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Walleichen

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Walleichen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Walleichen - denn das ist das Ergebnis dessen, was als "Walfang" bezeichnet wird - beschäftigen derzeit die Presse. Zahlreiche Berichte über "Walfangverbot", "wissenschaftlichen Walfang" und "Walschutz" täuschen über das eigentliche Problem hinweg: die speziesistische Sichtweise, die dazu führt, nichtmenschliche Tiere als Ressourcen zu betrachten statt als Individuen.

Die Streitpunkte in der Walfang-Kommission

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (dpa) - Die Internationale Walfang-Kommission (IWC) streitet seit Jahren um Möglichkeiten zum Schutz der Meeressäuger. Es folgen die Hauptstreitpunkte:

WALFANGVERBOT: Das Moratorium auf den kommerziellen Walfang wurde 1982 beschlossen und trat 1986 in Kraft. Für die Aufhebung ist eine Dreiviertel-Mehrheit der 49 IWC-Mitglieder (37 Stimmen) notwendig. Norwegen fühlt sich rechtlich nicht an das Moratorium gebunden und hat einseitig Quoten für den Fang von Zwergwalen - in diesem Jahr 700 - festgesetzt. Tierschützer werfen Japan vor, kleinere IWC-Länder zu bestechen, um die nötigen Stimmen für die Lockerung des Walfangverbots zusammen zu bekommen.

WISSENSCHAFTLICHER WALFANG: Angeblich für Forschungszwecke will Japan dieses Jahr rund 700 Wale fangen, darunter 10 Pottwale. Island hat beantragt, 250 Wale für die Wissenschaft fangen zu dürfen.

WALSCHUTZGEBIETE: Ein mehrmals eingebrachter Antrag Australiens und Neuseelands auf Errichtung eines weiteren Schutzgebietes im Südpazifik in Ergänzung zu zwei schon beschlossenen Gebieten fand bislang nicht die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit. Außerdem will Brasilien erneut einen Antrag für ein Schutzgebiet im Südatlantik einreichen.

SUBSISTENZ-WALFANG: Für einige Völker in Alaska und Sibirien ist der Wal wichtiger Bestandteil der Nahrung. Der IWC bewilligte regelmäßig Fangquoten unter anderem für die Eskimos Alaskas, Grönländer und russische Tschuktschen. Auf Betreiben Japans verwehrte die IWC einigen von ihnen im vergangenen Jahr erstmals das Jagdrecht.

WALFLEISCH-HANDEL: Für die wichtigsten Großwalarten gilt ein Verbot des kommerziellen Handels. Norwegen, Japan und Island wollen eine Aufhebung des absoluten Handelsverbots, und zwar für Zwergwale. Um das zu erreichen, wäre eine einfache Mehrheit nötig. Zwergwale sind die kleinsten der Großwalarten.

BEIFANG: Die Zuständigkeit der IWC für die Erhaltung der Kleinwalbestände wie Grindwale oder Delfine ist umstritten. Manche IWC-Staaten meinen deshalb, das das Übereinkommen für die kleinen Wale nicht gelte. Jährlich ertrinken mehrere 100 000 Wale weltweit als ungewollter Beifang in Fischernetzen. Allein in Kabeljau- Stellnetzen in der Nordsee sterben jedes Jahr rund 7500 Schweinswale.

BEWIRTSCHAFTUNGSVERFAHREN: Die IWC hat sich verpflichtet, das Walfang-Moratorium zu überprüfen und gegebenenfalls neue Regeln zum Wahlfang zu erlassen. Dieses so genannte «Revised Management Scheme» (RMS) konnte bisher nicht beschlossen werden, weil keine Einigkeit über das Kontroll- und Beobachtungssystem erzielt wurde. Die Gegensätze betreffen unter anderem Handelskontrollen mit Hilfe genetischer Analysen sowie die Berücksichtigung von Tierschutzaspekten.




© dpa - Meldung vom 16.06.2003 11:31 Uhr

Japan fängt ungebremst

Autor: Achim Stößer | Datum:
Tokio (dpa) - Japans Harpunen lassen nicht locker. Trotz des 1986 in Kraft getretenen weltweiten Moratoriums gegen den kommerziellen Walfang, tötet Japan weiterhin alljährlich Hunderte von Walen für sein so genanntes «Forschungsprogramm». Und auf der diesjährigen Tagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) vom 16. bis 19. Juni in Berlin bekommt es voraussichtlich Unterstützung. Auch Island will die «wissenschaftliche» Jagd aufnehmen.

Walfang in Japan ist nach Ansicht von Walschützern jedoch lediglich ein Vorwand, um den Markt mit Walfleisch zu versorgen. Japan argumentiert, dass man Wale wie andere Tiere als Nahrung nutzen sollte, solange sie nicht vom Aussterben bedroht seien. Folglich sei Japan nur daran gelegen, Wale - wie zum Beispiel Zwergwale, deren Bestände gesichert seien - zu jagen.

Diese Beteuerung erscheint jedoch nach jüngsten Entdeckungen internationaler Umweltschutzorganisation im Zwielicht. So konnte der neuseeländische Wissenschaftler Scott Baker nach Angaben des Internationalen Tierschutzfonds IFAW unter 88 Walfleisch-Proben aus dem freien Handel in zwei Fällen Buckelwal und Finnwal nachweisen. Buckelwale seien seit 1966 streng geschützt, und Finnwale seien zuletzt offiziell 1989 von Island gejagt worden.

Um die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs zu stützen, argumentiert man in Japan zudem, dass Wale zu einer Gefahr für die Fischbestände geworden seien. Experten halten dieses Argument jedoch für unhaltbar. Schließlich nutzten die meisten Wale andere Nahrungsquellen als der Mensch. Zudem sei es wissenschaftlich weltweit anerkannt, dass die Überfischung durch den Menschen für den Einbruch vieler Fischbestände verantwortlich sei.

Der WWF bezeichnet die Wissenschaft, die von Japans Institut für Walforschung durchgeführt wird, denn auch als «irreführend oder schlichtweg falsch». Meist ignoriere Japan glaubwürdige Daten, wenn diese den eigenen Walfangstrategien widersprächen. Japans Wissenschaft sei eine «bloße Rechtfertigung für die Ausweitung des Walfangs», so der WWF.

Japans und Norwegens Beharrlichkeit, die IWC-Beschlüsse zu umgehen und trotz des Moratoriums Wale zu jagen, habe die IWC in eine «gefährliche Sackgasse» geführt. Die Japaner mussten sich als Gastgeber der IWC-Konferenz im vergangenen Jahr den bitteren Vorwurf gefallen lassen, mit ihrer Scheckbuch-Diplomatie kleine und arme Entwicklungsländer auf ihre Seite gezogen zu haben, um wichtige Entscheidungsprozesse der IWC zum eigenen Gunsten zu beeinflussen.

Das Fleisch der «zu Forschungszwecken» erlegten Wale wird in Japan auf dem freien Markt verkauft - laut Regierung, um die Wal-Forschung zu finanzieren. Die Wallobbyisten der Regierung stärken sich mit Umfrageergebnissen, wonach etwa zwei Drittel der Bürger - «bei strenger Überwachung» - den kontrollierten Walfang stützen. Laut Kritikern legt die Fragestellung die positive Antwort nahe. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kommt indes zu ganz anderen Resultaten. Danach interessiert sich die Mehrheit der Japaner weder für den Walfang noch für Walfleisch. Wal ist in Japan tatsächlich mehr eine Spezialität für Spezialisten.

Dennoch hat die Regierung versucht, in der Bevölkerung das Essen von Walfleisch als ureigene japanische «Tradition» zu etablieren. Nach Erkenntnissen des WWF verfolgt Japan sogar Pläne, Walfleisch in Schulen wieder auf den Speiseplan zu setzen. Ob die Japaner damit ihrer Gesundheit einen Gefallen tun, ist allerdings fraglich. Denn immer wieder werden Schadstoffe wie etwa Quecksilber gefunden. Bezeichnenderweise hat Japan, das mit Norwegen eigentlich im Frühjahr 2002 wieder den Handel mit Walfleisch aufnehmen wollte, bisher noch keine Genehmigung für den Import norwegischen Walfleisches erteilt - die Konzentration an polychloriniertem Biphenyl (PCB) in Fettproben lag über den japanischen Grenzwerten.

© dpa - Meldung vom 16.06.2003 20:59 Uhr



Walfleisch-Spezialität

Das Archivbild zeigt eine Mahlzeit aus japanischem Walfleisch in einem Spezialitäten-Restaurant in Tokio.


© dpa - Bild vom 16.06.2003 20:59 Uhr

Künast lädt zur Konferenz für Meeressäuger

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (dpa) - Der Ring ist frei für eine neue Runde im Walkampf. Erstmals tagt die Internationale Walfang-Kommission (IWC) in Deutschland. Vom 16. bis 19. Juni liefern sich Walschützer und Walfänger in Berlin eine weitere Schlacht um das Schicksal der von der Meeressäuger. Schachern und Feilschen, Stimmen kaufen und Stimmung machen - das gehört zum Alltag der IWC mit 49 Mitgliedstaaten.

Zwei Blöcke stehen sich seit Jahren in der IWC gegenüber und bewegen sich kaum einen Zentimeter aufeinander zu. Japan, Norwegen und das jüngst wieder aufgenommene Island sind die wichtigsten Walfangländer. Die USA, Großbritannien, Deutschland, Australien, Neuseeland gehören zu den Walfanggegnern. Bei der 55. IWC- Jahrestagung hofft die deutsche Gastgeberin, Agrarministerin Renate Künast (Grüne), die auch für Fischerei zuständig ist, die Geschicke zu Gunsten des Walschutzes mitlenken zu können.

1986 trat das Verbot des kommerziellen Walfangs in Kraft. Einige IWC-Länder umgehen es jedoch. Norwegen ist rechtlich nicht an das Walfang-Moratorium gebunden und hat eigenmächtig Fangquoten für Zwergwale festgesetzt. Japan fängt Wale zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken. «Etikettenschwindel», empören sich die Walfanggegner. «Die schneiden die Bäuche auf und stellen fest, dass Wale Fische fressen», heißt es in der deutschen Delegation. Deutschland wird zusammen mit weiteren Staaten bei der Tagung eine Resolution gegen den wissenschaftlichen Walfang einbringen.

Island hat die IWC von seinem Plan in Kenntnis gesetzt, 250 kleinere Wale zu wissenschaftlichen Zwecken fangen zu wollen. Das hält die Bundesregierung für «keine gute Idee». Sie will Island bei der IWC-Tagung davon überzeugen, Wale lieber von Touristen beobachten zu lassen als sie zu fangen. Ohnehin sei Walfleisch aus dem Nordmeer mit Schadstoffen belastet und der Walfang für Island nicht wirtschaftlich.

Die Ausbreitung des «Whale-Watching»-Tourismus in aller Welt wird von einigen Tierschützern aber auch als Problem angesehen. Nach jüngsten Schätzungen drängen weltweit pro Jahr mehr als 12 Millionen Menschen aufs Meer, um Wale und Delfine zu beobachten. Das ist ein Milliarden-Geschäft. Rekordhalter ist Teneriffa mit mehr als einer Million Walbeobachtern pro Jahr. Manche Organisationen warnen davor, dass die sensiblen Wale in ihrem natürlichen Lebensraum gestört werden. Andere, etwa die Umweltstiftung WWF, setzen auf «kontrollierte» Touren zu den Walen, um den Schutz der Tiere zu fördern.

Eine direkte tödliche Gefahr für die Meeressäuger sind dagegen Fischereinetze, in denen jährlich je nach Schätzung 100 000 bis über 300 000 vor allem kleinerer Wale als nutzloser «Beifang» qualvoll verenden. Deutschland will sich bei der IWC, die sich bislang fast nur um Großwale kümmert, zum Anwalt der kleinen Meeressäuger machen. Jahr für Jahr wird auf der IWC-Tagung auch die Errichtung von weiteren Wal-Schutzgebiete im Südpazifik und Südatlantik beantragt - und immer wieder abgelehnt. Über ein umfassendes Kontroll- und Beobachtungssystem (RMS) streiten sich die IWC-Länder ebenfalls. Auch in Berlin ist nicht damit zu rechnen, dass dieses beschlossen wird.

Vor einem Jahr endete die IWC-Tagung im Japan in einem tiefen Zerwürfnis der Mitglieder. Künast setzt in Berlin auf Dialog. Zugleich schmiedet sie an einer Allianz, um die knappe Mehrheit der Walschutzländer in der IWC zu sichern. Denn stetig wächst die Zahl der stimmberechtigten Länder, die für eine Lockerung des Walfangverbots eintreten. Umweltschützer werfen Japan vor, Stimmen kleiner Karibikstaaten zu kaufen, die Entwicklungshilfe von Tokio bekommen. Die Chancen, dass in Berlin der Wal-Streit beigelegt wird, stehen schlecht.




© dpa - Meldung vom 16.06.2003 15:31 Uhr

Islands «Schurkenrolle» beim Walfang-Treffen nicht ganz freiwillig

Autor: Achim Stößer | Datum:
Reykjavik/Berlin (dpa) - Halb freiwillig und halb gezwungen richtet sich Island für das Jahrestreffen der Internationalen Walfangkommission (IWC) nächste Woche auf die «Schurkenrolle» ein. Ganz und gar freiwillig war die Ankündigung einer Offensive für die Wiederaufnahme ihres «wissenschaftlichen» Walfangs gleich beim ersten Auftritt als IWC-Vollmitglied nach 14 Jahren Abwesenheit.

Umweltorganisationen wie Greenpeace und WWF stellen die Isländer an den Pranger: Sie werfen der Regierung in Reykjavik vor, sie wolle aus kommerziellen Gründen umgehend den Fang auch bedrohter Walarten starten, weil durch Exporte nach Japan eine neue Einnahmequelle winke.

Der isländische «Walkommissar» Stefan Asmundsson, weist dies bestimmt zurück. Weder gebe es eine Entscheidung der Regierung über den Zeitpunkt neuer Fänge zu wissenschaftlichen Zwecken, noch spiele ein etwaiger Export von Walfleisch nach Japan dafür eine Rolle. Für beide Fragen behalte sich Island gleichwohl selbst das Recht zur Entscheidung vor. «Wir brauchen die wissenschaftlichen Fänge, um den Einfluss der Wale auf die Fischbestände im Nordatlantik zu untersuchen. Und wenn wir Tiere fangen, kann natürlich auch das Fleisch kommerziell genutzt werden», sagt der Delegationschef beim IWC-Treffen in der deutschen Hauptstadt.

Dass sein Land gerade jetzt in die Offensive geht, begründet Asmundsson mit der «stärker gewordenen Hoffnung auf einen konstruktiven Dialog» in der Walfangkommission, die ein Verbot für den gesamten kommerziellen Walfang beschlossen hatte. Island war 1989 aus Protest gegen dieses Moratorium ausgetreten, hatte aber gleichzeitig wegen heftiger Boykottdrohungen aus den USA und vom europäischen Kontinent die vorher betriebenen «wissenschaftlichen» Fänge eingestellt.

Nach mehreren vergeblichen Anläufen zur Wiederaufnahme in die IWC bekam Island im vergangenen Herbst von einer Mehrheit der Mitgliedsländer grünes Licht für die erneute Vollmitgliedschaft. Dass die nur auf Grund einer irrtümlichen Ja-Stimme aus Schweden zu Stande kam, änderte nichts an der isländischen Auffassung, die Pro- Walfangliga mit Norwegen, Russland und Japan an der Spitze sei nun wieder etwas mehr in der Offensive. Tatsächlich hatte die norwegische Regierung trotz kräftiger Proteste von Tier- und Umweltschützern einseitig für sich die kommerzielle Jagd auf Zwergwale durchsetzen können, wobei die Walfänger noch nicht mal die ihnen zugestandenen Quoten ausnutzen, weil sich der Fang wirtschaftlich nicht rechnet.

Auch auf Island gilt das kommerzielle Interesse an Walfleisch als äußerst begrenzt. Immer wieder wird in den Medien vorgerechnet, dass die Walbeobachtung (Whale-Watching) als boomender Zweig im Tourismus mehr Kronen in heimische Kassen bringen dürfte als einige hundert Tonnen Walfleisch. Anders allerdings argumentiert die Fischindustrie, die die Meeressäuger in der 200-Meilen-Zone rund um die Atlantikinsel vor allem als Konkurrenten bei der Jagd auf dünner werdende Fischbestände fürchten.

Diese Argumentation ist unter den 290 000 Einwohnern Islands fast so sicher verankert wie die Gewissheit, dass aus den Geysiren heißes Wasser geschossen kommt. Trotzdem sind in der nicht sonderlich intensiv geführten öffentlichen Debatte kaum massive Forderungen nach einem Alleingang in Sachen Walfang zu hören. Die Sorge vor internationalen Boykottaktionen dagegen wird immer wieder als Argument für ein vorsichtiges Vorgehen vorgebracht.

Island hat nach Angaben des Bundesverbrauchministeriums bei der IWC einen Plan eingereicht jährlich je 100 Zwerg- und Finnwale sowie 50 Seiwale innerhalb von zwei Jahren töten. Dennoch betont Asmundsson vor dem Auftakt des IWC-Treffens, es gebe «noch keine Entscheidung» für wissenschaftliche Fänge und unter keinen Umständen kommerzielle Fänge vor 2006.

© dpa - Meldung vom 16.06.2003 21:00 Uhr



Harpunierter Wal

Das Archivbild von 1993 zeigt einen harpunierten Wal an Bord eines Walfangschiffes vor der Antarktis.

© dpa - Bild vom 16.06.2003 21:00 Uhr

Wal-Bestände sind stark geschrumpft

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (dpa) - Genaue Zahlen über den Bestand an Walen sind kaum zu erhalten, doch ist unstrittig, dass bis zum weltweiten Walfangverbot 1986 jährlich Zehntausende Wale geschossen wurden. Ob und wie sich der Bestand seitdem erholt hat, ist nur zum Teil bekannt und führt auch deswegen immer wieder zu Kontroversen in der Internationalen Walfangkommission (IWC), die vom 16. bis 19. Juni zu ihrer 55. Jahrestagung in Berlin zusammen kommt.

Als besonders bedroht gilt der Atlantische Nordkaper, von dem es laut Umweltorganisation WWF nur noch unter 350 Stück geben soll. Der Blauwal-Bestand liege unter 5000. Vor Beginn des Walfangs habe es mehr als 250 000 Blauwale gegeben. Vom Buckelwal gebe es noch rund 28 000 Tiere, vom Grauwal etwa 27 000. Die Schätzungen für den Finnwal belaufen sich laut WWF auf 50 000 bis 90 000.

Besonders umstritten ist die Größe der Pottwal-Population, die 1920 noch schätzungsweise 1,5 Millionen betrug. Heute gehen die Schätzungen von 360 000 bis zwei Millionen. Noch Mitte der 70er Jahre soll die Zahl nach Auskunft des Walforschers laut Hal Whitehead (Dalhousie University, Kanada) bei lediglich 200 000 gelegen haben.

© dpa - Meldung vom 16.06.2003 20:59 Uhr

Ringen um das Schicksal der Wale

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (dpa) - Damit hatten die Gegner des Walfangs nicht gerechnet. Dass die Internationale Walfang-Kommission (IWC) sich auch auf ihrer diesjährigen Tagung wieder eine harte Schlacht um Nutzung oder Schutz der bedrohten Meeressäuger liefern würde, war zwar allen klar. Dass aber Japan, Norwegen und mit ihnen verbündete Länder gleich zu Beginn der Tagung zum Schlag ausholen würden, hat das gegnerische Lager überrascht.

«Das ist doch ein bisschen viel Opposition», meinte Esko Jaakkola, der Verhandlungsführer Finnlands. Und der Italiener Giuseppe di Sciara sagte: «In so einer Atmosphäre können wir doch nicht vier Tage lang arbeiten.»

Schon bei der Diskussion über die Tagesordnung bissen sich die Walfangbefürworter und -gegner in der seit Jahren heillos zerstrittenen IWC fest. An dem unverdächtig anmutenden Punkt 4 entzündete sich der Streit. 19 Länder, unter anderem Deutschland, fordern darin die Stärkung des Schutzgedankens der Walfang-Kommission durch die Einrichtung eines speziellen Ausschusses. Dieser Punkt müsse runter von der Tagesordnung, forderte die japanische Delegation. Die Pläne zur Einrichtung von Walschutzgebieten und zur Walbeobachtung sollten auch gleich von der Agenda gestrichen werden.

Diese Bereiche hätten mit der Walfang-Kommission nichts zu tun, meinte die japanische Delegation. Das sehen die Walfang-Gegner ganz anders. Wale würden am besten durch Fotokameras genutzt und nicht durch Harpunen, lautet die Devise von Agrarministerin Renate Künast (Grüne), der diesjährigen Gastgeberin. Bei Japan kommen solche Appelle nicht gut an. Dort gilt Walfleisch als eine Delikatesse. Gejagt werden dürfen Wale bereits seit 1986 nicht mehr, zumindest nicht zu kommerziellen Zwecken. Das Walfangverbot werde aber, so die Kritik auch von Künast, durch den so genannten wissenschaftlichen Walfang Japans, ausgehebelt. Und auch Island möchte Wale künftig wieder - angeblich zu Forschungszwecken - fangen. Norwegen fühlt sich rechtlich nicht an das Moratorium gebunden und hat einseitig Quoten für den Fang von Zwergwalen festgesetzt.

In der Walfang-Kommission herrscht seit Jahren ein Richtungsstreit. Die Walfangländer sehen den Sinn der Kommission darin, die Nutzung der Wale zu gewährleisten. Die Walschützer hätten am liebsten, dass keine einzige Harpune mehr auf einen Wal zielt. Durch die Zerstrittenheit der beiden Lager ist dem Wal allerdings auch nicht geholfen.

Trotz des internationalen Jagdverbots werden jedes Jahr mehr als 1400 Wale getötet. Noch viel mehr der sensiblen Meeressäuger - nach Schätzungen bis zu 300 000 - sterben alljährlich qualvoll in Fischernetzen. Das sind oft kleine Walarten wie Delfine. Vor Deutschlands Nord- und Ostseeküste ist der Schweinswal (Kleiner Tümmler) vom Aussterben bedroht. Deutschland und andere Länder verlangen deshalb, dass die IWC das Problem des Beifangs angeht.

Doch Walfanggegner und -befürworter blockieren sich gegenseitig in der IWC. Um die Kommission zu einem effektiven Gremium zu machen, existiert bereits seit Jahren ein Nutzungskonzept für Großwalbestände. Es beinhaltet neue Fangquoten, strenge internationale Kontrollen der Walfang-Schiffe und Gentests der erlegten Tiere. Mit einem solchen System könnte der Walfang immerhin wieder unter internationale Kontrolle gebracht werden, meinen selbst einige Artenschutzorganisationen. Doch verabschiedet wurde das Konzept bislang nicht. Japan befürchtet für den Fall das komplette Aus für den Walfang.




© dpa - Meldung vom 16.06.2003 20:58 Uhr

Erfolg für Walschützer

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (dpa) - Im Kampf für einen stärkeren Schutz der Wale haben Deutschland und andere Länder in der Internationalen Walfang- Kommission (IWC) einen wichtigen Erfolg erzielt. Nach kontroverser Debatte nahm die IWC am Montag auf ihrer 55. Jahrestagung in Berlin eine Resolution zur Einrichtung eines speziellen Ausschusses für den Schutz der bedrohten Meeressäuger an.

Damit wird erstmals der Schutzgedanke ausdrücklich in der seit Jahren zerstrittenen IWC verankert. Für die so genannte «Berliner Initiative» stimmten 25 Mitglieder bei 20 Gegenstimmen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) sprach von einem großen Erfolg. «Damit wird der Walschutz als ein Kernanliegen in der IWC anerkannt und erhält einen eindeutig höheren Stellenwert als bisher.» Die Annahme der Resolution sei ein wichtiger Schritt zur «Modernisierung und damit zur Stärkung der IWC». Auch Umwelt- und Artenschutzorganisationen begrüßten den Beschluss als Schritt in die richtige Richtung. Trotz des bestehenden Walfangverbots werden jedes Jahr von Japan und Norwegen Wale gejagt. Beschlüsse der IWC werden seit Jahren wegen der unversöhnlichen Positionen der Walfangbefürworter und -gegner blockiert.

Japan und Norwegen kündigten an, dem neuen Schutz-Komitee nicht beizutreten. Zum Auftakt der Tagung, die erstmals in Deutschland stattfindet, war Japan mit dem Antrag gescheitert, die Schutz- Initiative von der Tagesordnung zu nehmen. Die Umweltorganisation WWF verurteilte die Blockade Japans und Norwegens. Der WWF- Artenschutzexperte Volker Homes bezeichnete die Annahme der Initiative aber dennoch als «Meilenstein für den Walschutz». Die Kommission erkenne jetzt an, dass außer den Großwalen auch die kleinen Walarten geschützt werden müssten. Jetzt werde auch endlich das «größte Problem» des Beifangs angegangen, durch den zehntausende Wale, vor allem kleinere Arten, in den Fischernetzen verenden.

Der Greenpeace-Experte Thilo Maack sagte der dpa: «Die Annahme der Berliner Initiative ist der erste Schritt auf dem langen Weg, aus der Walfang-Kommission eine Schutzkommission zu machen.» Jetzt müssten konkrete Maßnahmen folgen. Künast, die Gastgeberin der Tagung ist, hatte Japan und Norwegen zu Beginn der Sitzung aufgefordert, sich in Richtung Walschutz zu bewegen. «Die beste Art, Wale zu nutzen, ist nicht die Harpune, sondern die Fotokamera», sagte sie.

Die Berliner Initiative sei ein Hauptanliegen der IWC-Tagung, sagte Künast. Der neue Ausschuss zum Schutz der Wale soll Walbeobachtung und Umweltgefahren für die bedrohten Meeressäuger behandeln. In den vergangenen Jahren standen Fangquoten für Großwale im Mittelpunkt der IWC-Verhandlungen.

Während der viertägigen IWC-Sitzung soll auch eine Resolution gegen den umstrittenen wissenschaftlichen Walfang eingebracht werden, den Japan betreibt und mit dem auch Island beginnen will. «Wir haben dafür kein Verständnis», sagte Künast. Um herauszufinden, wie Wale sich ernähren, müssten die Tiere nicht in so großer Zahl getötet werden. Artenschutzorganisationen warfen Island, das 500 Wale innerhalb von zwei Jahren angeblich zu Forschungszwecken fangen will, ein «Täuschungsmanöver» vor.

Künast forderte Japan auf, sich im Interesse des Walschutzes von «lieb gewordenen Traditionen» zu verabschieden. Walfleisch gilt in Japan als Delikatesse und wird dort zu hohen Preisen verkauft. Außerdem setzt sich Deutschland zusammen mit anderen Ländern für zwei neue Walschutzgebiete im Südatlantik und Südpazifik ein und will eine Initiative gegen den Beifang in Fischernetzen ergreifen. Allein an Deutschlands Nordseeküste verenden laut Künast jedes Jahr rund 7500 Schweinswale (Kleine Tümmler) in den Fischernetzen.




© dpa - Meldung vom 16.06.2003 19:39 Uhr

Etappensieg für Wal-Schützer

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (dpa) - Mit einem heftigen Streit über neue Initiativen zum Schutz der bedrohten Wale hat die Internationale Walfang-Kommission (IWC) ihre 55. Jahrestagung in Berlin begonnen. Dabei erzielten Walschützer am Montag einen Etappenerfolg. Trotz des Widerstands Japans und anderer Länder blieb eine Initiative zur Stärkung des Walschutzes auf der Tagesordnung.

Japan hatte verlangt, die Diskussion über die so genannte Berliner Erklärung zu streichen. Die IWC tagt bis Donnerstag erstmals in Deutschland.

Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) forderte Japan und Norwegen auf, sich in Richtung Walschutz zu bewegen. «Die beste Art, Wale zu nutzen, ist nicht die Harpune, sondern die Fotokamera», sagte Künast, die Gastgeberin der Tagung ist. Japan scheiterte auch mit der Forderung, Debatten über neue Wal- Schutzgebiete und touristische Walbeobachtung von der Agenda zu streichen. Trotz des bestehenden Walfangverbots werden jedes Jahr von Japan und Norwegen Wale gejagt. Beschlüsse der IWC werden seit Jahren wegen der unversöhnlichen Positionen der Walfangbefürworter und - gegner blockiert.

Die Berliner Initiative sei ein Hauptanliegen der IWC-Tagung, sagte Künast. Im Zentrum steht dabei die Einrichtung eines speziellen Ausschusses zum Schutz aller Wale. In den vergangenen Jahren standen Fangquoten für Großwale im Mittelpunkt der IWC-Verhandlungen. Nun müsse jedoch der Schutzgedanke für Groß- und Kleinwale in der Kommission verankert werden, forderte Künast in ihrer Eröffnungsrede.

Deutschland verfolge mehrere Ziele auf der IWC-Tagung, sagte Künast. So solle eine Resolution gegen den umstrittenen wissenschaftlichen Walfang eingebracht werden, den Japan betreibt und mit dem auch Island beginnen will. «Wir haben dafür kein Verständnis», sagte Künast. Um herauszufinden, wie Wale sich ernähren, müssten die Tiere nicht in so großer Zahl getötet werden. Artenschutzorganisationen warfen Island, das 500 Wale innerhalb von zwei Jahren angeblich zu Forschungszwecken fangen will, ein «Täuschungsmanöver» vor.

Künast forderte Japan auf, sich im Interesse des Walschutzes von «lieb gewordenen Traditionen» zu verabschieden. Walfleisch gilt in Japan als Delikatesse und wird dort zu hohen Preisen verkauft. Der wissenschaftliche Walfang darf nach Worten Künasts nicht noch durch die Erhöhung von Fangquoten ausgeweitet werden. Walbeobachtung sei eine Alternative zum Walfang. Ganze Familien könnten mit diesem touristischen Zweig Geld verdienen.

Außerdem setzt sich Deutschland zusammen mit anderen Ländern für zwei neue Walschutzgebiete im Südatlantik und Südpazifik ein und will eine Initiative gegen den Beifang in Fischernetzen ergreifen. Allein an Deutschlands Nordseeküste verenden laut Künast jedes Jahr rund 7500 Schweinswale (Kleine Tümmler) in den Fischernetzen.

Mit der symbolischen Befreiung eines Plastikwals aus einem Netz machte die Umweltorganisation WWF vor dem Tagungsgebäude im Beisein von Künast auf den qualvollen Tod von weltweit nach Schätzungen bis zu 300 000 Walen pro Jahr, darunter viele Delfine und Tümmler, aufmerksam. Sie verheddern sich in den Fischernetzen und ertrinken. In einer Greenpeace-Aktion reisten rund 500 Kinder auf zwei Spreedampfern zum Tagungsort der IWC im Berliner Stadtteil Neukölln und gestalteten ein «Walschutzgebiet».




© dpa - Meldung vom 16.06.2003 17:01 Uhr

Walfanggegner scheitern mit Antrag auf Schutzgebiet

Autor: martin.p | Datum:
Berlin (dpa) - Im Südpazifik wird es vorerst kein neues Schutzgebiet für Wale geben. Wie bereits im Vorjahr erhielt ein Antrag für ein solches Gebiet bei der Tagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) nicht die erforderliche Dreiviertel- Mehrheit. Auch bei der Abstimmung über ein neues Schutzgebiet im Südatlantik rechneten Umweltorganisationen am Dienstag in Berlin mit einem Scheitern.

Am Montagabend hatten die Artenschützer gegen den Widerstand Japans und Norwegens dagegen einen Erfolg für den Walschutz erzielt.

Die IWC hatte die so genannte «Berliner Initiative» angenommen und sich damit erstmals in ihrer 57-jährigen Geschichte ausdrücklich zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Wale bekannt. Aus Protest dagegen boykottierte Japan am Dienstagmorgen die Debatten über Walbestände und Waltötungsmethoden. Die Umweltorganisation Pro Wildlife übte scharfe Kritik an grausamen Tötungsmethoden einiger Walfang-Länder.

Der Greenpeace-Walfachmann Thilo Maack warf Japan vor, zusammen mit wenigen anderen Ländern eine Minorität zu formieren, «die jeden Fortschritt in der IWC blockiert». Greenpeace und andere Organisationen werfen dem Walfangland Japan Stimmenkauf bei kleineren Ländern vor. Der WWF-Artenschutzexperte Volker Homes bedauerte, dass die Staatengemeinschaft sich nicht durchringen konnte, den Südpazifik zum Schutzgebiet für Wale zu erklären, da das Gebiet wichtig für die Fortpflanzung der bedrohten Tiere sei.

Im Rahmen der «Berliner Initiative» wird in der IWC ein spezieller Ausschuss eingerichtet, der sich mit Umweltgefahren für Wale und «Walsafaris» beschäftigen soll. Damit sei ein «psychologischer Wendepunkt» in der Arbeit der IWC erreicht, sagte der Greenpeace- Experte Maack. Allerdings wollen die Walfang-Länder Japan und Norwegen den neuen Schutz-Ausschuss boykottieren und weder personell noch finanziell unterstützen.

Trotz des bestehenden Walfangverbots werden jedes Jahr von Japan und Norwegen Wale gejagt. Norwegen fühlt sich nicht an das Walfang- Moratorium gebunden. Japan tötet Wale zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken. Außerdem dürfen Ureinwohner Russlands und Alaskas jedes Jahr eine von der IWC festgelegte Quote an Grau- und Grönlandwalen für den Eigenbedarf erlegen.

Pro Wildlife kritisierte, dass im vergangenen Jahr in Russland kein einziger der 133 gejagten Grau- und Grönlandwale sofort durch den ersten Harpunenschuss gestorben sei. Alle hätten «nachbehandelt» werden müssen. «Bis zu 100 Gewehrkugeln wurden auf die verletzten Wale geschossen, bis endlich der Tod nach bis zu einer Stunde eintrat», berichtete die Meeres-Expertin Sandra Altherr.

Auch die Tötungsmethoden der japanischen Walfänger, der dänischen Färöer und der Ureinwohner Alaskas stehen in der Kritik vieler IWC- Teilnehmer. Auf den zu Dänemark gehörenden nordatlantischen Färöer- Inseln werden nach Angaben von Pro Wildlife noch heute Hunderte Kleinwale mit Eisenhaken an die Boote oder auf den Strand gezogen und dort mit kleinen Messern getötet.



© dpa - Meldung vom 17.06.2003 18:27 Uhr