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Leichenfresser ermorden Gorillas

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Leichenfresser ermorden Gorillas

Autor: Achim Stößer | Datum:
In verarmten Buschdörfern sind Affenleichen eine der wenigen "Eiweißquellen". Das sogenannte "Buschfleisch" kostet dort nur ein Drittel von Hühner-, Rinder- oder Schweineleichen, heißt es in einer dpa-Meldung. Wenig verwunderlich, daß ein Vergleich mit den Kosten veganer Eiweißquellen fehlt.

Die Schimpansenheimleiterin Olivecrona spricht von "Kannibalismus". Immerhin wird, obwohl Jane Goodall involviert ist, nicht für den konsum von Ziegenleichen geworben, wie sie das gern tut.

Fünf vor Zwölf: Gorillasterben in Westafrika

Autor: Achim Stößer | Datum:
Nairobi (dpa) - Gerade verbreiteten Tierschützer vagen Optimismus für die Zukunft der Gorillas, da wird er wieder zunichte gemacht: Noch vor einem Jahr, zum 100. Jahrestag der Entdeckung des ersten Berggorillas durch den Deutschen Robert von Beringe, berichtete der Dian Fossey Gorilla Fund von einer leichten Erholung der Berggorillabestände in Ostafrikas Wäldern. Wenige Monate später veröffentlicht das Fachjournal «Nature» in seiner Online-Ausgabe die Hiobsbotschaft: Für die nahe Verwandtschaft des Menschen ist es fünf vor Zwölf.

Holzabbau und Walderschließung, die Ausweitung menschlicher Siedlungen, die Jagd nach Fleisch und Trophäen und schließlich auch die für Menschen und Primaten tödliche Ebola-Seuche haben den Bestand von Menschenaffen in den Wäldern Westafrikas demnach in 20 Jahren auf die Hälfte des ursprünglichen Bestands reduziert.

Schon in den 60er Jahren prophezeite die Gorilla-Forscherin Dian Fossey: «Nicht ein Jahrhundert werden die Primaten ihre Entdeckung durch den Menschen überleben.» Die US-Studie gibt ihr fast Recht: In rund 30 Jahren, meinen der Primatenforscher Paul Walsh und sein Team, könnte ihr Anblick noch nicht einmal denen vergönnt sein, die bereits heute 250 Euro und mehr zahlen, um die faszinierenden Menschenaffen einmal im Leben in ihrer Natur betrachten zu dürfen.

Im Dickicht des Odzala Nationalparks von Kongo-Brazzaville ist nach Warnungen der Forscher die weltweit größte Population an Flachlandgorillas vom Aussterben bedroht. Seit Jahresbeginn wurden dort nach Angaben lokaler Wildbehörden 800 tote Gorillas gefunden. Das sind vier Prozent der dort lebenden 20 000 Vertreter der Primaten. Sie verendeten am tödlichen Ebola-Virus, das seit seinem jüngsten Ausbruch in der Region schon mindestens 120 Menschen tötete.

Ebola bildet nach Ansicht von Affen-Experten nur den Gipfel der Gefahren, die nach Informationen des Teams um Paul Walsh von der Universität von Princeton (USA) die Primatenpopulation in der Region in den vergangenen 20 Jahren halbiert haben. Weltweit etwa schrumpfte der Schimpansenbestand nach Experten-Schätzungen im vergangenen Jahrhundert von zwei Millionen auf rund 200 000.

«Neben bewaffneten Konflikten in Ländern wie Burundi oder Ostkongo ist der Grund für diese Misere die menschliche Gier», schimpft Zoologin Annie Olivecrona, die ein Heim für gerettete Schimpansen in Kenia leitet. «Landerschließung für Straßen, Rohstoffabbau, illegale Abholzung - warum brauchen wir teure Mahagonimöbel, wenn wir wissen, dass dafür Regenwälder und somit die letzten Schutzräume der Primaten zerstört werden?»

Nicht nur das, meinen Walsh und seine Mitstreiter. «Organisierte Jägertrupps nutzen die Wege und Fahrzeuge der Holzfäller, um in die dichten Waldregionen vorzudringen», schreiben sie. «Dann verkaufen sie das Buschfleisch an nahe gelegene Holzfällerdörfer oder in hunderte Kilometer entfernte Exportzentren.»

In den verarmten Buschdörfern ist Affenfleisch eine der wenigen Eiweißquellen. Gorillas und Schimpansen stehen ebenso auf dem Speiseplan der Waldbewohner wie Antilopen und Elefanten. Nach Informationen von Walsh kostet Buschfleisch dort ein Drittel von dem, was etwa Hühner-, Rinder- oder Schweinefleisch kosten würde. Anders in den großen Städten, wo das exotische Fleisch schon wieder als Luxusnahrung gilt. «Mit dem Wachsen der Mittel- und Oberschicht», sagt Olivecrona, «wächst auch der Hunger auf Affenfleisch.»

Ihrer Meinung nach kommt das Kannibalismus gleich. Zu zwischen 95 und 99 Prozent decken sich nach Erbgutanalysen die Gene von Mensch und Schimpansen. «Es gibt nichts Näheres», meint Olivecrona. Die Schimpansenheimleiterin weiß, dass täglich rund eine Tonne illegales Buschfleisch auf dem Londoner Flughafen Heathrow landet und von dort weitertransportiert wird. «Wären es Elefantenstoßzähne, würde die Welt zu Recht aufschreien - aber bei Affenfleisch...»

Dian Fossey Gorilla Fund: http://www.gorillafund.org/




© dpa - Meldung vom 06.04.2003 20:13 Uhr