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Tierrechtsforum:
Leserbrief notwendig: "Die Jagd ist für mich praktizierter Naturschutz"

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 26

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Leserbrief notwendig: "Die Jagd ist für mich praktizierter Naturschutz"

Autor: Dirk Micheel | Datum:

Tierärztin und(!) Jägerin Gesine Geiler in der WamS 20/03:
"Die Jagd ist für mich praktizierter Naturschutz"

Ein Leserbrief zu dem dort geäußerten Unfug ist hier möglich:
http://www.wams.de/data/2003/05/18/97853.html (Link für Leserbrief unten links)

Bin nicht sicher, ob ich dazu komme ...
_Dirk

Leider keine Veröffentlichung

Autor: Dirk Micheel | Datum:

Es wurde leider kein Leserbrief veröffentlicht.
Aber wenigstens ein Signal an die Redaktion, hoffe ich zumindest. Ich hatte geschrieben:

>>
Die von Gesine Geiler gemachten Bemerkungen über den Sinn der Jagd sind dermaßen absurd, dass ich diesen Artikel als den schlechtesten bezeichnen möchte, seit ich Ihre Zeitung lese (ein männlicher Jäger hätte sicher den gleichen Unsinn geäußert). Informieren Sie sich einmal unabhängig und Sie werden feststellen, dass es für Jagd keinerlei Berechtigung gibt, am wenigsten moralisch: Menschen haben nicht das Recht, Tiere zu ermorden!
<<

_Dirk

Re: Argumentation

Autor: Reina | Datum:
Hallo Dirk,

hälst Du die Aussage "es gibt für die Jagd keinerlei Berechtigung" wirklich für unangreifbar ?
Man könnte zwar darauf verweisen, dass sich die Jäger selbst ausdrücklich dagegen wehren, ihr blutiges Hobby auf "Schädlingsbekämpfung" zu degradieren, jedoch gibt es in unserer geschädigten Natur sicherlich Fälle, bei denen Bejagung nunmal die billigste speziesistische "Problemlösung" darstellt. Etwa in bezug auf Wildschweinpopulationen in der Nähe von Maisfeldern.
Wäre es also nicht vielmehr angemessen, darauf zu verweisen, dass die Jagd ethisch nicht vertretbar ist ? Dann kann man auch argumentieren, dass es immer auch andere Lösungen gibt, Jäger viele Probleme sogar verschärfen und die Jagd insofern keine Berechtigung haben kann...

Viele Grüße, Reina.

Re: Argumentation (es geht ja doch ethisch ;-))

Autor: Tanja | Datum:
Hallo Reina,

Dein Posting 1:1 auf unsere Gesundheitsheits/Tierrechts-Argumente für Veganismus bezogen und wir hätten niemals so lange rumdiskutieren müssen. ;-)

Tanja

Re: Argumentation (es geht ja doch ethisch ;-))

Autor: Reina | Datum:
Hallo Tanja,

vielleicht haben wir aneinander vorbeigeredet. Aber ich halte nach wie vor kritische Aufklärung über die Rolle von Tierprodukten in der Ernährung für genauso wichtig, wie über die ökologischen Aspekte der Jagd. Es wäre dumm, sowas einfach unter den Tisch fallen zu lassen, nur weil es mit der ethischen Begründung direkt nichts zu tun hat.

Bezieht man das Thema 1:1 auf die Gesundheitsheits/Tierrechts-Argumente, ergeben sich Analogien wie:

"es gibt für die Jagd keinerlei Berechtigung"
"Veganismus ist für intakte Gesundheit zwingend erforderlich"

Folgende Aussagen sind in ähnlicher Weise "wahr" bzw. argumentative "Nonos":

"Die Jagd ist kein Naturschutz."
"Veganismus ist gesund."
"Veganismus ist ökologisch."

mfg, Reina.

Re: Argumentation (es geht ja doch ethisch ;-))

Autor: Dirk Micheel | Datum:

> Bezieht man das Thema 1:1 auf die
> Gesundheitsheits/Tierrechts-Argumente, ergeben sich Analogien
> wie:
>
> "es gibt für die Jagd keinerlei Berechtigung"
> "Veganismus ist für intakte Gesundheit zwingend erforderlich"
>
> Folgende Aussagen sind in ähnlicher Weise "wahr" bzw.
> argumentative "Nonos":
>
> "Die Jagd ist kein Naturschutz."
> "Veganismus ist gesund."
> "Veganismus ist ökologisch."

Hallo Reina.
Ich kann da so recht keine Analogie erkennen, besonders das ganz oben genannte Beispiel passt eindeutig nicht zusammen. Im Prinzip stellt es sich doch so da:
Es ist keine argumentatives Nono, darauf hinzuweisen, dass vegane Ernährung bei Menschen (, Hunden, Katzen ...) (problemlos) möglich ist. Genauso wenig kann es ein argumentatives Nono sein, darauf aufmerksam zu machen, dass durch das Einstellen der Jagd eben nicht die von Jägern beschworenen "Horror"-Szenarien auftreten: Tollwut, nicht-menschliche Tiere, die die Städte überrennen oder sonstwas.

Nono wird das ganze erst dadurch, wenn auf der einen Seite angemerkt wird, vegane Ernährung hat gesundheitliche Vorteile für Menschen, als einzig denbares Argument dafür dargestellt. Analog wäre es unsinnig einseitig auf eventuelle ökologische Vorteile durch die Abschaffung der Jagd zu beharren. Das ist ja letztendlich irrelevant, da die Ethik Priorität hat.

Grüße, Dirk

Re: Argumentation

Autor: Dirk Micheel | Datum:

> jedoch gibt es in
> unserer geschädigten Natur sicherlich Fälle, bei denen
> Bejagung nunmal die billigste speziesistische "Problemlösung"
> darstellt.

Hallo Reina,
sicherlich "löst" Jagd bestimmte "Probleme", etwa die Befriedigung gewisser Triebe bei Jägern, nur kann eben dadurch nicht von einer Berechtigung gesprochen werden.


> Etwa in bezug auf Wildschweinpopulationen in der
> Nähe von Maisfeldern.

Da bin ich mir nicht so sicher, ob die Jagd da überhaupt hilfreich ist. Vielleicht ist sie sogar die Ursache dafür; jemand mit vorurteilsfreiem Wissen (also kein Jäger) kann da bestimmt mehr zu sagen, wenn er sich mit der Materie auskennt.


> Wäre es also nicht vielmehr angemessen, darauf zu verweisen,
> dass die Jagd ethisch nicht vertretbar ist ?

Hab ich doch: "am wenigsten moralisch". Gibt es Schwierigkeiten, Moral mit Ethik auszutauschen?


> Dann kann man
> auch argumentieren, dass es immer auch andere Lösungen gibt,
> Jäger viele Probleme sogar verschärfen und die Jagd insofern
> keine Berechtigung haben kann...

Ein Leserbrief bei der WamS hat durchschnittlich 60 Wörter. ;-)
Was hast Du ihnen denn geschrieben?

Grüße, Dirk

Re: Argumentation

Autor: Reina | Datum:
Hallo Dirk,

die Aussage "die Jagd hat keine Berechtigung" würde ich unterschreiben. Nicht aber wenn dies von ethischen Fragen losgelöst wird, wie im Satz "es gibt für Jagd keinerlei Berechtigung, am wenigsten moralisch". Ich bin leider kein Experte bezüglich der Jagd, denke aber, dass wegen der fehlenden praktischen Notwendigkeit die Jagd keine ethische Rechtfertigung hat, nicht dass es ausser der Befriedigung jägerlicher Omnipotenzphantasien keine Begründung geben kann.

@Wildschweinpopulationen:
>jemand mit vorurteilsfreiem Wissen (also kein Jäger)
>kann da bestimmt mehr zu sagen...

Ja, aber man braucht sicherlich kein Experte zu sein, um zu erkennen, dass auch reichhaltiges agrarisches oder urbanes Nahrungsangebot im Zusammenspiel mit milden Wintern zu grossen Beständen führen kann, welche durch intensive Jagd und Fallenstellerei eingegrenzt werden könnten (entsp. Forderungen gibt es ja leider zuhauf...).

Wir sollten es tunlichst vermeiden, den Eindruck zu erwecken, dass unsere Ansichten "ideologisch verzerrt" sind!

>Gibt es Schwierigkeiten, Moral mit Ethik auszutauschen?

Darum ging es mir eigentlich nicht...

Beide Wörter haben beide die gleiche etymologische Herkunft. Moral stammt vom lateinischen Wort mos und Ethik vom griechischen ethos ab, beide bezeichneten ursprünglich "Sitte", "Brauch", "Gewohnheit".

Die Ethik wurde jedoch später als Richtschnur für die bewußte Setzung sittlicher Regeln und Normen des gesellschaftlichen
Verhaltens vom Gewohnheitsmäßigen unterschieden. Begründer der Ethik als philosophische Untersuchung der Moral war
Aristoteles.

Tierrechtler sollten daher das Wort Ethik und nicht Moral verwenden, denn mit letzterem kommt man in dieser Gesellschaft nicht weit...

>Ein Leserbrief bei der WamS hat durchschnittlich 60 Wörter. ;-)

Ich kritisiere nicht Deinen Brief an sich, sondern habe nur Fragen bezüglich der Formulierung gestellt. Leider kann man in kurzen Leserbriefen bezüglich irgendwelcher Randgebiete des Speziesismus wohl nicht viel mehr tun, als Protest ausdrücken oder die Rechtfertigungsversuche in Frage stellen...

mfg, Reina.

Konjuktiv

Autor: martin.p | Datum:
> Ja, aber man braucht sicherlich kein Experte zu sein, um zu
> erkennen, dass auch reichhaltiges agrarisches oder urbanes
> Nahrungsangebot im Zusammenspiel mit milden Wintern zu
> grossen Beständen führen kann, welche durch intensive Jagd
> und Fallenstellerei eingegrenzt werden könnten (entsp.
> Forderungen gibt es ja leider zuhauf...).

"könnten" nur nach der Meinung der Lustmörder. In Wahrheit würde durch keine Ermordung genau das erreicht, was sie wollen, da das aber mit "im Sinne" ihres "Berufes" ist, machen sie lieber etwas falsches, anstatt erkennen zu geben, das ihr Tun auch in dieser (also nicht "nur" ethisches) Hinsicht sinn- und nutzlos ist.
Das gleiche trifft auf die Füchse zu, die sich erst durch ihre tödliche Verfolgung stärker vermehren.

Re: Konjuktiv

Autor: Reina | Datum:
Hallo Martin,

>Das gleiche trifft auf die Füchse zu, die sich erst durch ihre
>tödliche Verfolgung stärker vermehren.

In bezug auf Füchse gibt es solche Untersuchungen. Jedoch sind das auch Beutegreifer. Kennst Du aussagekräftige Untersuchungen in bezug auf Schwarzwild ?

mfg, Reina.

Terminologie: 'Schwarzwild'

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Untersuchungen in bezug auf Schwarzwild ?

"Schwarzwild" ist, soweit ich das beurteilen kann, Jägerterminologie (für "Wildschweine"). Die unhinterfragte /distanzierungsfreie Verwendung solcher Begriffe sollte vermieden werden.

Achim

Re: Terminologie: 'Schwarzwild'

Autor: Detlef A | Datum:
Schwarzwild---Rehwild--Haarwild ??? :-))))

Wie unsinnig solche jägerischen Begriffe sind darauf weist auch das Komitee gegen den Vogelmord in seinem neuen Positionspapier zur Jagd hin. In keinem Biologiebuch werden Wildtiere derart bezeichnet. Wildschweine, Rehe und Säugetiere sind hingegen die richtigen biologischen Begriffe für diese Tiere. Jägerbegriffe für Tiere sollte man also wahrlich besser meiden.

"Wildschweine"

Autor: martin.p | Datum:
> Schwarzwild---Rehwild--Haarwild ??? :-))))

Dazu gehört übrigens auch "Raubtiere".

> Wildschweine, Rehe und
> Säugetiere sind hingegen die richtigen biologischen Begriffe
> für diese Tiere.

Wobei ich lieber "Wild"schweine oder "Wildschweine" schreiben würde.

Re: Konjuktiv

Autor: martin.p | Datum:
> In bezug auf Füchse gibt es solche Untersuchungen. Jedoch
> sind das auch Beutegreifer.

Das spielt keine große Rolle, da sich die Jäger fast alle Macht angeeignet haben. Über die Tiere und durch zusätzliche Nahrung insofern über Pflanzen, dass, wenn sie die dann weglassen, es auch weniger "da" ist und sonst können sie die erhöhen, womit sie z.B. die natürlichen Verluste durch den Winter "ausgleichen" (und somit dessen Funktion zerstören), um zu jeder Jahreszeit viele Tiere erschießen zu können. Spielt auch eine Rolle in dem inländischen "Jagdtourismus".
Der größte Hohn dabei ist, wie sie der Bevölkerung das als große Heldentat verkaufen, den Tieren auch im Winter Nahrung zu bringen, weil sie die auf der anderen Seite dumm halten, eben dass das seine biologische Funktion hat.

> Kennst Du aussagekräftige
> Untersuchungen in bezug auf Schwarzwild ?

Für "aussagekräftige Untersuchungen" müsste ich suchen, aber u.a. werden von denen Äcker mit Mais angelegt, um die "Wildschweine" anzulocken, aber da sie nicht die ganze Zeit dort warten, um sie zu erschießen, schlagen sich die Tiere in den anderen Zeiten dort den Bauch voll.

Re: Argumentation

Autor: Dirk Micheel | Datum:

> die Aussage "die Jagd hat keine Berechtigung" würde ich
> unterschreiben. Nicht aber wenn dies von ethischen Fragen
> losgelöst wird, wie im Satz "es gibt für Jagd keinerlei
> Berechtigung, am wenigsten moralisch".

Hallo Reina.
Ich sehe eben diese Aussage dort nicht von ethischen Fragen losgelöst, da ich hier "moralisch" als Synonym für "ethisch" verwenden wollte.
Dass es - wie Du weiter unten schreibst - eventuell besser gewesen zu schreiben: "am wenigsten ethisch" mag unabhängig davon richtig sein.


> Ich bin leider kein
> Experte bezüglich der Jagd

Ich auch nicht.


> @Wildschweinpopulationen:
> >jemand mit vorurteilsfreiem Wissen (also kein Jäger)
> >kann da bestimmt mehr zu sagen...
>
> Ja, aber man braucht sicherlich kein Experte zu sein, um zu
> erkennen, dass auch reichhaltiges agrarisches oder urbanes
> Nahrungsangebot im Zusammenspiel mit milden Wintern zu
> grossen Beständen führen kann, welche durch intensive Jagd
> und Fallenstellerei eingegrenzt werden könnten (entsp.
> Forderungen gibt es ja leider zuhauf...).

Eben diese Gedankenspiele würde ich als _nicht_ vorurteilsfrei beschreiben. Wer sagt denn, dass Wildschweine nicht ihre Population so gut regulieren (ähnlich auch "Geburtenkontrolle statt Massenelend"), dass diese Verluste durch mehr Nachwuchs ausgeglichen werden?
Auch andere Aspekte müssen nicht stimmen. Wie gesagt, es könnten Jäger auch daran schuld, Wildschweine zu traumatisieren und sie aus dem Wald zu treiben, wo sie eben nicht sicher waren. (Wie gesagt, alles unter Vorbehalt, da ich wahrlich kein Experte darin bin.) Ohne traumatisierte Tiere gäbe es das Problem vielleicht nicht, sie würden nie den Wald verlassen; ganz zu schweigen von anderen Lösung zu Abgrenzung von Feldern (Zäune?).


> Tierrechtler sollten daher das Wort Ethik und nicht Moral
> verwenden, denn mit letzterem kommt man in dieser
> Gesellschaft nicht weit...

Da bin ich mir nicht so sicher, was soll die Gesellschaft gegen den Begriff "Moral" einwenden? Niemand kann sich gegen "Moral" aussprechen.
In der Regel verwende ich allerdings auch "Ethik".


> Leider kann man
> in kurzen Leserbriefen bezüglich irgendwelcher Randgebiete
> des Speziesismus wohl nicht viel mehr tun, als Protest
> ausdrücken oder die Rechtfertigungsversuche in Frage stellen...

Ja, allerdings. :-(

Grüße, Dirk

Re: Argumentation

Autor: Reina | Datum:
Hallo Dirk,

meine kritischen Fragen zielten - wie gesagt - nicht auf den Gegensatz ethisch-moralisch, sondern folgende naheliegende Interpretation Deiner Aussage:

"Es gibt für Jagd auch unbesehen der ethischen Aspekte grundsätzlich keinerlei Berechtigung"

>_nicht_ vorurteilsfrei beschreiben. Wer sagt denn, dass
>Wildschweine nicht ihre Population so gut regulieren...

Wer sagt denn, dass man Wildschweine (etwa durch systematische Treibjagden) nicht stärker bejagen kann, als ihre (etwaige) Bestandsregulation zu kompensieren vermag ? Die grossen Beutegreifer wurden ja auch schon fast ausgerottet...

Nach Eurer Argumentation verschafft Ihr Jägern dann auch eine Rechtfertigung für das Schiessen seltener Tiere, wie Feldhasen...

>Ohne traumatisierte Tiere gäbe es das Problem vielleicht nicht

Hast Du mal an einem Waldrand gewohnt ? Traumatisiert wirken Wildschweine in Wohngebieten i.A. jedenfalls nicht...

> Da bin ich mir nicht so sicher, was soll die Gesellschaft
> gegen den Begriff "Moral" einwenden?

Tiermisshandlung zu tausend trivialen (= "vernünftigen" - TSG) Gründen ist in dieser Gesellschaft "moralisch" im obigen Sinne.

mfg, Reina.

Re: Argumentation

Autor: Dirk Micheel | Datum:

> meine kritischen Fragen zielten - wie gesagt - nicht auf den
> Gegensatz ethisch-moralisch, sondern folgende naheliegende
> Interpretation Deiner Aussage:
>
> "Es gibt für Jagd auch unbesehen der ethischen Aspekte
> grundsätzlich keinerlei Berechtigung"

Hallo Reina.
Diese Aussage halte ich persönlich aufgrund zahlreicher Alternativen (z. B. Impfköder zur Tollwutbekämpfung) zu Jagdmethoden auch durchaus für berechtigt. Das ist aber natürlich weit mehr angreifbar als der Verweis auf die fehlende ethische Legitimation, das ist richtig.


> >_nicht_ vorurteilsfrei beschreiben. Wer sagt denn, dass
> >Wildschweine nicht ihre Population so gut regulieren...
>
> Wer sagt denn, dass man Wildschweine (etwa durch
> systematische Treibjagden) nicht stärker bejagen kann, als
> ihre (etwaige) Bestandsregulation zu kompensieren vermag ?
> Die grossen Beutegreifer wurden ja auch schon fast
> ausgerottet...

Richtig. Nur geht es Jägern im allgemeinen (heute) nicht darum, sich ihre eigene "Legitimation" zu nehmen sowie ihre Ausbeute für künftige Jagdzeiten.
Siehe dazu auch der absurde (die Verhältnisse, wie sie eigentlich sein sollten, umkehrende) Streit der Jäger mit den Grünen. Letztere fordern intensivere Bejagung (!), wogegen es von den Jägern aus genannten Gründen Widerstand gibt.


> Nach Eurer Argumentation verschafft Ihr Jägern dann auch eine
> Rechtfertigung für das Schiessen seltener Tiere, wie
> Feldhasen...

Nein, nach obigem Punkt nicht wirklich. Klar, dass eine arteigene Bestandregulierung ein gewisses vorhandenes Potenzial voraussetzt (wie bei Wildschweinen) ...


> >Ohne traumatisierte Tiere gäbe es das Problem vielleicht nicht
>
> Hast Du mal an einem Waldrand gewohnt ? Traumatisiert wirken
> Wildschweine in Wohngebieten i.A. jedenfalls nicht...

Natürlich nicht, genau davon spreche ich doch: In Wohngebieten ist Jagd eben verboten (warum sollten sie dann dort traumatisiert sein?). Meines Wissens siedeln sich aus genau diesem Grund Füchse in Städten an.


> > Da bin ich mir nicht so sicher, was soll die Gesellschaft
> > gegen den Begriff "Moral" einwenden?
>
> Tiermisshandlung zu tausend trivialen (= "vernünftigen" -
> TSG) Gründen ist in dieser Gesellschaft "moralisch" im obigen
> Sinne.

Wie gesagt, ohne bisher rationale Gründe dafür gehabt zu haben, verwende ich auch eher "Ethik".
Deine und Achims (anderes Posting in diesem Thread) Begründungen sind mir aber nicht unbedingt (um nicht zu sagen: alles andere als ;-) ) standfest. Mit dem Begriff "Ethik" wird auch so einiger Unsinn angestellt, siehe Singers Ethikbegriff, irgendwelche Politiker die davon reden, ihn falsch verwenden, nicht zuletzt der christliche/religiöse Ethik-Begriff (dieser dürfte von "normalen" Personen ausschließlich assoziiert werden). :-(

Grüße, Dirk

Ethik ./. Moral

Autor: Achim Stößer | Datum:
> sagen: alles andere als ;-) ) standfest. Mit dem Begriff
> "Ethik" wird auch so einiger Unsinn angestellt, siehe Singers
> Ethikbegriff, irgendwelche Politiker die davon reden, ihn
> falsch verwenden, nicht zuletzt der christliche/religiöse

Ich habe mich auch nicht auf die objektive Definition, sondern die sobjektive Wahrnehmung beider Begriffe bezogen, und da schneidet "Moral" nunmal deutlich schlechter ab als "Ethik".

> Ethik-Begriff (dieser dürfte von "normalen" Personen
> ausschließlich assoziiert werden). :-(

Denke ich nicht. Beispielsweise ist "Ethikunterricht" ja gerade die (vermeintliche?) Alternative zum "Religionsunterricht".

Achim

Re: Argumentation

Autor: Reina | Datum:
Hallo Dirk,

> Nur geht es Jägern im allgemeinen (heute) nicht darum

Wir fordern aber nicht eine "sinnvolle" Bejagung, sondern deren komplette Abschaffung.

Erst vor ein paar Tagen wurden in Berlin wieder verirrte Wildschweine (diesmal sogar in der Nähe des zentralen Fernsehturms) von einem herbeigerufenen Stadtjäger in Zusammenarbeit mit der Polizei erschossen...


@Ethik - Moral:

> Mit dem Begriff "Ethik" wird auch so einiger Unsinn angestellt,

Wurde bzw. wird denn etwa mit dem Begriff "Wissenschaft" weniger Missbrauch betrieben ?

>siehe Singers Ethikbegriff,

Ähm, was ist damit ? Singer steht doch gerade für das tabulose und kritisch-rationale Hinterfragen moralischer Dogmen. So diskutiert er etwa schwerstbehinderten Kindern Sterbehilfe zu gewähren anstatt sie langsam im Verborgenden dahinsiechen und sterben zu lassen. Zudem hinterfragt er kritisch die Mensch-Tier Beziehungen. Als Resultat wurde eine systematische Hetzkampagne in den Medien gegen ihn geführt...

Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu distanzieren. Es gab vor einiger Zeit ein obskures Spiegel-Interview, in dem Singers knappe Ausführungen als völlig inakzeptabel erschienen, aber auch im Widerspruch zu seiner eigenen Philosophie standen, wo er ähnliche Aussagen als kritische Fragen formulierte, um die Absurdität gängiger Moralvorstellungen zu verdeutlichen und nicht etwa um diese zu propagieren.

> der christliche/religiöse Ethik-Begriff

Der theologische Ethikbegriff ist natürlich vom philosophischen zu unterscheiden, das sollte aus dem Kontext deutlich werden.

mfg, Reina.

Re: Argumentation

Autor: Dirk Micheel | Datum:

> > Nur geht es Jägern im allgemeinen (heute) nicht darum
>
> Wir fordern aber nicht eine "sinnvolle" Bejagung, sondern
> deren komplette Abschaffung.

Hallo Reina.
Wo habe ich denn auch nur ansatzweise etwas anderes als das behauptet?


> > Mit dem Begriff "Ethik" wird auch so einiger Unsinn
> angestellt,
>
> Wurde bzw. wird denn etwa mit dem Begriff "Wissenschaft"
> weniger Missbrauch betrieben ?

Die Frage musst Du Dir wohl selbst stellen. Ich habe nichts gegen den Begriff "Moral", gegen den Begriff "Ethik" oder den Begriff "Wissenschaft". Da bist es eher Du, der willkürlich einen der Begriffe aus dem Wortschatz streicht, obwohl er dann auch andere hinterfragen sollte.


> Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu
> distanzieren.

Dann solltest Du mal sein Buch "Animal Liberation" lesen, hier ein Auszug:
http://antispe.de/zitate.html

Da Singer offensichtlich weder Tierrechtler, noch Veganer ist, steht eine Distanzierung von ihm (im Ethik-Diskurs) für mich außer Frage.


> Der theologische Ethikbegriff ist natürlich vom
> philosophischen zu unterscheiden, das sollte aus dem Kontext
> deutlich werden.

Schön, nur sind es eben auch Theologen, die von "Ethik" reden, genauso absurd reden sie von "Wissenschaft" ...

Grüße, Dirk

Re: Argumentation

Autor: Reina | Datum:
Hallo Dirk,

> > Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu
> > distanzieren.
>
> Da Singer offensichtlich weder Tierrechtler, noch Veganer
> ist, steht eine Distanzierung von ihm (im Ethik-Diskurs) für
> mich außer Frage.

Diese inakzeptablen Aussagen, die auch aus Unzulänglichkeiten seines utilitaristischen Ansatzes resultieren, sind aber nicht Grund und Inhalt der öffentlichen Hetzkampagnen, die gegen ihn gefahren werden, und welcher ich mich eben so auch nicht anschliessen möchte.

Sein Konzept ist ein wesentlicher Grundbaustein der Tierrechtsphilosophie, auch wenn er selbst - wie fast alle "Tierrechts"philosophen - kein Tierrechtler ist. Wir müssen eben dort weitermachen, wo diese Herren "Tierrechts-"Philosophen an ihren eigenen speziesistischen Denkstörungen scheitern...

Ich hatte erwartet, dass ein wohlmeinender Leser obige Aussage auch ohne derartige Ausführungen verstehen würde...

mfg, Reina.

Re: Argumentation

Autor: martin.p | Datum:
> > > Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu
> > > distanzieren.

> Diese inakzeptablen Aussagen, die auch aus Unzulänglichkeiten
> seines utilitaristischen Ansatzes resultieren, sind aber
> nicht Grund und Inhalt der öffentlichen Hetzkampagnen, die
> gegen ihn gefahren werden, und welcher ich mich eben so auch
> nicht anschliessen möchte.

Du vermischt da was. Kann schon sein, dass diese Kampagnen unzutreffend sind, aber es gibt sehr wohl gute Gründe sich von ihm zu distanzieren.

> Sein Konzept ist ein wesentlicher Grundbaustein der
> Tierrechtsphilosophie, auch wenn er selbst - wie fast alle
> "Tierrechts"philosophen - kein Tierrechtler ist.

Und deshalb erachte ich es als falsch, diese Personen als Tierrechtler zu bezeichnen. (Wie man an Singer sieht, ist selbst 'seine' Philosophie falsch)

> Wir müssen
> eben dort weitermachen, wo diese Herren
> "Tierrechts-"Philosophen an ihren eigenen speziesistischen
> Denkstörungen scheitern...

Jein. Ich weiß was du meinst, aber wenn wir da weiter machen würden, würden wir ja Nicht-Veganismus weiter machen.

> Ich hatte erwartet, dass ein wohlmeinender Leser obige
> Aussage auch ohne derartige Ausführungen verstehen würde...

Hättest du "in dieser Hinsicht" ergänzt, wäre das sicher einfacher gewesen. (Pauschalisierungen bieten mehr Fläche für Missverständnisse)

Re: hach ;-)

Autor: Reina | Datum:
Dieser Thread ist wieder ein Musterbeispiel dafür, wie man aneinander vorbeireden kann...

> es gibt sehr wohl gute Gründe sich von ihm zu
> distanzieren.

Ursprünglich ging es aber bloss um den Ethik-Begriff von Singer, damit verbinde ich eben allgemeineres, als utilitaristische Konzeptschwächen und speziesistische Voreingenommenheit seiner Person.

mfg, Reina.

Ethik ./. Moral

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Beide Wörter haben beide die gleiche etymologische Herkunft.
> Moral stammt vom lateinischen Wort mos und Ethik vom
> griechischen ethos ab, beide bezeichneten ursprünglich
> "Sitte", "Brauch", "Gewohnheit".
>
> Die Ethik wurde jedoch später als Richtschnur für die bewußte
> Setzung sittlicher Regeln und Normen des gesellschaftlichen
> Verhaltens vom Gewohnheitsmäßigen unterschieden. Begründer
> der Ethik als philosophische Untersuchung der Moral war
> Aristoteles.
>
> Tierrechtler sollten daher das Wort Ethik und nicht Moral
> verwenden, denn mit letzterem kommt man in dieser
> Gesellschaft nicht weit...

Sehe ich im wesentlichen auch so. Das Wort "Moral" hat m.E. eine eher negative Konnotation. Vgl. auch "moral[insauer]" ;-).

Achim

Re: Leider keine Veröffentlichung

Autor: martin.p | Datum:
(meiner)
Zitat: Wie heuchlerisch: Sie verkündet scheinheilig, wie schlecht es sein "aus Spaß" auf Tiere zu schießen, distanziert sich und macht es selber dauernt. Aber nicht nur die blutigen Lorbeeren (er)schießen ihre Aussage zur Disqualifikation. Menschen-Ärzt müssen schwören, nie einem Menschen zu schaden. Aber - komischer Weise - eine tiermordende Tierärztin gibt es. Mit diesem Paradoxon schließt sich ein Kreislauf anthropozentrischen Wahns aus (vermeintlicher?) Hilfe und der, jeglicher Logik und Ethik fremden, legimitierten "Wilderei".
Erschossen, aufgebrochen, ausgeweidet, zerfressen - Wie barmherzig ist doch diese Ehre für die, dann sicher so glücklichen Tiere.