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Nitsch in Pension

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Nitsch in Pension

Autor: Achim Stößer | Datum:
Der umstrittene Aktionskünstler Hermann Nitsch beendet seine Lehrtätigkeit. Die Kunstschule verabschiedet ihn in der kommenden Woche mit einem Fest und zwei Ausstellungen.

Edmund Stoiber (CSU), damals bayerischer Innenminister, bezeichnete einen TV-Beitrag über Nitsch als "größte Sauerei" und "perverses Spektakel" (vermutlich weniger wegen der Tierrechtsverletzungen durch die Nitschschen Blutorgien als vielmehr, weil die christlich-religiösen Anwandlungen Nitschs, die sich in diesen Spektakeln manifestieren, nicht mit seinen konform waren), während der damalige hessische Grünen-Vorsitzende Joschka Fischer meinte, "Künstlerische Entscheidungen dürfen nicht von den Geschmacksnerven eines Ministers bestimmt werden."

Aktionskünstler Hermann Nitsch geht in Pension

Autor: Achim Stößer | Datum:
Frankfurt/Main (dpa) - Der umstrittene Aktionskünstler Hermann Nitsch geht in Pension: Nach mehr als drei Jahrzehnten beendet der dienstälteste Dozent der Frankfurter Städelschule seine Lehrtätigkeit in Deutschland. Die Kunstschule verabschiedet ihn in der kommenden Woche mit einem Fest und zwei Ausstellungen. Nach einem Kulturkrieg Ende der 80er Jahre blieb dem Schockierer bis heute der Status als Professor verwehrt.

Nitsch, der am 29. August 65 Jahre alt wird, ist für seine schockierenden Aktionen bekannt. Für sein «Orgien Mysterien Theater» ersann er verstörende Rituale mit Blut, Tierkadavern und Eingeweiden. Die von ihm veranstalteten «Mysterienspiele» riefen regelmäßig die Polizei auf den Plan und entsetzten Tierschützer und Gläubige. Nitschs Bilder entstehen in der Tradition des Action Painting durch das Beschütten mit Farbe und Blut.

Nachdem Nitsch jahrelang als Gastdozent in Frankfurt gearbeitet hatte, schlug der damalige Städelschule-Direktor Kaspar König ihn 1989 als Professor vor. Doch die hessische CDU/FDP-Landesregierung mit Wolfgang Gerhardt (FDP) als Wissenschaftsminister verweigerte dem Österreicher die Verbeamtung.

Ein Fernsehbericht hatte kurz zuvor Nitschs grausige Spektakel angeprangert und damit bundesweit Proteste heraufbeschworen. So kritisierte Edmund Stoiber (CSU), damals bayerischer Innenminister, den TV-Beitrag als «größte Sauerei» und «perverses Spektakel». Der damalige hessische Grünen-Vorsitzende Joschka Fischer versuchte vergeblich zu vermitteln: «Künstlerische Entscheidungen dürfen nicht von den Geschmacksnerven eines Ministers bestimmt werden.»

Was der Österreicher an der Städelschule geleistet hat, ist von dieser Woche an in Frankfurt zu besichtigen. Zum Ausstand präsentieren von Mittwoch (16.) an die Schüler aus Nitschs letzter «Klasse für interdisziplinäre Kunst» ihre Arbeiten. Eine zweite Ausstellung vereint die besten Arbeiten aus rund 100 Nitsch-Klassen zwischen 1971 und 2003. Am Donnerstag (17. Juli) wird der Österreicher dann offiziell verabschiedet.

© dpa - Meldung vom 14.07.2003 08:05 Uhr



© dpa - Bild vom 14.07.2003 08:05 Uhr