Geli schrieb:
> zB. Jokurt o. Käse das mag ich nähmlich besonders gerne.
Nun, es geht bei der Entwicklung Deiner Persönlichkeit doch nicht nur was Du besonders gerne magst, sondern welche Konsequenzen Deine Handlungen für andere haben. Die Konsequenzen für Tiermilch(produkte) sind sehr drastisch: Gefangenhaltung und Ermordung von Tieren, um mal zwei zu nennen. Mir hat das den Appetit auf Tiermilch gründlich verdorben, zumal das Angebot an veganen Alternativen immer größer wird. Veganen Yoghurt kann man z.B. einfach selbst herstellen, Rezept unten.
> Außerdem habe ich auch Angst wie mein Umfeld meine
> Entscheidung annehmen würde.
Wenn Anerkennung nur darüber funktionieren kann, indem Du Dich selbst über das definierst was andere von Dir erwarten, Du Dich also selbst auf eine soziale Marionette reduzierst, wird es höchste Zeit die Qualität und der Sinn dieser Beziehungen einmal grundsätzlich zu überdenken. Vegan werden heißt auch erwachsen werden, und sein wirkliches Selbst in die Sozialgemeinschaft mit einzubringen, anstatt Gefälligkeitsmasken mit sich herum zu tragen. In dem Sinne ist vegan werden auch ein Emanzipierungsprozess bei dem Du das Selbstbewußtsein lernst, Deine Persönlichkeit und Interessen zu vertreten, anstatt ständig darauf bedacht zu sein nicht zu weit vom "Gruppengeruch" auszuscheren. Somit ist vegan sein auch ein Qualitätsfilter, mit dem Beziehungen ausgesiebt werden können, die diese Bezeichnung gar nicht verdient haben da Deine Perönlichkeit als solche noch nie wahrgenommen wurde. Wie auch, wenn Du immer darauf bedacht warst, Deine Interessen und Überzeugungen nach den Massstäben der Anderen auszurichten.
> Ich würde mich freuen wenn ihr mir erzählen könntet wie eure
> Erfahrungen mit Freunden und Familie waren und ob es auch
Ich hatte schon bevor ich vegan wurde sehr wenig Interesse eine Beziehung/Kontakt zu meinen Verwandten aufrecht zu erhalten, die auch sehr versprengt leben. Meine Großeltern bei denen ich aufgewachsen bin sind tot, sie hätten es wohl für eine meiner Eskapaten gehalten und mich gewähren lassen. Die Verwandten meines Mannes (wir wurden gleichzeitig vegan) reagierten nach anfänglicher Skepsis (Veganismus weckt bei vielen Leuten reflexartige Assoziationen zu Sekten) durchaus positiv und bewundern diesen Schritt als einen Schritt zur Stärke weil wir das auch so kommunizieren und erleben. Meine Freunde wurden nach und nach vegan (also nach dem Austauschprinzip) und somit würde sich die Frage für mich anders stellen, die wären tief entsetzt wenn ich nicht mehr vegan wäre.
Darüber hinaus möchte ich noch sagen daß Du Dich auf keinen Fall auf die Befürchtungen und Angst reduzieren solltest (was übrigens ein Suchtverhalten darstellt), denn vegan sein ist sehr schön. Ethisch autark zu leben ist etwas besonderes, ich war noch nie so beseelt von einer Art "Grundglück" wie seitdem ich vegan lebe, obwohl ich die vermeidbare Miseren des Planeten nicht ignoriere, sondern eben meinen Beitrag leiste, sie zu reduzieren. Vegan zu sein ist für mich keine Arbeit und auch keine (soziale) Bedrohung, im Gegenteil, ich bedaure *sehr* daß ich nicht schon viel früher vegan wurde. Für mich sind das in vielerlei Hinsicht verlorene Jahre.
> Alternativen zu Käse gibt und wo man diese kaufen kann.
Beim Heroindealer, denn die Verdauung von Käse setzt opiumähnliche Substanzen frei. Käseentzug/s-Panik läßt sich sehr gut mit (veganer) Schokolade behandeln. Geschmacklich gibt es Hefeprodukte zu kaufen oder selber machen, (z.B. Lopino mit gepasteten Cashewnüssen und Hefeflocken als veganer Streichkäse) bei Veganversendern gibt es auch verschiedene Alternativen obwohl man mit der Zeit immer weniger Appetit darauf bekommt. So hatte ich für meine Nudelgerichte am Anfang eine Parmesanalternative, allerdings finde ich Hefeflocken vom Nährwert her wesentlich vorteilhafter.
Vegetarische Käsepanik basiert auch oft auf dem unter Vegetariern verbreiteten Irrglauben, "irgendwie" auf tierliches Eiweiß angewiesen zu sein. Nun ist es so, daß das Gehirn beim Umstieg auf vegane Ernährung Alarmmeldungen psychologischer Natur aussendet (also unbegründete, wie bei Sojamilch deren Geschmack vom Gehirn zuerst als "schlechte Milch" markiert wird - was aber schnell verfliegt und einem das stichige Nachschleimen von Tiermilch dann als unangenehm in die Erinnerung tritt). Wer sich zuvor mit übermäßig viel Eiweiß ernährt hat, egal ob aus Leichen, Tiermilch oder Eiern, sollte diese Eiweißkonzentration auch einige Zeit in der veganen Ernährung fortsetzen, also mit viel Tofu, Lopino, Bohnen, Nüssen und Seitan und dies nach einiger Zeit aber auf normale Verhältnisse reduzieren, da auch zu viel veganes Eiweiß nicht gesund ist. In der Übergangsphase sollte man ruhig viel essen, auch wenn man etwas zunimmt bis das Darmhirn und der Körper sich auf die veränderte Kost eingespielt hat.
So, hier noch ein veganes Joghurtrezept:
Erst einmal muss man Sojamilch herstellen, das geht so: Trockene Sojabohnen im Bioladen, beim Asia Supermarkt oder beim Türken kaufen, waschen und über Nacht einweichen. Dann die gequollenen Bohnen in kochendes Wasser werfen und sofort lange mit dem Pürrierstab pürrieren, also gute 3-4 Minuten. Wer zwei Stäbe hat, kann das auch Stereo;-) Die Menge findet man durch experimentieren raus. Ich nehme immer 300 Gramm Bohnen für 2 Liter Wasser, kippe aber etwas Wasser nach wenn es zu dickflüssig wird.
Dann etwa 20-30 Minuten kochen lassen, der Schaum ist normal. Man muß dabeibleiben und Hitze wegnehmen, denn das kocht sehr leicht über. Wenn der Schaum zusammenfällt ist es fertig.
Dann die Sojamilch durch ein Käsetuch schütten und selbiges gut auswringen. Am besten gleich in eine sterilisierte Schüssel hinein. Gleich danach ein Tuch über die Schüssel tun und festbinden mit Schnur oder Gummiband. Nun muss die Sojamilch in ein kaltes Wasserbad um schnell abzukühlen.
Danach machen die Hefen in der Luft ihre Arbeit, also einfach 2-3 Tage an Dunklem Ort stehen lassen, je nach Wetterlage verwandelt sich dann die Sojamilch in pflanzlichen Yoghurt/Dickmilch. Am dritten Tag kann man ja mal das Tuch vorsichtig anheben und ganz leicht ruckeln um zu sehen ob es schon dick ist.
Ob es geklappt hat merkt man sofort. Bei gutem Ausgang hat die Dickmilch ein frisches, Sauerteig ähnliches Aroma, man will es sofort essen. Auch ist die Farbe einheitlich weiß. Wenn es schief gegangen ist, riecht es muffig und unappetitlich.
Tja, und mit der Rohbuttermilch kann man dann allerhand anstellen. Früchte rein, Marmelade, zum Müsli dazugeben, zum verfeinern von Saucen und Brotaufstrichen oder gesüßt mit Ahornsirup, Agavesirup oder Urmelasse aus dem Reformhaus. Suuper lecker. Wenn es einmal nicht klappt, nicht aufgeben, erfahrungsgemäß gehen etwa 2 von 10 Versuchen schief. Wichtig ist daß bei der Herstellung keine schlechten Bakterien dazukommen, und bei Nachgucken nicht draufatmen. Viel Spaß!