Achim Stößer schrieb:
> Finde ich ziemlich eidneutig.).
Ich nicht, denn die Studie trug eventuellem, neurologischen Emotionalecho keine Rechnung. Nach ausführen einer aggressiven Handlung braucht es Zeit, um "runter zu kommen". Wenn die Aufforderung zum Geben also während dieser Zeit des Aggressionsechos kam, könnte das Resultat verfälscht sein weil nämlich die gleichen Kinder wesentlich später, also wieder zurück im neurologischen Neutralzustand, durchaus genausoviel gegeben hätten wie die anderen.
Man müsste auch wissen, _wer_ die Studie in Auftrag gegeben hat, denn gerade Studien zu Medien und Kinder kommen meist, mit vorgegebener Prämisse und eingebauter Designmanipulation (Stichwort rückwärtsgesprochene, satanische Botschaften auf Rockmusikschallplatten...) aus dem rechtskonservativen, religiösen Dunstkreis. Hierbei geht es allerdings nicht um die Interessen der Kinder, sondern um eine obsessiv-kompulsive Kontrollprojektion der Auftraggeber. Die Auftraggeber sind Eltern einer Generation oder Organisationen die sich aus dieser Generation zusammen setzen, die Medien generell techno, bzw. xenophob gegenüberstehen und eben wie typisch für religöse pseudokonservative sich nicht damit auseinandersetzen, sondern Rechtfertigungen suchen, Medien zu verbieten um ihren Nachwuchs wieder auf ihr Level zu ziehen, ein Level das sie, die Eltern verstehen. Es werden dann bewusst oder konsequential Studien entwickelt, die das gewünschte Ergebnis liefern...
> Außerdem gibt es ja (wegen der Möglichkeit eines
> Unentscheiden) mehr Nichtgewinner als Gewinner ...
> selbst wenn wir prügelnde Hooligens mal beiseitelassen und
> annehmen, daß die Schaufensterscheiben des Tierschutzvereins
> im Nachbarkaff (wenn ich das richtig interpretiere) nur
> zufällig nach einem Spiel und in Wahrheit von UL-Gegnern -
> die Aushänge da sind die bekannten Augen-nicht-essen-Plakate
> sowie Jesus-hat-seine-Sandalen-bei-Cosmoviva-gekauft etc. aus
> "Freiheit für Tiere" - eingeschmissen wurden: gab's nicht
> nach dem Spiel Argentinien/Deutschland eine Prügelei auf dem
> Spielfeld?
Ja, sicher kommt es am Rande von virtuellen Proxyhandlungen (Fußball als virtuelles ausagieren von Stammeskriegen) durch einzelne Individuen zu realen Gewalthandlungen, aber eben doch nicht im gleichen Ausmaß wie bei echten Stammesfehden oder "modernen" Nationenkriegen.
Meine These ist, dass Sport und sonstige Wettbewerbveranstaltungen als Projektionsfläche für Aggressionspotential dienen, und in der großen Gruppe für Stressentladungen sorgen, entweder durch die Euphorie des Sieges oder der Egoschrumpfung der Niederlage. Durch die Möglichkeit dieses sehr alte, instinktuelle, tierliche Territorialverhalten virtuell auszuleben, besteht weniger das Bedürfnis, dieses Verhalten in "echt" auszuagieren.
> Habe am Rand sowas mitbekommen, der TV-Kommentator
> meinte, die "Südländer"(!, O-Ton) würden - ich paraphrasiere
> aus dem Gedächtnis - bei einer Niederlage dazu tendieren,
> auszurasten ... apropos: daß durch solchen Blödsinn
> (Lokal-)Patriotismus bis Nationalismus massiv gefördert wird,
> liegt wohl auf der Hand, wie schon an den derzeit überall
> wehenden schwarz-rot-gelben Fetzen (sowie entsprechend
> farblich gewürzten Leichenteilen in den Metzgereien fürs
> WM-Grillen) zu sehen ist.
Ja, große Bereiche der Sportszene, vor allem der Fußball sind rassistisch durchseucht, das hängt eben mit den verankerten Gruppenidentitäten zusammen und dem steinzeitlichen Testosteronverhalten was dahinter steht. Allerdings wird auch dies sich verändern, denn Sport treibt weg vom Männergruppenereignis hin zum Familiengruppenereignis. Evolutionssoziologischer testosteronaler Wettbewerb wird Party. Allerdings werden diese Ausfälle nicht durch den Sport produziert oder verursacht, sondern sind bereits da und ventilieren sich lediglich durch ihn.
Auch Fähnchen schwenken geht wesentlich tiefer als schierer Nationalismus, es ist das signalieren der eigenen Identität und die gemeinschaftliche Gegenreflektion derselben und somit erstmal nicht etwas negatives, auch wenn dieser Impuls in der Geschichte politisch missbraucht wurde. Es handelt sich hier um Schwarmkommunikation vergleichbar mit der chemischen Duftspur von Ameisen. Nun sind menschliche Schwarmbildungen, so bedrohlich sie auch sein mögen, nicht per se etwas schlechtes, sondern können mit den richtigen Prinzipien die Basis einer Zivilisation formen. Schließlich sind Veganer gerade dabei, auf Basis ihrer (Schwarm)prinzipien die erste menschliche Zivilisation zu formen die diese Bezeichnung verdient. Ohne Identität keine Zivilisation, ohne Zivilisation keine Ethik. Ohne Ethik keinen Veganismus... Vegane Ethik im Individuum kann nur funktionieren, wenn man sich damit identifiziert, also wenn es Teil der eigenen Identität wird. Wenn ich mit meinem T-Shirt, auf dem fett vegan steht durch die Stadt laufe, tue ich im Prinzip nichts anderes als ein Fussballfan der seine oder ihre Flagge schwenkt, ich signalisiere (einen Aspekt) meine(r) Identität. Dass der Fussballfan seine nationale Stammeszugehörigkeit signalisiert und ich meine ethische Stammeszugehörigkeit ist für die Grundhandlung nebensächlich.
> Naja, nebenbei sollte noch erwähnt werdend, daß - im Schatten
> der WM weitehenend unbemerkt - wohl einige fiese Gesetze
> durchgedrückt wurden.
Tja, sogar die Schwarmmanager nutzen das aggressionsmildernde Potential des Sports zu ihren Gunsten:-)