Speziismus lässt sich dadurch erklären, dass das
-es im Lateinischen eine Deklinationsendung ist (
e-Deklination:
speci-ēs,
speci-ēī,
speci-ēī,
speci-em,
speci-ē;
speci-ēs,
speci-ērum,
speci-ēbus,
speci-ēs,
speci-ēbus).
Ebenso liegt
Theismus θεός zugrunde, wobei -ος eine Deklinationsendung ist (also nicht
Theosismus), ε aber zum Stamm gehört (nicht
Thismus). In
Anarchismus steckt nicht etwa
Anarchie, sondern das kommt vom Stamm von ἄναρχ-ος, wie auch das Wort
Anarch-ie selbst und das Adjektiv
anarch-isch. Hierunter kann auch
Buddhismus eingereiht werden, denn der Name Buddha folgt im Lateinischen der
a-Deklination (Nominativ
Buddh-a, Genitiv und Dativ
Buddh-ae, Akkusativ
Buddh-am, Ablativ
Buddh-ā), auch Wörter wie
Sozialismus (
sociāl-is) passen in das Schema.
Das Englische scheint mir offener dafür zu sein, einheimische Wörter mit diesem Suffix (im Englischen halt
-ism, nicht
-ismus) zu verbinden. Im Deutschen würde kaum jd. Wörter bilden wie
Abwesendenismus oder
Freiwilligismus – Wörter wie
Vandalschmierismus werden zwar gelegentlich gebildet, aber sie
„wirken noch auffällig“ –, auf Englisch gibt es dagegen
absenteeism (mit
-ee! – deutsch
Absentismus) und
voluntaryism (mit
-y! – deutsch
Voluntarismus, lateinisch
voluntārius „freiwillig“), außerdem
blackguardism,
dwarfism,
highbrowism und
leftism.
Hierzu passt nun das 1970 von Richard Ryder gebildete Wort
speciesism (kann analysiert werden als einfach das englische Wort
species plus
-ism), das sich als
Speziesismus im Deutschen eingebürgert hat. Wir haben auch Anglizismen wie
Ableismus,
Ageismus und
Lookismus. Bereits 1958 könnte Harlow das Wort
specism verwendet haben:
„Animals seem to differ more, for example, in extinction of learning than in learning, which Harlow (1958) has elaborated on […] The gulf between the learning capacity of animals may not be as large as some writers believe. For example, “Man is not simply a very clever ape, but a possessor of mental abilities which occur in other animals only in most rudimentary form, if at all.” (Dobzhansky 1955, p. 338.) Harlow characterized such views as “specism.”“ (
Comparative Psychology: Phyletic Differences in Behavior (1973))
Hier eine frühe Belegstelle für
specieism (das zweite
e taucht zwar in allen Flexionsformen auf, in
speciem ist es jedoch kurz): „It is either man brutalizing nature. Or man brutalizing another man—racism. Or man brutalizing woman—sexism. Or man brutalizing animals—whales, dolphins, seals, buffalo—specieism. Or one individual man brutalizing himself, his own senses and feelings.“ (
AAUW Journal vom November 1971)
Hier
speciism: „Modern atheism, denying the legitimacy of these "permits", consequently must resort to auxiliary constructions - and "speciism" and "animal rights" are some of them. (Why not plant rights?)“ (
Recombinant DNA Research vom Mai 1986)
Bei Wörtern wie
Anglismus (lateinisch
Angli-a) und
Militarismus (
mīlitāri-us) taucht das
i am Ende des Stamms gar nicht auf. Es gibt
Schiismus, aber das
i in
Schia ist betont und davor gibt es gar keinen Vokal. Insofern scheint mir
Spezismus (vgl.
Star Wars) am passendsten, wenn es schon nach dem Lateinischen gehen soll. Ich bleibe aber gerne bei dem Terminus, der sich etabliert hat.