Bremerhaven (dpa) - Karfreitag macht den Deutschen Appetit auf Fisch. Mit mehr als 1650 Tonnen Frischfisch werden in dieser Woche 700 Tonnen mehr als im Jahresdurchschnitt verkauft, sagte der Geschäftsführer des Fisch-Informationszentrums, Matthias Keller, in Hamburg.
«Trotzdem sinken die Preise sogar leicht.» Zudem sei ein Trend zu Fisch-Zubereitungen zu erkennen. Allein beim Marktführer Deutsche See in Bremerhaven stieg die Tagesproduktion nach Unternehmensangaben um 60 Prozent auf 400 Tonnen Gourmethappen, Räucherfisch, Salate und Marinaden.
Gebratenes Rotbarschfilet ist das Lieblingsessen der Deutschen zu Karfreitag. «Mit 15 bis 17 Euro pro Kilo ist der Rotbarsch etwas preiswerter als im Vorjahr», sagt Keller. Empfehlenswert sei auch Seelachsfilet, das acht bis zehn Euro pro Kilo kostet: «Es kommt aus der Nordsee und deshalb besonders frisch auf den Tisch. Außerdem sind die Bestände nicht überfischt.»
Trotz der Fisch-Tradition zu Karfreitag sind viele Verbraucher offenbar unsicher über die Zubereitung. «Deswegen finden fertige Frischfisch-Produkte ein deutlich wachsendes Interesse», hat Annette Thul, Trendforscherin der Deutschen See, beobachtet. Schollenfilet-Röllchen, mit Spinat und Lachs gefüllt, sind der jüngste Renner in der Produktion des Bremerhavener Unternehmens, das im deutschsprachigen Raum 30 000 Einzelhändler und Restaurants sowie 5000 Frischfisch-Theken in Supermärkten beliefert.
«Das Bedürfnis, etwas Gesundes zu essen und ein Produkt zu kaufen, das für Frische steht» sind für Annette Thul die Hauptmotive für den wachsenden Appetit auf Fisch. Der Betriebsleiter der Deutschen See, Heiko Frisch, könnte dabei leicht ins Schwitzen geraten, wären die Produktionshallen nicht auf zehn Grad Celsius abgekühlt: «Für die Zusammenstellung einer Tagesproduktion bleiben uns von der Anlieferung der Rohwaren bis zum Versand zum Kunden gerade zwölf Stunden.» Spätestens zwölf Stunden später muss das Produkt im Laden sein.
Trotz des Zeitdrucks setzt der Bremerhavener Großhersteller dabei fast ausschließlich auf lohnintensive Handarbeit. In drei Produktionsstätten in Bremerhaven und Cuxhaven filetieren 330 Mitarbeiter frischen Fisch, schneiden ihn zu Sushi-Happen, drehen in zu Lachszöpfen, räuchern und kombinieren ihn mit Zutaten wie Ananas, Orangenscheiben oder Blätterteig.
Während die Mitarbeiter der Deutschen See inzwischen aus elf Ländern von Portugal bis Thailand kommen, schwimmen auch Rotbarsch und Co. in internationaler Gesellschaft. «Lachs ist zwar der Mengenträger unter den Edelfischen», sagt Annette Thul. Die Verbraucher griffen aber immer häufiger zu Exoten aus aller Welt: «Der neueste Trend ist Pangasius, auch Schlankwels genannt, aus Vietnam.» Doch zu Karfreitag muss es nicht unbedingt ein Fischfilet sein, das mit dem Flugzeug nach Deutschland gebracht wird. «Einfacher Hering mit Pellkartoffeln und Sahnesoße schmeckt auch lecker», meint Matthias Keller.
© dpa - Meldung vom 07.04.2004 10:52 Uhr