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Sich als Tierrechtler zu bezeichnen und gleichzeitig vollkommen einfach zu vermeidende Tierqualprodukte zu konsumieren und dadurch die Nachfrage und somit die Produktion zu steigern, das ist für mich eine Extremposition.
...
>7. Der fanatische Aspekt des Veganismus
>Bevor wir in der sachlichen Auseinandersetzung fortfahren, muß auf einen
>weiteren, ungleich gefährlicheren Aspekt des Veganismus hingewiesen werden:
>auf die Selbstgerechtigkeit und das Sektierertum mancher Veganer sowie auf
>den fanatischen, ja geradezu inquisitorischen Eifer, mit dem nicht selten
>für die Ersatzreligion Veganismus missioniert wird. Lösen diese
>Bekehrungsversuche schon bei Tierrechtlern zuweilen Befremden aus, so kann
>ihre abstoßende Wirkung auf "normale" Menschen - und um deren
>Sensibilisierung und Mobilisierung sollte es allen Tierrechtlern im
>Interesse der Tiere gehen! - gar nicht überschätzt werden.
Veganismus als (Ersatz)religion zu bezeichnen, ist lächerlich, da er auf rationalen Argumenten beruht. Es ist notwendig, vegan zu leben, weil Nichtveganismus Folter, Leid und Mord verursacht. Daß diejenigen, die diese Tatsachen benennen und "'normalen' Menschen" präsentieren, als fanatisch bezeichnet werden, ist absurd. Es soll niemand dazu missioniert werden, einer Sekte beizutreten, bestimmte Einstellungen oder Weltanschauungen zu übernehmen, sondern vielmehr sollen Menschen davon überzeugt werden, bestimmte Handlungen zu unterlassen: Die Ausbeutung Dritter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
>Am 12. März 2001 erhielt ich von Iris Berger eine E-Mail. Aus dieser sowie
>aus der darauf folgenden Korrespondenz möchte ich nun ausführlich zitieren,
>weil hier, wie ich denke, der destruktive Aspekt militanten
>Veganmissionierens besonders drastisch und anschaulich zum Ausdruck kommt.
Bei unserem eMail-Kontakt kam für mich nur eins zum Ausdruck: Kaplans unglaubliche Dreistigkeit, sein Ausbeutungsverhalten schönzureden und als mit den Tierrechten nicht nur vereinbar, sondern auch noch für diese überaus förderlich darzustellen.
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>Abgesehen davon wird es Ihnen sicherlich nicht entgangen sein, daß es
>zahlreiche vegane Fertiggerichte gibt, die sich weitaus schneller
>zubereiten
>lassen als eine Pizza geliefert wird [es ist mir in der Tat entgangen, daß
>es vegane Fertiggerichte gibt, ganz zu schweigen von vielen, H. F. K.],
Vielleicht läßt sich über die Definition von Fertiggericht streiten, ich verstehe darunter etwas, das man einfach aus einer Verpackung holt und es zum Erwärmen in Pfanne oder Topf schmeißt, und davon gibt es fast alles über veganes Gulasch, Grillsteak mit Sauce und Zwiebeln, Frühlingsrollen, Maultaschen, Würstchen, ... Ich würde auch Nudeln mit einer Fertigsauce aus dem Glas schon fast als Fertiggericht bezeichnen, wenn Kaplan allerdings an den Veganismus den hohen Anspruch stellt, sich nur von kompletten Gerichten in einer Plastikschale, die man in die Mikrowelle stellt, zu ernähren, dann sieht es natürlich schlecht für den Veganismus (und damit für die Tiere) aus.
...
>Weiter Kaplan: "Konkretes Beispiel: Nachdem es geregnet hat, gehe ich
>hinaus, um die Würmer und Schnecken, die jetzt am Gehsteig sind, zu retten.
>Irgendwo muß ich mit dieser Aktion aber aufhören - wissend, daß, wenn ich
>weitergehen würde, ich gewiß noch weitere Tiere retten könnte. Wo ist die
>Grenze? Wie weit muß ich gehen? Um den Häuserblock? Auch um den nächsten?
>Soll ich eine Viertelstunde gehen? Oder eine Stunde? Oder den ganzen Tag?
>Irgendwo muß ich eine Grenze ziehen, aber es gibt keinen Punkt, der von
>vornherein und offensichtlich, geschweige denn von allen akzeptiert der
>'wirklich richtige' ist. Bei der Frage vegan - vegetarisch ziehe ich die
>Grenze so, wie ich es oben beschrieben habe. (...)"
>Dazu Berger: "Diese beiden Handlungen kann man nicht miteinander
>vergleichen. Daß sich nach einem Regenschauer Schnecken und Würmer auf der
>Straße befinden, ist 'normal' - es passiert nun mal und ist nicht Ihre
>Schuld. Wenn Sie einige Tiere dennoch retten wollen, ist das gut und
>richtig, aber daß Sie nur eine geringe Anzahl von Tieren retten können, ist
>leider auch nun mal so, das kann man nicht ändern. [Auf meinen Punkt des
>Irgendwo-die Grenze-ziehen-Müssens geht Berger also überhaupt nicht ein, H.
Es ist doch wohl offensichtlich, daß ein Unterschied darin besteht, ob Kaplan (oder sonst jemand) ein Kinderbordell in Thailand besucht (und damit aktiv eine Kinder-/Menschenrechtsverletzung begeht), oder ob er sich nicht den ganzen Tag damit beschäftigt, daß er Obdachlose mit Suppe versorgt oder ihnen einen Schlafplatz gibt.
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>Weiter Kaplan: "4) Denjenigen, die jetzt von mir hoffnungslos enttäuscht
>sind - was mich alles andere als kalt läßt! -, kann ich zu meiner
>Entlastung
>und zu ihrem Trost lediglich sagen: Ich glaube, daß ich nach wie vor für
>viele als Vorbild tauge, da ich mein ganzes Leben den Tierrechten gewidmet
>habe und seit vielen Jahren buchstäblich nichts anderes tue, als zu
>versuchen, diesem Ziel möglichst weitgehend Rechnung zu tragen."
>Dazu Berger: "Das finde ich nicht, denn wenn Sie das tun würden, würden Sie
>doch nicht Tierqual und Folter durch Ihr eigenes Konsumverhalten
>unterstützen. Es ist so simpel, vegan zu leben [daß sie es eben noch als "so
>gut wie unmöglich" bezeichnet hat, in einem Restaurant vegan zu essen, hat
>Berger offenkundig schon wieder vergessen, H. F. K.], ich kann nicht
Keineswegs! Auch ohne Restaurantbesuche ist es noch simpel, vegan zu leben, da Restaurantbesuche unnötigen Luxus darstellen.
...
>Weiter Kaplan: "5) Zu meiner 'Öffentlichkeitsstrategie': Im Februar war ich
>in Hamburg bei einer Talkshow zum Thema BSE ('Talk vor Mitternacht'). Die
>anderen Gäste: die EU-Finanz-Kommissarin, der EU-Agrarausschuß-Vorsitzende,
>die NRW-Landwirtschaftsministerin und der Bauernbund-Vizepräsident. Um mich
>herum: ein paar Dutzend Bauern, die mit dem Bus zur Sendung gekarrt worden
>waren. Frage: Glauben Sie allen Ernstes, daß mich da irgendwer auch nur
>ansatzweise verstanden hätte, wenn ich für den Veganismus geworben hätte?"
>Dazu Berger: "Bestimmt nicht, aber dennoch sind Sie so immer der Gefahr
>ausgesetzt, daß jemand Ihnen vorwirft, sich ebenfalls an Tiertötung
>und -quälerei zu beteiligen, denn daß für die Milch'gewinnung' Kälber und
>für die Ei'produktion' männliche Küken getötet werden müssen, müßte gerade
>ein Bauer besser wissen als der uninformierte Durchschnittsmensch. Außerdem
>müßte man immer darauf hinweisen, daß die Tierausbeutung in derart viele
>Bereiche geht und so viele Facetten hat, um das ganze Ausmaß menschlicher
>Gewalt gegenüber nichtmenschlichen Tieren zu verdeutlichen. Darauf baut der
>Speziesismus doch überhaupt auf, quasi jede menschliche Handlung ist ein
>Verstoß gegen die Tierrechte. Es ist wichtig, das klar zu machen und zu
>zeigen, daß es nicht so einfach ist, lediglich nur kein Fleisch mehr zu
>essen, denn die Ausbeutungsmaschinerie geht viel weiter. Was hätten wir von
>einer Gesellschaft, in der zwar die meisten Leute Vegetarier sind, aber
>dennoch speziesistisch denken und handeln?"
>Zweierlei soll hier festgehalten werden:
>- Berger ist offenkundig der Meinung, ich hätte vor diesem Publikum vegan
>argumentieren müssen, obwohl mich kein Mensch verstanden hätte!
Die "Bauern" hätten sehr wohl verstanden, da sie Kükenvergasung oder -zermusung, Vergewaltigung von "Milchkühen", Wegnahme und Ermordung deren Kinder, ... selbst praktizieren.
>- Berger ist offenkundig der Meinung, daß eine Gesellschaft, in der die
>meisten Menschen Vegetarier sind, kein Fortschritt für die Tiere wäre.
Für die Opfer der Vegetarier nicht, sprich z.B. für einige Milliarden Hühner weltweit. Und wenn man davon ausgeht, daß sich die Anzahl der konsumierten nichtveganen vegetarischen Produkte noch erhöht, wenn jemand Vegetarier wird, wie es sehr oft der Fall ist (ich gehe von meinen eigenen Erfahrungen sowie denen meiner meisten Bekannten aus), würde deren Situation noch verschärft bzw. noch mehr Individuen für vegetarische Lebensweise benutzt (siehe
www.maqi.de/txt/pyrrhussieg.html und
www.maqi.de/txt/vegetariersindmoerder.html ).
>Am Schluß bemerkt Berger eher beiläufig:
>"Im Übrigen habe ich vor Längerem meiner Mutter, die ich schon ewig vom
>Veganismus zu überzeugen versuche und die inzwischen Vegetarierin ist, u.a.
>Ihr Buch ,Leichenschmaus' zu lesen gegeben, da ich es für sehr geeignet
>halte, jemanden vom Vegetarismus ... zu überzeugen. Sogar ihr ist
>aufgefallen, daß Veganismus dort nicht erwähnt wird, und folglich dachte
>sie, so sagte sie, wenn das in solch einem Buch nicht mal erwähnt wird, sei
>es bestimmt nicht so schlimm, z. B. Käse zu essen, wovon sie sich auch bis
>jetzt nicht abbringen läßt ... . ( ... )"
>Ohne es zu bemerken, bestätigt Berger also zum Schluß zumindet teilweise
>meine Position bzw. Strategie: Schenkt man jemandem ein Buch, um eine
>Wirkung zu erzielen, die man nicht will?
Ich schrieb "vor Längerem" habe ich ihr das Buch gegeben. Nachdem ich sehe, daß es dazu benutzt werden kann, nicht vegan zu werden, würde ich das nicht mehr tun. Im übrigen gab ich ihr das Buch als eine Art Information bzw. Ansammlung von Argumenten gegen "Fleisch"konsum, so wie ich ihr Infos über Tierversuche, "Pelz", "Leder", Tiermilch, Eier oder Honig gegeben habe. Leider hat das Buch sehr negativ gewirkt, weil sie nach dieser Lektüre dachte, Vegetarismus sei alles, was es notwendig wäre anzustreben.
>8. Das Konsequenz- und Quantifizierungsdilemma
>Fahren wir nun in der sachlichen Auseinandersetzung fort, indem wir zwei
>bisherige Ergebnisse wiederholen bzw. zusammenfassen:
>1) Ganz konsequent vegan leben, als ohne jegliche Tierausbeutung, ist
>unmöglich.
Erneut stellt Kaplan unwahre Behauptungen als von einem "wir" erarbeitete Tatsachen hin!
>2) Beim Versuch, möglichst konsequent vegan zu leben, gerät man notwendig
>in
>paradoxe, ja absurde Situationen.
Seltsam, daß weder ich noch andere Veganer, die ich kenne, in Situationen geraten, die ich angesichts dessen, was nichtmenschliche Tiere für Nichtveganismus, die sog. Kompromisse, erdulden müssen, als absurd bezeichnen würde.
>Absolute Konsequenz in bezug auf Nicht-Fleischessen ist nicht nur möglich,
>sondern (aufgrund des vielfältigen Angebotes an vegetarischen
>Lebensmitteln)
>sogar leicht möglich. Absolute Konsequenz in bezug auf Nicht-Tierausbeutung
>ist nicht nur schwer möglich, sondern schlicht unmöglich. Deshalb ist der
>Vorwurf an "inkonsequente" Veganer, sie seien "um nichts besser" als
>inkonsequente Vegetarier, die nur "wenig Fleisch" essen, letztlich nicht
>stichhältig: Es ist unzulässig, wenn es um Konsequenz geht, einen Bereich,
>in dem absolute Konsequenz leicht möglich ist, mit einem Bereich
>gleichsetzen, in dem absolute Konsequenz völlig unmöglich ist. In letzterem
>ist man gezwungen, inkonsequent zu sein, in ersterem nicht.
Aber selbstverständlich: In Käse ist Kälberlab enthalten, ein Produkt aus ermordeten Tieren, somit ist er nicht vegetarisch, ebenso Wein oder Säfte, die mit Gelatine oder Hausenblase gefiltert wurden (übliches Verfahren). Und wenn man in einem Restaurant "vegetarisches" Essen bestellt, ohne nach den Inhaltsstoffen zu fragen, wird man sicherlich des öfteren Gelatine, "Fleisch"brühe in Saucen oder Suppen, Aroma aus "Rinderfett" z.B. in Pommes Frites usw. konsumieren. Also wie konsequent kann man als Vegetarier überhaupt sein? Ich behaupte, daß man als Veganer konsequenter leben kann! Zumindest käme ein wirklich konsequenter Vegetarismus dem Aufwand vegan zu leben gleich.
...
>Als vorrangiges Kriterium für die Richtigkeit unseres Handelns sollen in
>Hinkunft daher keine abstrakten Argumente oder Ziele mehr herangezogen
>werden, sondern die konkreten Folgen für die Tiere. Es soll nicht mehr
>primär um das persönliche Konsequentsein gehen, sondern um die praktischen
>Konsequenzen für die Tiere. Das sind wir den Tieren schuldig. Denn ihnen
>nützt es gar nichts, wenn wir - um im obigen Bild zu bleiben - unter
>immensem Energieaufwand und vor allem bei immensem Energieverlust
>Heiligenscheine sammeln, von denen sie nicht das Geringste haben. Vielmehr
>dürfen die Tiere von uns erwarten, daß wir unsere Kräfte so wirksam wie nur
>irgend möglich einsetzen, um ihnen so viel und so rasch wie irgend möglich
>zu helfen.
Wenn Leute dazu gebracht werden, vegan zu leben, wird dadurch zahlreichen Tieren geholfen. Das hat "konkrete Folgen für die Tiere"!
Veganer als selbstsüchtige Heiligenscheinsammler zu bezeichnen (d.h. zu behaupten, ihnen ginge es in Wahrheit nicht um die Tiere), ist, so wie vieles andere hier behauptete, eine Frechheit.
...
(Fortsetzung folgt)