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Die fleischlose Stärke der Frühmenschen

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Die fleischlose Stärke der Frühmenschen

Autor: martin | Datum:
Die Frühmenschen galten lange als große Jäger, da man im Bereich der Ausgrabungsstätten auch Knochenansammlungen von nichtmenschlichen Tieren gefunden hatte. Bis heraus kam, dass die Menschen lediglich die verlassenen "Kadaver" von Tieren, die größere Karnivoren getötet hatten, "erbeuteten". Seit dieser Erkenntnis hat das Bild des Menschen als "Aas-Fresser" statt als großer Jäger hat schon so manches Speziesisten-Ego tief gekränkt.

Bis vor kurzem jedoch gab es noch das Argument, Fleisch sei als Nahrung für die Entwicklung eines größeren Gehirns, als es die bisherigen Vorfahren der Menschen hatten, notwendig gewesen. Selbst wenn es gestimmt hätte, ließe sich damit die heutige Tierausbeutung natürlich nicht rechtfertigen. Aber es stimmte ohnehin nicht wie in einer Studie über Knochenfunde aus Äthiopien vor ein paar Monaten festgestellt wurde. Im Deutschlandradio-Artikel heißt es dazu:
Zitat: Denn bisher war die gängige Meinung, dass der Mensch erst durch den regelmäßigen Verzehr des energiereichen Fleisches so viele Ressourcen übrig hatte, dass das Gehirn wachsen konnte. Was den Menschen letztendlich zum dem werden lies, was er heute ist. Doch Lucy und ihre Verwandten hatten ein kleines Gehirn, obwohl sie wohl Fleisch aßen. Das kann bedeuten, dass Fleischkonsum und Gehirnwachstum nichts miteinander zu tun haben, denn erst eine Million Jahre nach Lucy vergrößerte sich das Gehirn massiv.

Die nun neusten Erkenntnisse sind der letzte Nagel im Sarg dieses ohnehin schwachen Arguments. Nicht nur war Fleisch nicht der ausschlaggebende Faktor für die Entwicklung eines größeren Gehirns, sondern nicht einmal der wichtigste Energielieferant. Wie italienische Anthropologen herausfanden war stattdessen die Fähigkeit der Herstellung von pflanzlicher Stärke weit verbreitet. Diese Fähigkeit bedeutete einen evolutionären Vorteil, da Stärke länger haltbar und besser zu transportieren war als die Überreste toter Tiere. Sie vermuten sogar, die Neandertaler könnten deshalb ausgestorben sein, weil sie sich lediglich von Fleisch ernährten und nicht die Fähigkeit erwarben, Stärke herzustellen. Damit hat sich der Rechtfertigungsversuch, ohne Fleischkonsum wären Menschen nie so intelligent geworden, - auch ungeachtet der Irrelevanz - endgültig erledigt.

Fleischkonsum ohne Folgen

Autor: martin | Datum:
Vormenschen aßen Fleisch und verwendeten Werkzeug
Von Ulrike Schnabel

Paläoanthropologie. - Werkzeuge und Fleischkonsum zeichneten, so glaubten bislang die Paläoanthropologen, den Frühmenschen gegenüber den primitiveren Vormenschen aus. Das scheint falsch zu sein, denn in der aktuellen "Nature" werden Werkzeugspuren an Tierknochen aus Vormenschenzeiten vorgestellt. Die damals lebenden Homininen hatten aber, dem Fleischkonsum zum Trotz, kein größeres Gehirn. Auch diese Hypothese der Anthropologen steht daher auf dem Prüfstand.

Es sind zwei kleine Stücke Knochen, die die Archäologen so in Aufregung versetzen. Denn auf diesen kleinen Stücken, es sind die Reste einer Rippe, haben die Wissenschaftler aus Leipzig und San Francisco Einschnitte und Kratzspuren entdeckt, die nur dann entstehen, wenn ein scharfer Stein über den Knochen schabt - ein Hinweis auf den frühen Gebrauch von Steinwerkzeugen. Eigentlich sollten nur Menschen der Gattung homo, also unserer eigenen Art, dazu in der Lage sein. Doch die Knochen, um die es geht, sind 3,4 Millionen Jahre alt und stammen damit aus einer Zeit, in der es noch keine Menschen der Spezies homo gab. Stattdessen lebten damals rund um die Fundstelle in Äthiopien die Vormenschen Australopithecus afarensis, zu denen auch die weltberühmte Lucy gehörte. Für den Archäologen Shannon McPherron ist der Fund deshalb eine Sensation:

"Diese Entdeckung ist aus mehreren Gründen aufregend: Zum einen verschiebt sie den ersten Gebrauch von Werkzeugen deutlich nach vorne. Außerdem verbindet sie ihn mit einer neuen Spezies und trennt zwei Dinge, von denen wir bisher annahmen, dass sie zusammengehören: Fleischkonsum und Gehirnwachstum"

Denn bisher war die gängige Meinung, dass der Mensch erst durch den regelmäßigen Verzehr des energiereichen Fleisches so viele Ressourcen übrig hatte, dass das Gehirn wachsen konnte. Was den Menschen letztendlich zum dem werden lies, was er heute ist. Doch Lucy und ihre Verwandten hatten ein kleines Gehirn, obwohl sie wohl Fleisch aßen. Das kann bedeuten, dass Fleischkonsum und Gehirnwachstum nichts miteinander zu tun haben, denn erst eine Million Jahre nach Lucy vergrößerte sich das Gehirn massiv. McPherron:

"Das zwingt uns zu überdenken, wie diese verschiedenen Faktoren die menschliche Evolution beeinflusst haben."

McPherron und seine Kollegen werten die Knochenfunde aus Äthiopien als Beleg, dass Australopithecus Steinwerkzeuge genutzt hat, um Fleisch von Kadavern zu schneiden und die Knochen zu zertrümmern, um an das Mark zu gelangen. Denn gejagt haben die Menschen erst sehr viel später. Ungefährlich war das für Lucys Spezies aber trotzdem nicht.

"Fleisch auf den Speiseplan zu setzen, ist alles andere als einfach. Es bedeutet nämlich, dass diese Menschenart, die sich in der Nähe von Bäumen sehr wohl fühlte, hinaus in die offene Savanne musste, um Tierkadaver zu finden. Und das ist gefährlich, denn Kadaver ziehen auch Raubtiere an und die sahen die frühen Menschen als Beute an."

Dieses Risiko hat sich für die Vormenschen Australopithecus nur deshalb gelohnt, weil sie Fleisch mit mehr Nährstoffen versorgt hat als rein pflanzliche Kost. Gefunden haben die Forscher die Steinwerkzeuge bei den Knochen nicht. Deshalb bleibt unklar, ob Lucys Verwandte diese Steine selbst bearbeitet hatten oder sich nur passende Steine gesucht hatten. Eines wissen die Forscher aber sicher: In der Umgebung der Fundstelle gab es nichts, was den Vormenschen als Steinwerkzeug hätte dienen können.

"Das bedeutet, dass sie diese Steinwerkzeuge im Gepäck hatten, vielleicht in der Erwartung, einen Kadaver zu finden. Und genau das ist interessant, denn es deutet auf eine Art von Planung und vorausschauendem Handeln hin. Für klare Schlussfolgerungen ist es aber noch zu früh, schließlich haben wir bislang nur eine Fundstelle mit gerade mal zwei Knochen."

Genau deshalb sind weitere Forschungen notwendig. Zum einen, um weitere Knochen mit Einschnitten aus dieser Zeit zu finden. Und außerdem, um die Gegenden zu lokalisieren, in denen sich Lucy und ihre Verwandten passende Steine besorgt haben könnten. Denn das vermuten Shannon McPherron und seine Kollegen: Lucy war mit einem Werkzeug aus Stein unterwegs, auf der Suche nach Kadavern.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1246978/

Lust auf Grünes

Autor: martin | Datum:
Schon vor 30.000 Jahren verarbeiteten Menschen Pflanzen zu Mehl
Von Michael Stang

Fleisch gilt als großer Energielieferant. Viele Paläoanthropologen halten es deshalb für das Hauptnahrungsmittel von Neandertaler und Co. Doch offenbar gab es bereits in der Steinzeit schon viele Vegetarier.

Anna Revedin zufolge stimmt das bisherige Bild unserer Vorfahren als typische Jäger- und Sammlergesellschaften nicht ganz. Der Anthropologin vom Italienischen Institut für Vor- und Frühgeschichte in Florenz zufolge ernährten sich die Menschen damals nicht wie bislang angenommen hauptsächlich von Fleisch, sondern überwiegend von pflanzlicher Kost.

"Wir haben den ältesten Nachweis für Mehl entdeckt. Damit haben unsere Vorfahren also schon vor mehr als 30.000 Jahren komplexe Nahrungsmittel hergestellt. Sie haben die Körner bestimmter Wildpflanzen gezielt gesammelt und mit Steinwerkzeugen gemahlen, um Mehl zu produzieren."

Anna Revedin hat Steinwerkzeuge aus Italien, Russland und der Tschechischen Republik untersucht, die vor 30.000 Jahren ähnlich wie Mörser und Stößel genutzt wurden. Bei mikroskopischen Analysen im Labor sah die italienische Forscherin an den Abnutzungsspuren der Werkzeuge, dass damit Pflanzen zerstampft und gemahlen wurden. Sie konnte Stärkekörner nachweisen, die vermutlich aus der Verarbeitung von Farnen und Schilfrohr stammen. Diese Pflanzen verfügen über unterirdische Speicherorgane, die sehr viel Stärke enthalten und damit eine ergiebige Energie- und Kohlenhydratquelle sind.

Um an die Stärke heranzukommen, mussten die Wurzeln erst geschält und getrocknet werden, bevor sie gemahlen werden konnten. Das Mehl musste anschließend noch gekocht oder gebacken worden sein, damit es verdaubar war. Diese komplexen Arbeitsschritte können nicht zufällig abgelaufen sein, sondern müssen sich in jahrelangen Prozessen entwickelt und schon viele Generationen lang existiert haben.

"Das kann man als wichtige Entdeckung in der Ernährung unserer Vorfahren interpretieren. Vorher dachten alle, dass die Nahrung damals überwiegend aus Fleisch bestanden haben muss. Es waren ja größtenteils auch Jäger und bei Ausgrabungen finden wir immer viele Tierknochen, die auf ein gewisses Maß an fleischhaltiger Nahrung hindeuten. Aber Knochen erhalten sich nun mal besser als Obst- und Gemüsereste."

Wieder einmal bewahrheitet sich damit einer der Grundsätze in der Anthropologie: "Die Abwesenheit eines Beweises ist nicht der Beweis für seine Abwesenheit." Da unsere Vorfahren und die Neandertaler vor 30.000 Jahren Nomaden waren und sich die Landwirtschaft erst 20.000 Jahre später entwickeln sollte, vermuteten alle Forscher, dass vorher Mehl noch nicht hergestellt und verarbeitet wurde.

"Und das ist genau der Grund, warum bislang niemand nach solchen Spuren an den Werkzeugen gesucht hat. Mahlsteine wurden immer nur als Werkzeug zur Herstellung von Pigmenten für Körper- oder Wandmalerei interpretiert; hinzukommt, dass die Werkzeuge bei Ausgrabungen immer penibel gesäubert wurden. Dadurch können wir natürlich im Nachhinein keine Stärkereste mehr nachweisen."

Da Anna Revedins Team die Mehlreste nicht nur in einer Ausgrabungsstelle entdeckte, sondern in halb Europa nachweisen konnte, könnte diese kulturelle Errungenschaft auch mit einem gewissen Überlebensvorteil einhergegangen sein. Ebenso sei es logisch, dass diese Form der Nahrungsmittelherstellung eine viel längere und weitverbreitete Tradition hat als bislang gedacht.

"Vermutlich hatten unsere Vorfahren mit dieser Ernährung Vorteile gegenüber den Neandertalern. Mehl ist einfach sehr energiereich und im Gegensatz zu Fleisch lange haltbar und lässt sich auch einfach transportieren. Vermutlich half diese Nahrung den Menschen damals, karge Zeiten besser zu überstehen."

Ihr zufolge könnte diese Ernährung auch einer der entscheidenden Vorteile gewesen sein, warum unsere Vorfahren überlebt haben und die Neandertaler ausgestorben sind.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1299274/

Prähistorische Mahlsteine

Autor: martin | Datum:
Forscher finden Hinweise auf Verzehr von pflanzlichen Produkten in der Steinzeit

Die Menschen in Europa haben schon vor 30.000 Jahren in der Steinzeit viel mehr pflanzliche Kost gegessen als bisher angenommen. Vielleicht haben sie sogar eine Art Mehl hergestellt, schließt ein internationales Forscherteam aus Analysen von Mahlsteinen, die aus Fundorten in Italien, Russland und Tschechien stammen. Bisher nahmen Anthropologen an, dass die Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften der damaligen Zeit sich fast ausschließlich von Fleisch ernährten. Die aktuelle Studie zeigt nun jedoch, dass die Steinzeitmenschen die Steine als eine Art Mörser nutzten, um damit Wurzeln und Samen zu zerkleinern. Diese Pflanzenteile sind reich an Stärke und stellten daher eine ergiebige Kohlenhydrat- und damit Energiequelle dar. Den Wissenschaftlern zufolge könnten Pflanzen demnach eine viel größere Rolle bei der Ernährung gespielt haben als gedacht. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher um Anna Revedin vom Italienischen Institut für Ur- und Frühgeschichte in Florenz.

Mit Licht- und Elektronenmikroskopen gelang es Revedin und ihren Kollegen, die Spuren der Nahrungszubereitung auf den Mahlsteinen sichtbar zu machen. Nicht nur charakteristische Gebrauchs- und Abnutzungsspuren haben die Jahrtausende überdauert, sondern auch winzige Stärkekörner, die von verarbeitetem Pflanzenmaterial stammen. Das Aussehen dieser Körnchen ermöglichte den Forschern Rückschlüsse darauf, welche Pflanzen auf dem Speiseplan der Menschen gestanden haben: Neben einer ganzen Reihe anderer Gewächse nutzten die Steinzeitmenschen offenbar die Wurzeln von Farnen und Schilfrohr - genau die Teile der Pflanzen also, die diesen als Speicherorgane für Stärke dienen.

Die Forscher vermuten, dass das Zerkleinern mit den Mahlsteinen Teil einer Reihe von Arbeitsschritten war, die schließlich sogar zur Produktion von einer Art Mehl führten: Die Wurzeln wurden geschält, getrocknet und gemahlen, um dann als Kohlenhydratquelle dienen zu können. In dieser Form ließen sich die Pflanzen aufbewahren und ermöglichten den Menschen so mehr Unabhängigkeit von den aktuellen äußeren Bedingungen, wie besonderen Klimaverhältnissen oder dem Wechsel der Jahreszeiten, spekulieren die Forscher.

Bisher gab es nur wenige Hinweise darauf, in welcher Weise die Ernährung der Menschen vor 30.000 Jahren auch pflanzliche Kost umfasste. Darum gingen Anthropologen von einem überwiegend fleischhaltigen Speiseplan aus, der vor allem auf dem Erfolg der Jagd basierte. Die Tatsache, dass die Mahlsteine mit den Spuren der Pflanzenverarbeitung aus ganz unterschiedlichen Regionen Europas stammen, werten die Wissenschaftler nun aber als Hinweis darauf, dass auch die pflanzliche Ernährung und vielleicht auch der Einsatz mehlartiger Produkte in Europa schon früh verbreitet waren.


Anna Revedin (Italienisches Institut für Ur- und Frühgeschichte, Florenz) et al.: PNAS, Onlineveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1006993107

dapd/wissenschaft.de – Martin Vieweg

http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/312201.html

Frühmenschen ernährten sich von Gräsern

Autor: Achim Stößer | Datum:
13.11.2012

Zahnschmelz-Analyse
Frühmenschen ernährten sich von Gräsern
Fossiler Schädel eines Australopithecus afarensis: Wie aßen die Homininen?
AFP

Fossiler Schädel eines Australopithecus afarensis: Wie aßen die Homininen?

Mit Hilfe von Zahnschmelz-Analysen entschlüsseln Forscher den Speiseplan der Früh- und Vormenschen. Demnach ernährten sich die Homininen schon vor drei Millionen Jahren anders als die Vorfahren der heutigen Menschenaffen.


Vor mehr als drei Millionen Jahren ernährten sich Homininen bevorzugt von Gräsern. Das belegt die Analyse des Zahnschmelzes mehrerer Australopithecus-bahrelghazali-Fossilien. Die Ernährung der Menschenartigen unterschied sich demnach damals deutlich von der der Menschenaffen-Vorfahren, berichten Wissenschaftler im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Viele Experten stritten bislang darüber, zu welcher Zeit und in welchen Regionen der moderne Mensch seine kräftigen Mahlzähne entwickelte. Diese sind nötig, um sich auch von härteren Lebensmitteln wie Nüssen oder Samen zu ernähren.

Jetzt legen chemische Analysen nahe, dass sich zumindest einige Mitglieder des menschlichen Stammbaums bereits vor drei Millionen Jahren überwiegend von Pflanzen ernährten. Das ist etwa 1,5 Millionen Jahre früher als es bisherige Ergebnisse zeigten.

Kohlenstoff-Isotope im Zahnschmelz analysiert

Das Team um Julia Lee-Thorp von der Oxford University analysierte die Anteile von Kohlenstoff-Isotopen im Zahnschmelz der Art Australopithecus bahrelghazali, einem menschenartigen Primaten. Die fossilen Überreste stammen aus der Region Koro Toro im afrikanischen Tschad. Lee-Thorp fand in den fossilen Zähnen eine Kohlenstoff-Zusammensetzung, die auf eine Ernährung mit Gräsern und Sauergrasgewächsen hindeutet. Solche Pflanzen zählen nicht zur typischen Nahrung der großen Menschenaffen.

Die Fossilien wurden in tonhaltigen Sandsteinschichten gefunden. Auch dies deute darauf hin, dass A. bahrelghazali an bewaldeten Weideflächen und kleinen Flüssen lebte, heißt es in der Studie.

Bereits vor dieser Untersuchung war bekannt, dass Paranthropus boisei, ein jüngerer Verwandter des modernen Menschen, vor rund 1,5 Millionen Jahren einen ähnlichen Speiseplan hatte.

Die Funde belegen, dass sich die Ernährung der frühen Primaten in Süd- und Ostafrika relativ früh veränderte. Die Arten passten sich damit an die Umweltbedingungen ihrer neuen Lebensräume an, vermuten die Autoren.

Die Analyse kann allerdings nicht klären, ob Australopithecus bahrelghazali einen vielfältigen Speiseplan hatte und dabei auch auf in der Savanne wachsende Gräser zurückgriff, oder ob sich diese Homininen auf eine pflanzliche Diät spezialisiert hatten.

wbr/dpa

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/zahnschmelz-analyse-australopithecus-bahrelghazali-bevorzugte-graeser-a-866754.html

Homo sapiens vs. Neandertaler: Überleben durch mehr Pflanzennahrung

Autor: Achim Stößer | Datum:
Neandertaler: Wurde ihnen Opportunismus zum Verhängnis?

Ernährungsstrategien von Neandertalern und Homo sapiens waren verschieden

Vorsprung durch Technik: Die Ernährung könnte eine entscheidende Rolle für das Verschwinden der Neandertaler gespielt haben. Denn wie Zahnanalysen belegen, waren die Eiszeitmenschen in puncto Speiseplan Opportunisten – sie aßen, was grad da war. Der Homo sapiens dagegen war unabhängiger von den Umweltbedingungen, denn er nutzte vermehrt Werkzeuge, um selbst schwer zugängliche Nahrung zu erbeuten.

Die Neandertaler waren mehr als 250.000 Jahre lang die dominierende Menschenart in Europa. Doch vor rund 40.000 Jahren war plötzlich Schluss: Während aus Afrika unsere Vorfahren nach Europa einwanderten, schwand die Population unseres eiszeitlichen Vetters und er starb aus. Warum, ist bis heute rätselhaft.

Ob vielleicht die Ernährung eine Rolle spielte, haben nun Sireen El Zaatari von der Universität Tübingen und ihre Kollegen untersucht. Für ihre Studie analysierten sie Mikroabnutzungsspuren von 52 fossilen Backenzähnen von Neandertalern und jungpaläolithischen Menschen und zogen daraus Rückschlüsse auf deren Speiseplan und das zu jeder Zeit herrschende Klima.

Neandertaler waren Opportunisten
Dabei zeigte sich: Neandertaler und Homo sapiens nutzten verschiedene Strategien, um ihre Nahrung zu beschaffen und sich an Umweltveränderungen anzupassen. Die Neandertaler waren demnach Opportunisten: Immer, wenn sich ihre Umwelt veränderte, änderte sich auch das Abnutzungsmuster auf ihren Zähnen.


Für ihre Studie analysierten die Forscher winzige Abnutzungsspuren auf der Zahnoberfläche im Größenbereich unter einem Mikrometer.

"Das zeigt, dass sie ihre Ernährung an die Verfügbarkeit der Nahrung anpassten", erklären die Forscher. Wurde es wärmer und Wälder breiteten sich aus, dann aßen sie mehr pflanzliche Nahrung, darunter harte Nüsse und Samen. Dominierte dagegen in kühleren Phasen die Steppe, jagten sie mehr tierische Beute. „Diese Umstellungen haben die Neandertaler über lange Zeit erfolgreich gemeistert“, sagt El Zaatari.

Homo sapiens: Werkzeuge machten unabhängig
Im Gegensatz dazu waren unsere Vorfahren, die Vertreter des Homo sapiens, auf den ersten Blick deutlich unflexibler: Sie hielten auch bei wechselnder Umwelt an ihren Ernährungsgewohnheiten fest und aßen selbst in kalten Steppen deutlich mehr Pflanzennahrung als die Neandertaler, wie die Zahnanalysen zeigen.

Möglich wurde dies durch einen kulturellen Fortschritt unserer Vorfahren: "Sie entwickelten Werkzeuge, um etwa an Pflanzenknollen im Boden zu kommen",
erklärt El Zaatari. Diese Technologie machte es ihnen möglich, selbst unter ungünstigen klimatischen Bedingungen an ausreichend qualitativ hochwertige Nahrung zu bekommen. "Mit Hilfe ihrer Technologie konnten sie sich von den Beschränkungen der Umweltbedingungen befreien", so die Forscherin.

Homo sapiens war effizienter
Diese Ergebnisse bedeuten nicht, dass die Neandertaler generell unflexibel waren oder sich nicht gut an Veränderungen anpassen konnten, wie die Wissenschaftler betonen. Dennoch könnte ihre eher opportunistische Ernährung dann zu einem Nachteil geworden sein, als das Klima während der Eiszeit sehr kalt und die Nahrung knapper wurde.

"Die modernen Menschen könnten unter diesen Bedingungen einen Vorteil gegenüber den Neandertalern gehabt haben, weil sie die Nahrungsquellen in ihrer Umwelt effizienter nutzen konnten", erklären El Zaatari und ihre Kollegen. (PloS ONE, 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0153277)
(Universität Tübingen, 28.04.2016 - NPO)
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