Mörder sind Mörder (Entwurf)
Darf man
Mörder Mörder nennen? Wer Soldaten, Jäger, Metzger, Vivisektoren oder Vegetarier, kurz: wer
Mörder Mörder nennt, wird fast unweigerlich mit einer Retourkutsche auf "ätschibätsch selber!"-Niveau konfrontiert.
"'Pelz' ist Mord" in Gegenwart eines
"Pelz"trägers führt meist mindestens zu einem flammenden Blick auf (sofern der "Pelz"kritiker nicht heuchlerischer
Tierschützer ist: vermeintliche)
"Leder"schuhe. Angehörige der Bundeswehr machen sich als Reaktion auf das Tucholsky-Zitat mit "Zivis sind Mörder" lächerlich. Wer nach dem Slogan
"Raucher sind Mörder" Ausschau hält, findet mehr Tabakapologeten, die ihre Giftanschläge auf Mitmenschen und andere Tiere durch Verweis auf Autoabgase zu rechtfertigen versuchen, als Nichtraucherkampagnen. Tierexperimentatoren unterschieben - Wie du mir, so ich dir - Tierversuchsgegnern die Verantwortung für fiktive Tote, die angeblich Folge unterlassener
Tierversuche wären.
Entsprechend reagieren finale Hegeschützen, Schlachter und Grillsportler ebenso wie Menstruationsprodukt- oder Drüsensekretkonsumenten auf Kritik
antispeziesistischer Tierrechtler mit einem
Tu quoque [* lat. etwa: "ätschibätsch selber!"] - sie tönen:
"Veganer sind Mörder".
Einmal davon abgesehen, daß auch
Mörder Mörder Mörder nennen dürfen, deren Bluttaten also (zurecht) kritisieren, sind die Mordvorwürfe Auge um Auge, Zahn um Zahn[* 2Mo 21,23-25 Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.; 3 Mo 24 19-32 Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen verletzt hat, so soll man ihm auch tun. Wer ein Stück Vieh erschlägt, der soll's erstatten; wer aber einen Menschen erschlägt, der soll sterben. ]
Veganern gegenüber, vom
Pflanzenmord bis zum
Kinderverhungernlassen, an Absurdität - die für all diejenige, die nicht von alleine darauf kommen oder kommen wollen, [nicht]
hier[, sondern an anderer Stelle] en detail ausgeführt wird - kaum zu überbieten.
Nun sind Mörderschaftsvorwürfe, wenn wir einmal die rein
rechtliche Seite betrachten, als Meinungsäußerung zulässig, solange keine konkrete Person benannt wird. Der spätere Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, verantwortlicher Redakteur für Tucholskys "Soldaten sind Mörder", wurde bereits 1932 angeklagt und freigesprochen, da keine konkreten Personen gemeint seien und eine unbestimmte Gesamtheit nicht beleidigt werden könne. Durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist also - unabhängig vom Wahrheitsgehalt - "Veganer sind Mörder" ebenso wie
"Henker sind Mörder" ***,
"Soldaten sind Mörder",
"Raucher sind Mörder", "Volksmusikanten sind Mörder", "Autofahrer sind Mörder", "Ärzte sind Mörder",
"Jäger sind Mörder ***", "Raubkopierer sind Mörder", "Kürschner sind Mörder",
"Metzger sind Mörder" xxxweitereBeispiele?xxx.
Nicht
Mörder genannt werden dürfen aber die Soldaten Adolf Hitler [* Weltkriegsgefreiter xxx???] und Charles W. Sweeney [* der Pilot, der die Atombombe auf Hiroshima warf], der Zigarrenraucher Fidel Castro, die Jäger Hermann Göring [* Reichsjägermeister], Erich Honecker und Franz-Joseph Strauß - solange die benannte Person nicht wegen Mordes (in Deutschland gemäß §211 StGB, in Österreich §75 StGB, in der Schweiz §112 StGB) verurteilt wurde xxxweitereBeispiele?xxx. Der Metzger
Fritz Haarmann, der auch seine menschlichen Opfer verwurstet haben soll, darf also wohl
Mörder genannt werden.
Doch im Alltag und auch in den Medien weicht der Gebrauch des Terminus' Mörder vom juridischen ab. In der Presse ist z.B. häufig von
"Hundemörder" ***,
"Katzenmörder" ***,
"Pferdemörder" usw. die Rede, teilweise auch dann, wenn die Täter bereits gefaßt wurden (und nicht wegen Mordes verurteilt werden können, weil die Opfer keine Menschen sind:
"Bewährungsstrafe für Schafmörder").
Bemerkenswerterweise haben darüberhinaus nicht nur Modeschöpfer - die Kollegen von Kürschnern, die nicht Mörder genannt werden wollen - für eine bestimmte Art von Hemdkragen[* ein hoher, steifer Kragen am Herrenhemd mit aufrecht stehenden Ecken] das Wort Vatermörder geprägt. Jäger verwahren sich ebenfalls dagegen, Mörder genannt zu werden, nennen aber nicht nur einerseits euphemistisch Blut Schweiß, behaarte Haut Decke, gehäutete Leichen Kern, Blutlachen Tropfbett, nein, sie bezeichnen auch einen Hirsch oder Rehbock, dessen Geweih nur einen langen Spieß aufweist, als Mörder.
Wer Tiere umbringt, um ihre
Leichen usw. zu verzehren oder sonstwie zu konsumieren, ihre Haut zutragen, ihre
Sekrete *** zu trinken oder darin zu baden, um sich sexuell zu erregen oder um der Lust am Töten willen - ob er selbst die Klinge führt oder
Mordgesellen dafür verdingt, ist bedeutungslos - ist ein
Mörder.
Fleisch ist Mord,
Milch ist Mord ***. Vegetarier sind
Rindermörder. Vegetarier sind
Hühnermörder.
Auch wenn sie sich
Teilzeitmörder *** oder gar nicht
Mörder wähnen:
Vegetarier sind Mörder. Das muß gesagt werden dürfen. Das muß gesagt werden.
Mörder sind Mörder.
Kartoffelmörder aber gibt es nicht.
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[* ...]: Fußnoten
***: Linkziel fehlt (noch)