(Text: circa 9214 Zeichen mit Leerzeichen, lesen auf eigene Gefahr)
Hallo liebe Veganer und Veganerinnen,
ich bin seit knapp einem Monat Vegetarierin und seit dem Tag als ich das Internet zu den Themen Vegetarismus, Veganismus und so weiter durchsuchte, geriet mein Leben völlig aus den Fugen. Es hört sich zwar etwas übertrieben an, aber es ist so. Meine ganze Weltanschauung hat sich verändert - ich habe mich verändert und es fällt mir sehr schwer wieder in Einklang mit mir selbst und meiner Umwelt zu kommen.
Schon immer nahm ich teil am Leid der Tiere, aber ich habe sie gegessen. Ich sah mir Tiersendungen an, in denen Viehtransporte und Hühnerfarmen zu sehen waren, aber ich habe weiter Leichenteile in mich gestopft. Ich habe Texte über das Schächten gelesen und Berichte über Schlachthöfe gehört, aber ich habe es immer noch getan. Ich habe in die Augen von Lämmern, Kälbern und Kücken geschaut und trotzdem habe ich sie gefressen. Ich habe mir sogar einen wunderschönen ledernen Liegesessel gekauft und mit meinen Eltern eine Ledercouch für ihr Wohnzimmer ausgesucht und leckte ich mir alle zehn Finger nach einem leckeren Entenbraten! Nun, vor etwa einem Monat habe ich beschlossen, keine Leichteile mehr zu essen. Aber ich bin noch nicht zufrieden, denn ich bin noch keine Veganerin und das, neben vieler anderer Dinge, macht mir sehr zu schaffen
Sämtliche Verwandte, Bekannte und Freunde von mir essen Leichenteile außer eine Freundin, die eine „Pseudovegetarierin" ist wie ihr sie hier nennt. Sie isst Käse, ob nun mit Kälberlab oder ohne, interessiert sie nicht so wirklich. Und hier beginnt mein eigentliches Problem. Ich habe alle eure Artikel gelesen und dann zu mir selbst gesagt: „ja das stimmt, die Leute haben Recht, ich bin derselben Meinung, jetzt werde ich Veganerin.“ Leider sieht meine Realität im Moment komplett anders aus. Ich esse zwar keine Leichenteile mehr und habe auch meinen Milch- und Eikonsum auf fast Null reduziert, aber all die Sachen wie Aromastoffe, Produktanfragen, E-Stoffe und so, damit gehe ich noch sehr unbekümmert um, weil es einfach sehr schwierig ist. Ich gebe ehrlich zu, dass es mir zu viel Arbeit macht, denn fast jedes verdammte Produkt in diesem Land, scheint irgendwelche Stoffe zu beinhalten, die ich nicht kenne (ich hätte wohl lieber Chemie studieren sollen), die vielleicht tierischen Ursprungs sind und die eigentlich einer Produktanfrage bedürften.
Wenn ich streng vegan leben wollte, könnte ich in meinem 200-Seelen Ort, in dem es auf 50 km Entfernung kein Reformhaus gibt, nur Salat essen. Es fällt mir außerordentlich schwer neue Produkte zu entdecken, die keine tierischen Stoffe enthalten und die halbwegs schmecken (ja, ich bin auch noch wählerisch, so wurde ich 23 Jahre lang erzogen). Ganz davon zu schweigen, dass meine gesamte Familie meine neue Überzeugung als Spinnerei abtut. Sie können es einfach nicht verstehen und ich verstehe nicht, warum sie es nicht verstehen und nicht sofort mit mir zu Veganern werden, wo ich ihnen doch sämtliche Fakten präsentiert habe, die ich hier las. Das würde alles so viel leichter machen.
Meine Mutter heulte sich den ganzen Tag die Augen aus, weil unser Hund gestorben war (ich war auch todunglücklich und bin es noch), aber am nächsten Morgen isst sie ein Thunfischbrötchen und versteht nicht, warum ich mich ekle. Immerhin, meint sie, hätte ich vor wenigen Wochen auch Fleisch und Fisch gegessen und da wäre es mir auch nicht eklig gewesen. Mein Vater ist ein intelligenter Mann und versteht alle Fakten, die ich ihm erzähle und stimmt mir auch noch zu! Trotzdem ist es ihm schlicht und einfach egal, dass Tiere getötet werden. Er will, dass es ihm „schmeckt“ und ohne Fleisch ist es ihm zu „fad“. Ich habe schon für uns vegane Gerichte gekocht und er hat gesagt, es schmecke ihm gut, aber es wäre zu „fad“ und ein schönes Stück Fleisch oder Fisch wäre nicht zu ersetzen – jedenfalls auf lange Sicht gesehen. Ihm ist das Töten von Tieren gleichgültig und ich komme damit überhaupt nicht zurecht. Soll ich meinen eigenen Vater wegen dieser Einstellung verdammen? Meine Mutter betont immer, sie würde kaum Fleisch essen, ich spinne nur und dann kann man ja gleich sterben. Außerdem könnten wir uns die Produkte aus dem Reformhaus nicht leisten, ich solle meine geschenkten Marschmallows essen und den tollen Honig, den sie mir extra für viel Geld gekauft hat.
Ich weiß nicht mehr weiter und merke, dass ich immer wieder von meinen Freunden und Familie eingelullt werde. Dann muss ich wieder ins Internet, um nach Gleichgesinnten zu suchen. Alle reden ständig auf mich ein und wollen wissenschaftlich belegte Zahlen, Statistiken und Studien. Ich bin doch auch noch neu auf diesem Gebiet! Ich habe vor einem Monat noch nicht einmal gewusst, dass man den Regenwald retten, den Welthunger bekämpfen und den kommenden Treibhauseffekt oder Eiszeit (welche Theorie ihr auch immer bevorzugt) verhindern kann (das alles glaubt mir sowieso keiner von den Fleischfressern). Mein Gott, ich bin auch nur ein Mensch! Aber es scheint niemanden zu interessieren. Ständig muss ich perfekt sein. Ich denke, dass Achim Stößer z. B. zu mir sagen wird, wer wirklich vegan leben will, schafft das auch und macht es einfach. Wahrscheinlich ist es auch so einfach und er hat recht, aber ich bin nicht stark genug. Die anderen bequatschen mich mit: „in der Sojamilch ist doch auch Aroma, das ist bestimmt tierischen Ursprungs“, und: „schau mal die Möhren schreien vor Schmerz, weil du sie geschält hast“. Ich komme mir total bescheuert vor. Wie ein Pausenclown! Bei uns läuft eine Frau rum, die trinkt den Saft von frisch-gefällten Birken mit einem Strohhalm – mit der werde ich schon verglichen und in einen Topf geworfen. Ist das schlecht? Alles wird ins Lächerliche gezogen und ich komme mir mittlerweile vor wie damals die Juden im Nazideutschland. Kleine Anekdote dazu: Wir schauten „Der Pianist“ (ein Film über Juden im 2. WK) im Fernsehen und meine Schwester sagt entsetzt als ein Jude geprügelt wird und ins Ghetto kommt: „Die werden ja behandelt wie Tiere!“ Ich meine, ein besseres Beispiel für Speziesismus gibt es wohl kaum.
Im Klartext heißt das, dass ich mir keinen Film, keine Sendung, keinen Artikel anschauen bzw. lesen kann ohne auf den Speziesismus in unserer Gesellschaft aufmerksam zu werden. Es gibt so viel Leid in unserer Welt, dass ich es kaum begreifen kann und jetzt kommt noch so viel mehr auf mich zu. Das Leid der Tiere, dass niemanden außer einer Handvoll Freaks (und mehr sind wir wohl nicht) interessiert! Es schert die Leute einen Dreck, wie es um die Tiere in unserer Welt beschert ist, obwohl viele ganz genau wissen wie schlecht es ihnen geht. Ich wusste es nicht, kannte nicht alle Fakten oder wollte es nicht wissen, aber jetzt kenne ich die Wahrheit und bin wie immer von meinen Mitmenschen enttäuscht worden, die mir weder Verständnis noch Hilfe entgegenbringen. Lieber schauen sie sich Filme über unsere Vergangenheit an und jammern über das Schicksal derjenigen, die schon längst Tod und dem Elend dieser Welt entkommen sind.
Während ich hier diesen Text schreibe, wird mir klar, dass ich nur mir selbst verantwortlich bin und ich eben all die bösen Worte und die Verachtung auf mich nehmen muss, wenn ich wirklich wieder ruhig schlafen will, selbst wenn es heißt, meine Familie zu verletzen. Ich werde noch härter versuchen Veganerin zu werden. Meine Leute werden mich hassen, aber was soll ich tun? Ich werde einfach versuchen zu lächeln, wenn mir Beleidigungen an den Kopf geworfen werden oder selbst wenn sie sich über Seiten wie maqi.de kaputtlachen.
Ich glaube nicht wirklich, dass ich den Tieren helfe und dass sich etwas Grundlegendes ändert in der Welt, dafür sind die Menschen einfach zu selbstsüchtig und, entschuldigt bitte, dumm und intolerant. Wahrscheinlich ist das der Grund, der mich lähmt. Egal wie sehr ich es versuche, nichts ändert sich. Ich muss es für mich selbst tun. Wir haben unsere Welt auf den Rücken von Tieren erbaut und jetzt müssen wir damit klarkommen. Ich sehe noch kein Licht am Ende des Tunnels – wir werden weiter Tiere ausbeuten. Aber trotzdem ist es die Hoffnung auf bessere Zeiten / Menschen, die mich vorantreibt. Es geht auch nicht um Bezeichnungen wie Lakto-, Ovo- oder Was-weiß-ich-was für Vegetarier oder um die Bedeutung von speziesistischen Wörtern – es geht nur darum, dass das Ausbeuten von Tieren, allen Tieren egal auf welche Art, falsch ist und die Menschheit dies begreifen muss.
Ich bin glücklich und verzweifelt zugleich – glücklich weil ich meinen Weg gefunden habe, verzweifelt, weil ich (fast) allein dastehe. Was soll ich tun? Diskutieren mit meinen Mitmenschen, die eh nicht zuhören und nur Statistiken von mir verlangen? Oder soll ich mich zurückziehen und in meinem stillen Kämmerlein E-Mails mit Gleichgesinnten austauschen?
Macht mein Schreiben überhaupt Sinn?
Sagt es mir und schreibt,
Mientsche
PS. Ich bin aufgewachsen in einem Haushalt von Fleischfressern (als ich ein Kind war, gab es Steaks schon zum Frühstück) und lebe wieder dort! Es gibt keine Fluchtmöglichkeit. Jeden Morgen sehe ich wie sich meine Familie Leichenteile in den Mund stopft und mir mitleidige Blicke zuwirft, weil ich Tomaten auf mein Brot tue. Ich glaube, ich werde wahnsinnig!
Hallo liebe Veganer und Veganerinnen,
ich bin seit knapp einem Monat Vegetarierin und seit dem Tag als ich das Internet zu den Themen Vegetarismus, Veganismus und so weiter durchsuchte, geriet mein Leben völlig aus den Fugen. Es hört sich zwar etwas übertrieben an, aber es ist so. Meine ganze Weltanschauung hat sich verändert - ich habe mich verändert und es fällt mir sehr schwer wieder in Einklang mit mir selbst und meiner Umwelt zu kommen.
Schon immer nahm ich teil am Leid der Tiere, aber ich habe sie gegessen. Ich sah mir Tiersendungen an, in denen Viehtransporte und Hühnerfarmen zu sehen waren, aber ich habe weiter Leichenteile in mich gestopft. Ich habe Texte über das Schächten gelesen und Berichte über Schlachthöfe gehört, aber ich habe es immer noch getan. Ich habe in die Augen von Lämmern, Kälbern und Kücken geschaut und trotzdem habe ich sie gefressen. Ich habe mir sogar einen wunderschönen ledernen Liegesessel gekauft und mit meinen Eltern eine Ledercouch für ihr Wohnzimmer ausgesucht und leckte ich mir alle zehn Finger nach einem leckeren Entenbraten! Nun, vor etwa einem Monat habe ich beschlossen, keine Leichteile mehr zu essen. Aber ich bin noch nicht zufrieden, denn ich bin noch keine Veganerin und das, neben vieler anderer Dinge, macht mir sehr zu schaffen
Sämtliche Verwandte, Bekannte und Freunde von mir essen Leichenteile außer eine Freundin, die eine „Pseudovegetarierin" ist wie ihr sie hier nennt. Sie isst Käse, ob nun mit Kälberlab oder ohne, interessiert sie nicht so wirklich. Und hier beginnt mein eigentliches Problem. Ich habe alle eure Artikel gelesen und dann zu mir selbst gesagt: „ja das stimmt, die Leute haben Recht, ich bin derselben Meinung, jetzt werde ich Veganerin.“ Leider sieht meine Realität im Moment komplett anders aus. Ich esse zwar keine Leichenteile mehr und habe auch meinen Milch- und Eikonsum auf fast Null reduziert, aber all die Sachen wie Aromastoffe, Produktanfragen, E-Stoffe und so, damit gehe ich noch sehr unbekümmert um, weil es einfach sehr schwierig ist. Ich gebe ehrlich zu, dass es mir zu viel Arbeit macht, denn fast jedes verdammte Produkt in diesem Land, scheint irgendwelche Stoffe zu beinhalten, die ich nicht kenne (ich hätte wohl lieber Chemie studieren sollen), die vielleicht tierischen Ursprungs sind und die eigentlich einer Produktanfrage bedürften.
Wenn ich streng vegan leben wollte, könnte ich in meinem 200-Seelen Ort, in dem es auf 50 km Entfernung kein Reformhaus gibt, nur Salat essen. Es fällt mir außerordentlich schwer neue Produkte zu entdecken, die keine tierischen Stoffe enthalten und die halbwegs schmecken (ja, ich bin auch noch wählerisch, so wurde ich 23 Jahre lang erzogen). Ganz davon zu schweigen, dass meine gesamte Familie meine neue Überzeugung als Spinnerei abtut. Sie können es einfach nicht verstehen und ich verstehe nicht, warum sie es nicht verstehen und nicht sofort mit mir zu Veganern werden, wo ich ihnen doch sämtliche Fakten präsentiert habe, die ich hier las. Das würde alles so viel leichter machen.
Meine Mutter heulte sich den ganzen Tag die Augen aus, weil unser Hund gestorben war (ich war auch todunglücklich und bin es noch), aber am nächsten Morgen isst sie ein Thunfischbrötchen und versteht nicht, warum ich mich ekle. Immerhin, meint sie, hätte ich vor wenigen Wochen auch Fleisch und Fisch gegessen und da wäre es mir auch nicht eklig gewesen. Mein Vater ist ein intelligenter Mann und versteht alle Fakten, die ich ihm erzähle und stimmt mir auch noch zu! Trotzdem ist es ihm schlicht und einfach egal, dass Tiere getötet werden. Er will, dass es ihm „schmeckt“ und ohne Fleisch ist es ihm zu „fad“. Ich habe schon für uns vegane Gerichte gekocht und er hat gesagt, es schmecke ihm gut, aber es wäre zu „fad“ und ein schönes Stück Fleisch oder Fisch wäre nicht zu ersetzen – jedenfalls auf lange Sicht gesehen. Ihm ist das Töten von Tieren gleichgültig und ich komme damit überhaupt nicht zurecht. Soll ich meinen eigenen Vater wegen dieser Einstellung verdammen? Meine Mutter betont immer, sie würde kaum Fleisch essen, ich spinne nur und dann kann man ja gleich sterben. Außerdem könnten wir uns die Produkte aus dem Reformhaus nicht leisten, ich solle meine geschenkten Marschmallows essen und den tollen Honig, den sie mir extra für viel Geld gekauft hat.
Ich weiß nicht mehr weiter und merke, dass ich immer wieder von meinen Freunden und Familie eingelullt werde. Dann muss ich wieder ins Internet, um nach Gleichgesinnten zu suchen. Alle reden ständig auf mich ein und wollen wissenschaftlich belegte Zahlen, Statistiken und Studien. Ich bin doch auch noch neu auf diesem Gebiet! Ich habe vor einem Monat noch nicht einmal gewusst, dass man den Regenwald retten, den Welthunger bekämpfen und den kommenden Treibhauseffekt oder Eiszeit (welche Theorie ihr auch immer bevorzugt) verhindern kann (das alles glaubt mir sowieso keiner von den Fleischfressern). Mein Gott, ich bin auch nur ein Mensch! Aber es scheint niemanden zu interessieren. Ständig muss ich perfekt sein. Ich denke, dass Achim Stößer z. B. zu mir sagen wird, wer wirklich vegan leben will, schafft das auch und macht es einfach. Wahrscheinlich ist es auch so einfach und er hat recht, aber ich bin nicht stark genug. Die anderen bequatschen mich mit: „in der Sojamilch ist doch auch Aroma, das ist bestimmt tierischen Ursprungs“, und: „schau mal die Möhren schreien vor Schmerz, weil du sie geschält hast“. Ich komme mir total bescheuert vor. Wie ein Pausenclown! Bei uns läuft eine Frau rum, die trinkt den Saft von frisch-gefällten Birken mit einem Strohhalm – mit der werde ich schon verglichen und in einen Topf geworfen. Ist das schlecht? Alles wird ins Lächerliche gezogen und ich komme mir mittlerweile vor wie damals die Juden im Nazideutschland. Kleine Anekdote dazu: Wir schauten „Der Pianist“ (ein Film über Juden im 2. WK) im Fernsehen und meine Schwester sagt entsetzt als ein Jude geprügelt wird und ins Ghetto kommt: „Die werden ja behandelt wie Tiere!“ Ich meine, ein besseres Beispiel für Speziesismus gibt es wohl kaum.
Im Klartext heißt das, dass ich mir keinen Film, keine Sendung, keinen Artikel anschauen bzw. lesen kann ohne auf den Speziesismus in unserer Gesellschaft aufmerksam zu werden. Es gibt so viel Leid in unserer Welt, dass ich es kaum begreifen kann und jetzt kommt noch so viel mehr auf mich zu. Das Leid der Tiere, dass niemanden außer einer Handvoll Freaks (und mehr sind wir wohl nicht) interessiert! Es schert die Leute einen Dreck, wie es um die Tiere in unserer Welt beschert ist, obwohl viele ganz genau wissen wie schlecht es ihnen geht. Ich wusste es nicht, kannte nicht alle Fakten oder wollte es nicht wissen, aber jetzt kenne ich die Wahrheit und bin wie immer von meinen Mitmenschen enttäuscht worden, die mir weder Verständnis noch Hilfe entgegenbringen. Lieber schauen sie sich Filme über unsere Vergangenheit an und jammern über das Schicksal derjenigen, die schon längst Tod und dem Elend dieser Welt entkommen sind.
Während ich hier diesen Text schreibe, wird mir klar, dass ich nur mir selbst verantwortlich bin und ich eben all die bösen Worte und die Verachtung auf mich nehmen muss, wenn ich wirklich wieder ruhig schlafen will, selbst wenn es heißt, meine Familie zu verletzen. Ich werde noch härter versuchen Veganerin zu werden. Meine Leute werden mich hassen, aber was soll ich tun? Ich werde einfach versuchen zu lächeln, wenn mir Beleidigungen an den Kopf geworfen werden oder selbst wenn sie sich über Seiten wie maqi.de kaputtlachen.
Ich glaube nicht wirklich, dass ich den Tieren helfe und dass sich etwas Grundlegendes ändert in der Welt, dafür sind die Menschen einfach zu selbstsüchtig und, entschuldigt bitte, dumm und intolerant. Wahrscheinlich ist das der Grund, der mich lähmt. Egal wie sehr ich es versuche, nichts ändert sich. Ich muss es für mich selbst tun. Wir haben unsere Welt auf den Rücken von Tieren erbaut und jetzt müssen wir damit klarkommen. Ich sehe noch kein Licht am Ende des Tunnels – wir werden weiter Tiere ausbeuten. Aber trotzdem ist es die Hoffnung auf bessere Zeiten / Menschen, die mich vorantreibt. Es geht auch nicht um Bezeichnungen wie Lakto-, Ovo- oder Was-weiß-ich-was für Vegetarier oder um die Bedeutung von speziesistischen Wörtern – es geht nur darum, dass das Ausbeuten von Tieren, allen Tieren egal auf welche Art, falsch ist und die Menschheit dies begreifen muss.
Ich bin glücklich und verzweifelt zugleich – glücklich weil ich meinen Weg gefunden habe, verzweifelt, weil ich (fast) allein dastehe. Was soll ich tun? Diskutieren mit meinen Mitmenschen, die eh nicht zuhören und nur Statistiken von mir verlangen? Oder soll ich mich zurückziehen und in meinem stillen Kämmerlein E-Mails mit Gleichgesinnten austauschen?
Macht mein Schreiben überhaupt Sinn?
Sagt es mir und schreibt,
Mientsche
PS. Ich bin aufgewachsen in einem Haushalt von Fleischfressern (als ich ein Kind war, gab es Steaks schon zum Frühstück) und lebe wieder dort! Es gibt keine Fluchtmöglichkeit. Jeden Morgen sehe ich wie sich meine Familie Leichenteile in den Mund stopft und mir mitleidige Blicke zuwirft, weil ich Tomaten auf mein Brot tue. Ich glaube, ich werde wahnsinnig!