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Tierrechtsforum:
Veganismus abschaffen?

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 12

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Veganismus abschaffen?

Autor: Claude | Datum:
Diese Idee stammt von Anushavan Sarukhanyan, welcher jedoch keineswegs ein Veganismusgegner ist.

Wenn ich das richtig in Erinnerung habe studiert er Soziologie und befasst sich mit gesellschaftlichen Bewegungen (besonders Abolitionismus).

Leider habe ich nur ein Ausdruck seines Vortrags und kann im Internet nichts dazu finden, weswegen ich versucht seine Argumente hier aufzuzählen:

Er argumentiert, dass das "Konstrukt" Veganismus abgeschafft werden sollte, und stattdessen die Abschaffung der Sklaverei gefordert werden sollte.

Er fordert, dass die Strategien der gesellschaftlichen Bewegungen analysiert und übernommen werden. Dies bedeutet, dass Forderungen gestellt werden ("Claim-Making").

Konkret bedeutet dies:

- Nicht (nur) einzelne Individuen zum Veganismus "konvertieren". Denn es werden immer mehr Menschen und wir wären damit zu langsam. Es ist ausserdem das was Religionen (mit mässigem Erfolg) tun. Stattdessen die Schliessung der Schlachthäuser verlangen.

- Nicht sagen "Ich esse das nicht, weil ich vegan bin" (klingt wie "...weil ich Muslim bin"). Sondern. "... weil dafür Tiere ausgebeutet und getötet werden.". Somit soll klar werden, dass es nicht eine persönliche Entscheidung ist.

- In Slogans sollen die Forderungen klar sein. Nicht "Werde vegan!"/"Go vegan!" sondern "Sklaverei muss abgeschafft werden"/"Die Tötung von Tieren für Nahrung muss abgeschafft werden". Dadurch soll eine öffentliche Debatte erzeugt werden.

- Aufgrund der Asch-Studien (Stichwort: Gruppenzwang), sollen Tierrechtler in der Gesellschaft Forderungen aufstellen, damit es für andere einfacher ist sich dem Gruppenzwang zu widersetzen.

Ausserdem argumentiert er, dass die Bewegung sich auf die Opfer der unveganen Ernährung konzentieren sollen (nach seinen Berechnungen 99.8% der Opfer). Nicht auf Randthemen wie Pelz/Zirkus etc.

Einigen seiner Aussagen kann ich nicht ganz zustimmen. So sehe ich die Auflärung nicht als "Kovertierung" und da es dadurch in absoluten Zahlen trotzdem immer mehr Veganer gibt scheint mir seine Rechnung nicht ganz aufzugehen (er verwendete dazu Gebruten-, Sterbe- und Zuwanderungsraten welche wohl eher konstant sind, bzw. schwankend, während die Aufklärungsrate eher exponentiell steigen dürfte).
Auch sehe ich Veganismus nicht als Boykott sondern als klare Ablehnung. Er verglich dies mit dem "Montgomery Bus Boycott", welcher von King vorgeschlagen wurde und mit der Forderung verbungen war, dass abgetrennte Busse abgeschafft werden.
Aber King fuhr doch wohl Bus als 1956 die abgetrennten Busse verboten wurden? Wobei meines Wissens dies erst dank der Freedom Riders umgesetzt wurde, so dass ich nicht weiss ob er jemals Bus fuhr.

Trotzdem sehe ich auch das Problem, dass die Aussage "Ich esse das nicht weil ich vegan bin" (was ohnehin eine aussagelose Tautologie ist: "Ich bin vegan, weil ich vegan bin") dazu führt, dass Veganismus als "persönliche Entscheidung" gesehen wird. Veganismus mit klaren Forderungen zu verbinden dürfte somit schon sinnvoll sein.

Claude

Re: Veganismus abschaffen?

Autor: Marton | Datum:
"Vegan" könnte schon etwas abstrakt klingen (viele wissen nicht mal genaz genau), und auch ich bin oft geneigt zu sagen: "nichts vegan, einfach keine Tierprodukte, weil das mir einfach indiskutabel ist/nicht infrage/in die Tüte kommt. Bei aller Freundlichkeit fühlen sich Nichtveganer zur Wand gestellt. Vielleicht zu Recht, wie es aus den schlüssigen Analogien hervorgeht, doch mehr werden die Veganer dadurch nicht. Die Welt ist sehr speziesistisch und viele sonst differenziert denkende Menschen werden aggressiv, wenn man ihnen dieses Recht der stärkeren Rasse, höhere Wesen zu sein, absprechen will.
Etliche Leute werden über die offene Konfrontaton Veganer, wie sie sich auch nennen (meine Freundin sagte, ich habe keine Probleme damit, vegan zu leben, möchte mich aber nicht vegan nennen....).

In diesen Leuten bricht, wie man das poetisch sagt, eine Welt zusammen, sie werden sehend, denken nach und werden Veganer (vielleicht ist der Eintrag von Kollege Lao deshalb interessant -- "ich bin dabei" --, weil er es von jetzt auf jetzt gemacht zu haben scheint (oder macht die Mehrheit das ohnehin so?).

Wie geht man mit dem Rest um? Hilft Anushavan Sarukhanyans Idee da?

Re: Veganismus abschaffen?

Autor: martin | Datum:

> Leider habe ich nur ein Ausdruck seines Vortrags und kann im
> Internet nichts dazu finden, weswegen ich versucht seine
> Argumente hier aufzuzählen:

Angeblich sollen die Vorträge ja noch online gestellt werden, vielleicht kann man es dann genauer nachlesen.

> Er argumentiert, dass das "Konstrukt" Veganismus abgeschafft
> werden sollte, und stattdessen die Abschaffung der Sklaverei
> gefordert werden sollte.

Bereits hier finde ich die Ebene verwechselt. Die philosophische Position/Überzeugung ist der Antispeziesismus, die gesellschaftliche Forderung ist die der Tierrechte (die durch den Abolitionismus, der Abschaffung der Tierausbeutung) umgesetzt wird und die persönliche/individuelle Umsetzung ist der Veganismus. Abschaffung und Veganismus liegen nicht auf der gleichen Ebene, weshalb sie nicht austauschbar sind. Man wird immer ein Konzept brauchen, um die Abschaffung auf der individuellen Ebene zu bezeichnen. (Aber vlt. meint er es anders.)

> - Nicht (nur) einzelne Individuen zum Veganismus
> "konvertieren". Denn es werden immer mehr Menschen und wir
> wären damit zu langsam.

Damit hätte er seine soziologische Erfahrung aber grob vernachlässigt. Die (auch vom Neuen Tierschutz gebrauchte) Annahme, dass soziale Bewegungen sich immer nur um einen konstanten Faktoren vergrößern, ist irrig. Vielmehr gibt es einen Schneeballeffekt (eben ein exponentiales Wachstum, wie du auch schreibst), was man auch beim Veganismus sieht, denn zwischen 1990 und 2000 sind wesentlich weniger Menschen vegan geworden als zwischen 2000 und 2010.

Um diesen Effekt zu erreichen bzw. zu verstärken braucht es jedoch erst einmal eine genügend große Basis an Veganern. Natürlich wird man nie alle überzeugen können (ein weiterer neutierschützerischer Gemeinplatz), sodass man irgendwann Veränderungen "von oben" braucht, dennoch sind die ohne eine Basis nicht durchsetzbar. Solange es noch keine genügend große Basis gibt, ist es sinnlos, darüber zu spekulieren (oder gar zu opportunistischem Tierschutz überzugehen).

Viel wichtiger ist, Veganismus als soziale Bewegung zu erhalten. Denn im Augenblick verkommt er tlw. zu einer Mode, statt ein Ausdruck aktiven Antispeziesismus zu sein. Die Menschen wollen zwar um ihrer selbst will nicht unvegan leben, aber wenn es andere tun, geht sie das nichts mehr an.

> - Nicht sagen "Ich esse das nicht, weil ich vegan bin"
> (klingt wie "...weil ich Muslim bin"). Sondern. "... weil
> dafür Tiere ausgebeutet und getötet werden.". Somit soll klar
> werden, dass es nicht eine persönliche Entscheidung ist.

Naja, das beste wäre wohl beides in Kombination. Wenn - wie es sein sollte - Veganismus selbstverständlich als ethische Position und als Teil des Antispeziesismus verstanden wird (entgegen der Richtung Veganismus als konformistische Mode), dann sollte das zweite im Ausdruck "vegan" impliziert mitverstanden werden.

> - In Slogans sollen die Forderungen klar sein. Nicht "Werde
> vegan!"/"Go vegan!" sondern "Sklaverei muss abgeschafft
> werden"/"Die Tötung von Tieren für Nahrung muss abgeschafft
> werden". Dadurch soll eine öffentliche Debatte erzeugt werden.

Auch hier: Das sind verschiedene Ebenen und ist deshalb eigentlich untrennbar. Natürlich sollte es so sein, dass erst die ethische Anforderung ausgedrückt wird und dann als persönliche Alternative (das, was jeder einzelne dazu beitragen kann, denn Schlachthäuser schließen kann man nicht selbst) die Möglichkeit (sowie Notwendigkeit) vegan zu werden.

> - Aufgrund der Asch-Studien (Stichwort: Gruppenzwang), sollen
> Tierrechtler in der Gesellschaft Forderungen aufstellen,
> damit es für andere einfacher ist sich dem Gruppenzwang zu
> widersetzen.

Fehlt in dem Satz noch eine Verneinung oder so?

> Ausserdem argumentiert er, dass die Bewegung sich auf die
> Opfer der unveganen Ernährung konzentieren sollen (nach
> seinen Berechnungen 99.8% der Opfer). Nicht auf Randthemen
> wie Pelz/Zirkus etc.

Schön, dass das auch bei anderen langsam ankommt.

> Auch sehe ich Veganismus nicht als Boykott sondern als klare
> Ablehnung. Er verglich dies mit dem "Montgomery Bus Boycott",
> welcher von King vorgeschlagen wurde und mit der Forderung
> verbungen war, dass abgetrennte Busse abgeschafft werden.

Mode-Veganismus ist wohl nur Boykott, Tierrechts-Veganismus ist dagegen antispeziesistische Praxis. Vlt. meint er den Unterschied.

Re: Veganismus abschaffen?

Autor: Claude | Datum:
> Angeblich sollen die Vorträge ja noch online gestellt werden,
> vielleicht kann man es dann genauer nachlesen.

Ja, das sollen sie. Ich glaube er hätte es bereits als PDF aber ich hab seine Mail-Adresse nicht und auf dem Handout ist kein Link oder so.

> > - Aufgrund der Asch-Studien (Stichwort: Gruppenzwang), sollen
> > Tierrechtler in der Gesellschaft Forderungen aufstellen,
> > damit es für andere einfacher ist sich dem Gruppenzwang zu
> > widersetzen.
>
> Fehlt in dem Satz noch eine Verneinung oder so?

Nein, eigentlich nicht, aber war vielleicht nicht sehr klar ausgedrückt.
Es geht darum, dass wenn niemand sonst sich traut etwas richtig zu sagen, alle anderen es auch falsch sagen. D.h. wenn alle sagen, dass "Happy-Meat" gut ist tun das alle. Sobald aber nur einer sagt, dass Happy-Meat schlecht ist werden sich viele andere trauen auch eine andere Meinung zu haben.
Im Moment sind die Forderungen nach mehr Tierschutz weit verbreitet und kaum jemand wagt sich etwas anderes zu sagen.

> > Ausserdem argumentiert er, dass die Bewegung sich auf die
> > Opfer der unveganen Ernährung konzentieren sollen (nach
> > seinen Berechnungen 99.8% der Opfer). Nicht auf Randthemen
> > wie Pelz/Zirkus etc.
>
> Schön, dass das auch bei anderen langsam ankommt.

Ja :-)

> > Auch sehe ich Veganismus nicht als Boykott sondern als klare
> > Ablehnung. Er verglich dies mit dem "Montgomery Bus Boycott",
> > welcher von King vorgeschlagen wurde und mit der Forderung
> > verbungen war, dass abgetrennte Busse abgeschafft werden.
>
> Mode-Veganismus ist wohl nur Boykott, Tierrechts-Veganismus
> ist dagegen antispeziesistische Praxis. Vlt. meint er den
> Unterschied.

Anscheinend nicht.

Claude

Re: Veganismus abschaffen?

Autor: Avas Geist | Datum:
Alle seine Vorschläge können mit dem Veganismus, bzw. dem vegan-sein kombiniert werden. Ich werde immer hellhörig wenn jemand auf zwei Tunnel zeigt, und so tut, als existiere die Landschaft drumherum nicht.

Könnte auch eine geschickte PSYOP gegen Veganismus sein, um diesen als gesellschafliche Kraft zu schwächen.

Ich lehne diese These aber schon aus einem ganz banalem Grund ab: Ich habe den Veganismus als meine kulturelle Identität akzeptiert, die Aufforderung, das wegzuwerfen kann mir nur ein müdes Lächeln abringen. Genauso könnte man mich fragen auf Deutsch oder Englisch zu verzichten, oder das Internet...

Re: Veganismus abschaffen?

Autor: Claude | Datum:
> Alle seine Vorschläge können mit dem Veganismus, bzw. dem
> vegan-sein kombiniert werden.

Sie können nicht nur, sie müssen. Dies Bedeutet Vermeidung des Vermeidbaren. Die Abolitionisten waren teilweise auch auf Produkte angewiesen, die von menschlichen Sklaven hergestellt wurden.

> Könnte auch eine geschickte PSYOP gegen Veganismus sein, um
> diesen als gesellschafliche Kraft zu schwächen.

Das glaube ich kaum.

> Ich lehne diese These aber schon aus einem ganz banalem Grund
> ab: Ich habe den Veganismus als meine kulturelle Identität
> akzeptiert,

Schön wie doch jeder seine Kultur hat. Die einen essen keine Schweine, die anderen keine Rinder, und andere wiederum essen gar nichts vom Tier.
"Jedem das seine." würde ein historisch unbelehrter Unveganer jetzt sagen.

> die Aufforderung, das wegzuwerfen kann mir nur
> ein müdes Lächeln abringen.

Darum geht es nicht. Es geht darum, die Ansicht aufzugeben, Veganismus könne als "persönliche Entscheidung" aufgrund der kulturellen Identität dargestellt werden.
Manche lehnen Sklaverei ab, wegen religiösen Gründen (Moses und so) oder aufgrund einer kapitalistisch geprägten Kultur welche Lohnarbeit bevorzugt.

Andere wiederum verlangen wiederum die Abschaffung der Sklaverei.
Aber die halten trotzdem selbst keine Sklaven.

Anushavan Sarukhanyan verwendet für seine Argumentation den Begriff "hooganism[sp?]", welcher analog zu Veganismus, alle Produkte ablehnt die mit Rassen-Diskriminierung in Verbindung stehen. Sowas gab es ja auch nie.

Wegwerfen muss man eigentlich nicht. Nur manche Sachen etwas umformulieren.

Claude

Re: Veganismus abschaffen?

Autor: A. | Datum:
Ich stimme Sarukhanyan zu. Die Aussage "Ich bin Veganer/vegan" impliziert für das uninformierte Ohr folgendes:
"Du weißt nicht genau, was ich bin, ich bin dir unbekannt"
"Ich gehöre einer Randgruppe an"
"Indem ich mir einen Namen gebe, den du nicht kennst, grenze ich mich von dir ab > Ich bin anders als du > Ich will keinen Umgang mit dir"
"Ich bin Punker/Moslem/Homosexueller oder etwas Ähnliches, was dir fremd und gefährlich erscheint, womit du dich nicht auseinander setzen willst; wenn du nicht aufpasst, rotten wir uns zusammen und bedrohen dich"
Mit solchen Bekenntnissen macht man sich gleich zur Randgruppe, die etwas ist, was andere nicht sind. Das ist aber falsch; die anderen sind Mörder und Ausbeuter und gehören damit einer Gruppe an, ich bin schlicht jemand, der Ausbeutung und Massentötung nicht unterstützt. Nicht der Veganer ist der Exot, weil er so komische Sachen isst, die Fleischesser sind die, die sich inakzeptabel verhalten.
Wenn ich erkläre, dass ich den Kuchen nicht esse, weil dafür auch Hühner sterben, ist der Gastgeber interessiert, Viele sind darüber tatsächlich nicht in der Gänze informiert.
Sage ich, dass ich Veganer bin, ist beim Kuchengeber die Klappe zu; aha, so einer der kein Fleisch ist, Spinner, kann sich ja wohl mal zusammen reißen.

A.

Und Indianer?

Autor: Avas Geist | Datum:
Sollen die auch ihr Indianertum verleugnen wenn sie für *ihre* Rechte eintreten, oder moslemische Frauen? Bart anmalen damit sie bei denen, die die Normhierarchie vertreten nicht anecken?

Da werden zwei verschiedene Faktoren vermischt: Die Diskriminierung gegen Veganer und die Rechteforderungen für Tiere.

Das Argument ist also, man solle sich dem Status Quo der Normhierarchie unterwerfen, nur so verändere man die Norm? Hihihihi. Wann hat **dass** denn schon einmal funktioniert in der Geschichte?

Änderungen wurden *immer* initiiert von einer radikalen Minderheit, deren Forderungen dann von der Norm integriert wurden.

Ich sag euch, das ist PSYOP auf hohem Niveau.

Re: Und Indianer?

Autor: A. | Datum:
Avas Geist schrieb:
> Sollen die auch ihr Indianertum verleugnen wenn sie für
> *ihre* Rechte eintreten, oder moslemische Frauen?
Wenn ich angebe, kein Fleisch zu essen und tierische Produkte zu meiden, kann ich kaum irgendeine Identität leugnen. Im Gegenteil verdeutliche ich, wie ich lebe, was der Ausdruck Veganer nicht tut. Vielleicht bin ich ein Eremit, der die letzten 50 Jahre in der Einöde gelebt hat und den Begriff überhaupt nicht kennt.

> Bart
> anmalen damit sie bei denen, die die Normhierarchie vertreten
> nicht anecken?
> Das Argument ist also, man solle sich dem Status Quo der
> Normhierarchie unterwerfen, nur so verändere man die Norm?
Meinen ganzen Beitrag hast du nicht so aufgenommen, wie ich ihn meinte, glaube ich. Nicht anecken, Gesellschaftskuscheln, das liegt mir eigentlich fern. Zumal "Natürlich konsumiere ich das nicht, dafür wird gemordet und gefoltert" als Statement wohl krasser aneckt als "Ich bin Veganer". ;)
Mir geht es um die Begrifflichkeit. Veganismus; das ist schwammig, sagt an sich auch einfach überhaupt nichts aus, nur dem Eingeweihten erschließt sich, was Sache ist. Für die anderen bleibt es ein schmuckes Schlagwort, das unter trotzige Jugendkultur abgehakt werden kann. Die Gegenseite hat keine Bezeichnung, die bleibt die Norm. Weitaus treffender sind da, wenn man sich denn nun benennen möchte, Antispeziesist (verdeutlicht Antihaltung und thematischen Bereich) im Gegensatz zu Speziesist (-ist; darunter weiß man sich etwas vorzustellen! Der Fleischfresser muss diesen Titel annehmen (im Gegensatz zu "Mörder" u.ä.), kann ihn nicht von der Hand weisen, ob er seine Einstellung billigt, oder nicht).

> Änderungen wurden *immer* initiiert von einer radikalen
> Minderheit, deren Forderungen dann von der Norm integriert
> wurden.
Ich bin auch eine radikale Minderheit, wenn ich mich mit Schließt-alle-Schlachthäuser-Transparent vor den Schlachthof stelle. Da wird gleich meine Forderung klar, statt unter dem Namen X eine Schublade aufzumachen, in die alles hineinsortiert werden kann, was der Normalbürger verabscheut. Unnötige Heraufbeschwörung eines Feindbildes. Es sollen doch Augen geöffnet, Missstände aufgedeckt werden, eine mysteriöse Gruppierung, die zum Beitritt lockt (Go vegan! Join the Army!) ist der Sache für meine Begriffe nicht ausreichend förderlich.

A.

Re: Und Indianer?

Autor: A. | Datum:
Avas Geist schrieb:
> Ich sag euch, das ist PSYOP auf hohem Niveau.
Ich musste das googlen. ;)
Meinst du meine Ausführungen damit? Da kann ich Entwarnung geben, in Internetforen Gruppierungen unterwandern, das ist nicht so mein Ding. Ich habe mir auch nochmal deinen Beitrag mit dem Tunnel durchgelesen, prinzipiell stimme ich da schon zu. Mir ist der Begriff des Veganismus (schon der Wortursprung, verschärfter Vegetarismus, na klasse) einfach mh... zu vage. Das müsste alles deutlicher und klarer sein, ohne Angriffsfläche zu bieten.

Re: Veganismus abschaffen?

Autor: martin | Datum:
A. schrieb:
>
> Ich stimme Sarukhanyan zu. Die Aussage "Ich bin
> Veganer/vegan" impliziert für das uninformierte Ohr folgendes:
> "Du weißt nicht genau, was ich bin, ich bin dir unbekannt"
> "Ich gehöre einer Randgruppe an"
> "Indem ich mir einen Namen gebe, den du nicht kennst, grenze
> ich mich von dir ab > Ich bin anders als du > Ich will keinen
> Umgang mit dir"
> "Ich bin Punker/Moslem/Homosexueller oder etwas Ähnliches,
> was dir fremd und gefährlich erscheint, womit du dich nicht
> auseinander setzen willst; wenn du nicht aufpasst, rotten wir
> uns zusammen und bedrohen dich"

Das trifft alles genauso auf "Tierrechtler" zu. (Die meisten wissen nur, was "Tierschützer" sind und vermischen diese Begriffe fatalerweise, was nicht zuletzt durch den Neuen Tierschutz gefördert wird.) Spricht also kaum gegen die Begriffsverwendung des Veganismus.

> Wenn ich erkläre, dass ich den Kuchen nicht esse, weil dafür
> auch Hühner sterben, ist der Gastgeber interessiert, Viele
> sind darüber tatsächlich nicht in der Gänze informiert.
> Sage ich, dass ich Veganer bin, ist beim Kuchengeber die
> Klappe zu; aha, so einer der kein Fleisch ist, Spinner, kann
> sich ja wohl mal zusammen reißen.

Das genauso wie das:

> Im Gegenteil verdeutliche ich, wie ich lebe,
> was der Ausdruck Veganer nicht tut.

ist aber Ursache eines fehlerhaften Veganismusverständnisses, das durch die Mode-Veganer hervorgerufen wird. Ziel kann es nicht sein, deshalb davon abzurücken, sondern verstärkt für die richtig Veganismusdefinition einzutreten (die, die klarmacht, dass Veganismus zwangsläufig ethisch motiviert ist und "ich bin vegan" deshalb mit "ich lehne Tiermord etc. ab" identisch ist).

Sarukhanyans sonstige Hinweise, dass das ethische Argument immer an erster Stelle stehen soll und erst dann die anderen (Gesundheit, Umwelt, Geschmack), werden hier ja schon lange vertreten.

Re: Veganismus abschaffen?

Autor: Gast | Datum:
>Das trifft alles genauso auf "Tierrechtler" zu. (Die meisten wissen nur, was "Tierschützer" sind und vermischen diese Begriffe fatalerweise, was nicht zuletzt durch den Neuen Tierschutz gefördert wird.) Spricht also kaum gegen die Begriffsverwendung des Veganismus.

Und vor allem: es trifft nicht nur auf jedes mögliche Wort zu, sondern es trifft immer noch zu, wenn du für das, was du bist, kein Wort benutzt, denn wenn du selbst keinen Schubladenbegriff benutzt, finden halt die anderen einen, und da du zB über Speziesismus redest, was liegt da näher als dich Speziesist zu nennen (was ja teilweise auch so geschieht) - lässt das, was du sagen willst sicher nicht verständlicher rüberkommen ;) (und das Problem der Pseudos wäre damit wohl auch nicht gelöst) Dann schon lieber Schublade vegan.