Hallo!
Fragt ihr eigentlich die Zutat Palmfett an? Meines Wissens nach ist es ja in der Lebensmittelkennzeichung so, das pflanzliche Fette ja auch Zusätze enthalten dürfen. Fragt ihr das an, ist Palmfett vielleicht eh schon konkret genug? Ist es im Bio-Bereich anders?
lg Turgon
Hallo,
dachte bisher immer, Palmfett ist Palmfett - wüßte nicht, was da an Zusätzen drin sein sollte... Was anderes ist das bei "Margarine" oder "pflanzlichen Fetten".
Wie sieht das eigentlich mit der Palmfett/-öl-Gewinnung aus? Ich wurde mal so vor einem Jahr von einer veganen Bekannten angeschrieben, ob ich darauf achten würde, weil dafür ja Palmen gefällt und dementsprechend Lebensraum (von Orang-Utans) zerstört würde. Im Weiteren habe ich aber nichts darüber erfahren. Sagt euch das Flugblatt "Regenwald-Report" etwas? Bei wer-kennt-wen.de gibt es ja auch eine Gruppe "Ohne Palmfett leben" oder so ähnlich. Ich frage mich, inwiefern die Verwendung von Palmöl oder Palmfett vegan sein soll, wenn dadurch offensichtlich Lebensraum für Tiere zerstört wird?
> Ich wurde mal so vor einem Jahr von einer veganen
> Bekannten angeschrieben, ob ich darauf achten würde,
> weil dafür ja Palmen gefällt und dementsprechend
> Lebensraum (von Orang-Utans) zerstört würde.
Mhm, hört sich für mich sehr undifferenziert an, schließlich müssen für die Gewinnung des Palmöles nicht zwingend Palmen gefällt werden, siehe http://www.lebensmittellexikon.de/o0000110.php. Selbst dann, wenn in einem Teil der Anbaugebiete mittels Brandrodung von Urwald neue Anbaugebiete für Ölpalmen erschlossen würden, wäre es IMHO unsachlich dafür sämtliche Konsumenten von Palmölprodukten verantwortlich zu machen.
> Im Weiteren habe ich aber nichts darüber erfahren.
> Sagt euch das Flugblatt "Regenwald-Report" etwas?
Unter http://www.regenwald.org/regenwaldreport.php?artid=230 kann man nachlesen, dass sich die Kritik wohl hauptsächlich auf die Produktion von Palmöl für Biodiesel bezieht, dass indonesische Kleinbauern enteignet und wegen der Zerstörung von Urwald viele Pflanzen- und Tierarten ausgerottet würden. Und dort steht auch, was mit den Orang-Utans angeblich geschehen soll:
> Ich frage mich, inwiefern die Verwendung von Palmöl
> oder Palmfett vegan sein soll, wenn dadurch
> offensichtlich Lebensraum für Tiere zerstört wird?
Ist jemand, der Tofu konsumiert automatisch für urwaldgefährdenden Monokulturanbau in Südamerika verantwortlich (welche wir doch eher der "Nutztierhaltug" verdanken...) oder werden durch die Förderung von Rapsanbau für Biodiesel alle anderen Rapsölprodukte zum Tabu, weil Biodiesel evtl. zur Nahrungsmittelverschwendung beiträgt? Kann Soja oder Raps dann noch vegan sein?
> Ist jemand, der Tofu konsumiert automatisch für
> urwaldgefährdenden Monokulturanbau in Südamerika
> verantwortlich (welche wir doch eher der "Nutztierhaltug"
> verdanken...) oder werden durch die Förderung von Rapsanbau
> für Biodiesel alle anderen Rapsölprodukte zum Tabu, weil
> Biodiesel evtl. zur Nahrungsmittelverschwendung beiträgt?
> Kann Soja oder Raps dann noch vegan sein?
Gerade bei Soja sind die typischen Gegenargumente wenig durchdacht. Wie wir wissen dienen 70% der Sojaanbaufläche für die "Futtermittelherstellung". Wenn das wegfiele und ein wenig mehr Sojareinkonsum dazukäme, würden trotzdem nicht mehr als 50% (wahrscheinlich weniger, s. u.) der jetzigen Fläche benötigt und es könnten also 50% wieder aufgeforstet werden. Jeder der seine Ernährung von unvegan auf vegan umstellt, verschiebt für seinen eigenen Konsum das Verhältnis in diese Richtung, d. h. für Veganer wird kein Quadratzentimeter Regenwald gerodet (sondern im Gegenteil: wenn, dann wird Fläche bewahrt).
Völlig aus der Luft gegriffen ist auch, den heutigen Status von Sojaprodukten eins-zu-eins auf die Zukunft zu projizieren. Soja hat den Vorrangstatus als Tiermilchalternative nur, weil (wie bekannt ist) es eine lange bekannte Alternative aus Regionen mit Laktoseintoleranz ist (bzw. dort eigentlich keine "Alternative", sondern schlicht ein Grundnahrungsmittel). Mit der Etablierung einer veganen Gesellschaft werden die heutigen Nischenprodukte aus einheimischen Pflanzen (Hafermilch, Lupinenprodukte etc.) Sojaprodukte schon dadurch verdrängen, weil sie durch die kürzeren Transportwege kostengünstiger sind; abgesehen davon, daß sie bis dahin an Varianten- und Geschmacksrichtungen wesentlich stärker vertreten und durch Massenkonsum bereits so billiger werden werden. D. h. daß ca. 50% der heutigen Sojaanbaufläche benötigt werden wird, ist wesentlich zu hoch gegriffen. Es bleibt also die Feststellung, daß durch Veganismus 60-70% der Sojaanbauflächen wieder aufgeforstet werden werden können.
Was die restliche Fläche angeht, besteht, wie ich im obigen Beitrag schrieb, ethisch kein wesentlicher Unterschied zwischen europäischen und anderen Anbauflächen.
(Und bis diese Zukunft verreicht ist, werden durch verbesserte Anbaumethoden, Kunstdünger etc. die Anbauflächen weiter verringert werden können.)
> Palmfett leben" oder so ähnlich. Ich frage mich, inwiefern
> die Verwendung von Palmöl oder Palmfett vegan sein soll, wenn
> dadurch offensichtlich Lebensraum für Tiere zerstört wird?
Damit ist es genauso vegan wie alle pflanzlichen Nahrungsmittel, da für den Anbau jeder Art Pflanzen (potentieller) Lebensraum zerstört wird oder zerstört bleibt (auch die europäischen Anbauflächen waren vor einigen hundert Jahren fast gänzlich dichter Hochwald, der gerodet wurde, womit auch hier Lebensraum zerstört ist oder eben bleibt).
Wenn man einsieht, daß ethisch nur die Anzahl der Individuen und nicht die Anzahl der Arten relevant ist, dann gibt es wahrscheinlich kaum große Unterschiede zwischen tropischen und (potentiellen) europäischen Wäldern.
Es geht überhaupt nicht darum, dass für Palmöl/-fett etwa Palmen *gefällt* würden, wie hier angeklungen ist, sondern im Gegenteil darum, dass namentlich auf Borneo riesige Ölpalmen-Monokulturen (von einigen tausend km² Ausdehnung) angelegt werden. Dafür wird die entsprechende Fläche Regenwald gerodet, mit allen ökologischen Konsequenzen daraus. Vorfinanziert bzw. mit Extraprofit "belohnt" wird das Ganze durch die Gewinne aus dem Tropenholz-Raubbau, der dem Kahlschlag und dem Niederbrennen i.d.R. vorausgeht.
Was die Orang-Utans angeht, sie geraten vor allem durch den ekzessiven Ölpalmenanbau an den Rand der Ausrottung. Auf den Punkt gebracht: Wer Palmfett konsumiert, konsumiert Orang-Utans! Das gilt auch für Alsan-Margarine und viele andere, angeblich vegane Produkte. Macht euch nichts vor.
Auf Palmfett zu verzichten, ist allerdings im Moment noch fast unmöglich, da es fast überall verarbeitet wird, wo "pflanzliches Fett" o.Ä. draufsteht. Palmfett muss bislang nicht deklariert werden. Darüber hinaus ist es sehr häufig in Seifen, Waschmitteln und Kosmetika enthalten.
> Was die Orang-Utans angeht, sie geraten vor allem durch den
> ekzessiven Ölpalmenanbau an den Rand der Ausrottung. Auf den
> Punkt gebracht: Wer Palmfett konsumiert, konsumiert
> Orang-Utans! Das gilt auch für Alsan-Margarine und viele
> andere, angeblich vegane Produkte. Macht euch nichts vor.
>
> Auf Palmfett zu verzichten, ist allerdings im Moment noch
> fast unmöglich, da es fast überall verarbeitet wird, wo
> "pflanzliches Fett" o.Ä. draufsteht. Palmfett muss bislang
> nicht deklariert werden. Darüber hinaus ist es sehr häufig in
> Seifen, Waschmitteln und Kosmetika enthalten.
"Wir" machen uns sicher nichts vor - aber ihr vielleicht euch? Niemand bestreitet, daß auch diese Aspekte Probleme sind, die beseitigt werden müssen. Aber es ist eine Sojamilchmädchenrechnung, die verschiedenen Anbauflächen in "erhaltenswerter" und "weniger erhaltenswert" einzuteilen.
Somit bleibt das ein Randaspekt, genauso wie "Jagd" oder "Tierversuche", deren ethische Inakzeptabilität kaum ein Veganer bestreiten wird. Entweder beschränkt man sich also darauf, 0,0015 Mio. Orang-Utans zu retten oder fängt in Deutschland mit 500 Mio. "Mast"hühner an (beide Zahlen jährlich). Denn diese Randaspekte werden sich mit der Etablierung einer veganen Gesellschaft so gut wie vollständig von selbst erledigen (siehe meine beiden anderen Beiträge).
Keineswegs. Es ist ein fundamentaler Unterschied, ob für immer neue Palmölplantagen immer weiter Urwald vernichtet wird oder ob sich der Ölpalmenanbau wenigstens auf die vorhandenen Anbauflächen beschränken bzw. "nur" auf ohnehin schon durch andere Nutzungen degradierte Waldflächen ausgedehnt würde.
Seltsam, dass ein Verganer (du bist doch einer, oder nicht?) Jagd und Tierversuche als Randaspekte bezeichnet. Abgesehen davon, selbst wenn du die Ausrottung der Orang-Utans in freier Wildbahn und die Ausrottung unzähliger weiterer Spezies für einen Randaspekt (von was genau eigentlich?) hältst, die Zerstörung riesiger Regenwaldgebiete ist global alles andere als ein Randaspekt. Indonesien z.B. ist nach den USA und China das Land mit den größten CO2-Emissionen - nicht in erster Linie durch Industrie oder Verkehr, sondern durch pure Waldvernichtung.
Als "Speziesist" stehen mir 1500 Orang-Utans nunmal näher als Hühner 500 Millionen Hühner.
Selbst wenn ich wüsste, welche "Randaspekte" sich mit einer veganen Gesellschaft erledigen würden, es wird einfach nie eine vegane Gesellschaft geben...
> Keineswegs. Es ist ein fundamentaler Unterschied, ob für
> immer neue Palmölplantagen immer weiter Urwald vernichtet
> wird oder ob sich der Ölpalmenanbau wenigstens auf die
> vorhandenen Anbauflächen beschränken bzw. "nur" auf ohnehin
> schon durch andere Nutzungen degradierte Waldflächen
> ausgedehnt würde.
Ja sicher, das habe ich auch nie bestritten.
Mit "unterschiedlichen Anbauflächen" meinte ich regional unterschiedliche, vorhandene Anbauflächen (oder wieso nimmst du an, daß ich keinen Unterschied bestehendem und gerodeten Wald machen würde?).
> Seltsam, dass ein Verganer (du bist doch einer, oder nicht?)
> Jagd und Tierversuche als Randaspekte bezeichnet.
Scheinbar weißt du nicht, was unter "Randaspekt" zu verstehen ist, evt. solltest du das nachholen.
> Abgesehen
> davon, selbst wenn du die Ausrottung der Orang-Utans in
> freier Wildbahn und die Ausrottung unzähliger weiterer
> Spezies für einen Randaspekt (von was genau eigentlich?)
> hältst, die Zerstörung riesiger Regenwaldgebiete ist global
> alles andere als ein Randaspekt. Indonesien z.B. ist nach den
> USA und China das Land mit den größten CO2-Emissionen - nicht
> in erster Linie durch Industrie oder Verkehr, sondern durch
> pure Waldvernichtung.
Selbstverständlich ist es das.
Desweiteren solltest du dich über den fundamentalen Unterschied zwischen Tierrechten und Artenschutz informieren.
> Als "Speziesist" stehen mir 1500 Orang-Utans nunmal näher als
> Hühner 500 Millionen Hühner.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
(Schuldprojektion ist bekanntlich ein beliebter Bereich der Speziesisiten.)
> Selbst wenn ich wüsste, welche "Randaspekte" sich mit einer
> veganen Gesellschaft erledigen würden, es wird einfach nie
> eine vegane Gesellschaft geben...
Immer diese fundierten Zukunftsprognosen... welche Zauberpillen muß man nehmen, um Hellseher zu werden?
> > Selbst wenn ich wüsste, welche "Randaspekte" sich mit einer
> > veganen Gesellschaft erledigen würden, es wird einfach nie
> > eine vegane Gesellschaft geben...
>
> Immer diese fundierten Zukunftsprognosen... welche
> Zauberpillen muß man nehmen, um Hellseher zu werden?
Was mich mal interessieren würde, wieso ist da immer nur von den Orang Utans die Rede? Betroffen sind ja nun offensichtlich zahlreiche andere Spezies, darunter auch "gefährdete" wie Tiger, Malaienbären, Bartschweine.
... es macht schon sinn, anbauflächen in "erhaltenswerter" und "weniger erhaltenswert" einzuteilen. schließlich macht es einen riesigen unterschied, ob ich ein über jahrtausende gewachsenes ökosystem, das selbst schon selten ist und auch noch selten gewordene arten beherbergt, und selbst durch die bestgemeinte renaturierung nie wieder hergestellt werden kann, zerstöre, oder eben bereits kultivierte flächen nutze (die natürlich auch einmal bewaldet waren, was aber irrelevant is, wenn der wald erstmal verschwunden ist). daher gilt es, weitere abholzung zu vermeiden durch die oben genannte einteilung.
> ... es macht schon sinn, anbauflächen in "erhaltenswerter"
> und "weniger erhaltenswert" einzuteilen. schließlich macht es
> einen riesigen unterschied, ob ich ein über jahrtausende
> gewachsenes ökosystem, das selbst schon selten ist und auch
> noch selten gewordene arten beherbergt, und selbst durch die
"Artenschutz" ist irrelevant, siehe anderer Beitrag.
> bestgemeinte renaturierung nie wieder hergestellt werden
> kann, zerstöre, oder eben bereits kultivierte flächen nutze
Das sagte ich bereits zweimal: es geht (in beiden Fällen) um die bereits vorhandenen Anbauflächen im Vergleich. Daß es grundsätzlich schlecht ist, neue Flächen zu zerstören (egal wo), sollte klar sein.
> (die natürlich auch einmal bewaldet waren, was aber
> irrelevant is, wenn der wald erstmal verschwunden ist). daher
Deiner Aussage zufolge, können also alle tropischen Wälder gerodet werden, weil es "irrelevant is", daß diese Gebiete "einmal bewaldet waren", "wenn der wald erstmal verschwunden ist"? Interessant.
> gilt es, weitere abholzung zu vermeiden durch die oben
> genannte einteilung.
Natürlich (wie ich sagte..) gilt es Abholzung zu vermeiden, aber eben durch die best- und schnellstmögliche Veganisierung der Gesellschaft, ohne sich bei Randaspekten, die sich in Zukunft (höchstwahrscheinlich) selbst lösen werden, aufzuhalten.