Kühe, die zur
> Kuhmilchgewinnung ausgebeutet werden, permanent geschwängert
> werden, damit zwischen der Geburt der letzten Kalbs und dem
> Wiedereinsetzen des Milchflusses keine Leerzeit entsteht,
> sind sie fast permanent schwanger. Wenn sie geschlachtet
> werden, sind sie daher meist auch schwanger und dann wird dem
> Kalbfötus das Blut entnommen, kurz nach der Schlachtung, wenn
> er meist noch lebt.

Den Hintergrund kannte ich noch nicht. Für mich ist es schwer das ganze einzuordnen. Ich will hier keine Diskussion über Abtreibung führen (an anderer Stelle gerne), aber selbst wenn wir mal davon ausgingen, dass der Fötus weder ein Interesse an Unversehrtheit, noch am Weiterleben hat, so ist es immer noch verwerflich (von den auch bisher schon offensichtlichen Verwerflichkeiten ganz zu schweigen), dass die Kühe zu allem Überfluss auch noch vor dem Schlachten vergewaltigt werden, vielleicht ja auch gerade weil das Blut des Fötus gefragt und vermutlich billiger als Alternativen ist.

> Und es ist auch kein trivialer Fall, sondern lebenswichtig
> (wenn auch nciht für einen selbst, sondern den Empfänger).

Wobei ich ja erwähnte, dass es unter Umständen eine Alternative gibt (siehe weiter unten).

> > Gibt es dabei etwas zu beachten?
>
> Bei was genau?

Oh, ich hab das nicht wirklich erklärt. Ich meinte, wenn man die Möglichkeit hat das andere Verfahren, die Knochenmarkentnahme unter Vollnarkose, zu wählen. Das erscheint mir, angesichts des fötalen Bluts etc., die weniger problematische Alternative zu sein. Oder habe ich da etwas nicht beachtet?

Und selbst wenn die Knochenmarkentnahme die 'veganere' Lösung wäre: Wäre es gerechtfertigt abzuwägen zwischen der Einnahme des Wachstumsfaktors für die periphere Stammzellentnahme und des Risikos einer Narkose für mich als Spender (der eigentliche Eingriff soll weniger Risiko bergen als die Narkose selbst)?
Ich hoffe das war halbwegs klar, ich kann mich grad nicht besser ausdrücken, sorry.

Vegane Aspekte von Knochenmarkspenden

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Und selbst wenn die Knochenmarkentnahme die 'veganere' Lösung
> wäre: Wäre es gerechtfertigt abzuwägen zwischen der Einnahme
> des Wachstumsfaktors für die periphere Stammzellentnahme und
> des Risikos einer Narkose für mich als Spender (der
> eigentliche Eingriff soll weniger Risiko bergen als die
> Narkose selbst)?

Auch wenn ich mich damit jetzt weit aus dem Fenster lehne: ich denke ja, werde mir aber abschließendes Urteil ggf. erst in situ erlauben. Womit ich nicht sagen will, dass es nicht hier diskutiert werden sollte, im Gegenteil.

Ich kannte bisher allerdings eh nur die "andere Methode".

Apropos, statt Blutproben werden ja inzwischen anscheinend Wangenabstriche gemacht, um die relevanten Spendereigenschaften zu ermitteln.

Da wäre es vielleicht interessant, ob es unterschiedliche Matching-Verfahren gibt und ob man als potentieller Spender da etwas beeinflussen kann (so es z.B. ein veganes und ein unveganes gibt). Da Du ja eh grade an der Sache dran bist ... ;-)

Achim

Re: Vegane Aspekte von Knochenmarkspenden

Autor: Stelios | Datum:
Zitat: Sehr geehrter Herr ...,

ich schulde Ihnen noch zwei Antworten:

1) Ich wüsste beim besten Willen nicht, wo tierische Produkte bei Vollnarkosen oder Routineoperationen eingesetzt werden würden. Resorbierbares Nahtmaterial war früher aus Schaf- oder Rinderkollagen, das ist aber spätestens seit BSE in entwickelten Ländern nicht mehr im Routineeinsatz.
Kann natürlich sein, dass auf Station noch Rosshaarkissen o.Ä. im Gebrauch sind, aber das lässt sich sicherlich meiden.

2) Typisierung: Völlig korrekt, die früher bei sogenannten serologischen Gewebsmerkmalsbestimmungen eingesetzten Antikörper wären zumindest teilweise tierischen Ursprungs, und die, die aus Zellkulturen stammten, haben wieder das gleiche Medium-Problem, dass Sie bei der GCSF-Produktion (zumindest der von Granocyte in vom Hamster stammenden Zelllinien) haben.
Allerdings führt die DKMS inzwischen nur noch höher auflösende molekularbiologische Typisierungen durch, sogenannte Sequenzierungen, und die wenigen dabei eingesetzten Enzyme sind bakteriellen Ursprungs.

Ein Nachtrag noch zu unserer ursprünglichen Frage: Es gibt ein zugelassenes Alternativprodukt zu "unserem" Granoycte/ Lenograstim, nämlich Neupogen (Filgrastim). Ein Unterschied ist, dass dieses nicht in Säugerzellkulturen, sondern in E.coli-Bakterienkulturen hergestellt wird. Diese benötigen natürlich auch nicht die erwähnten Wachstumsfaktoren...Sollten Sie also tatsächlich mal in einer Spendesituation sein, würde ich in jedem Fall zu Neupogen raten: Könnte sehr gut sein, dass hier weniger tierischen Produkte in der Herstellung eingesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen, und danke für die Links!

...
Arzt
CT-Koordinationsteam
DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei
gemeinnützige Gesellschaft mbH

Re: G-CSF

Autor: martin | Datum:

> Den Hintergrund kannte ich noch nicht. Für mich ist es schwer
> das ganze einzuordnen. Ich will hier keine Diskussion über
> Abtreibung führen (an anderer Stelle gerne), aber selbst wenn
> wir mal davon ausgingen, dass der Fötus weder ein Interesse
> an Unversehrtheit, noch am Weiterleben hat, so ist es immer
> noch verwerflich (von den auch bisher schon offensichtlichen
> Verwerflichkeiten ganz zu schweigen), dass die Kühe zu allem
> Überfluss auch noch vor dem Schlachten vergewaltigt werden,
> vielleicht ja auch gerade weil das Blut des Fötus gefragt und
> vermutlich billiger als Alternativen ist.

Der Grund für die Ablehnung würde ich auch nicht in der Tötung des Fötus sehen (auch wenn das nicht fraglos in Ordnung wäre, - da sich diese Frage allerdings erst gar nicht stellt, weil die Tötung der Kuh bereits abzulehnen ist, muss man das nicht weiter diskutieren). Es ist analog zu "Leder", von dem behauptet wird, es sei ein Nebenprodukt. Selbst wenn "Leder" oder fötales Kälberserum ein Nebenprodukt wäre, würde man die Tierausbeutung mindestens noch ideell unterstützen und das ist für Veganern eindeutig zu viel.

> das andere Verfahren, die Knochenmarkentnahme unter Vollnarkose, zu wählen. Das erscheint mir, angesichts des fötalen Bluts etc., die weniger problematische Alternative zu sein. Oder habe ich da etwas nicht beachtet?
>
> Und selbst wenn die Knochenmarkentnahme die 'veganere' Lösung
> wäre: Wäre es gerechtfertigt abzuwägen zwischen der Einnahme
> des Wachstumsfaktors für die periphere Stammzellentnahme und
> des Risikos einer Narkose für mich als Spender (der
> eigentliche Eingriff soll weniger Risiko bergen als die
> Narkose selbst)?

Ich denke auch ja. Wobei ich keine Antwort geben könnte, da mit für diese detaillierte Angelegenheit die Kenntnisse fehlen.

Re: G-CSF

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Schockierende Erkenntnis: Kühe geben nicht einfach so "Milch"
> ... soll das ein Rechtfertigungsversuch für die Nutzung des
> fötalen Kälberserums sein? Oder hab ich das jetzt falsch
> verstanden?

Also für mich klingt das so, als ob er nicht weiß, was Veganismus ist, Dich für einen Vegetarier hält und Dir nun (wärst Du einer, zurecht) Heuchelei unterstellt, weil Du ja als Vegetarier durch Milchkonsum ohnehin Rinder ermordest.

> Ich würde sagen, mein Einkauf von veganen Produkten beim
> Bäcker fördert nicht die Tierausbeutung. Natürlich wäre es
> optimal, wenn der Bäcker dies auch nicht tun würde, somit
> auch keine unveganen Produkte verkaufen würde, aber soweit
> sind wir leider in den meisten Fällen noch nicht.

Naja, wenn Du ein Brot kaufst, muss der Bäcker mehr kneten, braucht also mehr Kraft, muss also ein halbes Schwein mehr essen, da hättest Du statt des Brots auch gleich das Schwein essen können. Nicht zu vergessen, dass die Bäckereifachverkäuferin, indem sie das Brot aus dem Regal holt, um es Dir über die Theke zu reichen, ihre Lederschuhe abnutzt, so dass sie früher neue kaufen muss. Oder so.

Hm, haben die Bäcker heutzutage keine Knetmaschinen?

Neulich habe ich glaube ich irgendwo gelseen, dass jeder von uns rechnerisch mehrere Moleküle von Hitler in sich trägt. Oder war's Attila (der Hunne, nicht der Leichenbräter). Hm, wie komme ich jetzt da drauf?

> Wie würdet ihr antworten?

Anscheinend antworten Dir ja immer unterschiedliche Personen?

> wo) und bis gerade eben dachte ich noch, dass der Spender
> sich danach richten muss, wenn er helfen will. Aber

Naja, da die Spende ja freiwillig ist, werden sie sich schon überlegen, ob sie jemanden zu einem speziellen Verfahren zu zwingen versuchen ... theoretisch könnte sich ja auch jemand entschließen, sich das Zeug ohne Narkose aus dem Beckenkamm saugen zu lassen. Ist aber wohl keine so gute Idee.

Achim

Ergebnisse aus Tierausbeutung benutzen?

Autor: martin | Datum:
> Von daher könntest du anfragen, ob
> zur Kultivierung der Zellen tierliche Seren zum Einsatz kommen.
> Falls nicht, werden den Zellkulturmedien üblicherweise
> Wachstumsfaktoren zugesetzt, die wiederum selbst in
> Zellkultur gewonnen werden (können)... So ergibt sich eine
> endlose Kette.

Das Thema hatten wir, glaube ich, bei der Frage nach der Veganität der Schweinegrippeimpfung hier schon mal angeschnitten. Wenn es nicht mehr um tatsächlichen Gebrauch geht, sondern nur noch auf die Ergebnisse früheren Gebrauchs zurückgegriffen wird, ist es wohl analog zu Benutzung von Wissen, das mit Menschenversuchen gewonnen wurde (ob im Nationalsozialismus oder durch die vielzitierte Tuskegee-Syphilis-Studie).

Solange klar ist, dass man die Art des Erkenntnisgewinns nicht akzeptiert und durch seinen Konsum nicht dazu angeregt, so etwas zu wiederholen, wäre es nicht sinnvoll, so etwas zu boykottieren.

Eine andere Analogie ist, dass v.a. in den Südstaaten der USA viele Straßen durch Sklavenarbeit gebaut wurden. Die, die die Straßen heute benutzen, sind deshalb auch keine Sklavereibefürworter.