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Tierrechtsforum:
Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 37

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Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: readY | Datum:
Hallo,

ich bin seit meinem 14en Lebensjahr vegetarier. Ich tätigte diesen Schritt aus Überzeugung, da ich gegen die Tötung bzw. Haltung und die damit verbundenen Qualen der Tiere war und auch noch bin. Leider (und das ist keine Ausrede) wusste ich wirklich nicht, dass selbst Eier und Milchprodukte im endeffekt Produkte sind, für die Tiere sterben mussten. Ich habe nie Eier gegessen, welche aus Kaufhallen waren, sondern immernur Eier vom Dorf, da ich da wohne. Ich will mich damit nicht rausreden, ich weiß selber, dass auch diese Art der Haltung schlecht ist. Nachdem ich den Artikel "Vegetarier sind Mörder" gelesen habe, wurde mir klar, dass ich etwas falsch gemacht habe und ich möchte den Schreiber dieses Artikels danken, da er mir zur erkenntnis verholfen hat. Ich habe mich bis jetzt nicht besonders stark für Tierschutz angagiert, obwohl ich aus Überzeugung kein Fleisch esse. Durch Zufälle interessierte ich mich plötzlich wieder dafür.

Ich habe nun neue Hoffnung geschöpft, lebe nachdem die Reste im Kühschrank weg sind, vegan, da ich davon überzeugt bin.

Weiterhin möchte ich jetzt aktiv werden, d.h. an demos teilnehmen, mein Wissen verbreiten (Flyer o.ä.), die Jagd boykottieren ...

Da ich ein Mensch bin, der das Abenteuer liebt, werde ich auch nicht vor illegalen Tätigkeiten halt machen. Im Gegenteil ...
und das ist meine eigentliche Frage:

Was kann ich selber machen (aktiv)

Ich will jetzt nicht das hören, was ich schon weiß, ich will sachen hören wie:

Besprüh die Scheiben von Wurstläden

:D

das hört sich echt witzig an, aber meine aggression ist so groß, dass ich etwas schockierendes machen muss!

Ich will Jägerstände einreißen und und und

Ich suche also Sachen, wo man gezielt die Bevölkerung schockiert

BSP: Das Zünden von Rauchbomben in Einkaufsläden (Pelz o.ä.) damit die Wassersprenkler aktiviert werden und Sachschäden anrichten.

Solche Sachen suche ich hal und ich wäre dankbar, wenn ihr mir dafür Ideen sendet ;)

Nur so eine Tat muss eine klare Message hinterlassen, osnst bringt es nichts! Ich bin 18 Jahre alt und ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Mein einziges Problem ist, dass ich zu gutmütig bin, da ich mit den Leuten (z.B. den Besitzer eines Wurstladens) mitleid hätte. Ich möchte keinen finianziell ruinieren !!! Aber es ist so schwer einfach nur zuzusehen

Danke fürs Lesen und evtl. auch fürs posten ;)

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: Steffen | Datum:
Du bist im Internet nicht anonym.
Über strafbare Dinge solltest Du hier nicht sprechen.
Ausserdem ist pure Abenteuerlust generell die falsche Motivation.
Bei jeder Aktion sollte überlegt werden, ob sie wirklich etwas bewirkt oder vielleicht sogar schadet...
Dir und der Sache, für die Du zu kämpfen glaubst.
Steffen

Angekündigte Straftaten

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Über strafbare Dinge solltest Du hier nicht sprechen.

Warum eigentlich? "Ankündigung einer Straftat" (falls das überhaupt schon eine war) ist m.W. nicht strafbar ...

> Ausserdem ist pure Abenteuerlust generell die falsche
> Motivation.
> Bei jeder Aktion sollte überlegt werden, ob sie wirklich
> etwas bewirkt oder vielleicht sogar schadet...
> Dir und der Sache, für die Du zu kämpfen glaubst.

Das sollten sich allerdings manche Leute ausdrucken und an die Stirn tackern.

Achim

Re: Angekündigte Straftaten

Autor: Steffen | Datum:
Achim Stößer schrieb:
>
> > Über strafbare Dinge solltest Du hier nicht sprechen.
>
> Warum eigentlich? "Ankündigung einer Straftat" (falls das
> überhaupt schon eine war) ist m.W. nicht strafbar ...

In dem Zusammenhang ein Beispiel:

http://de.indymedia.org/2008/03/210837.shtml

Steffen

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: Tanja | Datum:
Hallo readY,

> Ich habe nun neue Hoffnung geschöpft, lebe nachdem die Reste
> im Kühschrank weg sind, vegan, da ich davon überzeugt bin.

Super. :-)

> Weiterhin möchte ich jetzt aktiv werden, d.h. an demos
> teilnehmen, mein Wissen verbreiten (Flyer o.ä.), die Jagd
> boykottieren ...

Juchhu, dazu haben wir sogar eine ganze FAQ-Rubrik: http://veganismus.de/vegan/faq-aktivwerden.html. Schau also mal, was da für Dich dabei ist. :-)

Aber Anregungen zu...

> Besprüh die Scheiben von Wurstläden

... und...

> Ich will Jägerstände einreißen und und und

... wirst Du hier nicht bekommen, da wir uns damit strafbar machen würden. (Steffen hat da ja schon was zu geschrieben)
Aber unter http://tierrechtsbilder.de findest Du sicher auch einiges an Aktionsformen, die Dich inspirieren könnten.

> Ich suche also Sachen, wo man gezielt die Bevölkerung
> schockiert

Was das angeht, bitte ich, die Überlegungen aus dieser Diskussion zu beachten. Deine Wut kann ich gut verstehen, aber es ist eben wichtig, diese Wut konstruktiv einzusetzen.

> Mein einziges Problem ist, dass ich zu gutmütig bin, da ich
> mit den Leuten (z.B. den Besitzer eines Wurstladens) mitleid
> hätte. Ich möchte keinen finianziell ruinieren !!! Aber es
> ist so schwer einfach nur zuzusehen

Es gibt weitaus effektivere Wege, Tieren zu helfen - nämlich indem man diejenigen, die für Tierausbeutung bezahlen, zum Umdenken bewegt. Dann hören diejenigen, die selbst Tiere umbringen oder Tierausbeutungsprodukte/Leichen verkaufen, von selbst damit auf.

Tanja

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Also wie Steffen schon geschrieben hat ist Aggression wirklich die falsche Motivation für Tierrechtsarbeit, das ist ja dann so, dass du die nur als Trittbrett für deine egozentrischen Ziele missbrauchen würdest. Dauerhaft erfolgreiche Tierrechtsarbeit funktioniert nur mit Argumenten und Aufklärung und nicht mit Bedrohungsszenarien. Letztendlich kann das Erreichen einer kritischen Masse von Veganern nur als Konsequenz einer ethischen Reife der Einzelnen passieren.

Sicherlich gibt es unterschiedliche Protestformen, aber arbeite dich doch erstmal in die Aufklärungs-Tierrechtsarbeit ein. Für deine Aggressionen empfehle ich Kampfsport und eine Freundin, womit ich jetzt nicht meine du solltest den Sandsack lecken und deine Freundin schlagen... Leute die rotbrennend in der TA ankommen brennen auch genauso schnell wieder aus und sind von Rückschlägen oder dem Ausbleiben erfahrbarer Erfolge schnell frustriert. Stoischer Gleichmut ist hier als Grundhaltung oder Charaktertugend wesentlich mächtiger und nachhaltiger als ein paar, womöglich schädliche Aktionen.

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: Rele | Datum:
Ava Odoemena schrieb:
> Für deine Aggressionen empfehle ich Kampfsport und eine
> Freundin, womit ich jetzt nicht meine du solltest den
> Sandsack lecken und deine Freundin schlagen...

*huch* und das von einer verheirateten Frau! ;-)

Ich finde solchen Kram wie Scheiben einschlagen usw. scheiße, auch wenn ich dazu oft Lust hätte :-/ Wobei ich sagen muss, dass Aufklärung von fremden Leuten, am besten, wenn es noch viele viele sind (-> Infostand), nicht mein Ding ist *grusel*, da nagt doch eine gewisse Schüchternheit. Aber Glück sei Dank gibt es ja noch etliche andere Formen des Aktivismus, die ebenso konstruktiv sind& wo ich keine Reden schwingen muss.

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: readY | Datum:
danke für euere antworten. ich habe mir schon gedacht, dass darüber hier wohl nicht ausgetauscht wird, und es ist auch keine blinde aggresion. Mir ist selber bewusst, dass durch randale nichts geändert werden kann bzw. das den contraproduktiven effekt verstärkt. Aber oftmals sind solche drastischen Mittel eine große Hilfe (siehe Abschaffung ddes Pelzverkaufs bei großen Konzernen)Privatfirmen sind da so ne Sache, denn man kann mit so ner Aktion eine ganze Existenz zerstören, Großkonzerne juckt das finianziell dagegen 0! Ich habe die FAQ schon gestern gelesen und werde auch die dort dargestellten möglichkeiten der bekämpfung tätigen (demos, Onfos etc.) aber ich bin auch der Meinung, dass in manchen bereichen durchgezogen werden muss. Die Selbstbefriedigung bzw. der Aggressionsabbau sind eigentlich sekundär, denn ich mache sehr viel sport und habe auch schon ne freundin ;) Denn Versuch doch mal so nem konservativen Oldschooljäger davon zu überzeugen, dass jagd schlrecht ist ...
dürfte schwierig werden. Da muss man dann schon versuchen die Jagd zu boykottieren und Hochstände umzureißen. Das hört sich vielleicht hart an, aber was will man denn anderes machen und das alles ist ja jetzt auch keine idee von mir, das haben schon andere gemacht.

Hätte dann noch son paar kleine Fragen:

1. Bin seit 4 Jahren vegetarier. Ist die umstellung hart oder fällt sie leicht, wie war das bei euch so? (von fleisch auf vegetarisch hat mich nicht viel überwindung gekostet)

2. Kennt ihr einen Onlineshop, wo man Kleidung (T-&S-Shirt)
kaufen kann? Ich meine so Propagandosachen wie Meat is Murder oder so und nicht vegane Sachen vom Stoff her !!!

Im aktuellen Magazin die Tierrechtler sind auch 3 Logos abgebildet, die man dann auf sachen drucken lassen kann. Mir ist nur einz wichtig: Der Stoff sollte dann auch vegan sein und das Angbot verhältnismäßig groß, gbts da irgendwelche shops oder ähnliches. Wäre natürlich super, wenn das Geld dann gleich gespendet werden würde.

Naja reicht jetzt erstmal ;)

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: Tanja | Datum:
> Aber oftmals sind solche
> drastischen Mittel eine große Hilfe (siehe Abschaffung ddes
> Pelzverkaufs bei großen Konzernen)

Da gibt die Forensuchfunktion einiges zu her: warum sollte ein Tier weniger sterben, wenn C&A (etc...) keinen "Pelz" mehr verkauft? (Achtung, die Frage ist rein rethorischer Natur - die Diskussion wurde hier schon x-Mal ausführlich geführt ;-/) Vor wenigen Wochen hat bei uns um die Ecke ein Zeitschriftenladen zugemacht. Werden deswegen nun weniger Zeitschriften verkauft? Auch hier sind es also potentielle Kunden, die aufgeklärt werden müssen und nicht die Dealer, die erpresst und bedroht werden müssen.

> 1. Bin seit 4 Jahren vegetarier. Ist die umstellung hart oder
> fällt sie leicht, wie war das bei euch so? (von fleisch auf
> vegetarisch hat mich nicht viel überwindung gekostet)

Huch, hatte Deinen ersten Beitrag so verstanden, daß Du schon vegan lebst. Aber nein, die Umstellung ist nicht schwer, einige Leute haben hier im Forum schon was dazu geschrieben, wie sie vegan wurden, siehe z.B. Veganer Werdegang und Warum seid ihr Veganer geworden?.

> 2. Kennt ihr einen Onlineshop, wo man Kleidung (T-&S-Shirt)
> kaufen kann?

Da findest Du über Google einiges, im Produktanfrageforum hier habe ich außerdem vor einiger Zeit angefangen, die Kriterien div. Veganhops aufzulisten, da findest Du also wohl am besten einen Laden, wo Du bestellen kannst.

> Im aktuellen Magazin die Tierrechtler

Was für ein magazin?

> sind auch 3 Logos
> abgebildet, die man dann auf sachen drucken lassen kann.

Siehe außerdem http://veganismus.de/vegan/download.html. :-)

> Wäre natürlich super, wenn das Geld
> dann gleich gespendet werden würde.

Wie, was, an wen?

Tanja

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: Steffen | Datum:
readY schrieb:
> dürfte schwierig werden. Da muss man dann schon versuchen die
> Jagd zu boykottieren und Hochstände umzureißen. Das hört sich
> vielleicht hart an, aber was will man denn anderes machen und
> das alles ist ja jetzt auch keine idee von mir, das haben
> schon andere gemacht.
>

Also, nochmal. Mein Beitrag war kein Scherz, oder so...
Über solche Dinge solltest Du im Internet NICHT schreiben.
Nimm das doch mal zur Kenntnis!

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: dom | Datum:
> 1. Bin seit 4 Jahren vegetarier. Ist die umstellung hart oder fällt sie leicht, wie war das bei euch so? (von fleisch auf vegetarisch hat mich nicht viel überwindung gekostet)

Wie jetzt? Du willst Hochstaende umreissen und bist noch nicht vegan?
Also die Umstellung ist kein Problem. Man muss es nur machen. Man bekommt auch schnell einen Ueberblick ueber die Produkte und die moeglichen unveganen Inhaltsstoffe. Aber dazu findest Du eine Menge hier im Produktanfrageforum. Viel lesen, das hilft!

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: readY | Datum:
Also ich bin schon vegan, aber est seit ein paar Tagen, deswegen hatte ich nochmal gefragt, ob die umstellung schwer fällt, da ich der Meinung bin, dass man das nach nen paar Tagen nicht so gut beurteilen kann. Hab es aber dumm formuliert!

Ok, kein Wort mehr über Boykott

Die Frage ob weniger Tiere getötet werden, wenn man die Verkäufer dazu bringt den Verkauf von solchen Sachen einzustellen, ist nicht einfach zu beantworten. Wie du schon sagtest, ist es bestimmt effizienter den Verbraucher anzusprechen, allerdings hat solch ein Umsturz und damit meine ich die Einstellung des Verkaufs von solchen Produkten, auch die Wirkung, dass dadurch viele Menschen auf das Thema aufmerksam gemacht werden und anfangen nachzudenken. Dabei ist es egal ob der Schriftzug "Pelz ist Mord" an einer Hauswand steht oder die Schlagzeile "Firma X stellt Verkauf von Pelzprodukten ein", wobei die letztere wahrscheinlich effektiver ist.

Bei Leuten die konsequent Ledersachen oder so kaufen, macht diese Vorgehensweise meiner Meinung nach nicht so viel Sinn, denn diese Verbrauchergruppe wird dann einfach anderswo ihre Produkte erwerben. Allerdings gibt es viele Menschen, die Sachen einfach nur kaufen, weil sie ihnen gefallen. Dabei ist es ihnen egal, ob da nun Leder oder Pelz verarbeitet wurde. Solche Leute sehen das Paar Schuhe und kaufen es, weil es gut aussieht. Das es aus Leder ist, ist den meisten aber egal. Wenn man jetzt aber bedenkt, dass ein Geschäft solche Produkte nicht mehr verkauft, dann müsste theoretisch auch die Zahl der Leute sinken, die Tierprodukte (auf Kleidung bezogen)kaufen und das unbewusst. Denn oftmals ist es nur der Kragen einer Jacke, der aus Leder ist. Meiner Meinung nach achten die Leute da gar net drauf oder realisieren BEIM Kauf gar nicht, dass sie Lederprodukte kaufen. Würde das Leder durch Kunstleder ersetzt werden, würde das den meisten gar nicht auffallen und selbst die, denen es auffällt, würde es wahrscheinlich nicht tangieren. Es gibt da bestimmt welche die besser Bescheid wissen, aber aus dem Stehgreif würde ich das jetzt mal behaupten, also bringt es schon was.

Zu dem Magazin ;) Also ich meine eighentlich eine Zeitschrift mit dem Namen "Tierbefreiung - das aktuelle Tierrechtsmagazin"
Wie ich gerade feststelle, habe ich mich verschrieben ... sry!

Naja auf jeden Fall ist da auf der letzten Seite son Angebot, da kann man sich so Accessorries bestellen und auf jeden Fall stehen da auch 3 logos zur auswahl, für den Druck von Shirts.
Drunter steht: Alle Preise verstehen sich als Unterstützungsbeitrag

Das meinte ich mit spenden, weil wenn ich sowas kaufe, dann unterstütze ich ja den Antspeziezismus und das Geld geht nicht an nen Powerseller von ebay, der sich nen scheiß um Tiere schärt und nur auf Profit aus ist.

Bei google hab ich schon geschaut, aber ich finde da überwiegend nur Vegane Shops, also einfach Produkte, die Vegan sind, aber ohne Message, wenn ihr versteht was ich meine ;)
Naja ich werd sie mir wahrscheinlich enfach selber drucken und vielleicht in größeren mengen mit Motiv, sodass man auch noch bei ebay beispielsweise Verkaufen kann, obwohl ich nicht denke, dass die Nachfrage da so hoch ist ... leider !

Naja .... ich hör erstmal auf

Re: Ich will nicht mehr zuschaun !!!

Autor: Tanja | Datum:
readY schrieb:
>
> Also ich bin schon vegan, aber est seit ein paar Tagen,
> deswegen hatte ich nochmal gefragt, ob die umstellung schwer
> fällt, da ich der Meinung bin, dass man das nach nen paar
> Tagen nicht so gut beurteilen kann.

Ach so. Und, fällt die Umstellung schwer? ;-)

> Die Frage ob weniger Tiere getötet werden, wenn man die
> Verkäufer dazu bringt den Verkauf von solchen Sachen
> einzustellen, ist nicht einfach zu beantworten. Wie du schon
> sagtest, ist es bestimmt effizienter den Verbraucher
> anzusprechen, allerdings hat solch ein Umsturz und damit
> meine ich die Einstellung des Verkaufs von solchen Produkten,
> auch die Wirkung, dass dadurch viele Menschen auf das Thema
> aufmerksam gemacht werden und anfangen nachzudenken.

Hatten wir alles schon ziemlich oft hier im Forum, siehe z.B. http://veganismus.ch/foren/read.php?f=1&i=4478&t=4478. Da dürftest Du das meiste von dem, was Dir gerade so durch den Kopf geht, wiederfinden.

> Naja auf jeden Fall ist da auf der letzten Seite son Angebot,
> da kann man sich so Accessorries bestellen und auf jeden Fall
> stehen da auch 3 logos zur auswahl, für den Druck von Shirts.
> Drunter steht: Alle Preise verstehen sich als
> Unterstützungsbeitrag

Hier auch ein Hinweis, nicht alles, wo "Tierrechte" drauf steht, transportiert auch solche: http://veganismus.ch/foren/read.php?f=1&i=4640&t=4573. Weiß nicht, wie das aktuell aussieht, aber generell gibt es sowieso effektivere Wege, Tierrechtsarbeit zu machen, als zu spenden, siehe auch http://veganismus.ch/foren/read.php?f=2&i=3384&t=3384.

> Bei google hab ich schon geschaut, aber ich finde da
> überwiegend nur Vegane Shops, also einfach Produkte, die
> Vegan sind, aber ohne Message, wenn ihr versteht was ich
> meine ;)

Und was brauchst Du für eine Message? ;-)

> Naja ich werd sie mir wahrscheinlich enfach selber drucken

Gute Idee. :-)

Tanja

Re: Aufklärungsarbeit, besser nicht?

Autor: ASTI | Datum:
Ava Odoemena schrieb:

> Dauerhaft
> erfolgreiche Tierrechtsarbeit funktioniert nur mit Argumenten
> und Aufklärung und nicht mit Bedrohungsszenarien.
> Letztendlich kann das Erreichen einer kritischen Masse von
> Veganern nur als Konsequenz einer ethischen Reife der
> Einzelnen passieren.

Und wie soll diese ethische Reife erfolgen, wenn Argumente nicht fruchten? Ein Beispiel aus meinem täglichem Leben: Ich diskutiere mit einem Nichtveganer auf der Straße über die ethische Notwendigkeit von Veganismus und er erzählt mir dass es doch aber so gut schmeckt, dass der Mensch ein Allesfresser ist und wenn garnichts mehr einfällt kommt häufig eine Anspielung auf meine vernarbten Arme "Und wenn ich dann Mangel- / Entzugserscheinungen bekomme, fange ich an mir die Arme aufzuritzen oder was?" Da fällt es mir dann verdammt schwer nicht aggressiv zu werden. Wenn diese Menschen sonst ganz symphatisch sind erkläre ich ihnen, dass ich Borderline habe und dies die Folgen von Missbrauch und Misshandlung sind. Aber ich frage mich, wie diese Menschen jemals ethisch reifen sollen, wenn ihn jedes Mittel recht ist ihr unethisches Verhalten zu rechtfertigen. Sollte ich vielleicht die Tierrechtsarbeit anderen übelassen? Ich bin da sehr verwirrt, einerseits ist die Tierrechtsbewegung derart klein, dass jeder gebraucht wird der sich nicht auf Pelz und Tierversuche festlegt. Andererseits frage ich mich ob es nicht andere besser machen als ich. In der Therapie habe ich gelernt zu meiner Identität (sofern ich denn eine habe) zu stehen und zu dieser gehört nun mal eine vegane Ethik.

Bin ich ein Schaden für die Tierrechtsbewegung?

Wäre dankbar für eure Meinung

Re: Aufklärungsarbeit, besser nicht?

Autor: Schlunz | Datum:
ASTI schrieb:
> Bin ich ein Schaden für die Tierrechtsbewegung?

Ja! Für Tierrechte dürfen sich nur physisch und geistig makellose, perfekte Menschen einsetzen ;o)
Und wer macht dann die Tierrechtsarbeit?

Ich denke, dass kaum ein Mensch mit veganer Ethik (ich nenne das Grundethik) absolute physische und mentale Unversehrtheit vorweisen kann.
Ich kenne nicht Deine Schlüsselerlebnisse, aber vielleicht hast Du gerade aus dem Missbrauch, den man Dir antat, die richtigen Schlüsse gezogen.
Dass es völlig unsachlich ist, einen Bezug zwischen Borderline-Syndrom und Veganismus herzustellen, sollte allen klar sein. Du hast absolut keinen Grund, Dich durch solche dummen Argumente von Deinen Zielen abbringen zu lassen.
Mit Tierleidverwertern kann man sich stundenlang im Kreis drehen, egal wie gut man argumentiert, weil sie etwas verteidigen, was sie nicht aufgeben wollen.
Das ist glaube ich weniger das, was ihnen so gut schmeckt, als viel eher ihr Status zwischen all den anderen Tierleidverwertern (wer schließt sich schon gern einer Minderheit an?).
Wenn sie dann noch wie in Deinem Fall unter die Gürtellinie schlagen, weißt Du um ihr schwaches Selbstbewusstsein. Lass Dich davon nicht einschüchtern!
Alles, was Du sagst, bleibt irgendwo hängen, auch wenn Du nicht gleich Resultate siehst.
Viele Menschen entdecken ihre Ethik erst nach diversen Auseinandersetzungen und Erlebnissen, an denen Du Deinen Anteil haben kannst, sofern Du nicht den Kopf in den Sand steckst.
Also Kopf hoch und weiter machen! ;o)

Liebe Grüße, Schlunz


.

Re: Aufklärungsarbeit, besser nicht?

Autor: Tanja | Datum:
> und wenn garnichts mehr einfällt kommt
> häufig eine Anspielung auf meine vernarbten Arme "Und wenn
> ich dann Mangel- / Entzugserscheinungen bekomme, fange ich
> an mir die Arme aufzuritzen oder was?" Da fällt es mir dann
> verdammt schwer nicht aggressiv zu werden. Wenn diese
> Menschen sonst ganz symphatisch sind erkläre ich ihnen, dass
> ich Borderline habe und dies die Folgen von Missbrauch und
> Misshandlung sind.

Würde auf sowas bescheuertes gar nichts antworten, und wenn, höchstens mit einer Gegenfrage, ob demjenigen nichts besseres mehr einfalle um sich weiter rausreden zu können.

> Aber ich frage mich, wie diese Menschen
> jemals ethisch reifen sollen, wenn ihn jedes Mittel recht ist
> ihr unethisches Verhalten zu rechtfertigen.

Natürlich ist denen jedes Mittel recht: die bringen Tiere um! Ich habe keine vernarbten Arme aber war von je her schon immer ziemlich blaß - bei jeder zweiten Diskussion muß ich mir also anhören, daß ich Mangelerscheinungen habe. Und wenn Du Heidi Klum persönlich wärst, würde denen noch was einfallen, was sie an Dir/Ihr auszusetzen haben um nicht nachdenken zu müssen.

Tanja

Heidi Klum vegan?

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Du Heidi Klum persönlich wärst, würde denen noch was
> einfallen, was sie an Dir/Ihr auszusetzen haben um nicht

Zurecht - mir scheint, die ist beispielsweise nicht vegan. Naja, dann kann sie ja immer noch bei Peta oder VgT oder der "veganen" Gesellschaft Österrecih oder den Tierbefreiern oder ... naja, okay, ziemlich allen mitspielen.

Zitat: Immer dabei ist ein Lederbeutel mit ihren Milch- und Weisheitszähnen
http://www.buchjournal.de/sixcms/detail.php?id=86183


Zitat:
Im Spot von McDonalds bestellt Heidi Klum einen gesund
klingenden „Fruchtjoghurt-Drink“.
http://www.biofach.de/main/biofachletter_FEB_2006_D.pdf?id=pdf-ejckyp9v&type=lib


Achim

Re: Aufklärungsarbeit, besser nicht?

Autor: Ava Odoemena | Datum:
ASTI schrieb:

> Und wie soll diese ethische Reife erfolgen, wenn Argumente
> nicht fruchten?

Man kann selbstverständlich nur den Leuten etwas beibringen, die für Informationen offen sind. Wenn das bei einem nicht funktioniert, brauchst du bei dem ja keine Zeit zu verschwenden. Ich schrieb bereits von der Wichtigkeit der kritischen Masse, und darauf hinzuarbeiten ist unser Ziel. Wenn die mal erreicht ist, geht der Rest quasi von alleine so wie man das zur Zeit mit der verbreitesten Form des Drogenkonsums beobachten kann, dem Rauchen.

> Ein Beispiel aus meinem täglichem Leben: Ich
> diskutiere mit einem Nichtveganer auf der Straße über die
> ethische Notwendigkeit von Veganismus und er erzählt mir dass
> es doch aber so gut schmeckt, dass der Mensch ein
> Allesfresser ist und wenn garnichts mehr einfällt kommt
> häufig eine Anspielung auf meine vernarbten Arme "Und wenn
> ich dann Mangel- / Entzugserscheinungen bekomme, fange ich
> an mir die Arme aufzuritzen oder was?"

Die ersteren Rechtfertigungsversuche sind doch recht einfach zu entkräften, die Bemerkung bezüglich der Arme ein psychischer Angriff. Allerdings kannst du das locker einbauen und z. B. erwidern dass du dich selbst verletzt aus Verzweiflung über Menschen die so kalt sind wie "du". (Also nicht du, sondern derjenige der so pervers reagiert.) Das dürfte demjenigen erst mal den Teppich unter den Füßen wegziehen.

> Da fällt es mir dann
> verdammt schwer nicht aggressiv zu werden.

Wieso denn? Eine derartige Reaktion ist ein Hinweis darauf dass der, der sowas sagt innerlich wesentlich kaputter ist als du. Denn wenn anstelle von Empathie Abgrenzungsverachtung kommt bedeutet das, dass dieser Mensch sehr hilflos ist.

> Wenn diese
> Menschen sonst ganz symphatisch sind erkläre ich ihnen, dass
> ich Borderline habe und dies die Folgen von Missbrauch und
> Misshandlung sind. Aber ich frage mich, wie diese Menschen
> jemals ethisch reifen sollen, wenn ihn jedes Mittel recht ist
> ihr unethisches Verhalten zu rechtfertigen.

Diese Menschen können eventuell nicht ethisch reifen, aber der Kontakt mit dir könnte eine Wendung sein, auch wenn sie sich erstmal vehement dagegen wehren. Ohne diesen Kontakt gäbe es den Anhaltspunkt nicht, keine Unterbrechung der Ignoranz. Mir sind übrigens Leute, die sehr negativ reagieren sogar lieber als die Wischiwaschis, denn letztere sind die echten Kalten. Wer ärgerlich oder auch boshaft reagiert, zeigt doch, dass ihn das Thema stark berührt. Ich finde das positiv.

Sicherlich gibt es echte Kalte, und die werden nie ethisch reifen, aber das ist auch egal, denn wenn die kritische Masse erreicht ist, gibt es z. B. rechtliche Möglichkeiten die momentane Tierlebenbenutzungsfreiheit dieser Kalten einzuschränken. Der Verkauf von Tiergewaltprodukten wird nämlich irgendwann illegal sein.

> Sollte ich
> vielleicht die Tierrechtsarbeit anderen übelassen?

Nein, auf keinen Fall. Ich würde die Narben sogar einbeziehen, oder wenn sie sich als hinderlich erweisen während der TA einfach etwas Langärmeliges anziehen.

> Ich bin da
> sehr verwirrt, einerseits ist die Tierrechtsbewegung derart
> klein, dass jeder gebraucht wird der sich nicht auf Pelz und
> Tierversuche festlegt. Andererseits frage ich mich ob es
> nicht andere besser machen als ich. In der Therapie habe ich
> gelernt zu meiner Identität (sofern ich denn eine habe) zu
> stehen und zu dieser gehört nun mal eine vegane Ethik.

Bei der TA geht es aber nicht um deine Identität sondern um die Informationen die du vermittelst. Eine lesbische Tierrechtlerin oder ein schwuler Tierrechtler werden wohl auch ihre von der Mehrheit abweichende Identität haben, wieso sollte dies die TA behindern? Auf der anderen Seite werden sie wohl kaum Anekdoten ihres Sexuallebens zum Besten geben, wenn es darum geht Tierrechtsinhalte zu vermitteln.

> Bin ich ein Schaden für die Tierrechtsbewegung?

Nein, schädlich für die TRB sind Borderline-Veganer lediglich, wenn sie z. B. vegane Ernährung zur Klinge umfunktionalisieren und sich sehr mangelhaft ernähren, ähnlich wie Magersüchtige die Veganismus als Methode vorschieben, um Nahrung zu verweigern. Mich nervt auch die Tendenz von Borderline-Veganern, B12 Spritzen von Arzt als Standard der B12-Integration zu nutzen, was natürlich auch dazu beiträgt das Bild von veganer Ernährung als Mangelernährung zu festigen, denn was für eine Ernährungsform soll das denn sein (denkt sich der Vielleichtveganer), die Spritzen vom Arzt benötigt? Spritzen sind für Leute die aus Unwissenheit oder Ideologie B12 nicht integriert haben und so einen schweren Mangel bekamen, bei einer vernünftigen, veganen Ernährung (in die eben auch B12 als Reinform integriert wird) kommt es nicht zu Mangel, noch nicht einmal bei Leuten mit Stoffwechselstörungen. Also die Leute mit der Stoffwechselstörung, die bereits bei Gewaltkost B12 Mangel entwickeln, denn wenn bakterielles B12 erst mal im Gewebe gebunden ist muss es im Magen mittels eines intrinsischen Faktors herausgelöst werden - dies ist bei der veganen Integration nicht notwendig, da es sich um die Reinform handelt.

In der Rohkostszene sind auch viele, womöglich sehr viele Borderline-Veganer, und dort machen dann auch autoaggressive Theorien wie z. B. die vom bösen Getreide (die letztendlich auf eine starke Reduzierung der Kost abzielen - "Klinge von Innen") die Runde. Nur ein Bruchteil von den Rohköstlern, die Getreide ablehnen haben tatsächlich eine Gluten-Unverträglichkeit, sind also Leute die tatsächlich Beschwerden von glutenhaltigem Getreide bekommen.

Und mit allem was dem Veganismus schadet habe ich durchaus ein Problem, ganz egal ob das rechtslastige Sekten sind, Ethik verleugnende Herrschaftsfreiisten, PeTA-Pelz-Trampelzombies, Ich-bin-nicht-dünn-ich-bin-vegan-Magersüchtige und eben auch Borderline-Veganer für die ein falsch verstandener Veganismus (nämlich der der vermeintlichen Selbstbeschränkung und Selbstreduktion) auch sehr attraktiv ist.

Meine Kritik sollte aber nicht als Kritik gegen Personen verstanden werden, sondern als Kritik gegen Handlungen von diesen Personen, Handlungen die dem Veganismus schaden.

Re: Danke

Autor: Ava Odoemena | Datum:
ASTI schrieb:

> Danke für eure Antworten, dass macht mir Mut weiterzumachen

Schön. Hast du denn sonst keine Fragen mehr die sich eventuell aus meiner Antwort ergeben haben? In welchem Bundesland wohnst du denn? Bist du alleine aktiv oder assoziiert mit einer TRG?

Re: @ Ava

Autor: ASTI | Datum:
Hallo Ava,

Ava Odoemena schrieb:
>
> ASTI schrieb:
>
> > Danke für eure Antworten, dass macht mir Mut weiterzumachen
>
> Schön. Hast du denn sonst keine Fragen mehr die sich
> eventuell aus meiner Antwort ergeben haben?

Nein zu der Antwort erstmal nicht. Aber ich finde deine Texte die du hier veröffentlichst sehr gut. Daher meine Frage, ob du einen Copyrightanspruch auf diese hast, oder ob ich diese für meine Arbeit benutzen darf. (Besonders deine Anarchie-Definition für Anarchie-Phobiker)

> In welchem
> Bundesland wohnst du denn?

Ich wohne jetzt seit einiger Zeit in Hamburg-Wilhelmsburg. Eine wüste Gegend. Hierhin werden viele abgeschoben, die zur gesellschaftlichen Unterschicht gehören und nur ein Kostenfaktor darstellen. In diesem Stadteil herrscht echte Diskriminierung, wenn ein Personalchef ließt woher man kommt, ist eine Absage fast garantiert, hinzu kommt dass 10 % der Menschen hier Analphabeten sind. Wohlfühlen kann man sich hier nicht, keine Nacht ist ruhe. Irgendetwas ist immer mal werden Türen aufgebrochen, dass Treppenhaus zerlegt oder es treffen irgendwelche verfeindeten Banden aufeinander. Ich will hier so schnell wie möglich weg. Aber wirklich wohl hab ich mich in meinem Leben noch nie irgendwo gefühlt.

> Bist du alleine aktiv oder
> assoziiert mit einer TRG?

Ich bin Einzelkämpfer. Wenn ich mich einer TRG anschließen würde, wäre ich ja Pelzdemonstrant. Im Internet habe ich gelesen dass es hier in der Stadt Veganer und vegane Herschaftsfreiisten gibt, aber ehrlich gesagt fürchte ich mich vor soetwas, denn bisher ist nochniemand längere Zeit mit meinem Nähe-Distanz-Problem zurechtgekommen

Pelzdemonstranten

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Ich bin Einzelkämpfer. Wenn ich mich einer TRG anschließen
> würde, wäre ich ja Pelzdemonstrant. Im Internet habe ich

Äh, nein, wie kommst Du denn darauf? Tierrechtsgruppen machen Tierrechtsaktionen, keine Tierschutzrandaspektdemos (siehe Suchfunktion zum Thema Demo, Randaspekte usw.).

Achim

Nähe-Distanz-Problem?

Autor: Rele | Datum:
ASTI schrieb:

> mit meinem Nähe-Distanz-Problem zurechtgekommen

Was meinst Du denn damit?

Re: @ Ava

Autor: Ava Odoemena | Datum:
ASTI schrieb:

Hallo ASTI

> > Schön. Hast du denn sonst keine Fragen mehr die sich
> > eventuell aus meiner Antwort ergeben haben?

> Nein zu der Antwort erstmal nicht. Aber ich finde deine Texte
> die du hier veröffentlichst sehr gut. Daher meine Frage, ob
> du einen Copyrightanspruch auf diese hast, oder ob ich diese
> für meine Arbeit benutzen darf. (Besonders deine
> Anarchie-Definition für Anarchie-Phobiker)

Freut mich, dass sie dir gefallen, meine Texte stehen unter dieser Creative Commons Lizenz.

> > In welchem
> > Bundesland wohnst du denn?

> Ich wohne jetzt seit einiger Zeit in Hamburg-Wilhelmsburg.
> Eine wüste Gegend. Hierhin werden viele abgeschoben, die zur
> gesellschaftlichen Unterschicht gehören und nur ein
> Kostenfaktor darstellen.

Ach schön, dann weiss ich ja gleich mal wo ich hinziehen kann wenn es mich mal nach Hamburg treiben sollte:-)

> In diesem Stadteil herrscht echte
> Diskriminierung, wenn ein Personalchef ließt woher man kommt,
> ist eine Absage fast garantiert,

Das sollte man nicht persönlich nehmen, auch der so genannte Arbeitsmarkt funktioniert nach den Regeln des Angebots und der Nachfrage. Erwerbsarbeitslosigkeit ist das Ergebnis des Erfolgs der Produktivität durch die Automatisierung. Sind viele Erwerbsarbeitssuchende auf diesem Markt, erfolgt eine Art evolutionäre Selektion, bei der die Personalchefs Leute auswählen, die ihrer Phantasie entsprechend am besten zum Schwarm passen und von denen der Schwarm (also der Betrieb) am meisten profitiert. "Alte", "Ausländer", "Problemkiezbewohner" oder "Frauen (mit kleinen Brüsten)" werden deshalb schematisch aussortiert, weil die Esoterik Ökonomie noch viel mit steinzeitlichen Instinkten der Entscheidungsträger belastet ist und somit konzentriert sich die Selektion der Unternehmen auf junge Männer mit priviligiertem Hintergrund und entsprechender Ethnie. Die Esoterik Ökonomie ist eine darwinistische Männer, Natur- u. Stammesreligion mit patriarchalem Sohneskult. (In Rechtsstaaten ist das selbstverständlich mit verschiedenen Dekorationen übertüncht.) Daraus ausgeschlossen zu werden ist jetzt eigentlich nicht wo wahnsinnig tragisch, vor allem wenn man verstanden hat dass eine Zeit auf uns zukommt, in der Arbeit und Lohn zunehmend getrennt wird. (Die Politiker müssen dafür allerdings erst einmal ihre Vollbeschäftigungsphantasien abbauen, sowie die etwas bizarre Idee, dass Arbeit nur innerhalb der Zwangsjacke unternehmerischer Schwärme stattfinden kann.)

Für uns, den Ausschuss von diesem System, bietet sich die kleine Selbständigkeit an. Du solltest dir einfach überlegen was du kannst und das dann Abgleichen mit dem, was die Leute in deinem Kiez brauchen. (Das ist keine Aufforderung zum Waffenbau und Drogenhandel:-) Sollte das, was die Leute in deinem Kiez brauchen und kaufen wollen sich deiner Kenntnis entziehen, musst du dir die Kenntnis halt aneignen. Ich bin überzeugt man kann sich überall etablieren.

> hinzu kommt dass 10 % der
> Menschen hier Analphabeten sind. Wohlfühlen kann man sich
> hier nicht, keine Nacht ist ruhe. Irgendetwas ist immer mal
> werden Türen aufgebrochen, dass Treppenhaus zerlegt oder es
> treffen irgendwelche verfeindeten Banden aufeinander. Ich
> will hier so schnell wie möglich weg.

Der der du bist wird dir überall hin folgen. Ich habe schon in vielen sozialen Situationen gelebt, die Mittelschicht, also die, die in diesem Kastensystem maximal für uns aus der Unterschicht erreichbar ist, ist teils noch kaputter als die Unterschicht, nur eben auf eine andere Art und Weise. Eine saubere Sackgasse ist eben auch nur eine Sackgasse. Und machmal ist gerade auch die monotone Sterilität der sauberen Sackgasse noch belastender.

> Aber wirklich wohl hab
> ich mich in meinem Leben noch nie irgendwo gefühlt.

Ich auch nicht, bis ich lernte mich in mir selbst wohl zu fühlen. Ich bin mein eigener Kiez. Und aus dieser Position ist es auch wieder leichter, Anküpfungspunkte zu finden.

> > Bist du alleine aktiv oder
> > assoziiert mit einer TRG?

> Ich bin Einzelkämpfer. Wenn ich mich einer TRG anschließen
> würde, wäre ich ja Pelzdemonstrant.

Ich weiss was du meinst, das Problem ist dass es sehr wenige TRG's gibt. Viele Tierrechtler sind eigentlich Tierschützer, kennen aber selbst den Unterschied nicht. Es reicht ja auch sich mit anderen Tierrechtlern zu vernetzen und dann Projekt orientiert zu arbeiten man muss ja nicht gleich ein veganes Ökodorf gründen.

> Im Internet habe ich
> gelesen dass es hier in der Stadt Veganer und vegane
> Herschaftsfreiisten gibt, aber ehrlich gesagt fürchte ich
> mich vor soetwas, denn bisher ist nochniemand längere Zeit
> mit meinem Nähe-Distanz-Problem zurechtgekommen

Na ja, Herrschaftsfreiisten sollte man sowieso ignorieren, da sie gegen vegane Ethik vorgehen und den Veganismus für ihre politische Ideologie instrumentalisieren.

Was die sozialen Probleme betrifft würde ich mich an deiner Stelle von deiner Symptomatik nicht abhalten lassen, Kontakte zu knüpfen und schon gar keine Angst davor haben. Schlimmer als weglaufen (der Genervten) kann es ja nicht sein. Ich finde sowieso dass man eigentlich in jeder neuen sozialen Gruppe über den Umgang mit Konflikten reden sollte, das einfach mal als Thema einer Besprechung machen sollte. Borderline Verhalten im Bezug auf Andere kann schon sehr nervend sein, vor allem für Leute die selbst nicht so gefestigt sind und an etwas knapsen, und wer ist das nicht? Ich weiss ja nicht wie ausgeprägt dieses "Klammern-Aggro-Klammern-Aggro" bei dir ist, aber willst du dich deswegen für den Rest deines Lebens selbst isolieren? Man muss auch eine Toleranz für die entwickeln, die mit einem selbst nicht umgehen können und die dann ziehen lassen, davon geht die Welt nicht unter. Soziale Bindungen jedweder Art einzugehen kann eben nicht nur verkopft-kontrolliert laufen, das ist ein wenig wie ein Treck durch den Urwald bei dem man nicht vorhersehen kann wie die Landschaft sich entwickelt, stolpern gehört dazu. Wenn man anfängt für jede Beziehung erst einmal einen Stadtplan im Kopf zu entwerfen, kommt man vermutlich noch schräger rüber denn dann wird das Ganze zum artistischen Seiltanzakt. Einfach reingehen, wenn's Scheiße läuft, egal, morgen ist auch wieder ein Tag.

Wie äußert sich denn dein "Nähe-Distanz-Problem", mich interessiert das. Wenn du nicht darüber reden möchtest, einfach ignorieren.

Re: @ Ava

Autor: ASTI | Datum:
Ava Odoemena schrieb:

Hallo Ava

> Es reicht ja auch
> sich mit anderen Tierrechtlern zu vernetzen und dann Projekt
> orientiert zu arbeiten man muss ja nicht gleich ein veganes
> Ökodorf gründen.

Genau dass hab ich auch vor, nur derzeit fühle ich mich noch nicht in der Lage dazu. Ein veganes Ökodorf wäre übrigens mein Traum. Jeder macht dass was er will und kann und ergänzt so die Gemeinschaft. Ich würde die Gartenarbeit und den Lebensmittelanbau übernehmen - naja ein Traum in weiter ferne.

> Was die sozialen Probleme betrifft würde ich mich an deiner
> Stelle von deiner Symptomatik nicht abhalten lassen, Kontakte
> zu knüpfen und schon gar keine Angst davor haben. Schlimmer
> als weglaufen (der Genervten) kann es ja nicht sein.

Oh da hab ich aber ganz andere Erfahrungen gemacht. Wäre schön wenn sie nur weglaufen würden. Aktuelle Ereignisse kann ich jetzt nicht bringen, da ich dem mittlerweile seit Jahren aus dem Weg gehe, aber früher in der Schulzeit war es echt heftig. Meine Unsicherheiten wurden knallhart ausgenutzt und vor versammelten Leuten lächerlich gemacht. Dabei blieb es aber nicht, sondern es ging über in Misshandlungen. Knochenbrüche, Prellungen, Gehirnerschütterungen... Ich habe einfach alles magisch angezogen. Die Lehrer haben zugesehen und mich auf ihre Weise schikaniert (z.B. machten sie sich gerne über mein stottern und haspeln lustig). Jetzt bin ich erwachsen, mag sein dass der Umgang unter Erwachsenen ein anderer ist, aber die Grundangst/Unsicherheit ist da.

> Ich weiss ja nicht wie ausgeprägt dieses
> "Klammern-Aggro-Klammern-Aggro" bei dir ist, aber willst du
> dich deswegen für den Rest deines Lebens selbst isolieren?

Nein, ich finde bloß den Weg aus der Isolation nicht. Ich habe bereits viele Therapien hinter mir, in denen ich viel verarbeitet und gelernt habe. Es fehlt bei mir "nur" eine entscheidende (mir fehlt gerade das passende Wort) Anleitung, Hilfe, Information, wie man soziale Kontakte aufbaut, aufrecht erhält und ausbaut. Ich habe dies nicht als Kind gelernt und dass ist nun mein großes Verhängnis. Das wird einfach vorausgesetzt. Wenn ich z. B. stationär therapiert werde, dass letzte mal waren wir 20 Leute auf der Station, bilden sich innerhalb kürzester Zeit Gruppen und alle finden sich, nur ich stehe da und bin der Außenseiter.

> Wie äußert sich denn dein "Nähe-Distanz-Problem", mich
> interessiert das.

Für Menschen die Borderline nicht kennen, habe ich ein verwirrendes Nähe-Distanz-Angebot, Depressionen und Angst. Andererseits auch Einfühlungsvermögen, Verständnis und Akzeptanz für die Gefühle anderer und das im häufigen Wechsel. Ich brauche Freiheit, Verständis, Nähe und Geborgenheit und dass immer unterschiedlich, mal das eine mehr und mal das eine weniger. Das ist sehr Situationsabhängig und schwierig für andere einzuschätzen. In den letzten Jahren, wo ich überhaupt niemanden hatte, ist wenn die Einsamkeit zu groß wurde, SVV als Ersatz dagewesen. Seit ich vor einigen Jahren Veganer wurde, habe ich aber keine Suchtmittel mehr konsumiert.

Wenn man anders als die anderen ist, spricht sich das sehr schnell rum und man ist der Außenseiter. Jetzt geht´s eigentlich hier wo ich wohne gehe ich total in der Großstadtanonymität unter. Früher war das leider anders. Da lebte ich in einem kleinem Kaff und es sprach sich schnell rum. Was zur Folge hatte, dass ich mir alles erkaufen musste, was ich brauchte. Aufmerksamkeit, "Freunde" - alles hatte seinen Preis. Ist heute auch noch so. Wenn z. B. die Krankenkasse den Geldhahn zudreht, bin ich für den Psychotherapeuten nicht mehr interessant.

Re: @ Ava

Autor: Ava Odoemena | Datum:
ASTI schrieb:

Hallo ASTI

(Ist das eigentlich eine Abkürzung für was?)

> > Es reicht ja auch
> > sich mit anderen Tierrechtlern zu vernetzen und dann Projekt
> > orientiert zu arbeiten man muss ja nicht gleich ein veganes
> > Ökodorf gründen.

> Genau dass hab ich auch vor, nur derzeit fühle ich mich noch
> nicht in der Lage dazu. Ein veganes Ökodorf wäre übrigens
> mein Traum.

Meiner auch, wobei vegan "Öko" vermutlich automatisch mit einschließt und noch nichteinmal der gesonderten Erwähnung bedarf. Ein veganes Waldgartendorf. Seufz. Auf der anderen Seite bin ich auch wieder sehr gerne mitten in der Großstadt, ich wohne in Berlin-Schöneberg innerhalb des S-Bahnrings.

> Jeder macht dass was er will und kann und ergänzt
> so die Gemeinschaft. Ich würde die Gartenarbeit und den
> Lebensmittelanbau übernehmen - naja ein Traum in weiter ferne.

Bei allen Träumereien sollte man nicht vergessen, wie enorm schwer es ist eine kleine soziale Gruppe zu formen die reibungslos funktioniert ohne gleichzeitig soziale Repression auszuüben wie man das von Dörfern kennt. Das kann sehr schnell zum Alptraum werden. Wenn man in der Großstadt lebt, vergisst man schnell auch die Vorteile der unverbindlichen Anonymität. Bevor ich mich also auf eine kleine soziale Gruppe einlassen würde, würde ich wohl eher dazu tendieren das Leben in so einer Gruppe mit einem etwas unverbindlicheren Wohnprojekt in der Stadt zu lernen.

> > Was die sozialen Probleme betrifft würde ich mich an deiner
> > Stelle von deiner Symptomatik nicht abhalten lassen, Kontakte
> > zu knüpfen und schon gar keine Angst davor haben. Schlimmer
> > als weglaufen (der Genervten) kann es ja nicht sein.

> Oh da hab ich aber ganz andere Erfahrungen gemacht. Wäre
> schön wenn sie nur weglaufen würden. Aktuelle Ereignisse kann
> ich jetzt nicht bringen, da ich dem mittlerweile seit Jahren
> aus dem Weg gehe, aber früher in der Schulzeit war es echt
> heftig. Meine Unsicherheiten wurden knallhart ausgenutzt und
> vor versammelten Leuten lächerlich gemacht. Dabei blieb es
> aber nicht, sondern es ging über in Misshandlungen.
> Knochenbrüche, Prellungen, Gehirnerschütterungen...

Es wäre jetzt wohl total unpassend, wenn ich pervers agierende Schwärme mit soziodarwinistischen Strukturen erklärte. Was soll man dazu sagen? Wenn ich sowas höre fühle ich mich irgendwie ohnmächtig und angewidert.

> Ich habe
> einfach alles magisch angezogen.

Nein, es gibt da konkrete Auslöser, für die die Opfer natürlich nicht verantwortlich sind. Es ist für einen Schwarm im Zustand der Individualauflösung und dem Übergang zur Aggressionsbewegung irrelevant, ob das "nicht integrierbare" Individuum jetzt "der Komische" "die andere Ethnie", "die Dicke", "die Gescheite", "der Arme" ist. Denn selbst wenn dieser "Aggressionspunkt" nicht vorhanden ist, teilt sich der Schwarm und geht gegen "sich selbst" vor. Wer die Natur idealisiert ist ein dummer Mensch.

Nicht du hast alles "magisch angezogen", sondern deine Person stand einfach konträr zur Schwarmidentität. Es war nicht deine Schuld, es war die Schuld einer rückständigen Gesellschaft.

> mag sein dass der Umgang unter Erwachsenen ein
> anderer ist, aber die Grundangst/Unsicherheit ist da.

Die Frage ist ja, ob jemand erwachsen ist nur weil er oder sie 25 Jahre alt ist. Ich treffe ständig Leute die auf dem emotional-sozialen Status von Vierjährigen verharrt sind und darunter noch nichteinmal leiden weil die Gesellschaft zu wenig Reibungspunkte für solche Leute bietet. Vorsicht ist also immer geboten, und diese Grundangst/Unsicherheit kann ich dir nicht nehmen, im Gegenteil, die ist gesund. Nur darf die Angst sich eben nicht verselbständigen und muss als Filter instrumentalisiert werden. Also nicht nur befürchten, dass du da ein renitentes Arschloch vor dir hast, sondern von der Grundannahme "kleine Vertrauenskredite" gewähren. Mit der Zeit bekommst du dann schon ein gutes Gefühl und auch die Menschenkenntnis dafür, einzuschätzen inwieweit dem einen oder anderen zu trauen ist. Das ist selbstverständlich auch von der Situation abhängig. Beim Bäcker um die Ecke gelten da andere Maßstäbe als bei dem Menschen mit dem du eine tiefe Beziehung eingehst. Wichtig ist es auch, verzeihen zu lernen, also nicht den soziopathischen Bullies von deiner Schulzeit, sondern wenn die "kleinen Vertrauenskredite" mal "nicht zurückgezahlt" wurden, dann abzuwägen ob es vertretbar ist das zu verzeihen.

> > Ich weiss ja nicht wie ausgeprägt dieses
> > "Klammern-Aggro-Klammern-Aggro" bei dir ist, aber willst du
> > dich deswegen für den Rest deines Lebens selbst isolieren?

> Nein, ich finde bloß den Weg aus der Isolation nicht. Ich
> habe bereits viele Therapien hinter mir, in denen ich viel
> verarbeitet und gelernt habe. Es fehlt bei mir "nur" eine
> entscheidende (mir fehlt gerade das passende Wort) Anleitung,
> Hilfe, Information, wie man soziale Kontakte aufbaut,
> aufrecht erhält und ausbaut. Ich habe dies nicht als Kind
> gelernt und dass ist nun mein großes Verhängnis. Das wird
> einfach vorausgesetzt.

Du vergisst dass diese Kommunikation mit mir hier bereits ein sehr gut funktionierender, sozialer Kontakt ist, und dies nicht unbedingt etwas ist was man lernen muss. Es ergibt sich halt, so wie sich unser Gespräch ergeben hat. Im Gegenteil, unser Gespräch läuft sogar besser und unholpriger, als die meisten meiner Gespräche mit Leuten in diesem Forum hier die sich für normal halten:-) Nun gut, du gehst sehr geschickt vor und bietest wenig Kanten für meine Launen, wer weiss wie es läuft wenn ein Konflikt entstünde, vielleicht haben wir ja noch die Gelegenheit das auszuloten:-) Du solltest vielleicht versuchen, aufzuhören die anderen als Gruppe wahrzunehmen, und anfangen auf Individuen zu achten.

> Wenn ich z. B. stationär therapiert
> werde, dass letzte mal waren wir 20 Leute auf der Station,
> bilden sich innerhalb kürzester Zeit Gruppen und alle finden
> sich, nur ich stehe da und bin der Außenseiter.

Vielleicht bist du ja gar kein Außenseiter, sondern Individualist. Ich habe mich auch lange in der Außenseiter-Rolle breit gemacht, das ist sehr bequem, denn es macht die Reaktionen der Anderen leicht erklärbar und bietet etwas vermeintliche Sicherheit im Sinne von dieser Erklärbarkeit. Das schlechte an der Selbstdefinition Außenseiter, ist das negative, Außenseiter sind ja immer negativ belegt und wenn du das für dich selbst wählst akzeptierst du ja diese projizierte Negativität, du schluckst sie gewissermaßen. Wenn du auf niemanden zugehst ist natürlich klar dass du als Außenseiter stilisiert wirst, ganz egal ob bei neurologisch Typischen oder in der stationären Therapie. Wenn du sehr schüchtern bist oder schüchtern agierst, wird das manchmal auch als Arroganz fehlinterpretiert was passive soziale Kontaktaufnahme (also die, die an dich herangetragen wird) auch von vorneherein ausschließt. Hat man bei dir eigentlich mal eine Art Ausschlussdiagnose gemacht, um zu sehen ob eventuell etwas anderes vorliegt wie z. b. Asperger Autismus?

Ich bin übrigens auch jemand von der Sorte die von einem Schwarm sofort als Außenstehende identifiziert wird, nur mir ist das egal:-) Es hindert mich nicht soziale Kontakte zu bilden, aktiv meistens denn wenn ich es nicht tun würde, würde es nicht passieren. Warum das so ist weiss ich nicht, es interessiert mich aber auch nicht wirklich.

> > Wie äußert sich denn dein "Nähe-Distanz-Problem", mich
> > interessiert das.

> Für Menschen die Borderline nicht kennen, habe ich ein
> verwirrendes Nähe-Distanz-Angebot, Depressionen und Angst.
> Andererseits auch Einfühlungsvermögen, Verständnis und
> Akzeptanz für die Gefühle anderer und das im häufigen
> Wechsel. Ich brauche Freiheit, Verständis, Nähe und
> Geborgenheit und dass immer unterschiedlich, mal das eine
> mehr und mal das eine weniger. Das ist sehr
> Situationsabhängig und schwierig für andere einzuschätzen.

Hm, also eigentlich sind das Dinge, die ein gefestigter, toleranter Mensch durchaus ertragen kann.

> In
> den letzten Jahren, wo ich überhaupt niemanden hatte, ist
> wenn die Einsamkeit zu groß wurde, SVV als Ersatz dagewesen.
> Seit ich vor einigen Jahren Veganer wurde, habe ich aber
> keine Suchtmittel mehr konsumiert.

Puh da bin ich aber froh für dich. SVV steht für Substanz...?
Einsamkeit sollte kein Thema sein, der Weg aus der Einsamkeit sollte reine Entscheidungs- u. Willenssache sein. Du sollst dich ja nicht auf die Suche nach der Frau oder den Mann fürs Leben machen, es gibt doch viele Gelegenheiten, z. B. Volkshochschule oder Ehrenamtliche Arbeit, z. B. älteren Menschen vorlesen. Volkshochschule fällt mir gerade spontan ein, denn ich mache gerade einen Keramikkurs:-) Ist viel interessanter und angenehmer als ich dachte. Keramik habe ich mir ausgesucht, weil man dem Material (also Ton) keine Form aufzwängen kann, von meinem Naturell würde ich eher Metall zur kreativen Gestaltung aussuchen, aber ich wollte mal was machen wo es mich nicht automatisch hinzieht.

> Wenn man anders als die anderen ist, spricht sich das sehr
> schnell rum und man ist der Außenseiter.

Oder Individualist.

> Jetzt geht´s
> eigentlich hier wo ich wohne gehe ich total in der
> Großstadtanonymität unter.

Gegen untergehen hilft schwimmen lernen.

> Früher war das leider anders. Da
> lebte ich in einem kleinem Kaff und es sprach sich schnell
> rum. Was zur Folge hatte, dass ich mir alles erkaufen musste,
> was ich brauchte. Aufmerksamkeit, "Freunde" - alles hatte
> seinen Preis.

Also so ein Spiel hätte ich nicht lange mitgemacht.

> Ist heute auch noch so. Wenn z. B. die
> Krankenkasse den Geldhahn zudreht, bin ich für den
> Psychotherapeuten nicht mehr interessant.

Das kann man nicht direkt vergleichen, schließlich hat der Therapeut auch Rechnungen zu bezahlen. Ich bin sicher, dass wenn der eine oder andere Therapeut finanziell abgesichert wäre, er oder sie auch eine Therapie weiterführen würde. Aber vom bedingungslosen Grundeinkommen hatte ich es ja neulich schon einmal. Man sollte bedenken dass Therapeuten dienstleisterisch für Freunde und Familie in einer entfreundeten und entfamilisierten Gesellschaft eingesprungen sind. Man kann nicht erwarten dass sie unsere Kaputtheiten kostenlos sanieren.

SVV

Autor: Rele | Datum:
>SVV steht für Substanz...?

"Selbstverletzendes Verhalten", würde ich mal tippen...?

Re: @ Ava

Autor: ASTI | Datum:
Ava Odoemena schrieb:
>

>
> Hallo ASTI

Ich habe gerade etwas gutes von dir gelesen" Wenn wir uns auf der Straße unterhalten, sage ich auch nicht immer jedesmal "Hallo" wenn ich an der reihe bin" und da wir mittten im Gespräch sind mach ich das jetzt auch nicht :-)

> (Ist das eigentlich eine Abkürzung für was?)

Nein. Das war ein Spontaneinfall, da alle meine Realnamen bereits als registrierte Nutzer vorhanden sind. Allerdings sind TI meine Initialen.

> Meiner auch, wobei vegan "Öko" vermutlich automatisch mit
> einschließt und noch nichteinmal der gesonderten Erwähnung
> bedarf. Ein veganes Waldgartendorf. Seufz. Auf der anderen
> Seite bin ich auch wieder sehr gerne mitten in der Großstadt,
> ich wohne in Berlin-Schöneberg innerhalb des S-Bahnrings.

Ja Stadt und Landleben hat alles seine Vor- und Nachteile. Hier in der Stadt fehlt mir das Grün. Alles zubetoniert für Sachen die teilweise niemand braucht. Aktuell sollen 153 Hektar Wald in Hamburg-Altona einem Freizeitareal weichen. Andererseits ist man in der Stadt nicht aufs Auto angewiesen (Dafür herrscht auf dem Land Krieg im Wald, durch die Jäger). Ich habe alle möglichen Läden direkt vor der Haustür und im Umkreis von bis zu 5 Kilometern kann man ja gut das Fahrrad nehmen uns sonst Bus und Bahn. Bis jetzt gehe ich immer mit Bollerwagen einkaufen, aber ich hab seit längerem den Plan mir ein Lastenfahrrad selbst zu bauen, aber irgendwie schieb ich dass immer vor mir her.
Berlin-Schöneberg ist ja so ein ähnlicher Ort wie Hamburg-Wilhelmsburg. Die (Springer)-Presse war ja voll mit den "bösen bösen" Ausländern aus der Riesengebirgsschule.

> > Nein, ich finde bloß den Weg aus der Isolation nicht. Ich
> > habe bereits viele Therapien hinter mir, in denen ich viel
> > verarbeitet und gelernt habe. Es fehlt bei mir "nur" eine
> > entscheidende (mir fehlt gerade das passende Wort) Anleitung,
> > Hilfe, Information, wie man soziale Kontakte aufbaut,
> > aufrecht erhält und ausbaut. Ich habe dies nicht als Kind
> > gelernt und dass ist nun mein großes Verhängnis. Das wird
> > einfach vorausgesetzt.
>
> Du vergisst dass diese Kommunikation mit mir hier bereits ein
> sehr gut funktionierender, sozialer Kontakt ist, und dies
> nicht unbedingt etwas ist was man lernen muss. Es ergibt sich
> halt, so wie sich unser Gespräch ergeben hat. Im Gegenteil,

Ich glaube ein Gespräch zwischen uns auf der Straße hätte keine Minute gedauert. Du hast ja selbst gesagt, dass haspeln nicht wirklich sehr schön anzuhören ist, sondern sehr stören. Mit Alkohol hab ich das Problem jahrelang abgestellt - ist aber auf Dauer auch keine Lösung gewesen. Ich bin aber auch hier (positiv) überrascht, dass du dich so lange mit mir unterhälst. Du scheinst mich sogar zu verstehen. Ist das Menschenkenntnis oder Selbsterfahrung? Z.B. mit dem Fahrplan für andere Menschen erstellen lagst du garnicht so verkehrt. Das ist halt mein Gedankenkino. Ich kann darüber reden, es aber nicht abschalten. Das Gespräch mit dir ist hilfreicher als mit so manchem Therapeuten, die häufig aus der Oberschicht kommen. Da hab ich manchmal das Gefühl, dass die nur mitleidig auf mich geisteskranken Hartz IV Empfänger runterschauen. Einige sind echt ne Enttäuschung. Da wartet man Monate auf einen Therapieplatz und dann sitzt da ein Psychologe der selbst irgendein Problem zu haben scheint und nicht sehr hilfreich ist oder vor drei Jahren hatte ich mal einen der mich angeschriehen hat, ich soll nicht mich selbst, sondern die die mir das angetan haben verurteilen.

> Hat man bei dir eigentlich mal eine Art
> Ausschlussdiagnose gemacht, um zu sehen ob eventuell etwas
> anderes vorliegt wie z. b. Asperger Autismus?

Als Kind bekam ich die Diagnose AD(H)S, also Hyperaktivität. Ab 18 standen bei allen Psychologen nur emotinol instabile Persönlichkeitsstörung und ängstlich/vermeidende, selbstunsichere Persönlichkeitsstörung (eine Komorbidität wird bis heute nicht ausgeschlossen) und einer hatte den verdacht auf schizoide Neurosenstruktur (hat nichts mit Schizophrenie zu tun) Ich habe lange dafür gekämpft meine Akte einsehen zu dürfen und dort steht, von mir jetzt zusammengefasst: emotional Instabile Persönlichkeitsstörung aufgrund Traumatisierungen im Kindesalter.
Aber ich werde meinen Therapeuten noch einmal fragen, wenn die Therapie in drei Monaten wieder losgeht.

Wenn du meinst ich bin Geisteskrank, kannt du mir das gerne direkt sagen, und nicht auf Umwege. Eine Mimose ist zwar Beton gegen mich aber gerade hier kann ich damit besser umgehen.
Sollte ich zum Beispiel frühkindlichen Autismus mit Intelligenzminderung haben, wäre dass natürlich eine erfreudige Nachricht für meine Verwandten, weil die mich alle für dumm halten. Mein ganzes Leben besteht fast ausschließlich daraus, zu beweisen, dass ich nicht dumm bin. Aber was ich auch tue es reicht nicht. Ich habe z.B. die mittlere Reife als Klassenbester mit einem Notendurchschnitt von 1.2 abgeschlossen, aber die Leute mit 2.0 oder 3.2 wurden mehr gefeiert als ich. Ich habe aufgrund meiner Dyskalkulie nur 1.2 und nicht 1.0, aber ich glaube dass hätte auch nichts geändert. Es wurde zwar Dyskalkulie diagnostiziert, aber man kann nicht sagen, ob es eine traumatische Blockade, aufgrund der Lernmethode "Schläge (auf den Hinterkopf) erhöhen dass Denkvermögen." oder ob es angeboren ist.

> > Für Menschen die Borderline nicht kennen, habe ich ein
> > verwirrendes Nähe-Distanz-Angebot, Depressionen und Angst.
> > Andererseits auch Einfühlungsvermögen, Verständnis und
> > Akzeptanz für die Gefühle anderer und das im häufigen
> > Wechsel. Ich brauche Freiheit, Verständis, Nähe und
> > Geborgenheit und dass immer unterschiedlich, mal das eine
> > mehr und mal das eine weniger. Das ist sehr
> > Situationsabhängig und schwierig für andere einzuschätzen.
>
> Hm, also eigentlich sind das Dinge, die ein gefestigter,
> toleranter Mensch durchaus ertragen kann.

Tja es gibt aber überall Menschen die mehr können, besser und intelligenter sind.. und somit mehr wert als ich.


> Puh da bin ich aber froh für dich. SVV steht für Substanz...?

SVV steht, wie Rele schon richtig sagte für selbtverletztendes Verhalten, was bei mir "nur" durch ritzen und verbrennen stattfindet und nicht wie die meisten Borderline-Veganer die du kennst ihr Essen als Klinge umfunktionieren.

Re: Nachtrag

Autor: ASTI | Datum:
ASTI schrieb:

> Als Kind bekam ich die Diagnose AD(H)S, also Hyperaktivität.
> Ab 18 standen bei allen Psychologen nur emotinol instabile
> Persönlichkeitsstörung und ängstlich/vermeidende,
> selbstunsichere Persönlichkeitsstörung (eine Komorbidität
> wird bis heute nicht ausgeschlossen) und einer hatte den
> verdacht auf schizoide Neurosenstruktur (hat nichts
> mit Schizophrenie zu tun) Ich habe lange dafür gekämpft meine
> Akte einsehen zu dürfen und dort steht, von mir jetzt
> zusammengefasst: emotional Instabile Persönlichkeitsstörung
> aufgrund Traumatisierungen im Kindesalter.
> Aber ich werde meinen Therapeuten noch einmal fragen, wenn
> die Therapie in drei Monaten wieder losgeht.

Hab was vergessen, undzwar meinte ich emotional Instabile Persönlichkeitsstörung Typ Borderline

Re: @ Ava

Autor: Mientsche | Datum:
Hallo!

> Ja Stadt und Landleben hat alles seine Vor- und Nachteile.
> Hier in der Stadt fehlt mir das Grün. Alles zubetoniert für
> Sachen die teilweise niemand braucht. Aktuell sollen 153
> Hektar Wald in Hamburg-Altona einem Freizeitareal weichen.
> Andererseits ist man in der Stadt nicht aufs Auto angewiesen
> (Dafür herrscht auf dem Land Krieg im Wald, durch die Jäger).

Ich könnte nie in einer Stadt leben, habe es einmal versucht, aber bin eingegangen wie eine Pflanze ohne Sonnenlicht. Blöd finde ich allerdings am Landleben, dass ich so auf das Auto angewiesen bin, weil die öffentlichen Verkehrsmittel fehlen.

> Ich habe alle möglichen Läden direkt vor der Haustür und im
> Umkreis von bis zu 5 Kilometern kann man ja gut das Fahrrad
> nehmen uns sonst Bus und Bahn. Bis jetzt gehe ich immer mit
> Bollerwagen einkaufen, aber ich hab seit längerem den Plan
> mir ein Lastenfahrrad selbst zu bauen, aber irgendwie schieb
> ich dass immer vor mir her.

Für Fahrräder gibt es auch tolle Lastenanhänger. Ich möchte mir nämlich gerade so einen bei ebay kaufen. Da passt viel rein (90 Liter) und man kann ihn mit einer mitgelieferten Anhängekupplung an fast jedes Fahrrad anbauen. Kostet so um die 50 EUR.

> Wenn du meinst ich bin Geisteskrank, kannt du mir das gerne
> direkt sagen, und nicht auf Umwege. Eine Mimose ist zwar
> Beton gegen mich aber gerade hier kann ich damit besser
> umgehen.

Deine Aussagen hier im Forum scheinen mir nicht die eines Geisteskranken zu sein :-) Du bist Veganer und mir damit schon tausendmal sympathischer als irgendein Leichenfresser! Viele Menschen scheinen dich schlecht zu behandeln, aus welchen absurden Gründen auch immer, aber du musst einfach daran glauben, dass es (dünn gesät) auch Leute gibt, die anders sind.

> mittlere Reife als Klassenbester mit einem Notendurchschnitt
> von 1.2 abgeschlossen, aber die Leute mit 2.0 oder 3.2 wurden
> mehr gefeiert als ich. Ich habe aufgrund meiner Dyskalkulie
> nur 1.2 und nicht 1.0, aber ich glaube dass hätte auch nichts
> geändert. Es wurde zwar Dyskalkulie diagnostiziert, aber man
> kann nicht sagen, ob es eine traumatische Blockade, aufgrund
> der Lernmethode "Schläge (auf den Hinterkopf) erhöhen dass
> Denkvermögen." oder ob es angeboren ist.

Du hast deinen Abschluss mit 1.2 gemacht und wirst als dumm bezeichnet? Das ist einfach unglaublich. *kopfschüttel*

Ich glaube, dass die richtig guten Schüler sowieso nicht eine so große Aufmerksamkeit erhalten und in Deutschland oft im negativen Sinne die Streber sind. In den USA ist das anders, da wird eine gute schulische Leistung viel mehr anerkannt. Bei uns heißt es zwar, du musst gut in der Schule sein, um einen Job/Lehrstelle zu bekommen, aber die Realität sieht wohl anders aus. Wer gut ist, ist nicht cool. Jedenfalls habe ich diese Erfahrung gemacht. Ich habe mein Abitur mit 1,3 abgeschlossen und wurde zusammen mit zwei, drei Freunden belächelt und ausgrenzt.

> Tja es gibt aber überall Menschen die mehr können, besser und
> intelligenter sind.. und somit mehr wert als ich.

Ein intelligenter Mensch ist noch lange kein guter Mensch...

Marina

Borderline

Autor: Ava Odoemena | Datum:
ASTI schrieb:


> > ich wohne in Berlin-Schöneberg innerhalb des S-Bahnrings.

> Bis jetzt gehe ich immer mit
> Bollerwagen einkaufen, aber ich hab seit längerem den Plan
> mir ein Lastenfahrrad selbst zu bauen, aber irgendwie schieb
> ich dass immer vor mir her.

Habe ich mir auch schon überlegt, so aus alten Fahrrädern geschweißt. Habe allerdings kein Schweißgerät. Zur Zeit mache ich meine Besorgungen alle mit einem großen Rucksack, bis zu 25 kg sind für mich kein Problem. Mit einem Lastenzusatz für Fahrrad wäre das aber ideal, am besten einen den man leicht abschnallen kann und eventuell sogar als Einkaufswagen mit ins Geschäft nehmen kann.

> Berlin-Schöneberg ist ja so ein ähnlicher Ort wie
> Hamburg-Wilhelmsburg. Die (Springer)-Presse war ja voll mit
> den "bösen bösen" Ausländern aus der Riesengebirgsschule.

Ach war das in Schöneberg, habe das gar nicht so richtig verfolgt. Wobei es eigentlich fast überall in Berlin rauhe Ecken gibt, wenn man mal Gewalt außen vorläst gehört der gepflegte Absturz sogar zur Berliner Lebenskultur.

> > Du vergisst dass diese Kommunikation mit mir hier bereits ein
> > sehr gut funktionierender, sozialer Kontakt ist, und dies
> > nicht unbedingt etwas ist was man lernen muss. Es ergibt sich
> > halt, so wie sich unser Gespräch ergeben hat. Im Gegenteil,

> Ich glaube ein Gespräch zwischen uns auf der Straße hätte
> keine Minute gedauert. Du hast ja selbst gesagt, dass haspeln
> nicht wirklich sehr schön anzuhören ist, sondern sehr stören.

Das ist ja etwas anderes wenn jemand ein Webradio aufzieht - ich gehe ja auch zu keinem Friseur mit spastischer Lähmung... Zumal es doch etwas wesentlich anderes ist, den Ausknopf zu drücken als ein Gespräch zu beenden. Ich unterhalte mich oft mit Leuten auf der Straße und da fällt haspeln im Vergleich nicht so sehr ins Gewicht. Ich glaube nicht dass mich das davon abgehalten hätte, mich mit dir zu unterhalten. Was ich nicht mag sind Leute die einfach ungepflegt/verdreckt oder auf Drogen sind, da habe ich keine Gesprächsmotivation.

> Mit Alkohol hab ich das Problem jahrelang abgestellt - ist
> aber auf Dauer auch keine Lösung gewesen. Ich bin aber auch
> hier (positiv) überrascht, dass du dich so lange mit mir
> unterhälst.

Es macht mir Spaß, nein Spaß ist das falsche Wort. Ich unterhalte mich gerne mit Leuten denen es gerade nicht so supertoll geht, das Gespräch ist oft wesentlich unpretensiöser. Depression macht ehrlich und gradlinig. Nichtdepressive sind oft ständig bemüht, ihre soziale Maske aufrecht zu erhalten, das ist für jemand wie mich die das leicht durchschaut recht anstrengend mitanzusehen.

> Du scheinst mich sogar zu verstehen. Ist das
> Menschenkenntnis oder Selbsterfahrung?

Na wohl eine Mischung aus beiden.

> Z.B. mit dem Fahrplan
> für andere Menschen erstellen lagst du garnicht so verkehrt.
> Das ist halt mein Gedankenkino. Ich kann darüber reden, es
> aber nicht abschalten.

Du musst es ja auch nicht abschalten, aber lernen dem "Gedankenkino" seinen Platz zuzuweisen, also parallel laufen zu lassen ohne dass es diktiert was du tust und wie du dich verhältst. Mit ein bisschen Übung sollte das nicht so schwer fallen. Es gibt dann quasi zwei Ebenen, eine Ebene mit deinem Interesse, also das was du wirklich tun willst, erfahren möchtest, (mit)teilen möchtest, und dann die zweite Ebene mit den Ängsten und Unsicherheiten. Man kann die zweite Ebene zulassen ohne dass sie die komplette Kontrolle übernimmt.

> Das Gespräch mit dir ist hilfreicher
> als mit so manchem Therapeuten,

Ein schönes Kompliment das ich auch gerne annehme:-)

> die häufig aus der
> Oberschicht kommen. Da hab ich manchmal das Gefühl, dass die
> nur mitleidig auf mich geisteskranken Hartz IV Empfänger
> runterschauen.

Gut, das kann ich nicht nachvollziehen da ich die nicht kenne, manchmal ist das vielleicht noch nichteinmal abwertend von denen gemeint, sondern reiner Selbstschutz. Ich denke das ist ein unglaublich anstrengender Beruf der sehr gefährlich sein kann da es wohl auslaugt, sich jeden Tag den ganzen Tag die (intimsten - nicht im sexuellen Sinne) Probleme der Leute anzuhören. Viele Therapeuten machen dann einfach irgendwann "zu" und gehen über zu einer Art Objektifizierung ihrer Klienten. Oder sie sind eben einfach nicht kompetent, das kommt ja überall vor.

> Einige sind echt ne Enttäuschung. Da wartet
> man Monate auf einen Therapieplatz und dann sitzt da ein
> Psychologe der selbst irgendein Problem zu haben scheint und
> nicht sehr hilfreich ist oder vor drei Jahren hatte ich mal
> einen der mich angeschriehen hat, ich soll nicht mich selbst,
> sondern die die mir das angetan haben verurteilen.

Also wenn etwas in der Therapie passiert was dir überhaupt nicht passt, solltest du schon darüber in den Dialog treten und kommunizieren was dich stört. Schreien ist natürlich Quatsch, da würde ich dann auch nicht mehr hingehen.

> > Hat man bei dir eigentlich mal eine Art
> > Ausschlussdiagnose gemacht, um zu sehen ob eventuell etwas
> > anderes vorliegt wie z. b. Asperger Autismus?

> Als Kind bekam ich die Diagnose AD(H)S, also Hyperaktivität.
> Ab 18 standen bei allen Psychologen nur emotinol instabile
> Persönlichkeitsstörung und ängstlich/vermeidende,
> selbstunsichere Persönlichkeitsstörung (eine Komorbidität
> wird bis heute nicht ausgeschlossen) und einer hatte den
> verdacht auf schizoide Neurosenstruktur (hat nichts
> mit Schizophrenie zu tun) Ich habe lange dafür gekämpft meine
> Akte einsehen zu dürfen und dort steht, von mir jetzt
> zusammengefasst: emotional Instabile Persönlichkeitsstörung
> aufgrund Traumatisierungen im Kindesalter.
> Aber ich werde meinen Therapeuten noch einmal fragen, wenn
> die Therapie in drei Monaten wieder losgeht.

Der Grund warum ich fragte, ist, dass wenn du schon so elend lange Therapien machst, wäre halt auch mal von Seiten der Therapeuten angemessen gewesen nachzuschauen ob denn etwas vorliegt was nicht nur psychisch sondern auch somatisch ist. Einen Aspi kann man nicht therapieren, ein Aspi der mit Fehldiagnose (oder aber mit richtiger Diagnose aber in Verdrängung des eigentlichen Plateaus) durch Therapien geschleift wird, ist ein ganz falscher Ansatz.

> Wenn du meinst ich bin Geisteskrank, kannt du mir das gerne
> direkt sagen, und nicht auf Umwege. Eine Mimose ist zwar
> Beton gegen mich aber gerade hier kann ich damit besser
> umgehen.

Also selbst wenn ich denke würde du wärst geisteskrank, würde das nichts ändern, denn ich nehme "Geisteskranke" nicht als Geisteskranke wahr, sondern als die Person die sie sind. Für mich ist Geisteskrankheit nicht die geringste Form der Bedrohung, im Gegensatz zu Menschen bei denen schon bei Nennung des Worts eine dumpfe Panik heraufgekrochen kommt die direkt im Gesicht sichtbar wird. Eine Panik die wohl von dem Bewusstsein kommt, wie fragil ihr eigener Zugang zur Welt ist. Was ich ablehne (vielleicht beziehst du dich darauf, ich weiss es nicht), ist wenn die Unterstellung Geisteskrankheit als Abwertung der Person benutzt wird. Autismus ist übrigens keine Geisteskrankheit, da dir Ursache wohl in der Hardware zu suchen ist.

Aber was würdest du denn z. B. als Geisteskrankheit definieren? Ich habe da große Schwierigkeiten, denn m. M. n. ist bereits die Normalität die Psychose der Mehrheit. Es gibt ganz wenige Menschen, die die Welt wirklich so sehen können wie sie ist und nicht von einem hypnotischen Zustand in den anderen gleiten.

> Sollte ich zum Beispiel frühkindlichen Autismus mit
> Intelligenzminderung haben, wäre dass natürlich eine
> erfreudige Nachricht für meine Verwandten, weil die mich alle
> für dumm halten.

Was hast du denn für komische Verwandte:-) Die hätte ich schon längst verbannt. "Frühkindlicher" Autismus halte ich sowieso für Quatsch, ich denke diese Bewusstseinsstruktur ist von Anfang an vorhanden und bleibt für immer, je nachdem auf welchem Punkt des Spektrums der Betroffene ist, ist es leichter oder schwerer in der Welt der Neurologisch Typischen zurecht zu kommen.

> Mein ganzes Leben besteht fast
> ausschließlich daraus, zu beweisen, dass ich nicht dumm bin.
> Aber was ich auch tue es reicht nicht. Ich habe z.B. die
> mittlere Reife als Klassenbester mit einem Notendurchschnitt
> von 1.2 abgeschlossen, aber die Leute mit 2.0 oder 3.2 wurden
> mehr gefeiert als ich. Ich habe aufgrund meiner Dyskalkulie
> nur 1.2 und nicht 1.0, aber ich glaube dass hätte auch nichts
> geändert. Es wurde zwar Dyskalkulie diagnostiziert, aber man
> kann nicht sagen, ob es eine traumatische Blockade, aufgrund
> der Lernmethode "Schläge (auf den Hinterkopf) erhöhen dass
> Denkvermögen." oder ob es angeboren ist.

Ich verstehe nicht was es da zu beweisen gibt? Entweder ist jemand in der Lage deine Fähigkeiten nachzuvollziehen oder eben nicht. Mit Menschen die dazu nicht in der Lage sind würde ich mich nicht abgeben. Wenn andere trotz besserer Leistungen mehr gefeiert wurden, dann einfach weil sie halt populärer waren als du. Und? Es war schließlich eine Gemeinschaft, die nicht du dir ausgesucht hast, in deinem eigenen Freundeskreis bist du halt dann populärer als die es wären. Allerdings kenne ich das. Im Gegensatz zu dir habe ich noch nicht einmal einen Hauptschulabschluss und wusste bis fast zu meinem 30. Lebensjahr nicht dass mein IQ(uiz:-) über 130 ist. Ich habe für mich noch nicht abgeklärt, ob überdurchschnittliche Intelligenz nicht auch eine Form der geistigen Behinderung ist, ähnlich wie ein zu dicker Po:-)

> > Hm, also eigentlich sind das Dinge, die ein gefestigter,
> > toleranter Mensch durchaus ertragen kann.

> Tja es gibt aber überall Menschen die mehr können, besser und
> intelligenter sind.. und somit mehr wert als ich.

Nein sie werden höher bewertet, aber mehr wert sind sie nicht. Was doch aber eigentlich kein Problem ist, denn in der Struktur, wo solche Menschen mehr wert sind, muss man sich doch nicht beteiligen und damit wetteifern. Sicher gibt es Schnittpunkte wo eine gewisse Beteiligung der Notwendigkeit nicht vermeidbar ist, aber deswegen muss dorthin doch keine emotionale Verbindung geknüpft werden. Schau mal, eigentlich haben wir doch alle Freiheit heutzutage, uns die Leute auszusuchen die wir ertragen können. Stell dir mal vor du würdest vor 1, 2000 Jahren in einer kleinen Dorfgemeinschaft leben mit sozialen und wirtschaftlichen Regeln der punitiven Restriktion, ohne jegliche Möglichkeit daraus auszubrechen. Heute können wir unsere Verwandten zurück lassen, damals war die Sippe der Lebenshorizont. *schauder*

> > Puh da bin ich aber froh für dich. SVV steht für Substanz...?

> SVV steht, wie Rele schon richtig sagte für
> selbtverletztendes Verhalten,

Ja, klar, hatte ich als "autoaggressives Verhalten" abgespeichert darum passte das nicht, vor allem da in dem Satz Drogen vorkamen.

> was bei mir "nur" durch ritzen
> und verbrennen stattfindet

Ich vermute die körpereigenen Schmerzopiate die da ausgeschüttet werden hat eine temporäre Senkung des Cortisolspiegels (Stress) zur Folge, was sich selbstverständlich tief im "Belohnungszentrum" einprägt, also eine Form des Suchtverhaltens. Jedes mal wenn dann der Cortisolspiegel in die Höhe geht, der Stress aus welchem Grund auch immer steigt, fordert der entsprechende Teil des Gehirns die Handlung ein, die eine Ausschüttung der Schmerzopiate nach sich zieht, usw. Ein Kreislauf. Hier wäre bestimmt sehr erfolgreich, den Cortisolspiegel durch körperliche Aktivität zu senken, z. B. durch Joggen gehen, Sandsackboxen oder Herbeiführen eines Orgamus durch Masturbation. Mit der Strategie wird das Bedürfnis nach den Schmerzopiaten wie jede Sucht bestimmt mit der Zeit abflachen. Ritzen und Verbrennen hat durch die Schuldgefühle sogar noch einen Exponentialfaktor, in dem Sinne dass dann erstmal noch mehr Stresshormon im Blut landet und dann auch die Entladung über der Schmerz noch mal zunimmt. Ja genau, im Grunde ist SVV eine autoaggressive Form der Selbstbefriedigung, bedingt durch die falsche Programmierung in der Kindheit. Denn dort wo normal Liebe und Geborgenheit verdrahtet wird, wird Verletzung verdrahtet.

Das heisst eine zweigleisige Strategie wäre wohl am erfolgreichsten: Einmal wie gesagt Stressabbau über eine weniger suchtbelastete Methode, zweitens im sozialen Bereich die Ausbildung des Willens zum Risiko. Risiko als Projekt und Möglichkeit im sozialen Alltag. Wenn du im Rahmen des Projektes Risikos schlechte, also verletzende Erfahrungen mit anderen Menschen machst, dann bleibt das kontextuell im Projekt Risiko, und so kannst du dann spielerisch in sozialvernetzte Situation einsteigen. Nur mal so als spontane Idee.

> und nicht wie die meisten
> Borderline-Veganer die du kennst ihr Essen als Klinge
> umfunktionieren.

Ja zum Glück, denn da ist das weniger intensiv als bei dir, breiter angelegt und ganz schwierig herauszudefinieren und auch zu umrahmen.

Re: Borderline

Autor: ASTI | Datum:
Ava Odoemena schrieb:

> > > Hat man bei dir eigentlich mal eine Art
> > > Ausschlussdiagnose gemacht, um zu sehen ob eventuell etwas
> > > anderes vorliegt wie z. b. Asperger Autismus?

> Der Grund warum ich fragte, ist, dass wenn du schon so elend
> lange Therapien machst, wäre halt auch mal von Seiten der
> Therapeuten angemessen gewesen nachzuschauen ob denn etwas
> vorliegt was nicht nur psychisch sondern auch somatisch ist.
> Einen Aspi kann man nicht therapieren, ein Aspi der mit
> Fehldiagnose (oder aber mit richtiger Diagnose aber in
> Verdrängung des eigentlichen Plateaus) durch Therapien
> geschleift wird, ist ein ganz falscher Ansatz.

Durch die Therapie ist schon einiges besser geworden. Borderline-Typisch ist ja dieses impulsive sich nicht unter Kontrolle haben (emotionale Instabilität) früher war das wirklich extrem bei mir. Da hab ich immer an Ort und Stelle alles rausgelassen, was z.B. zur Folge hatte das ich von vielen Schulen geflogen bin. Heute ist dass so, wenn ich merke, dass etwas in mir aufsteigt, meist durch Misstrauen, dann gehe ich. Was viele leider als Ablehnung oder Abwendung interpretieren, aber ich kann
ja schlecht sagen, dass ich mich mal eben abreagieren muss.

Wenn ich mir unsere Gespräche so ansehe, fallen mir einige Ungereimtheiten bei mir auf (z.B. meine emotionale Instabilität), aber du nimmst dass einfach so hin. Die Mehrheit der Menschen würde mir daraus einen Strick drehen.

> Aber was würdest du denn z. B. als Geisteskrankheit
> definieren? Ich habe da große Schwierigkeiten, denn m. M. n.
> ist bereits die Normalität die Psychose der Mehrheit. Es gibt
> ganz wenige Menschen, die die Welt wirklich so sehen können
> wie sie ist und nicht von einem hypnotischen Zustand in den
> anderen gleiten.

Geisteskranke sind für mich eigentlich Menschen, die nicht mehr "klar" denken können also eine Selbst- oder Fremdgefährdung darstellen (obwol Nichtveganer stellen ja eine Fremdgefährdung da) Daher würde ich mich nicht als Geisteskrank bezeichnen. Ich bin auch kein Pflanzenfresser sondern Veganer.

> Ich verstehe nicht was es da zu beweisen gibt? Entweder ist
> jemand in der Lage deine Fähigkeiten nachzuvollziehen oder
> eben nicht. Mit Menschen die dazu nicht in der Lage sind
> würde ich mich nicht abgeben.

Das ist ja das Problem. Ich kenne meine Fähigkeiten nicht und wenn ich auf mein Umfeld höre, habe ich garkeine. Ich weiß doch garnicht ob ich die erforderlichen Fähigkeiten besitze um Dachdecker zu werden. Theoretisch interessieren würde mich viel wie z.B. Sprachen oder Handwerk. Ich war nie in der Lage meine Fähigkeiten herauszufinden, immer hieß es dazu sei ich zu dumm, zu ungeschickt... irgendetwas war immer. Als Kind ist man von Erwachsenen abhängig und nimmt an was die einem sagen und dass war durchweg negativ. Man hat mir als Motto "du kannst nichts - du bist nichts - du wirst nichts" mit auf den Weg gegeben.

Ich würde auch gerne zur Volkshochschule gehen. Tonarbeiten würden mich auch interessieren oder Plattdeusch oder Programmieren lernen. Es gibt unendlich viele Sachen die ich gerne machen würde, aber meine negativen Erfahrungen die ich mit soetwas verbinde sind durchweg negativ und hindern mich das zu tun was ich will.

Die meisten Psychologen oder auch du, dass sind Persönlichkeiten, die nichts aus der Bahn werfen kann. Da kann kommen was will diese Menschen finden immer einen Weg, haben Selbstbewusstsein für zwei und sehen Probleme als spaßige Hürden des Lebens.
Und ich? Ich will da raus ohne Basis auf der ich aufbauen kann...

Nehmen wir mal an ich mache einen Keramikkurs und mache eine Vase. Diese wird nun aber nicht sehr schön und unförmig. Da sagt dann einer "Haha das sieht ja scheiße aus, du kannst ja garnichts" und damit hat er recht. Kann nichts entkräften. Womit auch? Und so gehe ich nach Hause nehm mir den Druck, die Gedanken durch SVV

Re: Borderline

Autor: Ava Odoemena | Datum:

> Durch die Therapie ist schon einiges besser geworden.
> Borderline-Typisch ist ja dieses impulsive sich nicht unter
> Kontrolle haben (emotionale Instabilität) früher war das
> wirklich extrem bei mir. Da hab ich immer an Ort und Stelle
> alles rausgelassen, was z.B. zur Folge hatte das ich von
> vielen Schulen geflogen bin. Heute ist dass so, wenn ich
> merke, dass etwas in mir aufsteigt, meist durch Misstrauen,
> dann gehe ich. Was viele leider als Ablehnung oder Abwendung
> interpretieren, aber ich kann
> ja schlecht sagen, dass ich mich mal eben abreagieren muss.

Wobei sich mir da die Frage aufdrängt ob es für dich tatsächliche besser ist wenn du das alles in dich hineinschluckst. Gut, ein Tobsuchtsanfall macht nicht gerade den besten Eindruck, aber wenn es dir danach besser geht? Sicherlich sollte Prävention im Vordergrund stehen und die Wut erst gar nicht aufkommen, z. B. durch Erreichen eines Zustandes der inneren Gelassenheit, aber alles abschlucken kann es doch wohl auch nicht sein?

Aber ich glaube ich kann deinen Zustand rekonstruieren. Ich habe mal in einem Büro einer Medienfirma gearbeitet, da waren lauter Leute die ich durch die Bank enthusiastisch zum kotzen fand, es war ein befristeter Arbeitsvertrag. Das beruhte auch auf Gegenseitigkeit, man konnte regelrecht hören wie da die Rollläden runter schlugen. Sicherlich merkten die auch meine Ablehnung, ich konnte das nicht verbergen. Dazu kommt dass ich als Alphatierchen natürlich sofort mit den Platzhirschen zusammenrappel und prompt ging dann auch schon das gemobbe los. Für mich stellte sich dann die Frage, wen von den Neutralen ich auf meine Seite ziehen konnte um dem Hauptakteuren sozusagen ihr Publikum zu entziehen. Wenn also etwas auftrat bei dem ich nicht einschätzen konnte ob das jetzt eine Situation war die inszeniert oder nur arbeitsrelevant war, bin ich einfach fragend auf die entsprechende Person eingegangen und habe offen meine Gedanken geschildert was mich jetzt konkret an der anderen Person, bzw. deren Verhalten stört oder irritiert. Ganz einfach neutral fragen z. B. "wie meinst du das denn jetzt", auch wenn es sich ganz offensichtlich um einen Angriff handelt. Den daraus folgenden Dialog kann man dann einfach im eigenen Sinne strukturieren.

> Wenn ich mir unsere Gespräche so ansehe, fallen mir einige
> Ungereimtheiten bei mir auf (z.B. meine emotionale
> Instabilität), aber du nimmst dass einfach so hin.

Also ich bin gewiss kein Engel, ich weiss nicht wie ich auf verschiedene Sachen reagieren würde wenn ich nicht wüsste dass du Borderline-Betroffene/r bist. (Ich schätze dich männlich ein, liege ich da richtig?) Wenn mich etwas sehr irritiert kann ich auch schon mal sehr stechend reagieren, das ist auch zwischen uns nicht komplett ausgeschlossen, obwohl es bis jetzt dafür gar kein Anzeichen gibt. Ich spüre auch irgendwie dass du im Grunde einen guten Charakter hast, das macht es natürlich sehr einfach über gewisse Kleinigkeiten hinwegzusehen.

> Geisteskranke sind für mich eigentlich Menschen, die nicht
> mehr "klar" denken können also eine Selbst- oder
> Fremdgefährdung darstellen (obwol Nichtveganer stellen ja
> eine Fremdgefährdung da) Daher würde ich mich nicht als
> Geisteskrank bezeichnen.

Gefällt mir die Definition.

> Ich bin auch kein Pflanzenfresser
> sondern Veganer.

Ich stehe da grad auf dem Schlauch glaube ich, in welchem Zusammenhang steht das jetzt?

> > Ich verstehe nicht was es da zu beweisen gibt? Entweder ist
> > jemand in der Lage deine Fähigkeiten nachzuvollziehen oder
> > eben nicht. Mit Menschen die dazu nicht in der Lage sind
> > würde ich mich nicht abgeben.

> Das ist ja das Problem. Ich kenne meine Fähigkeiten nicht und
> wenn ich auf mein Umfeld höre, habe ich garkeine.

Umfeld austauschen?

> Ich weiß
> doch garnicht ob ich die erforderlichen Fähigkeiten besitze
> um Dachdecker zu werden.

Praktikum...

> Theoretisch interessieren würde mich
> viel wie z.B. Sprachen oder Handwerk. Ich war nie in der Lage
> meine Fähigkeiten herauszufinden, immer hieß es dazu sei ich
> zu dumm, zu ungeschickt... irgendetwas war immer.

Gut, ein perverses Umfeld ist natürlich megascheiße, aber was haben deine Fähigkeiten denn mit den Meinungen anderer zu tun? Sicher zieht so etwas total runter, aber dann kommt doch auch mal der Punkt an dem zum Experimentieren anfängt, ganz einfach aus Neugier wie weit man denn gehen könnte. Dabei gibt es doch nichts zu verlieren, vor allem wenn einem mal egal geworden ist was die Anderen davon halten und denken. Ich vermute mal, dass es weniger der Schritt ist, der dir Angst macht, sondern wohl eher die Menschen auf die du im Zuge dieses Schrittes unweigerlich stoßen wirst. Eigentlich brauchst du eine gute soziale Strategie die für dich funktioniert.

> Als Kind
> ist man von Erwachsenen abhängig und nimmt an was die einem
> sagen und dass war durchweg negativ. Man hat mir als Motto
> "du kannst nichts - du bist nichts - du wirst nichts" mit auf
> den Weg gegeben.

Na ja, aber das hat doch nichts mit dir zu tun. Die haben dich zwar als Kotzkübel missbraucht, aber eigentlich ging es um sie und nicht um dich. Sie waren es die so voll waren von Unfertigkeiten, Unsicherheiten, Negativem - wahrscheinlich Schichten davon. Und das haben sie auf dir abgeladen. Das war zwar sehr ekelhaft von ihnen, aber die Kruste auf deiner Haut ist _deren_ Dreck, nicht _deiner_. Unter der Kruste bist du und ich denke dass du in Lage bist dich aus diesem Panzer zu befreien, Stückchen für Stückchen. Die Traurigkeit wird immer bleiben, vielleicht etwas milder werden, aber die Lähmung kann ganz verschwinden.

> Ich würde auch gerne zur Volkshochschule gehen. Tonarbeiten
> würden mich auch interessieren oder Plattdeusch oder
> Programmieren lernen. Es gibt unendlich viele Sachen die ich
> gerne machen würde, aber meine negativen Erfahrungen die ich
> mit soetwas verbinde sind durchweg negativ und hindern mich
> das zu tun was ich will.

Jetzt hätte ich beinahe gesagt dass es natürlich auch sehr einfach ist sich hinter dem Dreckpanzer zu verstecken und sich selbst derart von vorneherein zu sabotieren. Aber deine Ängste sind ja real und berechtigt, es gibt tatsächlich sehr viele Arschlöcher die nur darauf warten jemanden mit ihrer inneren Pest zu infizieren, aber vielleicht hilft es dir wenn du diese Menschen auch als Opfer ihrer eigenen Psyche wahrnimmst. Wer gedankenlos, oberflächlich, manipulativ oder boshaft ist, ist ja auch nicht innerlich fit und hat sicher auch einen gewissen Leidensdruck der sich dann auf andere entlädt. Vielleicht ist es dir möglich diese Menschen in ihrer Armseligkeit (im Wortsinn!) wahrzunehmen und so eine Toleranz für sie zu entwickeln. Für mich sind solche Leute, wie die Leute in der Bürosituation Menschen, die an einer Art Tourette-Syndrom leiden, aber eben nicht wie Tourette gestreut und unwillentlich auf jeden, sondern punktiert und willentlich, aber trotzdem ähnlich.

> Die meisten Psychologen oder auch du, dass sind
> Persönlichkeiten, die nichts aus der Bahn werfen kann. Da
> kann kommen was will diese Menschen finden immer einen Weg,
> haben Selbstbewusstsein für zwei und sehen Probleme als
> spaßige Hürden des Lebens.

Nein, so ist es bei mir auch nicht. Ich hatte ein todesnahes Trauma mit anschließender PTSS, Burnout und massiver Depression und ich weiss wie schwer es sein kann die Wasseroberfläche zu erreichen. Aber es ist möglich, die Entscheidung liegt bei dir.

> Und ich? Ich will da raus ohne Basis auf der ich aufbauen
> kann...

Alle fingen ohne Basis an, bzw. die Basis ist dein Geist, dein Körper und dieses wunderschöne Universum, dessen mittlere Ebene uns zur Verfügung steht. Klingt esoterisch, ich meine das aber physikalisch. Die Welt und du existierst, mehr können wir als Basis gar nicht erwarten.

> Nehmen wir mal an ich mache einen Keramikkurs und mache eine
> Vase. Diese wird nun aber nicht sehr schön und unförmig. Da
> sagt dann einer "Haha das sieht ja scheiße aus, du kannst ja
> garnichts" und damit hat er recht.

Nein damit hat er eben nicht recht, denn den fiktiven Standard den er ansetzt als Vergleich für deine Vase gibt es nicht. Meine erste Schüssel ist grauenhaft geworden, ich war regelrecht entsetzt, Glasur zu dünn, Poren überall, unterschiedliche Stärke, zu dünn, wellig, falsche Innenstruktur, schlampig aufgetragene Farben. Aber jetzt steht sie seit einer Woche auf dem Tisch und langsam fängt sie an mir zu gefallen, da sie mir alle meine Fehler beibringt. Ich bin zu ungeduldig, mein Kopf ist weiter als meine Hände, ich höre nicht auf den Rat der Erfahrenen, ich arbeitet gegen den Ton anstatt mit ihm. Meine Schüssel ist dennoch schön, in ihrer banalen Häßlichkeit. So wie auch ein Parkhaus im Brutalismus-Beton-Stil auch etwas Schönes haben kann.

> Kann nichts entkräften.
> Womit auch?

Sicherlich kannst du das entkräften, indem du realisierst dass so ein Angriff eben vollkommen abnormal ist und der Protagonist sozial/emphatisch ziemlich minderbemittelt. Jemand der so einen Kommentar abdrückt ist doch innerlich wesentlich unförmiger als deine Vase.

> Und so gehe ich nach Hause nehm mir den Druck,
> die Gedanken durch SVV

Warum fragst du die Person nicht einfach warum sie dich so verletzt?

Re: @ Ava

Autor: ASTI | Datum:
Ava Odoemena schrieb:

Hallo Ava,

>
> Für uns, den Ausschuss von diesem System, bietet sich die
> kleine Selbständigkeit an. Du solltest dir einfach überlegen
> was du kannst und das dann Abgleichen mit dem, was die Leute
> in deinem Kiez brauchen.

und was haben die Menschen in deinem Kiez gebraucht? Womit hast du dich selbständig gemacht? vielleicht kannst du mir dass ja mal von dir aus schildern, denn ehrlich gesagt kann ich mir darunter nur wenig vorstellen.

Re: @ Ava

Autor: Ava Odoemena | Datum:
ASTI schrieb:

> und was haben die Menschen in deinem Kiez gebraucht? Womit
> hast du dich selbständig gemacht?

Ich bin noch dabei meine neue Selbständigkeit zu realisieren. Ich habe verschiedene Projekte in den letzten zwei Jahren angefangen bis in die konkrete Vorbereitungsphase hinein, die waren dann aber letztendlich eine Nummer zu groß für mich und ich wollte kein zu großes finanzielles Risiko eingehen, schon gar nicht nachdem das frühere Unternehmen von meinem Mann und mir in einem Großfeuer unversichert in Rauch aufging und wir sechs Jahre bis zum umfallen arbeiteten um die horrenden Schulden zurück zu zahlen. Ich bin im Moment am Sondieren der Möglichkeiten wirklich ganz klein anzufangen, das wäre mir am sympathischsten. Hinderlich sind nicht nur die fehlenden Finanzen (es gibt Förderkredite aber die zu bekommen ist ein bürokratischer Alptraum) sondern auch die Nachwirkungen des Traumas und des massiven Burnouts, ich muss mit meiner Energie sehr vorsichtig haushalten.

> vielleicht kannst du mir
> dass ja mal von dir aus schildern, denn ehrlich gesagt kann
> ich mir darunter nur wenig vorstellen.

Also eine kleine Selbständigkeit kann so vielseitig sein, angefangen vom Wochenmarkt auf dem du Dinge verkaufst die du eventuell selbst hergestellt hast. Hausmeisterdienst, Einkaufsdienst, Massagedienst, Fusspflege, Schülernachhilfe usw. Hast du einen Beruf gelernt von dem aus du sowas aufziehen könntest?

Re: @ Ava

Autor: ASTI | Datum:
Ava Odoemena schrieb:

> Also eine kleine Selbständigkeit kann so vielseitig sein,
> angefangen vom Wochenmarkt auf dem du Dinge verkaufst die du
> eventuell selbst hergestellt hast. Hausmeisterdienst,
> Einkaufsdienst, Massagedienst, Fusspflege, Schülernachhilfe
> usw. Hast du einen Beruf gelernt von dem aus du sowas
> aufziehen könntest?

Seit gestern hab ich einen Job in Aussicht. Nicht sehr geistreich (Zeitungen austragen) aber durch die Nachtzuschläge wäre es mehr als ich jetzt im Monat zum Leben habe.
Einen Beruf habe ich nicht gelernt. Das war bei mir auch so eine Sache. Kinder fangen ja im Kindergarten schon an was sie später mal werden wollen. Ich auch nur, bei mir hat sich dieser Berufswunsch 16 Jahre aufrecht erhalten. Ich habe bloß von vornherein nur lästereien, hohn und spott geerntet und als ich mir eine Lehrstelle gesucht und gefunden habe. Bekam vom Chef nen Anruf dass ich die Lehrstelle habe. Hab ich aber erst vier Wochen nachher erfahren und da war sie weg. Ich weiß bis heute nicht warum ich kein Dachdecker werden durfte. Ich hab dann nach meiner mittleren Reife dass Abitur in Angriff genommen, entgegen allen Spöttern und habe nach einem halben Jahr das Handtuch geworfen. Hab den Druck nicht mehr ausgehalten zumal ich durch meine Dyskalkulie in Mathe ein wenig hinterher hing, aber in den anderen Fächern war ich gut bis sehr gut.

Naja man sieht wie sich das Unglück wie ein roter Faden durch mein Leben zieht oder? ;-(

Re: @ Ava

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Dachdecker kannst du doch immer noch werden? Übrigens ist Abitur heutzutage nicht mehr zwingend notwendig um zu studieren, unter Druck würde ich das sowieso nicht nachholen. Ich weiss nicht ob es das in Deutschland schon gibt, aber im angloamerikanischen Raum gibt es Unis mit vollkommen freien Zugang, da steigst du einfach auf der Ebene ein die dir genehm ist. Auf der britischen Open University kann jeder sein Master machen, theoretisch eben auch Schulabrecher wie ich - ohne Abitur, ohne NC - und dies wird dann von allen anderen Unis anerkannt wenn jemand woanders Diplom machen will. Das bedeutet das es mittlerweile möglich ist, z. B. in England in der OU deinen Bachelor machen und dann auf jede andere Uni (auch deutsche) zu wechseln. Allerdings ist die OU nicht billig, vor allem nicht wenn man nicht in England wohnt, dann gibt es da dann irgendwelche Vergünstigungen.

Mein Mann hat auf der OU (von Holland aus, online) IT und Mathe studiert, musste dann aber aus finanziellen Gründen abbrechen. Ist aber jetzt nicht so tragisch, man sollte die Lebensstosszeit sowieso entzerren, das klassische Modell lockert zum Glück ja auf.