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Das Geheimnis des Bienensterbens

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Das Geheimnis des Bienensterbens

Autor: Jonas | Datum:
Diese Dokumentation http://maqi.de/tv/?id=33610 kann online unter http://videos.arte.tv/de/videos/das_geheimnis_des_bienensterbens-3213524.html angeschaut werden, sie ist 89 Minuten lang.

Am Anfang sieht man ein Biene bei der Nektarsammlung in einem Blütenkelch, dann behauptet die weibliche Stimme aus dem Off:
Zitat: „Sie bevölkern die Erde weit länger als der Mensch, und schon vor 8000 Jahren wurden Mensch und Biene zu Partnern“


Sieht gleichberechtigte Partnerschaft nicht anders aus, anstatt auf Ausbeutung zu basieren...

Eine Kombination aus Lebensraumveränderungen, Vergiftung durch Pestiziden, Fungiziden und Insektiziden (besonders sog. "Neo-Nikotinoide"), Viren (wie "EAPV") und Varroamilben sollen das Massenbienensterben ausgelöst haben.

Es scheint bisher keine wirklichen Lösungsmöglichkeiten zu geben, Wissenschaftler meinen, dass zukünftig genveränderte Bienen oder Roboterinsekten die Bestäubung übernehmen könnten.

Obwohl Bienen die ertragreichsten Bestäuber seien, wären laut Bernard Vaissierre vom „Institut für Bestäubung“ im französischen Avignon für bestimmte Pflanzen Hummeln effektiver, obwohl sie kleinere Populationen aufweisen, die Fixierung auf Bienen zur Bestäubungscheint offensichtlich alleine auf Wirtschafts- und Menschenbedürfnissen ausgerichtet zu sein.

Peter Kevan, Entomologe, Universität Guelph, Kanada:
Zitat: „Weltweite Statistiken deuten nicht darauf hin, dass Bestände von Futter- oder von Insekten befruchteten Nutzpflanzen abnehmen, umgekehrt traten jedoch Probleme bei der Produktion von Äpfeln in China, Melonen in Israel und Äpfeln in Pakistan und Nordwest-Indien auf.“


Das Problem der Bestäubungsverminderung scheint demnach also eher die permanente Ertragssteigerung zu sein...

Off-Stimme:
Zitat: „Im Jahre 2005 gerät in Kalifornien das System in's Wanken, es gibt nicht genug Bienen, um die Befruchtung der Mandelbäume zu gewährleisten. Die Erzeuger beschließen Druck auf den Kongress auszuüben um Bienen aus dem Ausland einführen zu dürfen. 15000 australische Bienenvölker werden eingeführt, doch ein Jahr später werden Bienenstöcke in den gesamten Vereinigten Staaten durch ein seltsames Leiden dezimiert, hunderte Millionen Bienen verschwinden und hinterlassen leere Stöcke. Dieses Phänomen wird von Imkern als Völkerkollaps bezeichnet, auf englisch Colony Collapse Disorder, kurz: CCD“


Dieses Massensterben wiederholt sich seit 2006 jedes Jahr, wobei 36% der Bienenvölker jährlich in den USA verenden würden.

Während manche Forscher vermuteten, dass mit den australischen Bienen ein seltenes Virus eingeführt wurde, sind sich die Bienenzüchter sicher, dass es sich um neuartige Insektizide handelt.

Neonikotine, neurotoxische Insektenbekämpfungsmittel, wurden jedoch angeblich schon vor etwa 10 Jahren eingeführt und in den Staaten mit dem meisten Verbrauch, wie Illinois, sei die Sterberate der Bienen am niedrigsten. „Epidemiologisch passt das nicht zusammen“ so May Berenbaum, Entomologie-Professorin der Universität Illinois.

Und das Virus IAPV konnte laut Berenbaum schon einige Jahre (bei tiefgekühlte Bienen aus dem Jahre 2002) vor dem globalen Massensterben („CCD“) nachgewiesen werden, außerdem hätte es andere Symptome („Zittern und Lähmung“ vor dem Sterben) ausgelöst als CCD.

Ein amerikanischer Züchter sieht in der Ertragsmaximierung der massenhaften Monokulturen in den USA (z.B. die kalifornischen Mandelbaumplantagen) eine nassive Überforderung der Bienenvölker, während ein Zweiter relativiert, dass es in der Landwirtschaft normal sei, dass es gute und schlechte Ertragsjahre gäbe und deshalb auch die Bienen jedes Jahr anderen Witterungsverhältnissen ausgesetzt wären, das sei ganz normal, jedes Jahr sei eben ein Glücksspiel.

Jedoch widerspricht die Off-Stimme:
Zitat: "Für die Bienen sind auch gute Jahre schlimm, sie werden transportiert, müssen sich neu orientieren und mit dem ständigen Wandel von Nahrung, Klima, Medikamenten und Infektionen klarkommen."


Durch die "industrielle Bestäubung" wurde für die Bienen das "Verhältnis zu Raum und Jahreszeiten" zerstört, sie bevorzugen nun immense Monokulturen, die "künstliche und kurzzeitige Landschaften" bilden, welches bei den Bienen zu Mangelerscheinungen führt.

Die Stimme aus dem Off ergänzt:
Zitat: „Der Markt bestimmt die Merkmale der Honigbiene, die Imker bevorzugen ruhige und ertragreiche Bienen. Hunderte von Züchtern liefern hundertausende von Königinnen, die jedes Jahr in Nordamerika gehandelt werden. Daraus ergibt sich eine immer gleichförmigere Bienenpopulation, hinzu kommt, dass die Honigbiene erst im 17 Jhd. Von europäischen Siedlern in Nordamerika eingeführt wurde, die Honigbienen in den USA teilen sich also einen limitierten Genpool. [...] Der Mensch ist also mit dafür Verantwortlich, dass Bienen anfällig für Krankheiten sind. In dem Bemühen, die perfekte Biene zu züchten, wurde ein großes Risiko eingegangen, auf Eigenschaften, die zur Anpassung notwendig sind, verzichtet.“


Danach rechtfertigt damit der schottische Bienenzüchter Willie Robson, dass er „schwache Völker“ lieber sterben lässt, weil es „nur natürliche Auslese sei, wenn sie den Winter nicht überstehen. Dadurch würden nur die angepasstesten Bienevölker überleben.

Zitat: „Wir sehen uns die Bienenstöcke durch und wenn ein Volk schwach ist, wenn die Königin versagt, töten wir sie, füllen den Stock mit Brut oder mit Eiern aus einem anderen Stock auf und setzen eine neue Königin ein um das Volk nicht zu verlieren.“


Mit über 600 Millionen Bienen sei Ron Spearce einer bedeutendsten Imker der Welt. Als Industrieimker kann er angeblich in Amerika 75% seines Einkommens innerhalb von drei Wochen als Wanderimker bestreiten, doch dadurch werden die Bienenvölker überfordert. Seine folgende Aussage lies mich zwar eher an Hühnerausbeutung denken, die Analogie zur Ausbeutung von Pferden und Rindern ist aber sicher auch nicht grundsätzlich falsch:

Zitat: Vor sieben Jahren bis zehn Jahren hielt eine Königin gut zwei Jahre durch, doch bei dem Mottenvernichtungsmittel, dass wir ein einsetzen, das ständige umsetzten der Stöcke und der langen Bestäubungssaison muss die Königin manchmal 10, 11 Monate Eier legen. Die Königinnen sind erschöpft, das ist wie bei Pferden, Rindern oder sonstigem Vieh [...] nach einiger Zeit verlieren sie die Fähigkeit die 2000 Eier am Tag zu legen, die ein starkes Volk braucht. Die Königin wird von den Arbeiterinnen gefüttert, nur das hält sie am leben."


Spearce kauft 7000-8000 Bienen pro Jahr auf Hawaii und lässt diese für Geld riesige Plantagen in den USA bestäuben, um so mehr sie bestäuben und desto größer der Ertrag der Landwirte, je mehr verdient er...

Zitat: „Monokulturen dieser Größe sind in den USA keine Seltenheit, aber Problem ist, wenn das Nahrungsangebot oder der Pollen arm an Spurenelementen ist oder diese ganz fehlen, dann kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Und das erfordert einen ganz neuen Ernährungsplan, wir müssen auf gute Qualität der Protein, Fett, Vitamin und Mineralzufuhr der Bienenvölker achten, die Imkerei ähnelt damit der Arbeit der Schweine- oder Hühnerzüchtern, indem wir den Bienen die richtige Nahrung zuführen und nicht einfach in der Natur aussetzen und erwarten, dass sie sich die adäquate Ernährung selbst suchen. Damit denken wir immer mehr wie Viehzüchter"
sagt Frank Eiscon, Biologe vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium.

Ein wahrscheinlich unbeabsichtigte, aber, auch ausserhalb dieses Kontextes, sehr passende Aussage!

Off-Stimme:
Zitat: "Diese Wissenschaft soll angeblich im Dienste der Bienen stehen, aber in Wirklichkeit werden sie nur bis zum Tod ausgebeutet. Die Bienen müssen gefüttert und mit Medikamenten vollgepumpt werden, weil sie sich auf ihre Umwelt nicht einstellen können.“


Endlich, eine so überaschend eindeutige Diagnose hätte dann ich nach beinahe einer Stunde (Minute 56) doch fast nicht mehr erwartet...

Zitat: „Das ist eine ganz andere Art von Imkerei, ich kreide es Ihnen nicht an, denn so ist das Geschäft, aber jeder Schritt auf diesem Weg bringt Probleme, da möchte ich nicht mitmachen. Das ist keine Imkerei, das ist ein Mienenfeld, echt Schade...“
meint Robson.

Spearce erklärt:
Zitat: „Wir haben hier Bienen aus 35 bis 40 Staaten, dass ist als würde man Vieh aus so vielen Staaten auf der gleichen Weideflächen zusammenbringen, die Gefährdung durch Erreger ist enorm. Wir kommen her stellen unsere Stöcke auf und gehen wieder.“


Allerdings kann er wie andere Imker wider besseren Wissens nicht von der Bienenausbeutung lassen: „Für mich sind Bienen einfach wunderschöne Wesen. Ich glaube schon, dass sie von all diesen Faktoren beeinträchtigt werden, aber so viele Blumen, das muss doch gut für die Bienen sein. Ich kann finanziell nicht ohne die Mandelblüte auskommen, aber ich glaube diese Pflanze ist giftig, es ist erstaunlich, dass sie diese Extreme überstehen.“

Die Off-Stimme stellt kritisch klar:
Zitat: „Die Bienen überleben hier nur, weil sie nicht lange bleiben und auch, weil die Mandelbaumbestäubung ein eingespielter Vorgang ist, ein empfindliches Gleichgewicht, bei dem es Jahr für Jahr die Gefahren wie Hungersnot, Ansteckungsgefahr und jetzt auch das Bienensterben abzuwehren gilt. Die Bienen werden mit Medikamenten vollgepumpt und mit künstlichem Honig und Pollen am leben erhalten. Das Central Valley ist ein Ort voller Extreme, wie ein fremder Planet, doch auch in unserer Nähe, im ländlichen Süddeutschland ist das Leben der Bienen ein Alptraum. Im Mai 2008 wurde in Baden-Würtemberg bei der maschinellen Aussaat pestizidbehandelter Maiskörner eine Staubwolke aufgewirbelt. Die giftige Wolke verseuchte Apfelbäume und Rapsfelder. 11500 Bienenvölker, 330 Millionen Bienen gingen ein.“


Einer von 300 betroffenen Imker heißt Christoph Koch, er hat 70% der Bienenvölker verloren und er ist davon überzeugt, dass das direkt auf die Maiskörner aufgebeizte Insektizid „Poncho Pro“ mit dem Wirkstoff Clothiadinin vom Chemiekonzern Bayer, der damit Gewinne in Höhe von 237 Millionen Euro macht, die Bienen getötet habe. Der Wirksstoff wirkt normalerweise gegen den Maiswurzelbohrer und ist ein Neonikotinoid. Obwohl jedoch die in den Bienenleichen gemessene Werte 75% unterhalb der offiziell tödlichen Maximaldosis lagen, wurde vom Bundesministerim für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit aufgrund eines „Vorsorgeprinzipes“ dem Insektizid vorsorglich die Zulassung für das Beizen von Mais- und Rapssaatgut entzogen. Bayer erkennt keine Haftung an, bezahlte den betroffenen Imkern jedoch 2 Millionen Euro Ausgleich für den Verlust. Danach folgte ein ähnliches Beispiel von „Gaucho“ und andere Insektizide für Mais, Raps- und Sonnenblumensaatgut, welche sogar in Frankreich verboten wurden.

Studien würden zeigen, dass selbst minimale Dosierung von Insektiziden subletale Wirkungen aufzeigt, denn Gedächtnisverlust oder verübergehende Lähmungserscheinungen sind nicht nur für Bienen extrem Lebensgefährlich. Auswirkungen auf den Menschen würden nun deshaln auch überprüft, wegen der rein anthropozentrische Forschungsbegründung, Bienen seien Indikatoren für negative Umweltbedingungen.

Bayers Gegenargument für ein Laborversuch mit Bienen, die binnen von Minuten an einem Harz mit Pestizidrückständen starben, welches Maispflanzen ausschwitzen, lautete interessanterweise, dass die Versuche im Labor nicht representativ seien für das, was in der freien Natur geschieht... ;-)

Re: Das Geheimnis des Bienensterbens

Autor: martin | Datum:
> Das Problem der Bestäubungsverminderung scheint demnach also
> eher die permanente Ertragssteigerung zu sein...

..die maßgeblich für den Anbau von "Futtermitteln" für die Tierausbeutungsindustrie nötig ist, aber solche Fakten werden ja gerne unter den Tisch gekehrt.

>
Zitat: „Monokulturen dieser Größe sind in den USA keine
> Seltenheit, aber Problem ist, wenn das Nahrungsangebot oder
> der Pollen arm an Spurenelementen ist oder diese ganz fehlen,
> dann kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Und das erfordert
> einen ganz neuen Ernährungsplan, wir müssen auf gute Qualität
> der Protein, Fett, Vitamin und Mineralzufuhr der Bienenvölker
> achten, die Imkerei ähnelt damit der Arbeit der Schweine-
> oder Hühnerzüchtern
, indem wir den Bienen die richtige
> Nahrung zuführen und nicht einfach in der Natur aussetzen und
> erwarten, dass sie sich die adäquate Ernährung selbst suchen.
> Damit denken wir immer mehr wie Viehzüchter"

> sagt Frank Eiscon, Biologe vom amerikanischen
> Landwirtschaftsministerium.

> Off-Stimme:
Zitat: "Diese Wissenschaft soll angeblich im
> Dienste der Bienen stehen, aber in Wirklichkeit werden sie
> nur bis zum Tod ausgebeutet.
Die Bienen müssen gefüttert
> und mit Medikamenten vollgepumpt werden, weil sie sich auf
> ihre Umwelt nicht einstellen können.“


> Die Off-Stimme stellt kritisch klar:
Zitat: „Die Bienen
> überleben hier nur, weil sie nicht lange bleiben und auch,
> weil die Mandelbaumbestäubung ein eingespielter Vorgang ist,
> ein empfindliches Gleichgewicht, bei dem es Jahr für Jahr die
> Gefahren wie Hungersnot, Ansteckungsgefahr und jetzt auch das
> Bienensterben abzuwehren gilt. Die Bienen werden mit
> Medikamenten vollgepumpt und mit künstlichem Honig und Pollen
> am leben erhalten.


Deutliche Aussagen. Soviel zu den gebetsmühlartigen Wiederholungen vom "Honig" als "Naturprodukt".