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Veganismusforum:
Galileo: der vegetarische Metzger

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 54

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Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Tanja | Datum:
Heute kam bei Galileo ein Bericht über die Herstellung von Seitan-Produkten (glaube, es war Wheaty, bin mir aber nicht sicher), der echt sehr interessant war. Zum einen weiß ich nun endlich, wie die das Zeug so exakt in Würstchenform kriegen (wurde hier im Forum ja auch schon einige Male gefragt ;-)), zum anderen haben sie ein paar Leute auf der Straße blind kosten lassen, und denen war meist nicht so ganz klar, daß es sich dabei nicht um Leichenprodukte handelt. *g*
Wer es sehen will, das Ganze wird Montag morgen wiederholt. :-)

Tanja

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Blanc | Datum:
hi tanja!

och wie doof... gerade gestern hab ich mich gelangweilt und hab nicht den fernseher eingeschaltet. und am montag morgen muss ich um die uhrzeit schon zum bus.

hat es hier vielleicht irgendwer aufgenommen oder so?

lg rebecca

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Achim Stößer | Datum:
> och wie doof... gerade gestern hab ich mich gelangweilt und
> hab nicht den fernseher eingeschaltet. und am montag morgen
> muss ich um die uhrzeit schon zum bus.
>
> hat es hier vielleicht irgendwer aufgenommen oder so?

Äh ... wenn Du einen Videorecorder hast, kannst Du's am Montag ja selbst aufnehmen. Wenn nicht, hast Du nichts davon, wenn es "irgendwer aufgenommen" hat. Oder?

Achim

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: moan | Datum:
Es gibt leute die können auf dem PC aufnehmen...

Sendung aufnehmen

Autor: Achim Stößer | Datum:
moan schrieb:
>
> Es gibt leute die können auf dem PC aufnehmen...

Ja, stimmt, daran hatte ich nicht gedacht.

Achim

PS: alternativ könnte es auch mit einem CD-Rekorder aufgenommen und auf Vlanc (hypothetischen?) CD-Spieler abgespielt werden

Fehler zugeben und Selbstkritik

Autor: Achim Stößer | Datum:
> moan schrieb:
> >
> > Es gibt leute die können auf dem PC aufnehmen...
>
> Ja, stimmt, daran hatte ich nicht gedacht.

Würde übrigens auch stimmen, wenn Du nicht Bäumchenwechseldich mit Deinem Pseudonym spielen würdest und das als "a" oder "Piori" geschrieben hättest statt als "moan".

Wie Du siehst gibt es durchaus Leute, die einen Fehler zugeben können (siehe auch Selbst-"Kritik an 'Vegetarier sind Mörder'"). Müssen nicht alle, so wie ihr, dann rumtoben, lügen, spammen um nur ja nicht am Selbstbild zu kratzen.

Achim

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Susanne | Datum:
Ich hab den Beitrag heute morgen gecaptured und als ca 20 MB WMV kodiert, ist mir für meinen Webspace etwas zu groß mit 1 GB Traffic, aber ich schick es gerne per Mail oder so wenn jemand Interesse hat.
Es war über Wheaty, und der Beitrag war so in dem Ton gehalten als wäre Seitan was total ungewöhnlich exotisches, verrücktes... mehr kann man von Pro7 wohl nicht erwarten.
Gruß
Susanne

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Tanja | Datum:

> Es war über Wheaty, und der Beitrag war so in dem Ton
> gehalten als wäre Seitan was total ungewöhnlich exotisches,
> verrücktes... mehr kann man von Pro7 wohl nicht erwarten.

Naja, die wenigsten Leute wissen überhaupt, was Seitan ist, insofern war der Bericht doch gut. Und daß suggeriert werden solle, das sei was verrücktes, habe ich so nicht empfunden...

Tanja

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Anka | Datum:
Hallo Susanne,

ich hätte dieses Stück auch gern per eMail; würdest Du mir es schicken???
herzlichen Dank
Anka

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Claude | Datum:
Ich hab das Video noch und werds dir mailen.

Claude

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: yetzt | Datum:
Ich hoffe, das war nicht dieser idiotische UL-"Metzger" im UL-Klickibuntikaufhaus

Galileo und die Auswirkungen

Autor: Kalle | Datum:
Aheu,

aufgrund dieses Berichts hab ich damals das experimentieren angefangen. Und dabei rausgekommen ist ein Onlineshop wo man das Zeugs (und anderes) in derzeit 6 verschiedenen Geschmacksrichtungen kaufen kann.
Wen's interessiert wie die Sachen schmecken wenn's keine große Produktionsfirma herstellt und auch noch Tierrechte und nicht Gewinnmaximierung im Vordergund stehen, der kann gerne mal im VeganWonderland vorbeischauen.

Bis dann,
Kalle

P.S: Sorry für die Werbung in eigener Sache ;-)

Selberwursten

Autor: Achim Stößer | Datum:
> aufgrund dieses Berichts hab ich damals das experimentieren
> angefangen. Und dabei rausgekommen ist ein Onlineshop wo man

Cool - habe ich mir nach dem Bericht auch überlegt, mal selbst "Wurst" zu basteln, bin aber bisher nie zum Experimentieren gekommen. Aber jetzt wo ich weiß, daß es geht, bin ich vielleicht etwas motivierter ;-) ...

Ein Problem dürfte sein, daß die viel mir Räuchern arbeiten, aber so eine Räucherkammer ist in der heimischen Küche wohl schwer nachzubauen :-/ .

Achim

Räuchern

Autor: Kalle | Datum:
Aheu,

Räucheröfen für den heimischen Hinterhof gibt's schon ab 85 Euro. Sogar einen für den Wohnzimmertisch hab ich schonmal gesehen. Werde mir irgendwann mal so ein Ding zulegen. Ein paar entfernte Bekannte in Halle räuchern und verkaufen Tofu in etwas größerem Stil. Der ist auch extrem lecker.

Bis dann,
Kalle

Krebs durch R

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Wobei man bedenken sollte, dass räuchern sehr ungesund ist weil sich die Krebs erregenden Stoffe aus dem Rauch im Produkt mit ablagern. Deshalb ist man in der Industrie dazu übergegangen, "sauberen Rauch" in flüssiger Form herzunehmen. Also irgendwie wird da der Rauch mit Wasser kondensiert, gereinigt und das Produkt dann letztendlich mit dem "Flüssigrauch" aromatisiert. Vielleicht wird es auch eingelegt und dann ohne Feuer, lediglich mit Hitzezufuhr getrocknet, so genau habe ich mich noch nicht damit beschäftigt.

Gerade wer sich so eine "Räucheranlage" für zu Hause anlegen will, wird wohl gerade deshalb auch viel öfter Geräuchertes konsumieren, und das ist u. U. eben nicht ratsam. Für ab und zu sicher unbedenklich, nur regelmäßig sollte man keine geräucherten Produkte nicht konsumieren.

Re: Krebs durch R

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Wobei man bedenken sollte, dass räuchern sehr ungesund ist
> weil sich die Krebs erregenden Stoffe aus dem Rauch im
> Produkt mit ablagern. Deshalb ist man in der Industrie dazu

Tun sie das? Und sind die wirklich, alimentär konsumiert, krebserregend? Sind in Buchenholzrauch, der "gegessen" wird überhaupt krebserregende Stoffe?

Achim

Re: Krebs durch R

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Achim Stößer schrieb:

> Tun sie das?

Ich habe jetzt keine Quellen zur Hand wenn Du das meinst.

> Und sind die wirklich, alimentär konsumiert,
> krebserregend?

Toxine sind dort am meisten wirksam wo sie in der größten Konzentration vorkommen, organische Toxine aus Verbrennungen eben dort wo sie auftreten: Pfeifen- u. Zigarrenraucher bekommen Rachen- o. Kehlkopfkrebs, Zigarettenraucher Lungenkrebs, und Räucherwarenkonsumenten werden dann wahrscheinlich Magen-, Darm-, Nieren- o. Leberkrebs bekommen.

> Sind in Buchenholzrauch, der "gegessen" wird
> überhaupt krebserregende Stoffe?

In jedem Verbrennungsrauch sind Krebs erregende Stoffe, besonders bei langsamer Verbrennung wie beim Räuchern - ich sehe nicht warum dies bei der Verbrennung von Buchenholz anders sein sollte. Und da das Produkt extra lang dem Rauch ausgesetzt wird, konzentrieren sich natürlich auch die Toxine auf dem Produkt. Ob der Rauch in der Lunge oder im Magen landet wird für das Krebsrisiko nicht so viel unterschied machen.

Re: Räuchern

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Räucheröfen für den heimischen Hinterhof gibt's schon ab 85
> Euro. Sogar einen für den Wohnzimmertisch hab ich schonmal
> gesehen. Werde mir irgendwann mal so ein Ding zulegen. Ein

Ah, interessant.

> paar entfernte Bekannte in Halle räuchern und verkaufen Tofu
> in etwas größerem Stil. Der ist auch extrem lecker.

Ja, kann ich mir vorstellen ... wobei es da ja bei den kommerziellen erhebliche unterschiede gibt, manch einer hat den Rauch allenfalls aus der Ferne gesehen ...

Achim

Re: TV: Falsche Wurst ist die richtige

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Gestern kam ein Bericht über Tofuwurst (Toppas?), habe die

Viana. Wahrscheinlich ein bericht aus dem gleichen Material wie bei Galileo. Nichts wirklich neues.

Achim

Re: TV: Falsche Wurst ist die richtige

Autor: Kalle | Datum:
Aheu,

der Bericht war ein komplett neuer, vor allem weil es hauptsächlich um Tofi-Geschichten ging, während es bei Galileo um Seitan ging. Ich hab für die eigene Produktion ein bisschen was mitnehmen können. Aber die Leute, die da arbeiten hätten bei mir keine Anstellung gefunden. Bei Kommentaren wie "...aber es sind eben nur Ersatzprodukte..." sieht man mal wieder, dass es nur ums Geschäft geht. Aber bei Viana ist der Hintergrund ja bekanntermaßen eh kein tierrechtlicher. Ich hoffe nur, dass wir hier nie in die Verlegenheit kommen und nicht-Veganer für uns arbeiten zu lassen.

Bis dann,
Kalle

Re: TV: Falsche Wurst ist die richtige

Autor: Achim Stößer | Datum:
> der Bericht war ein komplett neuer, vor allem weil es
> hauptsächlich um Tofi-Geschichten ging, während es bei
> Galileo um Seitan ging. Ich hab für die eigene Produktion ein

Hm, jetzt wo Du's sagst ... mir kam's ziemlich austauschbar vor.

> bisschen was mitnehmen können. Aber die Leute, die da
> arbeiten hätten bei mir keine Anstellung gefunden. Bei
> Kommentaren wie "...aber es sind eben nur Ersatzprodukte..."

Stimmt, ein Mitarbeiter (oder gar Chef selbst?) meinte (zum "Gyros"?) sowas wie "Naja, wenn man's einmal die Woche ißt, geht's." ...

Achim

Re: TV: Falsche Wurst ist die richtige

Autor: Tanja | Datum:
Hi Kalle,

> Ich hoffe nur, dass wir hier nie in die
> Verlegenheit kommen und nicht-Veganer für uns arbeiten zu
> lassen.

da kam mir gerade beim Sehen dieses bericts die Frage in den Sinn "Wäre es bei so einem großen Betrieb legal, alle unveganen Bewerber sofort abzuweisen?" Oder gäbe es da ein Gesetz gegen? Nicht, daß das nun für die Firmenpolitik wirklich relevant sein sollte, es würde mich nur einfach mal interessieren. ;-)

Tanja

Re: TV: Falsche Wurst ist die richtige

Autor: Kalle | Datum:
Zitat: da kam mir gerade beim Sehen dieses bericts die Frage in den Sinn "Wäre es bei so einem großen Betrieb legal, alle unveganen Bewerber sofort abzuweisen?" Oder gäbe es da ein Gesetz gegen? Nicht, daß das nun für die Firmenpolitik wirklich relevant sein sollte, es würde mich nur einfach mal interessieren. ;-)


Es kann mir doch niemand vorschreiben wen ich einzustellen habe. Ein Problem würde es wohl sein, wenn die Person bei der Einstellung vegan ist, dann wieder zum nicht-Veganer wird. Aus diesem Grund kann man vermutlich niemanden feuern. Aber ich könnte es nicht vertreten wenn ein Mitarbeiter sein Wurstbrot in meine vegane Produktionsstätte bringt.

Bis dann,
Kalle

Deutsche, kauft Bananen von deutschen Erntern

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Es kann mir doch niemand vorschreiben wen ich einzustellen
> habe. Ein Problem würde es wohl sein, wenn die Person bei der

Hm. Eben hat Sonnleitner protestiert, weil den Bauern vorgeschrieben wurde, daß mindestens 10% der Saisonarbeiter Deutsche zu sein haben (was dann irgendwelche Probleme gegeben habe) ...

Achim

Unveganer einstellen

Autor: Achim Stößer | Datum:
> da kam mir gerade beim Sehen dieses bericts die Frage in den
> Sinn "Wäre es bei so einem großen Betrieb legal, alle
> unveganen Bewerber sofort abzuweisen?" Oder gäbe es da ein
> Gesetz gegen? Nicht, daß das nun für die Firmenpolitik

Da veganismus keine Religion ist, wäre das offiziell wohl illegal, schätze ich ... (ein katholischer "Betrieb", etwa - staatlich finanzierte, aber unter religiäöser Herrschaft stehende, Krankenhäuser oder Kindergärten, dürfen ja z.B. sogar geschiedene oder lesbische Mitarbeiter entlassen ...): wie immer ist Ethik unterprivilegiert, erst recht im Gegensatz zu religiösem Wahn ...

Aber es gibt ja, was Einstellung angeht, immer noch Floskeln wie "Wir haben uns für einen anderen Bewerber entschieden" etc.

Achim

Re: Unveganer einstellen

Autor: Thomas | Datum:
Achim Stößer schrieb:
>
> > da kam mir gerade beim Sehen dieses bericts die Frage in den
> > Sinn "Wäre es bei so einem großen Betrieb legal, alle
> > unveganen Bewerber sofort abzuweisen?" Oder gäbe es da ein
> > Gesetz gegen? Nicht, daß das nun für die Firmenpolitik
>
> Da veganismus keine Religion ist, wäre das offiziell wohl
> illegal, schätze ich ...

Es gibt sehr viele Betriebe, die schreiben offiziell in ihren Stellenanzeigen "...bis max. 35 ...". Altersdikriminierung ist auf dem deutschen Arbeitsmarkt Alltag.

Sehr viele türkische Betriebe stellen ausschließlich türkische Mitarbeiter ein ...

Daher wäre es wohl legal, wennn ein Betrieb sich warum auch immer entscheidet, nur Veganer einzusetellen.

Viele Grüße
Thomas

Man darf kein Vegetarier sein

Autor: Achim Stößer | Datum:
Also Vegetarier nicht einstellen ist anscheinend erlaubt (jedenfalls im "Fleischerhandwerk" ;-)):

Zitat: Diesmal geht es um die Wurst

AUS BERLIN
BARBARA BOLLWAHN

Ob er Blut sehen kann, wurde er gefragt, und ob er belastbar ist. Beide Fragen beantwortete er mit einem Ja. Damit war er im Rennen. Zuvor hatte er bereits die ersten Hürden genommen. Er hat einen erweiterten Hauptschulabschluss und keine unentschuldigten Fehlzeiten in seinem Zeugnis. Keine Selbstverständlichkeit heutzutage. Wie es auch nicht selbstverständlich ist, eine Lehrstelle zu finden. Denis ist 18 Jahre alt. Im August 2005 hat er die Schule beendet. Seit zwei Jahren ist er auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

Es ist Viertel nach fünf am Montagmorgen dieser Woche. Der junge Mann mit dem gestutzten Irokesenstreifen auf dem Kopf, dem silbernen Ring im linken Ohr und der winzigen abgebrochenen Ecke an den Schneidezähnen ist etwas nervös. Er steht vor einem Verbrauchermarkt in Berlin-Pankow und raucht in der kühlen Morgenluft eine Zigarette. Um vier ist er aufgestanden und von Panketal, einer Gemeinde am nordöstlichen Stadtrand von Berlin, mit seinem Vater im Auto in die Stadt gefahren.

Eigentlich muss er erst um sechs Uhr bei der Kiezmarkt GmbH in der Neumannstraße sein. Doch sein Vater will pünktlich bei der Arbeit sein, und so ist Denis eine Dreiviertelstunde zu früh dran. "Eine Lehrstelle ist sehr wichtig. Man will auch beweisen, dass man was drauf hat."

Es ist das erste Mal, dass die Kiezmarkt GmbH einen Fleischer ausbilden will. 32 Mitarbeiter hat der Verbrauchermarkt, hinter dem eine wechselvolle Geschichte liegt: DDR-Lebensmittelgeschäft, Eurospar, Intermarché, dann betrieb ihn die Einzelhandelsfirma als privaten Spar und seit Juli dieses Jahres als Edeka. Nur hat sich bisher kein Jugendlicher gefunden, der dort Fleischer werden will. Deshalb bekam Denis ein so genanntes Schnupperpraktikum angeboten. Zwei Tage lang kann er dem Fleischer über die Schulter gucken, um herauszufinden, ob das ein Beruf für ihn wäre. Und die Firma kann sich ein Bild davon machen, ob Denis Einsatz, Geschick und Interesse zeigt.

Der Fleischerberuf ist Denis nicht völlig fremd. Seine Mutter hat diesen Beruf gelernt. Doch wegen einer Allergie kann sie ihn nicht ausüben, verpackt stattdessen auf 400 Eurobasis CDs in einer Fabrik. Denis macht zurzeit den gleichen Job. So ist er beschäftigt und verdient eigenes Geld.

Denis gehört zu den 271.000 Jugendlichen, die dieses Jahr noch ohne Lehrstelle sind. Im Juli 2004 haben die Bundesregierung und die Spitzenverbände der Wirtschaft für die Dauer von drei Jahren einen "Nationalen Pakt für Ausbildung" geschlossen.

Nach monatelangem Tauziehen haben die Wirtschaftsverbände versprochen, jährlich 30.000 neue Ausbildungsplätze zu schaffen. Doch seit Oktober 2005 bis Ende Juli dieses Jahres wurden der Bundesagentur für Arbeit 402.400 Ausbildungsstellen gemeldet. Das ist ein Prozent weniger als im Vorjahr. Dafür haben sich mit 678.500 Jugendlichen ein Prozent mehr bei ihrer Suche an die Bundesagentur gewandt.

Die freie Lehrstelle im Kiezmarkt hat Denis zusammen mit seiner Mutter im Internet gefunden. Seine Eltern haben sich vor einiger Zeit einen Internetanschluss zugelegt. Nicht, um billige Flüge zu buchen, sondern um sich auf die virtuelle Lehrstellensuche in ganz Deutschland zu begeben. Etwa 100 Bewerbungen hat Denis geschrieben. Weil er gerne bastelt und sich für Technik interessiert, wollte er Industriemechaniker werden, wie sein älterer Bruder. Oder Kfz-Mechaniker, Schiffsbaumechaniker, Elektroniker. In Wiesbaden, Bremen, Hamburg, Berlin. Doch nur zu fünf Vorstellungsgesprächen wurde er eingeladen. Das überrascht nicht. Ein Hauptschüler mit einem Notendurchschnitt von 2,9, einer 5 in Mathe und einer 4 in Deutsch hat wenig Chancen, zumal sich immer mehr Abiturienten auf Lehrstellen bewerben. Deshalb konnte sich Denis auch vorstellen, Koch zu werden. Oder eben Fleischer. Hauptsache, eine Lehrstelle.

Fünf Minuten vor sechs erscheint Andreas Wich, der Abteilungsleiter für Fleisch, Wurst und Käse. Er ist 43, ein zupackender Mann mit Brille, Halbglatze und Doppelkinn, Fleischer-Wurstfingern und einem stattlichen Bauch unter der blauen Schürze. Mit einem lauten "Moin, moin" begrüßt er Denis und führt ihn über den Hof zum Hintereingang. Vorbei am Aufenthaltsraum, wo zwei Frauen eine Geburtstagstorte aus Klopapierrollen mit einem Sparschwein für eine Kollegin vorbereiten. Die Filialleiterin wirft ihm ein fröhliches "Hallo, guten Morgen" zu. Andreas Wich drückt ihm eine Schürze in die Hand und fasst kurz und knapp zusammen, worauf es ankommt. "Man darf sich vor nichts ekeln, muss alles probieren können und darf kein Vegetarier sein." Denis nickt zustimmend und bindet sich die Schürze um.

Andreas Wich fragt ihn, ob er schon einmal mit Fleisch zu tun hatte. Denis erzählt von einem Dreisternehotel in Stuttgart, wo er bis Anfang dieses Jahres ein dreimonatiges Praktikum absolviert hat, sogar eine Zusage zu einem Ausbildungsvertrag als Koch bekam. Der Preis war ihm allerdings zu hoch. Er habe bis 14 Stunden täglich arbeiten müssen und sich als billige Arbeitskraft gefühlt. Auch im Kiezmarkt muss zugepackt werden, macht Andreas Wich ihm klar. Für viele Worte bleibt keine Zeit. In einem Satz erklärt er die Schlachterei. "Tisch, Säge, Ofen, Gewürzregal, Kühlraum für Wurst, Kühlraum für Fleisch."

Ihm ist es lieber, Denis legt gleich los. Schweine werden im Kiezmarkt nicht geschlachtet, das Fleisch wird von der Supermarktkette Reichelt geliefert und zu Schnitzeln, Rouladen, Gehacktem und Grilltaschen verarbeitet. Jeden Montagmorgen wird die Fleischtheke neu aufgefüllt. Es gibt viel zu tun, der Supermarkt öffnet um sieben.

Bereitwillig folgt Denis den Anweisungen und wäscht sich erst einmal die Hände. Wenige Minuten später steht er an der Fleischsägemaschine und schneidet halb ängstlich, halb beherzt Koteletts, so wie es ihm Abteilungsleiter Wich gezeigt hat. Er schabt das Knochenmehl ab, legt die Scheiben auf ein Tablett, wäscht sich wieder die Hände, trägt die Koteletts heraus zur Fleischtheke. Aufmerksam hört er Andreas Wich zu, seinen Erklärungen zu Schnitzelfleisch, Lachsfleisch, Tafelspitz, Hüfte, Kugel, Unterschale und Oberschale. Neugierig schaut er zu, wie er mit einem Messer Rindersteaks von der Mittelsehne befreit. Gewissenhaft schneidet er Schweinefleisch in dünne Scheiben und flechtet jeweils drei zu einem Zopf, zu so genannten Grillzöpfen. Als Andreas Wich ein Dutzend ordentlich geflochtene Fleischzöpfe vor sich sieht, ist er voll des Lobes. "Wie aus dem Bilderbuch, super." Auch beim Zubereiten von Cordon Bleu stellt sich Denis geschickt an. "Einwandfrei", lobt er.

"Wir suchen händeringend einen Lehrling", sagt Andreas Wich. Dass die Schulabgänger nicht Schlange stehen, überrascht ihn kaum. Der Fleischerberuf gilt als unattraktiv. "Die Arbeitszeit liegt nicht jedem. Die Bezahlung ist auch nicht wie bei einem Bankkaufmann und man macht sich die Finger schmutzig." Wich hat seine Ausbildung 1979 bis 1981 in Thüringen gemacht. Eine Lehrstelle musste er damals nicht suchen. Sein Vater kam mit einem Arbeitsvertrag nach Hause, den er nur noch unterschreiben sollte. "Ich habe mich früher nicht mit dem Beruf identifiziert", sagt er. "Aber jetzt bin ich froh."

Endlich am Ziel zu sein - das hatte Denis vor zwei Wochen auch gedacht. Er war bei der Berliner Stadtreinigung, wo sein Vater als Fahrer arbeitet, zu einem Bewerbungstest eingeladen gewesen. Dort war kurzfristig eine bereits vergebene Lehrstelle als Industriemechaniker frei geworden. Er war zuversichtlich nach der einstündigen Prüfung. "Das ist meine letzte Chance", sagte er. Die Tage zuvor hatte er sich im Internet schnell noch einiges angelesen über Mathematik und etwas Grundwissen Politik. Er wollte es nicht vermasseln. "Die vielen Absagen sind drückend."

Er hat den Einstellungstest nicht bestanden. Am Telefon erfuhr er, dass er weit unter der notwendigen Punktezahl lag. "Ich hätte mich in der Schule mehr anstrengen sollen", sagt er mit kleinlauter Stimme. "Im Nachhinein sieht man klarer." Auf die fünfzig Lehrstellen bei der Stadtreinigung als Kraftfahrzeugmechatroniker, Industriemechaniker, Kaufmann für Bürokommunikation und Fachkraft im Gastgewerbe haben sich 1.700 Jugendliche beworben. 911 wurden zum Test eingeladen, nur 180 haben ihn erfolgreich absolviert.

Der Abteilungsleiter für Fleisch, Wurst und Käse ist sehr zufrieden mit Denis. Schon nach wenigen Stunden hält Wich den rechten Daumen nach oben. "Er hat denkbar beste Voraussetzungen", sagt er. "Er war einige Zeit in einer Hotelküche, seine Mutter ist Fleischerin und er isst alles außer Schmorgurken, wie ich." Auch Denis haben die zwei Tage gefallen. "Es war ganz gut. Der Fleischer hat gesagt, er würde mich sofort nehmen."

Doch er ist nicht der Einzige, der sich für diese Lehrstelle interessiert. Vor ihm hat ein anderer Jugendlicher ein Schnupperpraktikum gemacht und nach ihm wird noch eine Schülerin zur Probe kommen. Für wen sich der Chef entscheidet, der derzeit im Urlaub ist, wird Denis nächste Woche erfahren. "Wenn es klappt", sagt er, wäre es super. "Mit einer Lehrstelle könnte ich mein Leben auf eine gerade Bahn lenken." Und wenn nicht? "Das wäre Mist."

taz vom 11.8.2006, S. 5, 306 Z. (TAZ-Bericht), BARBARA BOLLWAHN
http://www.taz.de/pt/2006/08/11/a0214.1/text


(meine Hervorhebungen)

Achim

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Bärchen | Datum:
Tanja schrieb:
>
> Heute kam bei Galileo ein Bericht über die Herstellung von
> Seitan-Produkten (glaube, es war Wheaty, bin mir aber nicht
> sicher), der echt sehr interessant war. Zum einen weiß ich
> nun endlich, wie die das Zeug so exakt in Würstchenform
> kriegen (wurde hier im Forum ja auch schon einige Male
> gefragt ;-)), zum anderen haben sie ein paar Leute auf der
> Straße blind kosten lassen, und denen war meist nicht so ganz
> klar, daß es sich dabei nicht um Leichenprodukte handelt. *g*
> Wer es sehen will, das Ganze wird
> Montag morgen
> wiederholt
. :-)
>
> Tanja

Bärchen: Heute auch noch mal zum selben Thema: N24 Wissen
Top Thema: Vegetarische 'Metzgerei'


Und hier noch Auszüge aus einem Presseartikel:

[quote=Passauer Neue Presse]Wenn's mit der Wirtschaft aufwärts geht, dann geht's mit dem Metzger-Nachwuchs bergab. »Wir haben rund 40 Lehrstellen, die nicht besetzt sind«, sagt Helmut Königsbauer, Obermeister der Metzger-Innung. Er kämpft gegen das Image-Problem seines Berufsstandes an [...] Die Ausbildungsvoraussetzungen sind nicht übertrieben hoch: »Wir erwarten einen Hauptschulabschluss, wobei vor allem die Mathematik-Note gut sein sollte. Die Bewerber müssen gesund sein und wegen des vielen Stehens weder extremes Übergewicht haben noch Senk-, Platt- oder Spreizfüße. Und Vegetarier oder Veganer sollte man in unserem Handwerk auch nicht sein«, spricht Helmut Königsbauer aus Erfahrung - nicht nur als Obermeister, sondern auch als Begründer einer Großmetzgerei.[/quote]

Bärchen: Und jetzt für alle einen authentischen Einblick in das Berufsleben und die berufliche Motivation eines Metzgerchens, frei nach dem Motto: Was man nicht im Kopf hat oder als Mitgefühl im Herzen, das hat man in den Armen...

[quote=Passauer Neue Presse]Seinen schlechten Mathe-Test zum Einstieg machte er mit der Begeisterung für den Job wieder wett [...] Wenn der 19-Jährige ein Plädoyer auf seinen Beruf halten sollte, fallen ihm spontan drei Dinge ein: »Die Arbeit macht richtig Spaß. « So gerne er in der Produktion tätig sei oder zum Schlachthof mitfahre, helfe er auch im Verkauf aus, obwohl es dort neben Fleisch und Wurst auch um Salate, Käse und Getränke gehe [...] [Quelle][/quote]

Bärchen

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Bärchen: Heute auch noch mal zum selben Thema:

Hm, Dein Link funktioniert nicht (wohl wegen der überblangen Parameter?), aber siehe: http://maqi.de/tv/?id=20366.

> erwarten einen Hauptschulabschluss, wobei vor allem die
> Mathematik-Note gut sein sollte. Die Bewerber müssen gesund

Wozu braucht ein Metzger eigentlich Mathe?

Siehe dazu auch Nadel im Misthaufen für Metzgerinnungsobermeister und Unbeliebte Metzger.

Achim

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Ricarda+ | Datum:
Erstmal danke an Claude für das Video :)

Der Beitrag war ja doch recht interessant.
Ich hatte aber auch ein bisschen das Gefühl, als würde der Seitan etwas exotisch dargestellt werden. Der "Metzger" sagt ja hin und wieder was von den Chinesen gemeint und es hatte ein bisschen den Flair von der neuesten Erfindung aus fernen Landen.
Wobei das ja für Leichenfresser wohl auch so ist..
Das Resumee war dann auch nicht so der Knaller, aber immerhin mal ein Beitrag zur Herstellung von veganem Essen, der Leichenfressern eine unblutige Alternative zeigt.

Ansonsten frag ich mich, warum die zu dem Gluten, Wasser und Gewürzen noch extra Öl dazutun? Hat das irgendeinen bestimmten Effekt?

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Kalle | Datum:
Aheu Ricarda,

den Bericht um den es gerade bei Euch geht, habe ich nicht gesehen, aber Öl im Seitan erhöht den Fettgehalt des Produkts und wenn Du das dann auf den Grill legst oder in einer guten Pfanne ohne Öl anbraten willst, so bekommst Du ein besseres Ergebnis als wenn keins drin wäre.

Bis dann,
Kalle

Öl im Seitan

Autor: Ricarda+ | Datum:
Als Aromaträger macht das mit dem Öl ja Sinn. Wegen dem besseren Grillen und braten ohne Öl, kommt es halt drauf an, ob man das so machen will.
Was ich aber nicht so nachvollziehen kann, ist das mit dem Merken, dass das Essen viele Kalorien hat.
Vielleicht probier ich das einfach mal mit und mal ohne Öl aus und vergleiche (wobei ich das ja generell noch erstmal mit reinem Gluten probieren muss).

Re: Galileo: der vegetarische Metzger

Autor: Claude | Datum:
> Ansonsten frag ich mich, warum die zu dem Gluten, Wasser und
> Gewürzen noch extra Öl dazutun? Hat das irgendeinen
> bestimmten Effekt?

Na weils besser schmeckt. Ich hab mal einen TV-Bericht gesehen da sagten sie wenn wir was essen merken wir schon im Mund ob es genügend Kalorien hat. D.h. es muss entweder süss oder fettig sein, sonst schmeckt es nicht. Zur Steinzeit war das wichtig. Heute ist es eher ungünstig, da viele übergewichtig sind.
Ausserdem ist Fett ein Aromaträger.

Claude

Fett in der Nahrung

Autor: Karl Rudin | Datum:
Sieh mal an; wie unnatürlich muss ich also sein, um veganes fettarmes Essen zu mögen? ;)

Re: Fett in der Nahrung

Autor: Claude | Datum:
Unnatürlich wär's nur wenn's kalorienarm ist. Veganes Essen muss aber nicht kalorienarm sein. Immerhin hab ich im letzten Monat etwa 17 Kilo zugenommen, nachdem ich diese krankheitsbedingt verloren hatte.

Claude

Galileo: Veganwonderland

Autor: Krümel | Datum:
Mal wieder nen Vergleich von Fleisch und Alternativprodukten:

http://www.youtube.com/watch?v=fNqOjlYUAHk

Nervt nur nen bissl, dass Alternativprodukte ständig Schummelfleisch genannt werden und man vllt den Eindruck bekommt, dass man als Veganer irre teure Hühnchen mit Plastikknochen essen muss. Wäre schön, wenn sie öfter andere Alternativen zeigen würden.
Ob Jumbo iwann den XXL Grünkernbratling sucht?

Re: Selberwursten

Autor: K | Datum:
... fürchterliche Kommentare. Eine Auflistung der Blödsinnigkeiten würde eine sehr lange Liste ergeben. Der eigentliche Grund für entsprechende Produkte, nämlich die Vermeidung von Mord und Ausbeutung wurde natürlich nicht erwähnt. Aber aus meiner Sicht sollten Nahrungsmittel auch nicht in die Form eines ermordeten und gerupften Huhns gepresst werden.

Davon abgesehen fand ich es nett, Kalle mal bei der Metty-Produktion zuzusehen – Metty rules :-)

Gruß
Kurt

[An passenden Beitrag umgehängt - Mod]

Re: Selberwursten

Autor: Kalle | Datum:
Das traurige an dem ganzen Bericht ist, dass die 12 Stunden bei uns gedreht haben und wesentlich mehr Informationen sowohl in Interviews als auch in Gesprächen "nebenbei" bekommen haben. Eigentlich gibt's genug Material um nochmal einen viertelstündigen Beitrag zum Thema Veganismus und Tierrechte zu machen. Gesagt wurde dazu von uns jedenfalls mehr als genug.
Aber die Redaktion will natürlich nur Themen, die die Leute begeistern (wie eben ein Mett aus Reiswaffeln, das war der ursprüngliche Aufhänger für die ganze Sache) und ihnen keine Schuldgefühle einreden.
Und jeder Mensch mit einem Funken Verstand sollte merken, dass die Negativ-"Bewertungen" der Testesser sich teilweise widersprechen (die ganze "Masse" ist gewürzt und am Ende ist es zu fad?), der sogenannte Koch offenbar keine Ahnung hat (Gemüsepaste - geht's noch?) und auch echtes Mett ziemlich weich ist. Und Bambus können sie auch nicht von "hölzernem Spargel" unterscheiden. Ganz großes Kino, aber vielleicht sollte man solche Grillpartys nicht in München stattfinden lassen...;-)
Ganz groß auch der Kommentar dass es zum Diäten schonmal geht. Naja, die Resonanz, die wir erhalten ist fast durchweg positiv und etliche Leute probieren die genannten Produkte jetzt aus.

Bis dann,
Kalle

Re: Selberwursten

Autor: dom | Datum:
Wieso habt Ihr da eigentlich mitgemacht? Bei der Sendung Galileo moechte ich nicht genannt werden, weil ich weiss, dass die nur Scheisse senden! Wahrscheinlich koennt Irh sogar noch froh sein, dass Jumbo Schneider (oder wie der Spacko auch heisst) nicht auch noch der groessten Fake-Fleisch-Burger der Welt probieren wollte.

Nein, mal in Ernst: Warum habt Ihr da mitgemacht?

Re: Selberwursten

Autor: Kalle | Datum:
dom schrieb:
>
> Wieso habt Ihr da eigentlich mitgemacht? Bei der Sendung
> Galileo moechte ich nicht genannt werden, weil ich weiss,
> dass die nur Scheisse senden! Wahrscheinlich koennt Irh sogar
> noch froh sein, dass Jumbo Schneider (oder wie der Spacko
> auch heisst) nicht auch noch der groessten
> Fake-Fleisch-Burger der Welt probieren wollte.

Wir hatten tatsächlich mal die Anfrage für eine Würstchenvergleich mit Jumbo Schreiner. Das haben wir jedoch nicht gemacht.

>
> Nein, mal in Ernst: Warum habt Ihr da mitgemacht?
Weil das nach den ersten Gesprächen ein Bericht über's VeganWonderland und unsere Alternativen/Eigenprodukte (der Zwiebelmetty hat der Redaktion wohl sehr imponiert und eine "Story" versprochen) werden sollte. Das mit der Grillparty und dem Vergleichsessen haben wir (soweit ich mich erinnere) erst am Drehtag mitbekommen. Und man gibt ja die Hoffnung nicht auf dann doch ein paar Sachen zu vermitteln. Dass die Ganze Sache dann doch sehr oberflächlich bzw. die Ethik bzw. unsere Motivation in keinster Weise angesprochen wurde war dann schon extrem enttäuschend.

Bis dann,
Kalle

Galileo - ein Tiefflieger

Autor: Tobi | Datum:
Ich möchte dazu auch etwas sagen. Ich fand, dass Ihr Euch insgesamt nicht schlecht verkauft habt, wenn man bedenkt, wie flach und manipulativ diese Scheiß-Sendung Galileo ist. Am allermeisten hat mich die (sinngem.) Aussage gestört:
Zitat: Die Fake-Filets liefern lebensnotwendiges Eiweiß aus Weizen. Gesund. Aaaaber:
Und dann sieht man Kim sagen, dass man als Veganer (und nebenbei natürlich auch alle Nichtveganer) darauf achten muss, dass man genug B12 integriert. Völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Was hat denn bitteschön Protein mit der Thematik B12 zu tun? Die haben da einfach etwas aus ihrem Material zusammengschnibbelt, um auch ja Vegankost (denn mehr wollen die ja gar nicht ansprechen) nicht nur positiv dastehen zu lassen. Ein Kommentar über das Fehlen des Wichtigsten (die Ethik) erspare ich mir hier.
Das Zweite, was mich gestört hat: "Fake-Food". Zum Kotzen! Es handelt sich eben nicht um imitierte Nahrungsmittel, es sind Nahrungsmittel, im Ggs. zu den Leichen!
Insgesamt kamt Ihr (Kalle und Kim) symphatisch rüber, doch die Deppen von Galileo haben es mMn. mal wieder geschafft, Veganer als Spinner mit Tabletten darzustellen. Das hat mich eben richtig geärgert.

Tobi

Re: Galileo - ein Tiefflieger

Autor: Achim Stößer | Datum:
Würde ich so unterschreiben. Waren ja quasi zwei Berichte zu einem zusammengestückelt, einmal Vegan Wonderland, einmal der Grillblödsinn. Da würde ich gern mal das ungeschnittene Material sehen - ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass viele der Kommentare fielen, nachdem denn Leuten gesagt wurde, dass es keine Leichen sind. Wie üblich: voher "boah, lecker", hinterher "ja, hat schon irgendwie komisch geschmeckt".

Im VW-Teil fand ich Kims Aussage, dass viele "Heimlich" vegan sein wollten und daher Seiten-Hühnerbeine etc. kaufen würden, etwas befremdlich, vorsichtig gesagt.

Achim

Re: Galileo - ein Tiefflieger

Autor: Kalle | Datum:
Achim Stößer schrieb:
>
> Im VW-Teil fand ich Kims Aussage, dass viele "Heimlich" vegan
> sein wollten und daher Seiten-Hühnerbeine etc. kaufen würden,
> etwas befremdlich, vorsichtig gesagt.

War natürlich auch wieder etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Wir haben aber tatsächlich Kunden, die darum bitten, dass kein VeganWonderland-Aufkleber auf dem Paket ist wenn es zugestellt wird, damit Arbeitskollegen nicht mitbekommen, dass sie vegan leben. Da stehen dann natürlich "echt" aussehende Alternativen ziemlich hoch im Kurs.

Bis dann,
Kalle

Sojagulasch ohne Unterschied

Autor: martin | Datum:
> Da würde ich gern mal das ungeschnittene
> Material sehen - ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren,
> dass viele der Kommentare fielen, nachdem denn Leuten
> gesagt wurde, dass es keine Leichen sind. Wie üblich: voher
> "boah, lecker", hinterher "ja, hat schon irgendwie komisch
> geschmeckt".

Genau so ist es. Auch bei diesem Austausch-Test hat kaum jemand vorher etwas gemerkt und selbst hinerher haben es immer noch einige bezweifelt. Bei anderen kam der Kommentar "jetzt wo Sie es sagen".
Die Veganismus-Gegner können einem fast leid tun. Jetzt ist auch noch ihr letztes Argument, veganes Essen würde zumindest nicht den Geschmack ersetzen können, in Bach runter gegangen.

Re: Sojagulasch ohne Unterschied

Autor: Achim Stößer | Datum:
> > Da würde ich gern mal das ungeschnittene
> > Material sehen - ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren,
> > dass viele der Kommentare fielen, nachdem denn Leuten
> > gesagt wurde, dass es keine Leichen sind. Wie üblich: voher
> > "boah, lecker", hinterher "ja, hat schon irgendwie komisch
> > geschmeckt".
>
> Genau so ist es. Auch bei
> diesem
> Austausch-Test
hat kaum jemand vorher etwas gemerkt und
> selbst hinerher haben es immer noch einige bezweifelt. Bei
> anderen kam der Kommentar "jetzt wo Sie es sagen".

88% haben selbst bei dieser Vorgehensweise nichts bemerkt. Und die restlichen 12%? Ein Wunder, dass es nicht mehr waren, die mitbekommen haben, wie die am Nebentisch aufgeklärt wurden, oder die sich bei einem Kamerateam, das merkwürdige Fragen stellte ("Ist ihnen an dem Gulasch was aufgefallen?"), nicht an eine der bereits sicher einem Dutzend Boulevardsendungen ähnlicher Art erinnerten und so schlossen, dass das, was sie eben noch für Leichen gehalten hatten, wohl "Tofu oder so" sein musste; davon, dass wiedereinmal die Befragung unklar war, ganz abgesehen (aus einer Antwort lässt sich die Frage "Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen sage, dass das kein Fleisch, sondern Sojagulasch war?" erschließen).

Ich wette, wenn mal ein entsprechendes Fernsehteam 300 Leute in einer Mensa fragt, ohne dass die Leichen im Gulasch durch Soja ersetzt würden werden ebenfalls 12% diese als "Sojazeug" etc. "identifizieren". "ja, irgendwie hat das komisch geschmeckt, zu wenig gewürzt und viel zu scharf, und auch die Konsizent, also nein ..."

In Wie gut ist das Fleisch auf unseren Tellern? wurde - originell - ein Vergleichstest Cevapcici/Bolognese/Salami (einmal Leichen, einmal "vegetarisch" - soweit ich sehen konnte vegan) bei "Marktbesuchern" vorgeführt. Eine meinte: "Das mit dem Fleisch schmeckt besser" (soviel zum Doppelblindversuch). Der "Koch", der den leuten das Zeug anbot, war, scheint mir, ein weeeenig voreingenommen. Wie übrigens die ganze Sendung, ein paaar Beispiele: Ein Physiker erklärt, wie man am besten Leichen brät, zu gewinnen gibt's ein Bratenthermometer (Quizfrage: Was muss sei Anfang 2010 drin sein: Tee in "Teerwurst", "Kalbsleber" in "Kalbsleberwurst", "Schweinskopf" in "Schweinkopfsülze", Bier in Biercshinken).
"Hühnersuppe" als Erkältungsmittel, und, wenn Füße mitgekocht werden, Blutdrucksenker (in Japan werden inzwischen funtional food-Erfrischungsgetränke mit Hühnerfußextrakt angereichert). Ein Bauer (Uria e.V.), der seine Opfer (Rinder) "human", "schonend", "mit Respekt" ermordet (deruch Kopfschuß auf der Weide "betäubt" und in einer mobilen "Schlachtbox" "weiterverarbeitet". Immerhin wurde deutlich gemacht, dass das ganze "zur Bestandregulierung" notwendig sei, da die Kälber nicht von der Mutter, die männlichen nicht von den weiblichen getrennt werden (sprich:weil er sich ja nicht um 5000 kümmern will nach 20 Jahren). Dem Mörder kamen die Tränen. Alibimäßig ein alter Veggieday-Bericht.

Achim

PS: Die Lösung ist "Kalbsleberwurst". Wenn keine Kälber- sondern "nur" Schweineleber enthalten ist, heißt die Wurst sei neuestem "Kalbfleisch-Leberwurst". "Schweinskopfsülze" enthält schon immer die "Schweinemaske", also die Gesichtshaut mit anhaftendem Fett, Bindegewebe und Muskulatur. Tee bzw. Bier sind nicht in den entsprechenden Leichenmusprodukten enthalten.

Re: Sojagulasch ohne Unterschied

Autor: martin | Datum:

> Und die restlichen 12%? Ein Wunder, dass es nicht mehr waren,
> die mitbekommen haben, wie die am Nebentisch aufgeklärt

Wobei "etwas mitbekommen" auch relativ ist. Bei einem anderen Versuch im Fernsehen fiel unter "mitbekommen" die Vermutung, dass es wohl "anderes Fleisch als gewöhnlich" gewesen sei. Der Anteil derer, die gemerkt haben, dass es gar keines war, dürfte daher wahrscheinlich unter 10% liegen.

"Du musst ordentlich von dem Fleich essen!"

Autor: K | Datum:
Eine Erlebnis unsererseits passt hier irgendwie:

Vor einiger Zeit haben wir unseren Dachboden ausgebaut bzw. z.T. ausbauen lassen. Ein Handwerker, der manchmal bei uns mit gegessen hat und nicht wusste, dass wir Veganer sind, stach einen Sojabrocken auf die Gabel und sagte zu unserem Sohn: "Du musst ordentlich von dem Fleich essen!". Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits eine halbe Portion "mexikanischen Gulasch-Eintopf" (nicht wirklich scharf wegen der Kinder) gegessen. Soviel dazu :-)

Viele Grüße
Kurt

Re: Sojagulasch ohne Unterschied

Autor: Marco | Datum:
martin schrieb:
>
> Die Veganismus-Gegner können einem fast leid tun. Jetzt ist
> auch noch ihr letztes Argument, veganes Essen würde zumindest
> nicht den Geschmack ersetzen können, in Bach runter gegangen.

Ach was, da kann man sich noch alle möglichen und unmöglichen "Argumente" aus den Fingern saugen. Passend dazu der Kommentar am Ende: "[...] geschmacklich nicht, aber die Konsistenz ist schon anders."

Re: Selberwursten

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Und jeder Mensch mit einem Funken Verstand sollte merken,
> dass die Negativ-"Bewertungen" der Testesser sich teilweise
> widersprechen (die ganze "Masse" ist gewürzt und am Ende ist
> es zu fad?), der sogenannte Koch offenbar keine Ahnung hat

Ja ... ist das nicht immer so? Sie müssen irgendetwas kritisieren, und da es nichts zu kritisieren gint, denken sie sich was aus. Das das dann inkonsistent ist liegt in der Natur der Sache.

> weich ist. Und Bambus können sie auch nicht von "hölzernem
> Spargel" unterscheiden. Ganz großes Kino, aber vielleicht

Bambus? Ist das der "Knochen"? Hm, in der Zutatenliste steht "Zuckerrohr".

> sollte man solche Grillpartys nicht in München stattfinden
> lassen...;-)

Sollte man gar nicht stattfinden lasse, war ja ein Vergleichsessen - mit Leichen.

Achim

Re: Selberwursten

Autor: Kalle | Datum:
Achim Stößer schrieb:
> Bambus? Ist das der "Knochen"? Hm, in der Zutatenliste steht
> "Zuckerrohr".

Oje, da hast Du mich jetzt ertappt. Ohne auf die Liste zu schauen war ich der festen Überzeugung, dass es Bambus ist. Dann bin ich offenbar genauso unfähig wie der Testesser - wobei ich es auf keinen Fall als hölzernen Spargel identifiziert hätte. Hab die Dinger aber schon lange nicht mehr gegessen.

> > sollte man solche Grillpartys nicht in München stattfinden
> > lassen...;-)
>
> Sollte man gar nicht stattfinden lasse, war ja ein
> Vergleichsessen - mit Leichen.

Auch wieder wahr.

Bis dann,
Kalle