Hallo zusammen,
mein erster Beitrag hier und auch gleich mal zwei Antworten (es kommen hoffentlich noch mehr) von den fränkischen Brauerein Tucher und St.Georgen Bräu auf Anfragen bezüglich der Herstellung ihrer Biere.
Hier Tucher:
Sehr geehrter Herr *******,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 10.03.03 bezüglich der Verwendung von
tierischen Stoffen bei der Bierbereitung, wozu wir wie folgt Stellung
nehmen:
Sie haben recht mit Ihrer Aussage, dass lt. dem Deutschen
Reinheitsgebotvon 1516 "zu keinem Bier mehr Stücke als allein Wasser,
Malz, Hopfen und Hefe verwendet und gebraucht werden soll". Dieses
Reinheitsgebot für Bier begleitet die deutsche Brauwirtschaft nun seit
vielen Jahrhunderten und hat damit seine Lebenskraft immer wieder
bewiesen. Die auf der Welt einzigartige Geschmacks- und Sortenvielfalt
deutschen Bieres ist auf die jahrhundertealte, zu hoher Blüte gereifte
und konsequent an den Erfordernissen des Reinheitsgebotes erprobte
Braukunst zurückzuführen. Dementsprechend werden weder in der deutschen
Brauwirtschaft noch bei TUCHER tierische Produkten im Verlaufe des
Herstellungsprozesses eingesetzt.
Es werden allerdings in der gesamten Branche - wie auch bei TUCHER -
kaseinhaltige Leime zum Aufkleben der Etiketten verwendet. Die Gründe
dafür liegen u. a. in den Vorteilen bei den guten Klebeeigenschaften bei
< 5 °C (gute Anfangshaftung auf kalten Oberflächen), in der guten
Abwaschbarkeit, in den günstigen Verarbeitungeigenschaften, aus
ökologischen Gesichtspunkten etc.. Des weiteren wird dieser Leim aus
einem natürlichem Grundstoff gewonnen, was von unserer Seite begrüßt
wird, da wir keine "chemischen" Produkte einsetzen möchten.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
i. V. Rother
Und St.Gerogen Bräu
Sehr geehrter Herr *******,
vielen Dank für Ihr Interesse an unseren Bieren. Gerne beantworten wir Ihnen Ihre Fragen.
Uns ist nicht bewußt, daß unser Herstellungsprozess und unsere Rohstoffe in irgendeiner Form auf Tierprodukte zurückgreifen. Leider
gibt es jedoch eine
Ausnahme: Der Etikettenleim, den wir verwenden, enthält Casein. Ob dieses aus tierischen Produkten gewonnen wird, ist uns nicht klar.
Casein ist ein
natürliches Eiweiß, das - wie der Klang des Wortes vermuten läßt - in Käse, bzw. gemeinhin in Milch enthalten ist und somit tierischen
Ursprungs. Ob es aber
auch andere Gewinnungsmöglichkeiten von Casein gibt, wissen wir nicht. Vielleicht kann es heutzutage schon synthetisch hergestellt oder
aus pflanzlichen
Produkten gewonnen werden. Wenn Sie uns hierüber etwas mitteilen können, sind wir jedenfalls sehr interessiert.
Ebenfalls würden wir gerne wissen, ob Sie noch andere "versteckte" tierische Inhaltstoffe in diversen Hilfs- und Betriebsstoffen
kennen. Wie gesagt, ein
Einsatz derartiger tierischer Produkte ist uns bis heute nicht bewußt - abgesehen von dem Casein, auf das Sie uns aufmerksam gemacht
haben.
Was die Filtration betrifft können wir jedenfalls definitiv auschließen, daß hierbei Tierhäute Verwendung finden. Stattdessen wird hier
mithilfe von sog.
Kieselgur (ein sog. Filterhilfsmittel) filtriert, das sind die Skelette von sog. Diatomeen, die schon vor Jahrmillionen in
vorzeitlichen Meeren lebten. Ob
die Diatomeen aus Ihrer Sicht zu den Tieren zu zählen sind, wissen wir nicht. Jedenfalls handelt es sich um mikroskopisch kleine
Lebewesen, die ein
siliziumhaltiges Skelett besitzen, das stets symmetrische, genau definierte Formen von zumeist großer Schönheit aufweist. Die Diatomeen
haben sich nach dem
(natürlichen) Absterben am Meeresboden abgesetzt und wurden zersetzt mit Ausnahme ihrer bis heute erhaltenen Skelette. Dort haben sich
im Lauf der Zeit
meterhohe Ablagerungen von diesen Skeletten gebildet. Makroskopisch erscheinen diese Ablagerungen heute - zumindest in der
weiterverarbeiteten Form, in der
Sie an uns geliefert wird - als sehr feines weißes Pulver. Soweit ich weiß, sind weltweit an mehreren Orten verschiedene
Ablagerungsstellen von diesen
Diatomeen-Erden, wie die Ablagerungen auch genannt werden - zurückgeblieben, nachdem sich die vorzeitlichen Meere zurückgezogen haben.
Dort kann man diese
im Tagebau abbauen. Sie werden gemahlen und unter großer Hitze ausgeglüht und gelangen dann unter dem Begriff Kieselgur als
industrielles Filterhilfsmittel
auf den Markt.
Ebenso unklar ist uns, inwieweit Sie die Hefen zu den Tieren rechnen Hefen werden nämlich die in jeder Brauerei zur Vergärung des aus
dem Gerstenmalz
stammenden Zuckers zu Alkohol und Hefe verwendet.
Wie gesagt, wenn Sie uns diesbezüglich Informationen mailen können, wären wir hierfür sehr dankbar.
Inwieweit wir auf Ihre Anregungen reagieren und beispielsweise einen Ersatz für caseinhaltigen Leim zu vertretbaren Preisen und unter
vertretbaren evtl.
erforderlichen maschinellen Umrüstungskosten finden und verwenden werden, können wir Ihnen heute natürlich noch nicht sagen.
Auf eine Antwort von Ihnen freuen wir uns,
Mit freundlichen Grüßen
St. GeorgenBräu
Gg. Modschiedler OHG
Buttenheim
Georg Modschiedler
St.Georgen Bräu sind ja sehr sympathisch (wenn auch unwissend), von daher auch die Frage meinerseits, was denn noch alles tierisch sein könnte, da bei denen ja anscheinend ein Wille vorhanden ist veganes Bier zu vertreiben.
Tucher macht auch einen aufgeschlossenen Eindruck und das Kasein-Problem wird wohl nie gelöst werden, wobei ich mich frage ob es möglich ist nichtetikettierte Flaschen von den Brauereien zu beziehen und was der Rest der veganen Gemeinschaft darüber denkt wenn man solche Flaschen anfordert.
Bis dann
Kalle
mein erster Beitrag hier und auch gleich mal zwei Antworten (es kommen hoffentlich noch mehr) von den fränkischen Brauerein Tucher und St.Georgen Bräu auf Anfragen bezüglich der Herstellung ihrer Biere.
Hier Tucher:
Sehr geehrter Herr *******,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 10.03.03 bezüglich der Verwendung von
tierischen Stoffen bei der Bierbereitung, wozu wir wie folgt Stellung
nehmen:
Sie haben recht mit Ihrer Aussage, dass lt. dem Deutschen
Reinheitsgebotvon 1516 "zu keinem Bier mehr Stücke als allein Wasser,
Malz, Hopfen und Hefe verwendet und gebraucht werden soll". Dieses
Reinheitsgebot für Bier begleitet die deutsche Brauwirtschaft nun seit
vielen Jahrhunderten und hat damit seine Lebenskraft immer wieder
bewiesen. Die auf der Welt einzigartige Geschmacks- und Sortenvielfalt
deutschen Bieres ist auf die jahrhundertealte, zu hoher Blüte gereifte
und konsequent an den Erfordernissen des Reinheitsgebotes erprobte
Braukunst zurückzuführen. Dementsprechend werden weder in der deutschen
Brauwirtschaft noch bei TUCHER tierische Produkten im Verlaufe des
Herstellungsprozesses eingesetzt.
Es werden allerdings in der gesamten Branche - wie auch bei TUCHER -
kaseinhaltige Leime zum Aufkleben der Etiketten verwendet. Die Gründe
dafür liegen u. a. in den Vorteilen bei den guten Klebeeigenschaften bei
< 5 °C (gute Anfangshaftung auf kalten Oberflächen), in der guten
Abwaschbarkeit, in den günstigen Verarbeitungeigenschaften, aus
ökologischen Gesichtspunkten etc.. Des weiteren wird dieser Leim aus
einem natürlichem Grundstoff gewonnen, was von unserer Seite begrüßt
wird, da wir keine "chemischen" Produkte einsetzen möchten.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
i. V. Rother
Und St.Gerogen Bräu
Sehr geehrter Herr *******,
vielen Dank für Ihr Interesse an unseren Bieren. Gerne beantworten wir Ihnen Ihre Fragen.
Uns ist nicht bewußt, daß unser Herstellungsprozess und unsere Rohstoffe in irgendeiner Form auf Tierprodukte zurückgreifen. Leider
gibt es jedoch eine
Ausnahme: Der Etikettenleim, den wir verwenden, enthält Casein. Ob dieses aus tierischen Produkten gewonnen wird, ist uns nicht klar.
Casein ist ein
natürliches Eiweiß, das - wie der Klang des Wortes vermuten läßt - in Käse, bzw. gemeinhin in Milch enthalten ist und somit tierischen
Ursprungs. Ob es aber
auch andere Gewinnungsmöglichkeiten von Casein gibt, wissen wir nicht. Vielleicht kann es heutzutage schon synthetisch hergestellt oder
aus pflanzlichen
Produkten gewonnen werden. Wenn Sie uns hierüber etwas mitteilen können, sind wir jedenfalls sehr interessiert.
Ebenfalls würden wir gerne wissen, ob Sie noch andere "versteckte" tierische Inhaltstoffe in diversen Hilfs- und Betriebsstoffen
kennen. Wie gesagt, ein
Einsatz derartiger tierischer Produkte ist uns bis heute nicht bewußt - abgesehen von dem Casein, auf das Sie uns aufmerksam gemacht
haben.
Was die Filtration betrifft können wir jedenfalls definitiv auschließen, daß hierbei Tierhäute Verwendung finden. Stattdessen wird hier
mithilfe von sog.
Kieselgur (ein sog. Filterhilfsmittel) filtriert, das sind die Skelette von sog. Diatomeen, die schon vor Jahrmillionen in
vorzeitlichen Meeren lebten. Ob
die Diatomeen aus Ihrer Sicht zu den Tieren zu zählen sind, wissen wir nicht. Jedenfalls handelt es sich um mikroskopisch kleine
Lebewesen, die ein
siliziumhaltiges Skelett besitzen, das stets symmetrische, genau definierte Formen von zumeist großer Schönheit aufweist. Die Diatomeen
haben sich nach dem
(natürlichen) Absterben am Meeresboden abgesetzt und wurden zersetzt mit Ausnahme ihrer bis heute erhaltenen Skelette. Dort haben sich
im Lauf der Zeit
meterhohe Ablagerungen von diesen Skeletten gebildet. Makroskopisch erscheinen diese Ablagerungen heute - zumindest in der
weiterverarbeiteten Form, in der
Sie an uns geliefert wird - als sehr feines weißes Pulver. Soweit ich weiß, sind weltweit an mehreren Orten verschiedene
Ablagerungsstellen von diesen
Diatomeen-Erden, wie die Ablagerungen auch genannt werden - zurückgeblieben, nachdem sich die vorzeitlichen Meere zurückgezogen haben.
Dort kann man diese
im Tagebau abbauen. Sie werden gemahlen und unter großer Hitze ausgeglüht und gelangen dann unter dem Begriff Kieselgur als
industrielles Filterhilfsmittel
auf den Markt.
Ebenso unklar ist uns, inwieweit Sie die Hefen zu den Tieren rechnen Hefen werden nämlich die in jeder Brauerei zur Vergärung des aus
dem Gerstenmalz
stammenden Zuckers zu Alkohol und Hefe verwendet.
Wie gesagt, wenn Sie uns diesbezüglich Informationen mailen können, wären wir hierfür sehr dankbar.
Inwieweit wir auf Ihre Anregungen reagieren und beispielsweise einen Ersatz für caseinhaltigen Leim zu vertretbaren Preisen und unter
vertretbaren evtl.
erforderlichen maschinellen Umrüstungskosten finden und verwenden werden, können wir Ihnen heute natürlich noch nicht sagen.
Auf eine Antwort von Ihnen freuen wir uns,
Mit freundlichen Grüßen
St. GeorgenBräu
Gg. Modschiedler OHG
Buttenheim
Georg Modschiedler
St.Georgen Bräu sind ja sehr sympathisch (wenn auch unwissend), von daher auch die Frage meinerseits, was denn noch alles tierisch sein könnte, da bei denen ja anscheinend ein Wille vorhanden ist veganes Bier zu vertreiben.
Tucher macht auch einen aufgeschlossenen Eindruck und das Kasein-Problem wird wohl nie gelöst werden, wobei ich mich frage ob es möglich ist nichtetikettierte Flaschen von den Brauereien zu beziehen und was der Rest der veganen Gemeinschaft darüber denkt wenn man solche Flaschen anfordert.
Bis dann
Kalle