>Wie haltet Ihr es mit den Bemühungen unserer sehr verehrten Frau
>Verbraucherschutzministerin, die Käfigbatterien abzuschaffen?
Sehe ich ambivalent.
Tatsache ist, daß die Abschaffung des Eikonsums nicht über Nacht geschieht. Die Frage ist nun, ob das Verbot der Käfighaltung ein Schritt zur Abschaffung ist oder im Gegenteil nur eine Reform, die die Tierausbeutung fortschreibt (siehe auch den Beitrag "Abschaffung statt Reform").
Analyse:
1. Was verbessert sich?
- Die Mißhandlung der direkt betroffenen Hennen wird höchstwahrscheinlich etwas reduziert. Um wieviel, läßt sich nicht sagen, es entfallen in jedem Fall die Käfige und die schrägen Drahtgitterböden.
2. Was bleibt gleich?
- Die Hennen leiden weiterhin, da die Käfige bei weitem nicht das einzige Problem sind, dann eben in Boden- Volieren- und "Freiland"haltung (siehe
http://maqi.de/txt/freilandmythos ).
- Zig Millionen männlicher Kücken (eben die Brüder der Legehennen) werden jährlich weiterhin vergast oder vermust.
- Die Hennen werden weiterhin nach einem Jahr, wenn die Legeleistung nachläßt, umgebracht, sofern sie nicht bereits vorher durch die quälende Haltung oder Kannibalismus mgekommen sind.
- Gewisse Tier"schützer" werden das vermutlich als "Sieg" feiern und dazu auffordern, den Legebateriebesitzern zu danken, weil sie jetzt die Hennen in Boden- oder Volierenhaltung ein Jahr lang mißhandeln, ehe sie sie umbringen.
3. Was verschlechtert sich?
- Da die "Produktion" der Legebatterien pro Huhn größer ist, der Eierverbrauch insgesamt aber nicht sinkt, werden mehr Tiere "verbraucht", um den vermeintlichen bedarf zu decken.
- Die Verbraucher werden das Fressen von Legebatterieeiern (während der zu erwartenden Übergangsfrist ebenso wie danach, wenn - Schweizer Verhältnisse zugrundegelegt - 50% Käfigeier importiert werden), zumal "versteckte"in Nudeln, Kuchen usw., damit "rechtfertigen", daß Käfighaltung ja verboten sei, so wie sie das jetzt schon tun (an Infoständen und bei Auslegeaktionen auf ihren Eikonsum angesprochen, antworten fast alle - verlogen - sie äßen nur Eier "von glücklichen Hühnern").
- Jeglicher Kritik wie dieser oder auch zukünftige Kritik an anderen Haltungsformen werden die Tierqualpropagandisten ein "Ihr wollt also Käfighaltung" entgegenschleudern.
4. Was ändert sich sonst (kann ich gerade nicht werten)?
- Die Betreiber haben durch die Umstellung Kosten, diese werden jedoch auf a) die Verbraucher und b) vermutlich durch Subventionierung auch auf Veganer, die Steuern zahlen umgelegt.
>Es mag zwar stimmen, daß damit die Ausbeutung an sich nicht abgeschafft
>wird, aber eine bloße "Humanisierung" derselben sehe ich hier auch nicht.
>Also keine "sanfte", statt "brutaler" Folter. Ich sehe es eher so, daß
Doch, so ist es. Siehst Du das nach obigen Ausführungen?
>(mehr oder weniger, man kann sicherlich drüber streiten) hier jetzt die
>Gelegenheit ist, entweder weiterhin für diese Tiere Sklaverei und Folter
>walten zu lassen oder die Folter abzuschaffen, wobei die Sklaverei jedoch
>bestehen bleibt. Im Interesse von 40 Millionen Legehennen bin ich für
Das definitiv nicht. Das zeigt, daß wir dann eine enorme Aufklärungsarbeit vor uns haben - mit der wir ja bereits angefangen haben, siehe Maqi -> Bilder -> andere Haltungsformen und Maqi -> Bilder -> Aktionen.
>letzteres und setzte mich daher für das vollkommene Verbot von Käfigen ein.
>Das wäre keine einfache, seichte Reform der Ausbeutung, sondern eine
Doch, schon.
>Chance, eine Art der Ausbeutung ein für allemal aus diesem Land zu >schaffen.
Das vielleicht, aber ich habe meine Zweifel.
Gedankenexperiment: Wir gehen in eine Legebatterie mit Käfighaltung, nehmen 12 Hennen aus den Käfigen, transportieren sie in eine Legebatterie mit Bodenhaltung und setzen sie dort hinein. Würdest Du das gutheißen?
Anderes Gedankenexperiment: Wir gehen zu dem Legebatteriebesitzer, der kürzlich in "Ländersache" zu sehen war und dort seine "Freilandhaltung" - mit tausenden ebenfalls fast nackten Hennen - vorgeführt hat, nehmen 12 Hennen aus den Käfigen und setzen sie zu den "Freiland"hennen. Würdest Du das gutheißen?
Diese Frage ist gar nicht so abwegig: Wie Du weißt, befreien wir so viele Hühner wie wir können, also so viele, wie Plätze bei Menschen zur Verfügung stehen, die sie aufnehmen, sie versorgen und ihnen ein Leben bis zu ihrem natürlichen Tod garantieren. Nun erreichte uns kürzlich (nicht zum ersten mal) das Angebot einer Frau, befreite Hennen aufzunehmen, sie gab jedoch auf Befragen an, die Tiere kämen nach eineinhalb Jahren, da sie vom Eierverkauf lebe, "in den Hühnerhimmel" - wörtlich. Und natürlich werden uns, wenn ich das schreibe, gewisse Leute nun vorwerfen, daß wir also daran schuld sind, daß die Tiere, die sie genommen hätte, weiterhin in den Käfigen sitzen. Wer auch nur halbwegs bei Verstand ist, erkennt natürlich, daß sie und die Käfigeifresser und die Batteriebesitzer schuld sind, nicht wir, aber wer ist schon halbwegs bei Verstand?
"Abolitionists believe it is disempowering to think in terms of incremental
welfare reform. Not only is reform unrealistic; it also does not make for
an inspiring platform. Indeed, realism dictates that activists go for what we
really want." -- Lee Hall, attorney and rights spokesperson,
www.personhood.org
Fazit: Für etwa die Hälfte der in Deutschland von Eierfressern betroffene Tiere bedeutet es eine gewisse Erleichterung, mehr nicht. Für die andere Hälfte bleibt es gleich. Für die Tierrechte insgesamt (und damit alle betroffenen Tiere) bedeutet es in jedem Fall einen schwereren Stand.
Ich denke, es ist ein Pyrrhussieg - ich hoffe, daß ich mich irre.
Achim